Fragen wir Frauen zu oft nach dem Weg?

Männer fragen nicht nach dem Weg. Die fahren einfach drauflos, finden ihn mal - durch Instinkt, durch Zufall, durch Ausprobieren, durch Wissen - mal nicht. In letzterem Falle machen sie sich nicht verrückt, sondern fahren wahrhaftig so lange durch die Gegend, bis sie den Weg gefunden haben. Wenn es sein muss: Stunden. Um ja nicht nach dem Weg zu fragen. (Funktioniert auch im Baumarkt.) ;o) Dabei ist es so einfach, wie die meisten Frauen zeigen: Anhalten. Fragen. Richtung erfahren. Weiterfahren. So einfach so gut.

Mit einer besonders interessanten Strategie versuchte ich mal als Jugendliche den Weg zu finden. Ich war das erste Mal mit meinem Freund und Pkw in der großen Stadt Köln. Wir wussten den Weg zurück zur Autobahn nicht und hatten die geniale Idee, einfach jemand hinterher zu fahren, der das gleiche Nummernschild hatte wie wir. Klingt doch gut, oder? Nicht so ganz. Der wollte nämlich nicht nach Hause Richtung Autobahn, sondern ganz woanders hin, wahrscheinlich seine Freundin besuchen. Das haben wir erst recht spät gemerkt und einen völlig neuen Teil Kölns weitab der Autobahn kennen gelernt...

Ich finde dazu, wie ich einen Weg zu einem bestimmten Ort finde, lassen sich Parallelen ziehen, wie ich bei der persönlichen Zielerreichung vorgehe. Versuche ich den Weg selbst zu finden, durch Try, Luck & Error (wie viele Männer, siehe oben) oder frage ich direkt nach dem Weg? Mache ich mir einen Plan, schaue mir ausführlich die Karten an und fahre dann los? Frage ich zu oft nach dem Weg, bin nachher ganz verwirrt und höre nur noch auf die anderen, statt mich zu besinnen, einen Blick auf meine Karte zu werfen oder mir zuzutrauen, dass ich den Weg schon finden werde? Gebe ich auf, wenn ich in einer Sackgasse gelandet bin oder drehe ich um, wohlwissend gleich finde ich den richtigen Weg?

Ich glaube, hier von den Männern etwas lernen zu können. Nämlich nicht immer gleich nach dem Weg zu fragen oder perfekt zu zögern - indem ich plane, plane, plane - statt mich einfach auf den Weg zu machen und es so zu tun, wie ich meine, es sei richtig. Einfach mein Ding zu machen und nicht so schnell aufzugeben. Fest mein Ziel im Sinn und losfahren. Nicht auf andere zu hören (hey, wer weiß, ob die sich wirklich auskennen und verstehen, wo ich hin will?), sondern auf mich selbst. Zu viele Menschen, die mir den Weg zeigen wollen, zeigen mir vielleicht auch ihren Weg oder bringen mich gar davon ab, in dem sie mich erstaunt fragen: "Was wollen Sie denn da? Da fährt doch schon lange keiner mehr hin. Das lohnt sich doch nicht. Ich habe da eine viel bessere Idee." ....

Ja, und die Männer, ganz klar, die können auch was von uns Frauen lernen: Sich nämlich, wenn man sich total verfahren hat, nicht noch weiter verfahren, sondern die Hilfe von anderen annehmen und nach dem Weg fragen ...

Ich freue mich auf eine Woche, in der ich immer meinen Weg finde, und falls ich nicht weiterkomme, nicht gleich vorschnell nach dem Weg frage, sondern es mit meinen Möglichkeiten einfach mal versuche und mir erlaube, mich zu verfahren!

Vielleicht entdecke ich dabei ja etwas Wundervolles, das viel besser ist...

Anja Kolberg

Erstellt durch: Anja Kolberg am Dienstag, 27 Juni, 2006
Thema: Blog - 2006, 1. Halbjahr, Blog - Beziehungen
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