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Licht fürs Herz
Wenn die Umstellungszeit im November von hell auf dunkel mal vorbei ist, erfreue ich mich am Licht dieser Zeit.
Die Dunkelheit in der Natur umgibt eine besondere Stille, die auch hinein zu mir kommt. Kerzenlicht erhellt den Raum. Flackern. Schwefelduft von den Anzündhölzern verflüchtigt sich langsam. Ein Papierstern leuchtet am Fenster.
Ruhe.
Die Umgebungsgeräusche werden lauter. Doch auch sie treten in den Hintergrund, wenn ich mich stärker auf das Licht der Kerze konzentriere. Im allerbesten Fall ist der Raum kuschlig warm, der Kaminofen bollert. Ich bin von einer heißen Dusche gut durchwärmt und habe Lümmelklamotten an. Es gibt kaum gemütlichere Momente.
Zeit, inne zu halten. Seufzen. Einen Augenblick ganz aufmerksam da zu sein - bei mir selbst.
Andächtig pausieren. Diese klitzekleinen Momente sind Kraftquellen für unsere Seele, unseren Geist, unser Herz, für unseren Körper. Wir kommen zur Ruhe.
Das sind für mich die kostbaren Geschenke der dunklen Zeit. Dieses besondere Gefühl kenne ich nur von Ende November und dem Dezember. Wenn ich mich an die zunehmende Dunkelheit gewöhnt habe. Diese Umstellungszeit ist nicht ohne und der Novemberblues hat mich dieses Jahr doch wieder den ein oder anderen Tag eingeholt. Wenn auch weniger als die Jahre zuvor.
Es ist ähnlich wie bei Veränderungen im Leben, die ich nicht stoppen kann. Erst wehre ich mich dagegen, finde es doof (es ist viel früher dunkel, der Himmel oft grau und schwer) und nach einer Eingewöhnungszeit habe ich mich damit angefreundet und finde ich es urgemütlich (wie jetzt mit dem Licht) und genau richtig so.
Ich habe gestern fünf neue E-Cards erstellt. Drei davon sehen Sie in diesem Beitrag. Alle anderen Advent- und auch Schnee-Ecards sind online. Hier in Köln hatten wir diese Woche den ersten Frost. Vor Weihnachten kommen die Weihnachts-E-Cards dazu. Viel Freude beim Verschicken.
Ich wünsche Ihnen von Herzen einen lichtvollen Advent!
Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2014, 2. Halbjahr, Blog - Achtsamkeit
Wenn sich das Leben plötzlich ändert...
Dieses Jahr mehren sich Krankheits- und Todesfälle in meinem Umfeld. Plötzlich ändern sich Lebensentwürfe. Gewohntes und Liebgewonnenes muss verlassen werden.
Von der Bekannten, die unerwartet starb, berichtete ich. Ungefähr zeitgleich musste eine meiner besten Freundinnen wegen einer Komplikation nach einer OP notoperiert werden. Ihr Leben hing am seidenen Faden. Sie ist Gott sei dank auf dem Weg der Besserung. Ein geschätzter und sehr gemochter Großonkel und seine ebenso nette Frau starben in diesem Jahr. Ein weiterer Großonkel (ich mag sie alle!) kam mit einer überraschenden Krebsdiagnose im nicht therapierbaren Stadium nach Hause und wird - kurz zuvor noch fit - nun von seinen Töchtern und Frau im Krankenbett zu Hause gepflegt. Eine Cousine meiner Großmutter liegt ebenfalls im Krankenhaus, auch sie mag ich sehr mit ihrem unnachahmlichen urkölschen Dialekt, der sich wie ein Lied anhört.
Diese Ereignisse so gebündelt treiben mir die Tränen in die Augen. Ein Ergeignis alleine reicht doch schon. Jeder muss den Schock einer solch tiefgreifenden Lebensänderung erst mal verdauen. Sowohl die Betroffenen selbst als auch ihr nahes und weiteres Umfeld. Vielleicht müssen Lebensträume begraben, der gewohnte Alltag aufgegeben, Abschied genommen werden.
All das fällt ja schon schwer, wenn man sich selbst entschließt, etwas zu ändern. Wird man jedoch vom Schicksal von solchen Veränderungen überrumpelt, fehlt die vorbereitende Entscheidungsphase, die ja da ist, wenn man selbst am Leben etwas ändern will.
Den Schock verarbeiten. Das Leben neu sortieren. Sich an Änderungen gewöhnen. Trauerarbeit leisten, wenn die Dinge nun anders laufen als bisher, als gewollt und gehofft. Die Wut rauslassen, damit Platz für inneren Frieden entsteht, der sich ganz leise seinen Raum verschafft. Die Zuversicht, dass 'dennoch' oder wieder Lebensqualität möglich ist, Freude, Lachen, Zusammensein. Die Menschen um mich herum in anderen Rollen neu kennen lernen, überrascht sein, Miteinander erfahren und Verbundenheit.
Sich mit dem arrangieren, was ist. Mitgefühl erfahren. Seine Gefühle zeigen dürfen. Trotz allem Freude erfahren und lebenswerte Momente. Schritt für Schritt leben.
Anja Kolberg
PS: Keine Stunde, nachdem ich den Artikel veröffentlichte, habe ich erfahren, dass mein Großonkel gestorben ist. Ich bin sehr traurig. Ich werde sein spitzbübisches Grinsen, die funkelnden Augen, seine charmante und witzige Art und den herrlichen Bad Emser Dialekt vermissen.
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Thema: Blog - 2014, 2. Halbjahr, Blog - Dunkle Tage
Eine Tasse Tee...
... dampft gerade auf meinem Schreibtisch. 'Hier und Jetzt' heißt die Teesorte. Schöne Inspiration, nicht wahr? Und er schmeckt auch noch gut.
Heute hatten wir kein Internet und kein Telefon, weil unser Anbieter Netcologne den Anschluss auf Glasfaser umstellte. Was das bedeutet merkte ich erst am frühen Morgen, als ich weder Kontostände noch Mails abrufen konnte. Aha, so ist es also, keine Verbindung zu haben.
Ich erreichte meinen Mann, der meist eine Idee parat hat. So wurde mein Handy dann zum mobilen Hotspot und ich konnte meine Büroarbeit erledigen. Der Zugriff darauf erfolgte sehr konzentriert, da ich keine Flatrate am Handy habe. Heißt, jede Minute kostete Einheiten.
Sobald ich den Hotspot ausstellte, hatte ich an meinem Arbeitsplatz keine Verbindung. Wissen Sie was? Das war richtig praktisch. Ich pflanzte endlich die Blumenzwiebeln im Hochbeet auf unserer Terrasse ein, schnitt die Rosen zurück und sammelte die vom Rost befallenen Rosenblätter vom Erdreich ab. Das Bürofenster war wie der Schreibtisch ruckzuck gereinigt und der Staubsauger über Fliesen, Parkett, Teppich und Treppenstufen geschwungen.
Ich sollte mir öfter so eine Keine-Verbindungs-Diät verpassen. Wie schnell unterbreche ich sonst meine Arbeit, um mal eben was im Internet nachzusehen, Mails abzurufen... und schwups ist eine Stunde vorbei. Heute habe ich diese Zeiten konzentriert auf einmal abgearbeitet.
In meinen Firefox-Browser habe ich mir das Add-on LeechBlock installiert, mit dem ich bestimmen kann, wann welche Internetseite blockiert wird. Ganz schön praktisch, aber auch ruckzuck wieder ausgestellt. Hm. Mal sehen, ob ich etwas aus der heutigen Erfahrung mache. Heute fühle ich ich dadurch ganz schön aufgeräumt. Gutes Gefühl.
Liebe Grüße aus Köln
Anja Kolberg
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Kürbissuppe. Vegan. Lecker. Schnell. Einfach.
Seit einigen Wochen erfreue ich mich an einem einfachen Rezept: Kürbissuppe. Tipp meiner Mutter. Die Suppe ist in einer halben Stunde auf dem Tisch, braucht nicht nachgewürzt werden, lässt sich prima aufwärmen und sogar einfrieren. Und sieht auch noch herrlich aus. Von der fertigen Suppe habe ich leider kein Foto, weil ich sie immer so schnell auflöffle. :o)
Man braucht: 1 Hokaido-Kürbis. 800 ml Gemüsebrühe. 1 Dose Kokosmilch. Chilli. Knoblauch. 1-2 Zwiebeln
So geht das Rezept:
1. Einen Hokaido-Kürbis halbieren. Kerne und die Fasern um die Kerne
entfernen. Den Kürbis inklusive Schale Würfel schneiden.
Die
Schale ist sehr fest. Entweder die Kraft eines Mannes dafür nutzen :o)
oder selbst die Muskeln trainieren. [Hab gehört, den Kürbis wie er ist
eine zeitlang in den Ofen stecken (ca. 150 Grad 1/2 Stunde) soll auch
helfen, ihn leichter schneiden zu können, hab ich aber noch nicht
probiert.] Unbedingt die Kerne entfernen, ich habe es mal mit Kernen
probiert. Schlechte Idee, die wurden nämlich weder weich gekocht, noch
beim Pürieren klein und ich hatte immer die Kernbruchstücke im Mund...
Dann lieber auf die fertige Suppe vor dem Servieren ein paar Kürbiskerne
streuen oder etwas Kürbisöl träufeln.
2. 1-2 kleingeschnittene Zwiebeln, eine Knoblauchzehe und eine Chilli in
etwas Öl oder Kokosfett andünsten.
Die Chilli habe ich beim
zweiten Mal ohne Schale angedünstet, da die Schalenstücke mich in der
Suppe störten. Dafür habe ich die Chilli aufgeschnitten, die Kerne
entfernt und dann mit einem Küchenmesser das Fleisch von der Schale
abgeschabt. Das hat gut geklappt (allerdings nur, wenn die Chilli nicht
mehr superfrisch ist und die Haut schon etwas härter). Meine Chilli war
auch nicht zu scharf.
3. Den geschnittenen Kürbis auf das angedünstete geben, mit 800 ml Gemüsebrühe und einer Dose Kokosmilch auffüllen. Alles eine 1/4 Stunde kochen. Dann mal in den Kürbis pieken, die Schale müsste weich sein.
4. Wenn der Kürbis weich ist: Alles pürieren. Fertig! Schmecken lassen.
Dazu passt Baguette, Brot, Laugenbrezeln...
Ich habe vor dem Pürieren
auch mal einige Stücke Kürbis herausgenommen und anschließend auf die
pürierete Suppe gelegt. Lecker!
Der Kürbis ist mal klein, mal größer. Mal nehme ich eine große Zwiebeln, mal drei kleine. Oder auch mal zwei Chillischoten. Das Rezept lädt zum Experimentieren ein. Guten Appetit und viel Freude beim Nachkochen.
Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2014, 2. Halbjahr, Blog - Vegane Rezepte
Filmtipp: The Help
Amerikas Süden Anfang der 60er Jahre. Schwarze Frauen ziehen die Kinder der weißen Oberschicht in ihren Vorstadthäusern für einen Hungerlohn groß, kümmern sich um den Haushalt, sorgen für das leibliche Wohlergehen. Rassentrennung ist hier in Missisippi immer noch an der Tagesordnung. Gleichzeitg beginnt im ganzen Land die Bürgerrechtsbewegung. Unruhige Zeiten.
Die junge Skeeter kehrt von der Highscool nach Hause zurück und wundert sich, dass ihre Nanny nicht mehr im Haus ist. Die Frau, die Jahrzehnte im Haus ihrer Eltern für den Haushalt zuständig war und sie großzog. Die Schwarze, die mehr Mutter für sie war als ihre leibliche. Eine Antwort wo ihre Nanny ist, erhält sie zunächst nicht...
Skeeter möchte nicht den Weg der anderen Frauen ihres Alters einschlagen, die alle heiraten, Kinder bekommen, sich um wohltätige Zwecke oder um ihren Bridgeclub kümmern und zu Hause bleiben. Skeeter will Schriftstellerin werden und erhält in der lokalen Zeitungsredaktion ihren ersten Auftrag: Die Kolumne für Haushaltstipps übernehmen und Leserbriefe beantworten. Sie bittet das schwarze Hausmädchen ihrer Freundin um Hilfe. Ihr fällt dabei auf, wie von oben herab die Hausangestellten von ihren Schulfreundinnen behandelt werden. So kommt sie auf die Idee, mehr über die Menschen zu schreiben, die ihnen allen das Leben erleichtern. Doch sie rennt gegen Wände. Keines der Hausmädchen will auspacken, bis dann eine weitere Ungerechtigkeit dazu führt, dass sie ihr Schweigen brechen.
Ein kurzweiliger, engagierter und tiefgründiger Blick hinter die Kulissen jener Zeit, bei dem auch der Humor nicht zu kurz kommt. Gelungen! Erschreckend das Frauenbild der damaligen Zeit. Die gegenströmende Skeeter gefällt mir sehr. Die Kraft der Worte, die Stärke des Widerstands und der erfolgreiche Kampf gegen die Ungerechtigkeit - ich liebe diese Mischung. Einfach schön und sehenswert. Macht Mut, den Mund aufzumachen. Denn ungerechte Zeiten gibt es immer. Auch heute.
Themen des Films: Rassentrennung - Widerstand - Zusammenhalt - Mut, die eigenen Stimme zu erheben - Loyaliät - Unterdrückung - Rollenverteilung Mann/Frau in den 60ern.
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Thema: Blog - 2014, 2. Halbjahr, Film-Tipp
Was ist im Leben wirklich wichtig?
Familie & Freunde. Das Leben auskosten.
Montag war ein besonderer Tag: Meine Oma feierte ihren 90. Geburtstag.
Alles
Liebe von hier, liebe Oma, wenn du das liest. :o)
Als ich morgens einen heliumgefüllten Ballon besorgen wollte, am liebsten mit der Zahl 90, schüttelte die Balloni-Mitarbeiterin den Kopf. Nein, die aufgedruckten Zahlen gehen nur bis 60. (Komisch, dabei werden die Menschen doch immer älter!) Kein Problem, wir schreiben was Sie wollen drauf. Das Ergebnis sah herrlich aus und ich bekam meine 90. Der junge Mann an der Kasse sagte: 'Oh, 90, das ist ja toll.' 'Ja, sagte ich, wissen Sie, was das Beste ist? Meine Oma ist auch noch fit dabei, die steckt mich mit ihrer Energie locker in die Tasche.' :o) 'Und wissen Sie, was das Allerbeste ist? Ich habe die Alt-Werd-Gene geerbt.'
Meine Urgroßtante wurde fast 100 Jahre alt, geistig fit. Sie konnte immer noch mit herrlicher Betonung Gedichte vortragen. Dieses Jahr lebten noch vier Geschwister meiner Oma, die sogar noch Auto fahren und sehr beweglich sind. Gute Aussichten! Danke, lieber Himmel. Ich nehme mir eine große Portion davon!
Ich hab' mich so gefreut, all die Gesichter von Großtanten, Großonkel, Großcousinen, Onkel, Tanten, Cousinen und Cousins, Partnerinnen und Partner, Großnichten und -neffen und natürlich meine Eltern, Geschwister und das strahlende Geburtstagskind zu sehen.
Meine Lieblingsbeschäftigung an so einem Tag: Drücken. Ich mag es, Menschen liebzuhalten. Ich brauche nicht viel Worte, um mich so mit den Menschen zu verbinden und zu zeigen: Du bist mir wichtig. Umarmungen können so viel transportieren: Wärme. Gefühl. Wertschätzung. Herzlichkeit. Befindlichkeit.
Meine Patentante hatte mit meinem Onkel ihr Wohnzimmer ausgeräumt, Tische und Stühle herbei geschafft, damit alle Platz fanden. Was für eine Meisterleistung. So konnte meine Oma zu Hause feiern (die drei leben unter einem Dach) und das war für alle natürlich ein besonderes Wohlgefühl. Als lebt in diesem Haus ein besonders guter Geist - neben und mit den liebevollen Menschen darin.
Ich lade an so einem Tag meine Energiereserven für Wochen, wenn nicht Monate auf. Meine Familie gibt mir Kraft. Einfach, weil sie da ist. Wie schön, dass ich meine Oma und meine ganze Familie hab!
Inmitten der Vorfreude auf die Geburtstagsfeier überraschte mich am Freitag die Nachricht, dass eine junge Frau, kaum älter als ich, im Koma lag. Ohne Vorzeichen erlitt sie letzten Donnerstag bei einem Friseurbesuch einen Schlaganfall mit Gehirnblutungen. Obwohl zufällig Rettungsassistentinnen im Salon waren, die direkt halfen und auch ein Arzt aus dem Haus gleich zur Stelle war, konnten sie nur bedingt helfen. 40 Minuten wurde sie reanimiert. Sie fiel ins Koma und am nächsten Abend wurde ihr Gehirntot festgestellt.
Ich mochte diese Frau sehr. Sie war von meiner Freundin Ariane eine gute Freundin. Ich kannte sie von gemeinsamen Aufstellungen, einer Weiterbildung und wir hatten einmal im Jahr netten Kontakt per Mail. Ich freute mich schon, sie eines Tages wieder zu sehen. Ein herzlicher, lebensbejahender, tiefsinniger und lieber Mensch. Und dann so plötzlich aus dem Leben gerissen. Wie kann das sein? Ich habe es immer noch nicht begriffen.
Ich finde, sterben gehört verboten. Keiner darf sterben. Meine Tante meinte, dann würde es langweilig und ja, dachte ich, es wäre ganz schön voll auf der Feier gestern gewesen, wenn keiner gestorben wäre. Wow! Wer alles da gewesen wäre.... Wenn ich mir das vorstelle. Toll!
Im Grunde genommen stirbt ja keiner. Die Seelen leben weiter. Nur ihre körperliche Hülle legen sie ab.
Bei älteren Menschen rechne ich eher mit dem Tod als bei jungen Menschen. Ich weiß gar nicht, wie oft ich Freitag sagte, 'Nein, nicht D......', als ich Kerzen für sie anzündete. Dieser Schock, dass Menschen gehen, mit denen ich nicht rechne. Wann rechnet man schon damit?
Dieses Jahr war so ein Erlebnis, als eine sehr liebe und gesundheitlich fitte Großtante unerwartet einige Monate vor ihrem schwer an Krebs erkrankten Mann starb. Keiner hatte damit gerechnet, alle hatten auf ihren Mann geschaut. Der Schock für die Familie war groß, selbst ich, die sie nur einmal im Jahr sah, war sehr betroffen. Mutter und Vater in einem Jahr verlieren, puh, da rollen mir die Tränen.
Als ich meinem Mann von dem plötzlichen Tod der Bekannten erzählte, nickte er nur und sagte: 'Ich erlebe das jeden Tag. Für mich ist es Normalität. Im Monat habe ich im Kehrbezirk (er ist Schornsteinfeger) Kontakt zu ca. 400 Menschen. Da begegnen mir Todesfälle in jeder Woche auf die ein oder andere Weise. Zuletzt wunderte er sich, dass er nachmittags einen Termin in einem Haus hatte, wo er Jahre zuvor vormittags auf eine junge Mutter traf. Ein Mann öffnete diesmal und auf das Erstaunen meines Mannes erzählte er, dass seine Frau innerhalb weniger Wochen im letzten Jahr verstorben war.
Mich nimmt sowas wirklich mit. Ich habe nicht so viel Kontakt zu Menschen, die Todesfälle um mich herum kann ich an einer Hand abzählen. Und die meisten davon waren Menschen, die schon mehr als sieben oder acht Jahrzehnte lebten. Nun ist es meist zu früh, (Gesundheit voraus gesetzt) gleich wieviel Jahre gelebt sind. Doch gerade bei jungen Menschen wird mir meine eigene Sterblichkeit und die gleichzeitige Ungewissheit deutlich. Keiner weiß, wann er hinaus befördert wird.
In mir lösen solche Schockereignisse Nachdenklichkeit aus. Was ist wirklich wichtig im Leben? Da rücken so viele Dinge in den Hintergrund, die viel Aufmerksamkeit von mir bekommen und in den Vordergrund, da rücken die Menschen. Familie. Freunde. Verbundenheit. Gemeinschaft. Und die Frage: Habe ich wenn ich heute sterben müsste, wirklich die Dinge gelebt, die mir am Herzen liegen? Was fehlt noch? Was müsste ich erleben, damit ich mit einem guten Gefühl sagen kann: 'Ja, ich kann gehen.'?
Was ist im Leben wirklich wichtig?
Dieser Gedanke wird mich die nächsten Tage und sicher noch länger begleiten.
Auf das Leben! Darauf diesen Tag zu genießen.
Schön, dass Sie da sind und mich lesen. Ich wünsche Ihnen und mir einen guten Tag, eine große Portion Leben, Gesundheit und Freude!
Ihre Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2014, 2. Halbjahr, Blog - Beziehungen