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Der innere Kritiker. Ergänzung zum Februar-Blatt des Tischkalenders.
Gestern. Prüfender Blick auf mein Februar-Blatt 'Ich höre auf, mich zu verurteilen.' Ist es mir in diesem Monat gelungen, mich weniger zu verurteilen? Nicht wirklich. Statt dessen nörgelte ich: 'Was für ein blöder Spruch, Anja! Warum hast du den auf den Kalender gepackt? Die Frühlingswiese und der Text auf dem anderen Tischkalender stimmt mich viel fröhlicher und sanfter.'
Nun stehen die Texte nicht auf dem Tischkalender, weil ich sie gut beherrsche, sie haben auch keine Zauberkraft - einmal anschauen, schon kann ich was dort steht und zack - ist das Thema für mich gelöst. Nein, ich sehe sie eher als eine Aufforderung, mich mit dem Thema auseinander zu setzen. Und das passiert unweigerlich, weil ich immer wieder darauf schaue.
Gestern forderte ich mich in meinem Tagebuch in einer bestimmten Situation zu Verständnis für mich auf. Das Gegenteil passierte: Die Stimme meines inneren Kritikers brach aus mir heraus. Schrieb in einem Rutsch zwei Seiten voll. Und danach ging es mir nicht schlechter, sondern besser als vorher. Stille. Ruhe. Entspannung. Mit den Selbsturteilen war für diesen Tag Schluss.
Das erinnert mich an eine kostbare Erfahrung mit meinem Kritiker vor einigen Jahren. Mein Fazit damals: Den inneren Kritiker zu ignorieren ist keine gute Idee. Das macht ihn nämlich noch größer und kostet einen Haufen Energie. Einfacher ist es, ihn zu Wort kommen zu lassen - und auch Energie sparender, als seine Worte immer wieder zu unterdrücken. Damals rief ich ein Kritikertagebuch für mich ins Leben, das mir richtig gut tat. Einerseits, die Worte und inneren Bilder rauszulassen - ohne Wertung - und andererseits die positive Absicht dahinter zu sehen. In meinem Beitrag "Mir selbst näher kommen" habe ich meinen Prozess dorthin beschrieben.
Heute kann ich in dem, was mein Kritiker gestern in mein Tagebuch voller Wucht und Wut schrieb, auch eine gute Absicht abgewinnen, einen Hinweis für mich. Und das tut gut. Doch gleich ob ich künftig eine gute Absicht hinter dem finde, was mein Kritiker sagt oder nicht: Alleine das Rauslassen seiner Meinung ist gut, weil die Stille danach einfach himmlisch ist!
So schließe ich Frieden mit dem Februar-Bild 'Ich höre auf, mich zu verurteilen.' und sehe darin einen Schatz, nämlich: 'Ich höre meinem inneren Kritiker wertfrei zu.' - eine wichtige Erfahrung, die ich über die letzten Jahre glatt vergessen habe!
Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2013, 1. Halbjahr, Blog - Mich selbst annehmen, Blog - Monatliche Impulse
Februar-Impulse
Der Februar zeigt sich in Köln mit grau-nassem Himmel. Die Natur lässt sich davon nicht beeindrucken und zeigt die ersten Frühjahrsblüher: Gelb blühende Winterlinge fand ich beim Spaziergang am Wegesrand. Ich kann gut etwas fröhliches gebrauchen und das Blatt des Tischkalenders 'Ein gutes Leben' kommt da wie gerufen:
Ich liebe dieses Blatt. Die Farben, die Sonne, die Krokusse in ihrem Licht. Aufgenommen in der Kölner Flora oder im Japanischen Garten, bin gerade unsicher. An beiden Orten gibt es solch schöne Frühlingswiesen.
Der Text: 'Auch der dunkelsten Nacht folgt ein strahlend heller Tag.' kommt mir nach diesen trüb-nassen Tagen wie eine Gnade vor. Die Medien melden, es war der dunkelste Januar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Noch nie hat die Sonne so selten geschienen. So sehr sehnt sich jede meiner Zellen nach Licht, Sonne und den bunten Farben der Natur. Sicher ist: Das wird kommen, es ist nur noch eine Frage der Zeit.
Sinnbildlich steht das Foto mit dem Text nicht nur für einen harten Winter und den Wunsch auf den Frühling. Das Februarblatt des Tischkalenders 'Ein gutes Leben' steht auch für die persönlichen Herausforderungen in unserem Leben. Da gibt es auch Zeiten, wo die Sonne einfach nicht scheinen will und dies Blatt ist der Mutmacher, das jedes Leid, jede schwere Phase im Leben auch ein Ende hat und danach eine strahlend helle, bunte und fröhliche Zeit folgt.
Das Bild kommt wie gerufen in mein Leben!
~ * ~
Auf dem Tischkalender 'Ich gehe meinen Weg' findet sich eine Spiegelung der Sonne über dem Meer. Möwen schaukeln auf den Wellen und eine segelt durch die Lüfte. Aufgenommen habe ich das Foto an Dänemarks Nordseeküste im Winter. Ja, auch dann geht die Sonne dort im warmen Licht bilderbuchmäßig unter:
Der Text: 'Ich höre auf, mich zu verurteilen.'
Affirmationen sind positive Sätze, die uns bestärken. Dieser Satz ist auf den ersten Blick nicht positiv. Er klingt hart. Auf den zweiten Blick jedoch bewirkt er, dass ich über mich nachdenke wie das mit einem positiven Satz - etwa 'Ich bin lieb zu mir.' nicht in der Intensität möglich ist. Manchmal ist es einfach wichtig, die unangenehmen Dinge beim Namen zu nennen, um ihnen auf die Schliche zu kommen. Denn Selbst-Verurteilungen sind sehr subtil, sind sie doch meist jahrelang einstudiert und laufen automatisch ab. Der Februar hilft mir, sie aufzuspüren: "Verurteile ich mich? Wann? Warum?" Wenn ich im Februar auf das Blatt schaue, werde ich daran erinnert, dies zu beobachten.
Gleich gestern morgen, beim ersten Aufwachen im neuen Monat wurde mir bewusst, wo ich mich zum Beispiel selbst verurteile. Ich erinnerte mich an eine schon einige Jahre zurück liegende Situation, die ungute Gefühle bei mir auslöste und als ich darüber nachdachte, merkte ich, dass die unguten Gefühle von meiner Selbstverurteilung stammen:
Ein Treffen war anberaumt in einer anderen Stadt mit ehemaligen Kollegen. Früher hatte ich immer 'ja' gesagt, wenn ich von einer Kollegin gefragt wurde, ob ich sie mitnehmen könne. Wir leben in der gleichen Stadt, jedoch in entferntern Stadtteilen. Sie hat kein Auto, fährt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Eigentlich wollte ich sie nicht mitnehmen, weil es immer ein Umweg war und ich nach den Treffen sehr müde. Ich traute mich nicht, 'nein' zu sagen, weil ich dachte, dann muss sie abends spät alleine mit den Öffentlichen fahren und in meinem Auto ist es sicher und warm und ich könne doch nicht nein sagen, wenn ich sooo nett gefragt werde... Ich gab meinen Gefühlen, meinen Bedürfnissen keinen Raum.
Nun waren zwischen den Treffen einige Jahre vergangen und die Kollegin fragte mich wieder. Mein Automatismus sagte: 'Du kannst jetzt nicht nein sagen, hast sie schon immer mitgenommen.' Doch mein Inneres sagte mir, ich solle einen Moment überlegen und das sagte ich auch meiner ehemaligen Kollegin. Ich horchte nach innen, wo alles 'NEIN, ich will nicht!' schrie. Und ich nahm meinen Mut zusammen und sagte, ich möchte lieber alleine und nicht extra durch die Stadt fahren. Stille auf der anderen Seite. Mit dieser Reaktion hatte meine Gesprächspartnerin nicht gerechnet und auch sie brauchte einen Moment, sich auf die Veränderung einzustellen. Ich hatte mit Vorwürfen gerechnet, doch statt dessen hörte ich: 'Kein Problem, dann fahre ich mit der Bahn.'
Ich hatte mir so viele Gedanken gemacht und es war so einfach gewesen, nein zu sagen. Tolles Erlebnis. Eigentlich. Denn danach machte ich mir Vorwürfe, warum ich meine Bedürnisse an die erste Stelle gesetzt hatte, 'sei doch nicht so' hörte ich in mir. Ich war aus meinem Muster ausgebrochen. Klar, dass ich mit dieser Verhaltensänderung zu kämpfen hatte.
Innerlich gab/gibt (?) es den Satz: Erst die anderen, dann ich.
Und der ist so fest verwurzelt, dass er sich nicht einfach wegzaubern lässt. (Hab's probiert und auf viele Weisen geübt.) Auch nicht seine Folgen, nämlich, dass ich mich verurteile, wenn ich dieser Regel nicht mehr folge. "Eine Gewohnheit kann man nicht einfach zum Fenster hinaus werfen. Man muss sie Stufe für Stufe die Treppe hinunter locken." sagte Mark Twain und das bringt es für mich auf den Punkt.
Der Februar ist eine Einladung an mich, liebevoll mit mir umzugehen, wenn ich aus alten Mustern ausbreche und mich dafür verurteile. Er lädt mit ein, mich zu beobachten und inne zu halten: 'Was läuft da gerade eigentlich ab? Ich verurteile mich, weil ich mich an die erste Stelle setze und nicht andere Menschen. Ist das ok? Was würde ich einem anderen sagen, der in meiner Situation ist? Ich würde ihm sagen: Höre auf deine Bedürfnisse und erfülle sie. Du bist nicht auf der Welt, um die Wünsche und Bedürfnisse anderer Menschen zu erfüllen, sondern zu dir selbst gut zu sein. Das fällt dir schwer, weil du viele Jahre nach einem anderen Wert gelebt hast, nämlich andere an erste Stelle zu setzen. Jetzt ist es an der Zeit, das zu ändern. Es ist ok, wenn es dir noch schwer fällt. Von mal zu mal wird es leichter werden. Ich bin stolz auf dich, dass du dich verändert hast und mehr auf dich hörst!'
An meiner Wand hängt ein Zitat von Fritz Perls, Begründer der Gestalt-Therapie. Das 'Gestalt-Gebet', gefunden in der Zeitung Gestalt-Kritik 2/2011. Es lautet:
"Ich mache meine Sache.
Und du machst deine Sache.
Ich bin
nicht auf dieser Welt,
um deinen Erwartungen zu entsprechen.
Und
du bist nicht auf der Welt,
um meinen Erwartungen zu entsprechen.
Ich
bin ich und du bist du."
Das passt herrlich in dieses Thema und hilft mir, den Weg der inneren Veränderung meiner Muster zu gehen. Schritt für Schritt. Liebevoll.
~ * ~
Das sind die Impulse für Februar - eine Mischung aus Vorfreude, die Gnade des Lichts und liebevoller Veränderung. Es steht viel Arbeit an in diesem Jahr. Wo viel Dunkelheit ist, ist auch sehr viel Licht. Und das wird kommen. So sicher wie die Kirschen in einigen Wochen blühen werden, die Vögel zwitschern. Eine unaufhaltsame Kraft. In der Natur und in jedem von uns.
Auf der anderen Seite meines Bildschirms hängt an der Wand ein Zitat von Albert Campus, einem französchichem Philosophen: "Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es tief in mir einen unbesiegbaren Sommer gibt."
Ich wünsche Ihnen und mir einen guten Monat Februar!
Wenn Sie noch Tischkalender haben möchten, ist dies bis zum
10.2. noch möglich, dann schließt der Shop seine Tore. Klick
zum Shop. Der Webshop ist bis zum Verkauf der Kalender für
2014 geschlossen.
Anja Kolberg
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