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Lesetipp: Romanserie über eine mutige, junge Frau in der NS-Zeit. Seidenstadt-Saga.

Die wahre Geschichte von Ruth Meyer

Über eine junge Frau, die mutig ist, obwohl sie Angst hat. Das macht mir als Leserin Mut!

Behütet wächst Ruth in den 1920er Jahren in Krefeld in einem wohlhabenden Elternhaus mit ihrer jüngeren Schwester Ilse auf. Sie geht auf eine höhere Mädchenschule, ist schlau und beliebt und es stört keinen, das sie die einzige Jüdin in ihrer Klasse ist. Dann kommen die Nazis an die Macht und immer schneller und dramatischer verändert sich die einst so heile Welt für Ruth, ihre Familie, Großeltern und Freunde.

Manche aus der Gemeinde beschließen auszuwandern, andere denken, es wird nicht so schlimm kommen. Sie alle sind in erster Linie Deutsche, arbeiten, sind Teil der Gesellschaft und gehören nebenbei dem jüdischen Glauben an, (so wie ich den katholischen Glauben hineingeboren wurde). Deswegen können sie sich nicht vorstellen, dass ihnen etwas schlimmes widerfahren kann.

Wir sind mitten dabei, als sich Ruth verliebt, sich die Ereignisse dann in Deutschland überschlagen und ihr Heim und ihrer aller Leben in Gefahr ist. Werden sie das alle überleben? Wie?

Die vier Bände rund im das reale Schicksal der Familie Meyer sind in dieser Reihenfolge aufeinander aufgebaut: “Jahre aus Seide”, “Zeit aus Glas”, “Tage des Lichts” und “Träume aus Samt”.

Es ist lange her, dass ich viermal jeweils etwa 500 Seiten in einem so hohen Tempo weg gelesen habe und kaum erwarten konnte, dass der letzte Band endlich erscheint. Ich habe so viele Notizen am Rand gemacht für gute Stellen. Minimale Längen gibt es zu Beginn des ersten Bandes - darüber unbedingt einfach hinweg lesen. Es lohnt sich.

Vermutlich sind den Tagebucheintragungen von Ruth sowie dem Recherche Talent der Autorin und weiterer HelferInnen die so anschaulich dargestellten Lebenseinblicke in die damalige Zeit zu verdanken. Wenn ich Deutsch- oder Geschichtslehrerin wäre, ich würde meine zehnte oder höhere Klasse diese vier Romane lesen und besprechen lassen.

Wenn reale Ereignisse mit sympathischen Charakteren verknüpft sind, machen sie etwas mit uns. Es sind nicht mehr einfach nur Fakten über etwas, das einmal passiert ist. Wir haben diese Menschen ins Herz geschlossen, als wäre es unsere Familie und wir wollen, dass es ihnen gut geht. Ulrike Renk gelingt es vortrefflich und mit erzählerischem Talent historische Ereignisse sowie Sitten und Gebräuche in die Geschichte einzuweben. Geschichte wird erfahrbar.

Besonders mag ich auch immer die Hintergründe eines Buches. Auch dazu erfahren wir in jedem Band etwas, was für mich sogar noch umfangreicher sein könnte. Fast schon unglaublich ist die Geschichte wie die Romane überhaupt zustande gekommen sind: Durch eine zufällige Begegnung in der Villa Merländer - dem heutigen NS-Dokumentationszentrum in Krefeld, einst das Haus des Seidenstoff Großhändlers Richard Merländer, einem Nachbarn von Ruths Familie - und dem beherzten Handeln von Ulrike Renk (mehr dazu im Buch). Es scheint fast, als wurde sie von Ruth geführt.

Ich wünsche mir, Ruths Gesicht und das ihrer Familie eines Tages auf einem Foto zu sehen, einige Tagebucheinträge zu lesen. Was ein Glück, dass sie ihre Erlebnisse aufgeschrieben hat. Es wäre toll, mehr zu lesen, zu erleben: Ein Ruth-Meyer-Gedenkraum mit all den Informationen stelle ich mir gerade vor. Mehr: https://villamerlaender.de

Das ist nicht nur eine hervorragend unterhaltsame Romanserie - es ist vor allem das Eintauchen in die deutsche Vergangenheit. Für das Erinnern und gegen das Vergessen. Für mich ist genau das ganz hohe Kunst: Edutainment - also Wissen unterhaltsam transportieren. Ulrike Renk ist darin eine Meisterin. DANKE!

Liebe Ulrike Renk,

gerade habe ich den Deckel von Band 4 “Träume aus Samt” der Seidenstadt-Saga zugeklappt. Mein Gesicht ist noch nass, das Taschentuch neben mir auch. Von mir aus könnte die Geschichte ewig weiter gehen.

Von ganzem Herzen DANKE für all die Stunden, Wochen und Jahre, die Sie für die vier Romane rund um die Erlebnisse von Ruth Meyer und ihrer Familie investiert haben. Jede einzelne Minute war es wert. Sie haben damit ein großartiges Werk für die Menschlichkeit und gegen das Vergessen geschaffen. Ich wurde von Ihnen sehr gut unterhalten, bin ergriffen und habe viel über die damalige Zeit aus Sicht der jüdischen Bevölkerung und auch ihre Bräuche gelernt. Das ist sehr kostbar!

Band 4 macht bei aller Härte der Geschichte Hoffnung. Das Leben war grausam, es ist nicht wieder gut zu machen und dennoch gibt es auch Gutes, das ihnen widerfährt. Ich habe so oft: “Ist das schön!” an den Rand geschrieben und auf Seite 400: “Liebe Ulrike Renk, ich möchte Sie mal feste lieb halten für dieses tolle Buch! Danke!” - was ich mir hiermit in Gedanken vorstelle.

Möge die Geschichte viele Herzen berühren, zum Mitfühlen bringen und so dafür sorgen, dass sich Ruths und Ilses Wunsch für immer erfüllt.

Bitte hören Sie nie auf zu schreiben, liebe Frau Renk! Folgen Sie weiter Ihren beherzten Impulsen. Sie tragen wundervolle Früchte!

Ihre bisherige Arbeit kenne ich nicht, doch Sie haben mich darauf sehr neugierig gemacht. Ich mag wie Sie wahre Geschichten und freue mich sehr, dass es Ihnen auch in Ihren Büchern ebenso geht.

Ihr neuer Fan

Anja Kolberg

P.S.: Weitere Besprechungen rund um wahre Schicksale im 2. Weltkrieg:
Die Nachtigall. Roman 
Eine einzigartige Lektion in Menschlichkeit. Roman 
Lumpenball: Historischer Roman 
Filmtipp: Ein verborgenes Leben 

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Dienstag, 25 August, 2020
Thema: Blog - 2020, 2. Halbjahr, Buch: Schmöker

Durch Dankbarkeit auf gute Gedanken kommen

Dankbarkeitsbuch

Was bringt mir das Führen eines Dankbarkeitsbuches?
Aufschreiben, wofür ich dankbar bin, hilft mir, meine Gedanken auf das Gute in meinem Leben zu lenken. In dieser Zeit grüble ich nicht und mache mir keine Sorgen. Ich starte mit guten Gefühlen in den Tag und das strahlt positiv auf meine Stimmung und die Ereignisse des Tages aus.

Beispiel: Wenn ich lächle, lächeln Menschen zurück. Schaue ich sie wütend, sorgenvoll, aggressiv an, werden sie wahrscheinlich nicht zurücklächeln. So ist es auch mit den Gefühlen:

Je mehr positive Gefühle ich erzeuge, desto mehr ziehe ich davon an, kommen zu mir zurück. Es lohnt sich also, diesen Weg zu beschreiten, um einfach einen guten Start zu haben. Das bedeutet nicht, alles andere aus dem Leben zu verbannen. Es bedeutet eher: Bewusst einen positiven Akzent zu setzen.

Dadurch, dass mir durch das Aufschreiben bewusster wird, was mir gut tut, werde ich auch darauf achten, es öfter in mein Leben zu holen. Und das macht wieder gute Stimmung! Und ich lerne mich selbst besser kennen.

Ich wertschätze, was ich habe und schaue weniger auf das, was mir noch fehlt. Das macht mich zufriedener, glücklicher. Ich empfinde weniger Stress und das wirkt sich positiv auf meine Gesundheit aus.

Wie ich das mache?
Ich habe mir ein eigenes Danke-Buch zugelegt. Im Schreibwarenladen nach schönen Kladden/Notizbüchern gesucht, meines gefunden und innen die erste Seite schön gestaltet. (Foto). 10 Punkte, für die ich dankbar bin, schreibe ich auf.

Wann schreibe ich?
Ich mache die Übung am Morgen, da ich dann am meisten Ruhe empfinde. Es ist aber auch schön, sie am Abend als Rückschau auf den Start zu machen. Ich habe damit 2012 begonnen, in langen Abschnitten täglich, aber dann viele Monate pausiert. Ich habe die Tage, an denen ich aufgeschrieben habe, durchnummeriert. Heute (14.8.20) bin ich bei 493.

Was schreibe ich auf?
Ich beginne mit: “Ich bin dankbar für ……” oder “Danke für ….” und beende den Satz mit “..., weil…”. Ich füge also hinzu, warum ich dafür dankbar bin. Damit verbinde ich mich noch mehr mit dem Guten, als würde ich es vernetzen. Immer mehr fällt mir ein.

Beispielsätze:

  • Ich bin dankbar für meine Gesundheit, weil sie keine Selbstverständlichkeit ist.
  • Ich bin dankbar für die freie Zeiteinteilung, weil ich auf meine Bedürfnisse eingehen kann.
  • Danke für Blumen in meinem Garten, sie machen mich froh.
  • Danke für den Kontakt mit ….. Bei ihr kann ich ganz ich selbst sein.

Anregungen und Fragen, die helfen auf Ideen zu kommen:

  • Was ist selbstverständlich in meinem Leben, aber für andere nicht? (z.B. Ressourcen wie Nahrung, Freiheit, Bildung, Unterkunft, Familie, Arbeit, Beziehungen, Gesundheit, Urlaub, Freunde, Mobilität …)
  • Wer tut mir in meinem Leben gut und warum empfinde ich das so?
  • Was hat mir gestern gut getan oder Freude - warum?
  • Was habe ich erreicht, überwunden, geschenkt bekommen - warum bedeutet mir das soviel?
  • Was mag ich an mir - warum?
  • Was mag ich an meinem Partner, wie unterstützt er mich - warum ist das wichtig für mich?

Danke für das Glück

Ursprünglich fand ich die Anleitung 2012 im Buch “The Magic” von Rhonda Byrne. Inzwischen überfluten Dankbarkeitstagebucher (neudeutsch: Gratitude Journals) und deren Anleitungen den Markt. Ein Glück für unsere Gesundheit!

In Byrnes Buch fand ich eine tolle Idee: Mich vorweg für etwas zu bedanken, das ich so in mein Leben ziehen kann. Ich habe damit wirklich schon Erfolg gehabt! Beispiel: "Danke für die guten Nachrichten, die mich heute erreichen werden." Auf dieser Idee basierte auch das Kalenderblatt aus August 2017 im Tischkalender "Ganz ich selbst sein". Es macht einfach Spaß und tut gut, so Glück und Freude zu säen.

Viel Freude beim Ausprobieren!

Deine Anja

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Freitag, 14 August, 2020
Thema: Blog - 2020, 2. Halbjahr, Blog - Achtsamkeit

Buchtipp: Die Nachtigall. Roman.

Mehr als ein Jahr lag das Buch auf dem Schrank und wartete auf mich. 609 Seiten. Sehr ansprechender Einband. An einem der heißesten Tage 2020 habe ich es wie im Rausch zu Ende gelesen.

Wenn du dich für Frauenschicksale im 2. Weltkrieg interessierst, wie sie gelebt, überlebt haben - und zwar nicht in Deutschland, sondern im von Deutschen besetzten Frankreich - dann lies "Die Nachtigall" von Kristin Hannah:

Unsere Geschichte aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Was haben unsere Soldaten getan? Welche Not hatten die Französinnen auszustehen, deren Männer im Krieg waren, in einem Frankreich, das sich schnell ergeben hatte? Blieb das wirklich ohne Widerstand? Wie fühlte es sich an, wenn all das gute Essen an die Besatzer ging und für die Bevölkerung kaum etwas übrig blieb? Waren alle Soldaten ohne Herz? Was machst du, wenn Nachbarn, nur weil sie Juden sind, verhaftet werden? Wenn du nicht weißt, wohin mit deiner Wut? Wenn du dein Kind beschützen und ernähren willst und selbst ohnmächtig vor Hunger, Angst und Kälte bist?

Ein großartig geschriebener Roman nach den wahren Schicksalen von Frauen beschrieben - stille Heldinnen.

Eine Geschichte für das Überleben und die innere Kraft, das Richtige zu tun. Ein schonungsloser Blick in die grausame Fratze des Krieges und was er mit uns Menschen macht. Aber auch über die Liebe, Zusammenhalt und großen Mut der Frauen, die im Stillen Widerstand leisteten.

Als ich den Buchdeckel zugeklappt hatte und meine Tränen getrocknet waren, fühlte ich vor allem Dingen Dankbarkeit für diese Empfehlung, die mir eine Buchhändlerin gab, als ich nach Romanen fragte, die Schicksale von Menschen aus dem 2. Weltkrieg beschreiben.

Die Nachtigall

Ich hätte mir einen dicken Zusatzteil gewünscht, in dem die Autorin mehr über ihre Recherchearbeit spricht, darüber wie es genau zu diesem Werk kam, wie sie es schaffte, all die Informationen in diese Leben zu integrieren. Für mich ein bewegendes Meisterwerk! 71 besonders herausragende Stellen habe ich mit Zetteln versehen. Ich würde gerne mit Zeitzeugen sprechen, mehr erfahren:

Wie fühlten sich die Deutschen Soldaten, die diese Befehle willig oder auch widerwillig ausführten? Welche Spuren hinterließ ihr Wirken in ihrer Biographie, in ihren Ehen, bei ihren Kindern und Enkelkindern? Welche Spuren hat dies in unserer Gesellschaft hinterlassen? Schweigen? Gewalt? Reue? Buße? Vielleicht von jedem etwas und noch mehr. Bezogen auf die Auseinandersetzung mit dem Thema Kriegskinder, Nachkriegskinder und Kriegsenkel oder generationsübergreifende Weitergabe von Traumata ist dieses Buch eine sehr unterhaltsame, erschreckende, nachdenklich machende Hilfe.

Schade, dass ich nicht so gut Englisch kann. Ich würde mit der Autorin Kristin Hannah gerne ein sehr langes Gespräch über ihre Arbeit an diesem Buch führen und was es mit ihr gemacht hat. Wer einmal so ein Werk geschaffen hat: Ist das noch zu toppen?

Ah genau - die Handlung:

Zwei Schwestern (14 und 4 Jahre alt) werden nach dem Tod ihrer Mutter von ihrem vom 1. Weltkrieg gezeichneten Vater zu einer Verwandten aufs Land abgeschoben. Sie leiden unter dem Verlust ihrer Eltern und versuchen Fuß zu fassen. Vivianne findet schnell einen Freund, heiratet und die jüngere Isabelle fühlt sich vor allem verstoßen, von niemandem geliebt, auch von der Schwester nicht. Sie landet in Internaten, woraus sie türmt oder rausgeworfen wird. Sie flüchet zu ihrem Vater nach Paris, der sie nur mit Kälte begrüßt. Sie ist wild und stark und wünscht sich nur eines: Geliebt werden und ein Zuhause haben.

So kommt es zu völlig unterschiedlichen Lebensläufen: Als die Deutschen Frankreich besetzen, muss Vivianne mit ihrer Tochter irgendwie überleben und darauf hoffen, dass ihr Mann lebend zurück aus dem Krieg kommt. Isabelle kann nicht fassen, dass sich alle wehrlos ergeben und schließt sich dem Widerstand gegen die Nationalsozialisten an. Beide werden immer wieder vor neue Gewissensfragen gestellt: Was ist das Richtige?

Auch wenn ich am Anfang ein kleines bisschen brauchte, um reinzufinden, so lies mich die Geschichte danach nicht mehr los. Teilweise war es so berührend, dass ich das Buch einige Tage weglegen musste, um die Grausamkeit der Wahrheit zu verdauen.

Wenn die Ereignisse real sind, die im Buch beschrieben sind, dann verstehe ich, warum ein Pariser Schaffner so unfreundlich und abweisend zu uns war, als wir versuchten uns Fahrkarten mit unseren minimalen Sprachkenntnissen zu besorgen. Der Krieg hinterlässt Spuren über Jahrzehnte. Eigentlich ein Wunder, dass Vergessen und Verzeihen möglich ist.

Titel: Die Nachtigall
Autorin: Kristin Hannah

Wer mehr über die Thematik lesen will, diese Daten konnte ich recherchieren:

Warum interessiere ich mich für Geschichten aus dieser Zeit?

Mir ist wichtig, mich zu verstehen, meine Familie, die Gesellschaft: Warum handeln wie sie handeln? Warum sind wir wie wir sind? Was hat uns dazu gemacht? Alles hat einen Ursprung, eine Geschichte. Denn eines weiß ich bestimmt: Wir kommen als liebende, unschuldige Wesen auf die Welt - und dann werden wir geprägt. Welche Prägungen waren das? Wie kann ich sie auflösen, damit wir alle weniger Leid haben, uns frei entfalten können und wieder zu dem liebevollen Wesen werden, als das wir auf die Erde kamen.

Ich wünsche dir eine intensive Lesezeit

Anja

P.S.: Ebenso spannend und zur Thematik passend ist der Film: Ein verborgenes Leben.

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Montag, 10 August, 2020
Thema: Blog - 2020, 2. Halbjahr, Buch: Schmöker

Filmtipp: Ein verborgenes Leben. Besprechung.

Ein verborgenes Leben

[Bild: Ein verborgenes Leben. Rechte Pandora Film.]

Der österreichische Bauer Franz verweigert den Treueschwur auf Hitler. Franz macht, was sich richtig anfühlt, will keine Wehrlosen töten, andere Länder überfallen. Er kann nicht gegen sein Gewissen handeln. Dies hat weitreichende Konsequenzen für ihn selbst und für seine Familie.

Ein ganz toller Film nach einer wahren Begebenheit. Brilliante Schauspieler. Tolle Aufnahmen. Sehr sehenswert, um die Geschichte zu begreifen.

Was ging wirklich in den Soldaten vor? Wie mag es sich anfühlen, Hitler die Treue zu schwören, ohne es zu schaffen, dabei den Kopf und das Herz auszuschalten? Wie mag es sein, “Nein” zum Kriegsdienst zu sagen und zu wissen, welche Strafe darauf steht? Wie stark muss diese innenliegende Kraft von Franz sein, das Richtige zu tun?

Ich bewundere auch seine Frau Franziska, die seine Entscheidung mit allen Konsequenzen für sich selbst, für ihren Arbeitsalltag als Bäuerin, für ihre drei kleinen Kinder und für die Schwester, die ihr hilft, den Hof zu bestellen, trägt.

Was für große Seelen zeigt dieser Film. Danke, einfach danke!

(Achtung: Spoiler ab hier.)

Franz führt alle, die nicht ihrem Gewissen folgen (können), nur durch seine Haltung vor. Erinnert sie an das, was richtig ist. Und das macht sie wütend, brutal, aber auch nachdenklich.

Ein besonderer Moment, der das zeigt: Einer der Richter (Bruno Ganz) redet ihm unter vier Augen wie so viele zuvor ins Gewissen:

“Bilden Sie sich ein, dass irgendetwas, das Sie tun, den Verlauf des Krieges ändern wird? Dass irgend jemand außerhalb dieses Gerichts je von Ihnen hören wird? Niemand wird sich erinnern. Die Welt wird weiter gehen wie bisher. Ihre Taten bewirken womöglich das Gegenteil dessen, was Sie beabsichtigen. Ein anderer wird Ihren Platz einnehmen."

Als Franz nicht reagiert, fragt der Richter ihn: “Verurteilen Sie mich?” Der folgende Dialog ist besonders.

Die Reaktionen des Richters (Bruno Ganz), das Atmen, Nachdenken, Zunicken beim Verabschieden und als er sich dann auf den Stuhl des Angeklagten setzt. Nachspürt wie es sich anfühlt, das Richtige zu tun. Beeindruckend.

Das Gesicht der Dorfbewohner, als sie erfahren, dass der - den sie angefeindet haben, weil er für seine Ethik einsteht - wirklich für seinen Glauben starb. Die Kirchenvertreter, die er um Rat fragte, waren nicht so reinen Herzens gewesen wie er.

Franziska sagt nach seinem Tod: “Es wird eine Zeit kommen, wo wir wissen, wofür das alles gut ist. Und es wird keine Rätsel mehr geben. Wir werden wissen, warum … wir leben. Wir werden zusammen kommen, werden Obstgärten anlegen, Felder. Wir werden das Land wieder aufbauen. Franz - wir sehen uns dort.”

Warum sein Schicksal meiner Meinung nach Sinn macht?

Weil Franz und seine Franziska uns allen bis heute zeigen, dass es wichtig ist, das Richtige zu tun, gleich wie schwer der Weg ist. (Auch wenn sie dafür sich selbst, ihrem nahen Umfeld Leid zufügen, weil sie nicht mehr da sein können, weil andere ihr Handeln nicht verstehen und die Zurückgebliebenen das aushalten müssen.) Sie erinnern uns an die Menschlichkeit, an unser Herz und darauf zu hören. Sie machen Hoffnung für das Gute im Menschen, in der Welt. Die Herzen sind nicht kalt, sie leben und atmen und darauf baue ich.

Franziska hatte dieser Biografie zufolge nach dem Tode von Franz zahllose Briefwechsel mit Menschen in aller Welt führte, die beeindruckt davon waren, wie er seinem Gewissen folgte. Franz und Franziska hinterlassen Spuren noch weit über den heutigen Tag hinaus.

Der Film "Ein verborgenes Leben" ist ein leiser Film, der mit wenigen Worten auskommt, großartige Naturaufnahmen zeigt und der Zuschauer*in Zeit lässt, alles, was geschieht, zu verarbeiten.

Wenn du mehr lesen magst:

Danke für dieses kostbare Werk!

Anja Kolberg

P.S.: Für alle, die an der Thematik interessiert sind - und warum ich mich dafür interessiere, empfehle ich meine Rezension des Romans: "Die Nachtigall".

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Montag, 10 August, 2020
Thema: Blog - 2020, 2. Halbjahr, Film-Tipp

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