Auf dem Herzensweg
Monika, Teilnehmerin vom Intuitiven Berufsworkshop im Herbst 2005, ist aus ihrem (Berufs-)Alltag ausgebrochen und hat sich auf den Weg Ihres Herzens gemacht. Der Weg, der jetzt für sie stimmt. Sie hat sich freundlicherweise für ein Mail-Interview - geführt zwischen Köln und Internet-Cafés unterwegs - zur Verfügung gestellt:
Hallo Monika, welches Ziel hast du und warum bist du unterwegs?
Mein
Ziel ist Portugal, das heisst einen Platz fuer mich zu finden, an dem
ich mich entfalten kann. Ich habe schon lange eine enorme Sehnsucht
dorthin.
Wie viel Zeit hast du dir genommen?
Ich habe mir 3 Monate Zeit
eingerauemt.
Wo befindest du dich gerade?
Im Moment befinde ich mich in
Granada, Spanien.
Wie geht es dir?
Es geht mir so gut wie seit langem nicht
mehr. Ich fuehle mich sehr unbefangen, ja man koennte sagen sehr frei.
Warum hast du am Berufsworkshop teilgenommen und was ist für dich
dabei heraus gekommen?
Ich stand sozusagen an einer Wendeplatte,
Sackgasse. Ich habe mich nicht mehr wohlgefuehlt - weder bei meiner
Arbeit noch in den Beziehungen, die ich hatte. Ich brauchte dringend
eine Orientierung und vor allem Unterstuetzung, denn ich konnte alleine
keinen vernuenftigen Gedanken mehr fassen, ausser eben mich zu dem
Workshop anzumelden! Fuer mich kam raus, das ich fuer mich sorgen
moechte (was immer das genau ist), einen Schlussstrich ziehen moechte,
mit Kindern arbeiten moechte und dass nicht wo ich bisher wohne, sondern
im Sueden.
Was bist du von Beruf?
Ich bin Krankenschwester und
Kinaesthetikbewegungslehrerin.
Wie ging es nach dem Workshop weiter?
Wie ging es weiter,
schon so lange her! Ich hatte gekuendigt und ich dachte zuerst, ich
mache mich selbststaendig als Bewegungslehrerin. Doch sehr bald wurde
klar, das ich damit alleine nicht ueberleben kann. So denn entschied ich
mich dann, eine Stelle im Pflegebereich zu suchen, die ich mir maximal
vorstellen konnte. Mit meiner Erfahrung und Fachkompetenz - kein
Problem. Ich wollte 24 Stunden Dienst bei einem querschnittsgelaehmten
Mann machen. Da haette ich 10 Tage Volleinsatz und dann den Rest des
Monats frei zur Verfuegung gehabt. Der Chef war wie ich es mir wuenschte
und mein Einarbeitungstermin rueckte naeher und mir ging es immer
schlechter: Schlafstoerungen, Panikattacken, tja bis ich mir eingestehen
musste - das geht gar nicht mehr!! Pflegen, Sorgen, intensiv mich
kuemmern! Burn out - ich!? Klar habe ich mich ueberfordert - es ist
irgendwie vorbei - diese Krankenschwesternzeit. Fuer mein Gefuehl habe
ich durch diese Erkenntnis enorm gesunde Anteile freigelegt. Da gibt es
natuerlich andere Meinungen und es hat mich viel Kraft gekostet, bei
meiner zu bleiben.
Wie hast du es geschafft, den "Absprung" zu schaffen?
Es
gab eine Frau, die mich in meinen Empfindungen unterstuetzt hat. Ohne
ihre natuerliche Sichtweise haette ich es schwerer gehabt. Ja und ein
Telefoncoaching mit dir, Anja, hat mich dann bestaerkt, tatsaechlich zu
tun, was tief in meinem Herzen loderte. (Ich wollte es ja selbst kaum
wahr haben). Die Stimme war so zart - "darfst du das denn?"
Was motiviert(e) dich?
Die Freude, die ich empfunden habe bei
der Vorstellung, mir diesen Bus zu kaufen und los zu fahren. Das war so
ein gigantisches Gefuehl!!
Kannst du dich noch daran erinnern, was es für ein Moment war, in dem
dir alles klar war, um zu gehen? Wo es kein halten mehr gab?
Der
Moment, in dem mir klar war, dass es kein Halten mehr gibt, war als
alles dagegen sprach zu gehen!! Ich wusste nicht, ob ich und wie ich das
mit meinen Finanzen denn regeln soll. Meine Mutter sagte: "Geh doch
naechstes Jahr" und ich hab sie angeschaut und gesagt: "Naechstes Jahr,
was soll ich naechstes Jahr in Spanien? Ich will jetzt dorthin, ich gehe
jetzt und zwar alleine. So wie ich das will." Nicht trotzig, sondern
eher belustigt beschwingt, denn es ist tatsaechlich so, das die
insgeheimen Wuensche Anderer blockieren. Und als ich das so wirklich
klar hatte und fuer mein Gefuehl - ich hatte wirklich so ganz und gar
nix mehr zu verlieren - was denn auch? Ja, da war's glasklar!! Auf zu
neuen Ufern, die mich innerlich eh schon lange fast explodieren
liessen... Ja, so war das und jetzt weine ich laengst ueberfaellige
Traenen des Gluecks, der Trauer, des Abschiedes, ja ganz schoen viele
Traenen. Doch die sind so wohltuend! Da loest sich so langsam der Kloss
im Hals. So eine Reise ins Leben bringt was mit sich.
Was war bis jetzt der schönste Moment?
Das schoenste
Gefuehl war, als ich gespuert habe, mein Herz befreit sich, es oeffnet
sich so wirklich. Das ist noch nicht so lange her, ich bin nun doch
schon einige Zeit unterwegs... Alles braucht seine Zeit wuerde ich
sagen. Und als so vieles so nahtlos funktioniert hat: Geld, Auto kaufen,
Zimmer untervermieten... Solange ich wusste, was ich wirklich will, ging
es gut. Zweifeln hat Kraft gekostet - auch eine Erfahrung - auch diese
ganzen Wiederstaende, die da noch kamen...
Was war der schwierigste?
Der schwierigste Moment war, mich
von meinem Neffen zu trennen. Er ist mir so nah und das ist mir schwer
gefallen. Ueberhaupt mich loszuloesen von dem Vertrauten. Ich wusste,
dass ich mich veraendern wuerde und moechte sagen, ich hatte grossen
Respekt davor oder vielleicht auch Angst vor diesen neuen Schritten ins
- ja Unbekannte.
Gibt es auch traurige Situationen?
Traurige Situationen, ja
gibt es. Und ich bin so traurig und ganz gluecklich, sie so intensiv zu
empfinden. Das ist, was ich meine mit 'mein Herz oeffnet sich'. Ich
empfinde um so viel intensiver, seit ich alleine unterwegs bin,
ueberhaupt seit ich unterwegs bin. Traurig ist, das ich netten,
herzlichen Menschen begegne und manchmal eine solche Verbundenheit
auftaucht und ich mich doch wieder trennen muss, bzw. will - ich moechte
ja meine Reise fortsetzen. Das macht mich traurig und froh. Und dass ich
soviel weine: Es macht mich traurig, dass ich nicht weinen konnte, als
es Zeit war - nun ich habe einiges nachzuholen. Erstaunlich!! An sich
auch ganz schoen traurig.
Warum lohnt es sich, sich auf den Weg zu machen?
Es lohnt
sich. Nun fuehle ich mich wieder lebendig. Ja das ist es: Ich fuehle
mich wieder. Ich funktioniere nicht nur. Deshalb lohnt es sich, fuer
mich zumindest.
Woher hast du die Kraft genommen, dich von deinem zu Hause zu lösen?
Die
Kraft. Ich glaube an Entwicklung und die entsteht durch Bewegung, egal
in welcher Weise und mir genuegte die koerperliche Erfahrung nicht mehr.
Wie ich jetzt feststelle, wollte meine Seele diese Aenderung und mein
Geist, der hat sich so oft gemeldet und ich aengstliches Wesen hab es
ignoriert. Warum auch immer. Eine Motivation war auch, dass ich Freude
und Zuversicht beim Workshop gespuert habe und dass es moeglich ist,
seinen Traumen zu folgen. Je mehr ich zu Hause meine Collage betrachtet
habe, um so mehr wollte ich nicht nur meine Collage betrachten, sondern
weiter gehen. Ja und eine Workshopfreundin hat mich bestaerkt, nun
endlich meinen ersten Schritt zu tun, so wie auf dem Workshop gesagt.
Und das war sooooo gut!!
Weißt du schon, wie es weitergeht?
Ich weiss noch nicht
wie es weitergeht. Das macht mich auch manches mal traurig, wenn ich
daran denke, doch wieder Geld zu verdienen, was will ich denn
tun/arbeiten? Ich weiss es wirklich nicht und ich versuche nicht daran
zu denken, sondern, das, was mir begegnet, wahrzunehmen und im heute zu
sein. Meinen Weg nach Portugal fortzusetzen, in meinem Tempo mit allem
was dazugehoert: Zweifel, Freude, Lustlosigkeit, Einsamkeit, Neid,
Lebendigkeit, wunderschoene Augenblicke, die ich festhalten moechte -
vieles mehr.
Was würdest du Anderen raten, die sich in einer ähnlichen Situation
befinden wie du, bevor du dich auf den Weg gemacht hast?
Ich kann
nur raten, einen Workshop zu besuchen. Fuer mich war das der Anfang.
Immer wieder in sich, auf sich zu hoeren, die leise Stimme zu erforschen
und sich mit Menschen austauschen, die offen fuer Veraenderungen sind.
Das sind nicht so viele!! Deshalb am besten Jemanden, der erfahren hat,
was so in einem lebt. Das heisst, jemand, der einen Workshop besucht hat
oder der gelernt hat, auf sich zu hoeren und zu vertrauen.
Was bestaerkt dich in Momenten des Zweifels, deine Reise fortzusetzen?
Es
ist mein Glaube und das Erleben hier auf der Reise. Dass Menschen in der
Lage sind, sich zu unterstuetzen, zu kommunizieren - wenn sie wollen
ohne Worte, mit wenig Worten und das laesst mich an Frieden glauben. Was
ich mir sehr wuensche. Die Achtung und Menschlichkeit, den Respekt, den
ich hier erlebe, laesst mich zuversichtlich sein und bestaerkt mich
immer wieder. Vor allem, es geht wirklich immer wieder weiter, wenn ich
die noetige Ruhe bzw. Gelassenheit bewahre!!
Tut mir gut, dir zu schreiben, Anja! Es tut auch gut nochmal zurueck zu gehen, soviel ist geschehen in der Zwischenzeit... ja, soooooo viel!! Danke schoen fuer deine Arbeit - ohne die waere ich - vielleicht anders hier gelandet? Wer weiss das? Es ist - wie es ist!!!
Danke dir, liebe Monika, für deine Zeit & viel viel Freude für alles wunderbare, was dir noch begegnen wird! Ich freue mich darauf, wieder von dir zu lesen!
Anja Kolberg
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