Persönliche Erfahrungen mit Krebs

Im Sommer 2000 fand ich durch Zufall eine rote, schmerzende Stelle an meiner Brust. Es folgten mehrere Untersuchungen und Ärzte-Marathons. Die Radiologen wollten aufgrund meines Alters (30) nicht glauben, dass es etwas Bösartiges ist, ausschließen konnten sie es jedoch nicht. Zum Schluss wurde dringend zu einer klärenden Operation empfohlen, da nur so die Gut- oder Bösartigkeit des Gewebes festgestellt werden konnte. Ich konnte nicht so ganz realisieren, was mit mir geschah, alles geschah innerhalb weniger Tage.
Ich bin ein durchweg positiv denkender Mensch. Doch die Befunde der Ärzte waren sehr beunruhigend. "Warum ich?", eine Frage, die mich sehr beschäftigt hat. Das Bedürfnis, möglichst viel über diese Krankheit zu erfahren, führte mich zu einer Recherche im Internet. Auf den empfehlenswerten Seiten von Prof. Dr. Barth www.brustkrebs.de fand ich endlich die Behandlungsmethoden ausführlich erklärt. Auch das dort angegebene Glossar machte es mir möglich, endlich die vielfachen Fachbegriffe zu verstehen. So zum Beispiel, dass Sonographie nichts anderes als Ultraschall ist.

Auch die Seiten der Deutschen Krebshilfe zeigten Behandlungsmethoden auf, die folgen, wenn ein bösartigen Tumor entdeckt wird. Sie sind sehr medizinisch ausgerichtet. In keiner Weise wird dort über psychosomatische Hintergründe der Krankheit gesprochen oder über alternative Heilmethoden.

So erhielt ich auf Nachfragen verschiedene Buchtipps, die mir sehr geholfen haben. Das Buch von Luise L. Hay "Heile deinen Körper" zeigte mir auf, welche seelischen Gründe sich hinter dem Knoten in der Brust versteckten. Ich bin sehr offen dafür, was mir mein Körper sagen will. Das mag nicht jeder sein. Jeder Mensch sollte ganz persönlich für sich entscheiden, welches der richtige Weg der Heilung für ihn ist.

Ulrike Bergmann empfahl mir das Buch "Frauenkörper, Frauenweisheit". Ein sehr gutes Nachschlagewerk, das Hilfen und ausführliche Informationen rund um den Frauenkörper gibt. Es hat mir Kraft gegeben. Die wichtigen Kapitel habe ich für mich herausgezogen. Ich glaube an die ursprüngliche Kraft der Frau.

Nun, es interessiert Sie sicher, wie meine Geschichte weiter gegangen ist. Auf meine Frage an den Radiologen, der mich ganz zu Anfang untersucht hatten, was denn eine OP bedeuten würde, antworte er: "Einen Eingriff in meine körperliche Unversehrtheit." Damals war es mir nicht bewusst, erst während des Krankenhausaufenthaltes wurde mir klar, was es bedeutet.

Im Krankenhaus wurde der Knoten im Ultraschall nicht eindeutig festgestellt. Er sollte drahtmarkiert werden. Mir wurde schon ganz schlecht vor Angst, es sollte am Morgen der Operation in einem Kölner Institut ohne Betäubung durchgeführt werden. Man sagte mir dort, es würde nicht wehtun. Das habe ich ihnen natürlich nicht abgenommen. Doch es war wirklich so. Das Brustgewebe von innen war schmerzunempfindlich, ich spürte lediglich den Einstich der Nadel, es war nicht so schlimm. Viel schlimmer war die Erkenntnis der Fachärztinnen, die vor der Markierung überlegten, ob aufgrund des Befundes nicht vielleicht Antibiotika helfen würde und so eine OP vermieden werden könnte. (Wenn ich es noch mal zu tun hätte, würde ich lieber vier Ärzte mehr befragen, anstatt mich auf Anraten zweier operieren zu lassen.)

Die Operation verlief gut. Es wurde kein Tumor diagnostiziert, sondern knotiges Drüsengewebe. Als die OP-Schwester mir nach der OP mitteilte, dass alles o.k. ist, sagte ich dankend: "Ist das Leben schön." Ich dachte, nach der Operation sei alles beim Alten und ich würde fröhlich weiter meines Weges ziehen. Dies war jedoch ein Irrtum. Dieser Eingriff hat mich sehr nachdenklich gemacht. Ich habe alles in Frage gestellt. Es beruhigte mich sehr, dies auch von anderen zu hören, die diesen Weg gegangen sind.

Nun, ich bin entschlossen, auf meinen Körper zu hören und bin dankbar für die Signale, die er mir geschickt hat. Denn schließlich hat er mir gezeigt, dass etwas nicht in Ordnung ist. Mir ist bewusst geworden, wie wertvoll Leben ist. Ich blicke mit offenen Augen in die Zukunft und bin offen für Veränderungen in meinem Leben. Schauen wir, was sich entwickeln wird.

Schließlich will ich mindestens 100 Jahre werden. Ich liebe das Leben!

Ich hoffe, Sie fühlen sich durch meine Worte etwas ermutigt. Haben Sie Vertrauen, dass alles gut verlaufen wird. Ich habe von anderen Frauen gelesen, die dankbar für die Krankheit waren. Warum? Weil Sie anschließend bewusster gelebt haben und die Krankheit Auslöser für eine entscheidende, positive Wende in ihrem Leben war. Und das sagten mir auch Frauen, deren Befund nicht unbedenklich wie meiner war, sondern die erst noch einige Chemotherapien und zuvor brusterhaltende OPs durchlaufen haben. Mich hat damals aufgebaut, dass meine Schwiegermutter vor 20 Jahren Brustkrebs hatte und heute gesund, putzmunter und voller Lebensfreude lebt. Überhaupt habe ich mir in dieser Zeit so viele positiv verlaufende Beispiele von Brustkrebspatientinnen angehört wie möglich. Das hat mir in der Zeit der Ungewissheit Mut gemacht. Überleben ist trotz Brustkrebs möglich. Sie schaffen das auch!

Anja Kolberg
Erstellt durch: Anja Kolberg am Samstag, 04 März, 2006
Thema: Buch: Gesundheit
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