So graue Tage im Leben...

Es gibt so Tage im Leben, da scheint gar nichts so richtig zu klappen. Ich habe eine bestimmte Vorstellung wie bestimmte Dinge ablaufen. Die trifft nicht ein. Ich bin traurig und enttäuscht. Ich habe mich auf ein Gespräch gefreut und es läuft ganz anders, als ich mir das erhofft habe (wenn ich ehrlich bin: Ich hatte es schon befürchtet, wollte es aber nicht wahr haben). Ich möchte einen Ausflug machen und es regnet. Es gibt ja Tage, da macht es mir gar nichts aus. Anders ist das heute. Es ist so ein "himmelhoch-jauzend-zu-Tode-betrübt"-Tag. Eher der betrübte Teil davon. Hätte ich das gleich gewusst, dass der Tag so läuft, dann hätte ich das und das gemacht. Hätte... Hätte... Am liebsten würde ich mich verkriechen und schmollen und mich bemitleiden und ihn abhaken. Den Tag. Ist ja auch mal schön.

Aber am allerliebsten wäre mir natürlich, dass es doch noch ein schöner Tag für mich wird. Was könnte mir denn gut tun? Was brauche ich, um zufrieden zu sein?   Da fällt mir wahrhaftig nichts ein. Weiter schmollen? Nein. Ich versuch's mal mit einem inneren Dialog*:

Anja: Trauriger Teil. Warum bist du traurig?

Trauriger Teil: Weil es nicht so gelaufen ist wie ich das gerne wollte.

Anja: Was wolltest du denn?

Trauriger Teil: Dass die Person an mir das gleiche Interesse hat wie ich an ihr.

Anja: Und das war nicht der Fall?

Trauriger Teil: Nein.

Anja: Kannst du bei einem nächsten Kontakt etwas besser machen?

Trauriger Teil: Nein.

Anja: Was wäre dir am liebsten?

Trauriger Teil: Mir bessere Kontakte zu suchen.

Anja: Reicht das?

Trauriger Teil: Ja. Und die nicht guten Kontakte meiden.

Anja: Noch was?

Trauriger Teil: Ja, ich bin traurig, dass der ehemals gute Kontakt nicht mehr so ist wie früher. Das tut weh.

Anja: Hm. Kann ich etwas für dich tun?

Trauriger Teil: Ja, zuhören.

Anja: Was möchtest du mir denn noch erzählen?

Trauriger Teil: Mir fehlt etwas.

Anja: Was denn?

Trauriger Teil: Anerkennung.

Anja: Wie soll die aussehen?

Trauriger Teil: Interesse. Zuhören. Mich akzeptieren.

Anja: Akzeptieren, dass du einfach dazu gehörst?

Trauriger Teil: JA! Ich weiß, dass du mich nicht so sehr magst wie den positiven, fröhlichen, unbeschwerten Anteil in dir. Aber ich bin ein Teil von dir.

Anja: Das fällt mir wirklich schwer, dich anzuerkennen. Es tut mir leid, aber es ist so. Es ist immer leichter, fröhlich zu sein. Alles im Griff zu haben. Klar zu sehen. Zufrieden zu sein.

Trauriger Teil: Und dennoch bin ich da. Und wichtig.

Anja: Warum bist du wichtig?

Trauriger Teil: Weil ich dich aufmerksam mache.

Anja: Worauf?

Trauriger Teil: Auf die Dinge, die einfach nicht mehr stimmen. Dinge, die dir nicht gut tun. Dinge, die du ändern solltest.

Anja: Was soll ich ändern?

Trauriger Teil: Hör mehr darauf, worauf du Lust hast. Und wenn du kein gutes Gefühl hast: Lass es. Auch wenn dann ein ehemals intensiver Kontakt auseinander geht. Wenn jemand geht, darf jemand neues in dein Leben treten, der besser zu dir passt. Der zu der Person von heute passt und nicht zu der von vor x Jahren.

Anja: Das fällt mir schwer. Hm. Ich spüre, dass ich noch immer traurig bin - nein: UNZUFRIEDEN! Unruhig. Dann will ich den Teil mal in mir befragen:

Anja: Unzufriedener Anteil. Was ist los mit dir?

Unzufriedener Anteil: Ich bin ganz kribbelig. Es geht mir nicht schnell genug.

Anja: Was geht dir nicht schnell genug?

Unzufriedener Anteil: Die Postkarten fertig zu machen. Endlich mit den richtigen und wichtigen Projekten anzufangen. Statt dessen trödelst du! Das NERVT mich gewaltig.

Anja: Genau so fühle ich mich. Kann ich etwas daran ändern, damit du ruhiger wirst?

Unzufriedener Anteil: JAAAAA!!!!!!

Anja: Was denn?

Unzufriedener Anteil: Tu irgend etwas von den Dingen, die du unbedingt tun willst/musst, um weiter zu kommen. Pick dir nur eine einzige Sache aus der Liste der Dinge heraus, die du unbedingt tun willst. Und tu sie. Dann bin ich ruhiger und zufriedener. Du brauchst gar nicht viel zu machen. Nur eine Sache. Worauf du noch am meisten Lust hast. Und dann ist gut für heute.

Anja: Und wenn ich gar nichts mache?

Unzufriedener Anteil: Geht auch. Aber dann bleibe ich.

Anja: Mal sehen. (Blick schweift über den Schreibtisch.) Dann will ich das Angebot für die Postkarten überarbeiten. Ist das O.k.?

Unzufriedener Anteil: Ja, klar!

Anja: (atmet auf)

So, das mache ich jetzt. Und danach mache ich gar nichts mehr Produktives. Sondern erkenne an, dass es auch mal miese Tage geben darf. Schließlich scheint ja auch nicht jeden Tag die Sonne. Es darf auch mal ein mieser Tag sein, den ich in den Mülleimer werfen kann. Ich merke, ich komme wieder mit meinem Beitrag über die Geduld in Kontakt...

Ungeduldige Grüße!

Anja Kolberg

Erstellt durch: Anja Kolberg am Mittwoch, 24 Mai, 2006
Thema: Blog - 2006, 1. Halbjahr, Blog - Dunkle Tage, Blog - Innere Stimme
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