Zwei weitere Berichte vom Weg des Herzens
Martina erzählt von ihrem Weg des Herzens:
16. November 2005
Hallo Anja,
ich will berichten wie es mir seit dem Workshop im April 2005 ergangen ist: Ich war im Januar, nach sieben Jahren in meinem Job, gekündigt worden.
Damals kristallisierte sich in deinem Workshop heraus, dass ich in Brasilien in einem Slum Englisch unterrichten wollte. Warum auch immer. Eine verrückte Idee, denn ich war die letzten 17 Jahre Sekretärin in zwei internationalen Unternehmen gewesen und wusste und konnte auch nichts anderes.
Ab Mai war ich also arbeitslos und ich dachte von vorne herein, dass mir gar nichts Besseres passieren könne als eine Pause. Nach 20 Jahre Arbeit Zeit zum Ausschlafen, Nachdenken und für all die Dinge, die ich gerne mache. Und für meine Ausbildung als Englischlehrer. Ich hatte mir im Internet den Fernkurs eines Londoner College ausgesucht und den Kurs mit viel Lernen innerhalb von drei Monaten zu Ende gebracht. Mir kamen allerdings im Juli zwei Stellenangebote dazwischen und da wurde es etwas schwierig. Ich hätte bei beiden nur den Vertrag unterschreiben brauchen und wäre nicht mehr arbeitslos gewesen. In einer Stelle hatte ich mich immerhin gegen ca. 400 andere Bewerber durchgesetzt und es ist mir sehr schwer gefallen, die Stelle abzusagen. Mal ganz abgesehen von den Ängsten, die damit verbunden sind. Jeder gratulierte mir, dass ich wieder einen Job habe, denn das ist ja momentan ziemlich viel wert.
Aber es ging einfach nicht, denn es hätte mir meinen Fernkurs sehr erschwert und ich wollte ihn unbedingt zu Ende bringen. Anfang August war ich dann auch fertig damit, aber es war nur die Theorie gewesen. Ich hatte noch nie vor einer Klasse gestanden und unterrichtet. Ehrlich gesagt, hatte ich ziemlich Angst davor, denn ich konnte noch nie gut vor Gruppen sprechen.
Nun musste also die Praxis her. Das College in London hat mehrere Partnerschulen weltweit, die Unterrichtspraxiskurse für angehende Englischlehrer anbieten. Die allernächste Schule liegt auf Zypern und ich brauchte drei Wochen, um mich zu überwinden, den Kurs zu buchen.
Ohne Unterrichtspraxis wäre die Theorie umsonst gewesen. Na ja und sie hat ja viel Geld gekostet. Nun bin ich im September für eine Woche nach Nikosia geflogen, um erstmals zu unterrichten. Ich war nervös, aber die Leute waren alle sehr nett und ich hatte unheimlich viel Spaß. Ich hab eine Menge gelernt und das Unterrichten hat mir riesig Spaß gemacht. Ich wurde auch nicht als teacher trainee vorgestellt, sondern direkt als Lehrerin aus Deutschland. Jeder der Schüler hielt mich also für eine Lehrerin und das hat vieles erleichtert. Mein Motto in dieser Zeit: Fake it ‘til you make it.
Am Ende bekam ich mein Zertifikat, mit der Bestätigung, dass ich alle Levels unterrichten kann und ich bekam dauernd Komplimente für meinen Unterricht. Ich schwebte also auf Wolke 17, wo mich dann am Ende der Woche die Lufthansa aufgelesen hat.
Ich stieg also recht müde und seelig in den Flieger von Frankfurt (Zwischenlandung) nach Düsseldorf. Da setzte sich ein Mann neben mich, der auf selbiger Wolke dahergeschwebt kam, permanent am Lachen war und mich sofort ansprach. Die Freundlichkeit, Liebenswürdigkeit und Freude in Person. Ich sagte ihm, dass ich müde bin und mich eigentlich nicht unterhalten wollte, war aber unterschwellig interessiert, was das wohl für einer ist. Er schrieb was in ein Buch und sagte mir, dass er jeden Tag da rein schreibt, was er für Wunder erlebt. Da wurde ich etwas wacher und wir kamen ins Gespräch. Ich dachte spontan, der ist Arzt. Ich fragte also, was er macht. Und was ist er? Professor für Rheumatologie in Düsseldorf am Uniklinikum. Jedenfalls berichtete er mir ganz begeistert, dass er auf einer Coachingakademie war und wie sehr ihn das begeistert hat und immer noch begeistert. Dann wollte er wissen, welche Wunder ich erlebt hatte und ich erzählte von der letzten Woche auf Zypern und dem teacher training, dass ich arbeitslos bin und eine Halbtagsstelle als Sekretärin und eine als Englischlehrer suche. Und dann kam der Hammer. Er bot mir sofort eine Stelle an. Ich fragte, als was denn? Als Sekretärin oder als Englischlehrer? Er meinte, weder noch. Als Projektmanagerin für eines seiner neuen Projekte. Gab mir seine Karte und ich sollte mich melden. Er meinte, was für ein Zufall, dass wir nebeneinander gesessen haben und ich sagte: Zufall? – Nein, meinte er, da glaube er auch nicht dran.
Seit dem 18. Oktober arbeite ich nun 30 Stunden in der Woche für das Rheumazentrum. Es ist genau die Stundenanzahl, die ich mir vorgestellt hatte, denn die Ausbildung als Englischlehrer wollte ich ja nicht umsonst gemacht haben.
So bin ich dann auch noch zur VHS gegangen, denn ich hatte auf deren Homepage gelesen, dass sie Fremdsprachenlehrkräfte suchen. Es hat auch da perfekt geklappt und am 25. Oktober hatte ich meine erste echte Stunde als Englischlehrerin bei der VHS in einer Klasse mit 13 Erwachsenen, die nun Business Englisch lernen wollen.
Es ist 100%ig alles so wie ich es mir gewünscht und erträumt habe. Meine weitere Planung sieht so aus, dass ich in den nächsten Jahren Erfahrung als Lehrer sammeln will und dann möchte ich wirklich für 3 – 5 Jahre in verschiedenen Ländern unterrichten, vielleicht tatsächlich auch eines Tages in einem Slum in Brasilien.
Meine innere Stimme hat mir Monate lang jeden Morgen, wenn ich im Internet vergeblich nach Stellen gesucht habe und ich manchmal wirklich Angst hatte, nicht das Richtige oder sogar gar nichts zu finden, gesagt, dass ich Vertrauen haben soll. Das ist auch das Wichtigste, was in den letzten sechs Monaten passiert ist. Ich habe meiner eigenen inneren Stimme absolut und bedingungslos vertraut und sie hat mir unmissverständlich den richtigen Weg gewiesen, auch wenn alles dagegen zu sprechen schien und es vermeintlich andere verlockende Angebote gab, die mich vom Weg hätten abbringen können.
Meine Stelle in der Uniklinik ist auf ein Jahr befristet und ich weiß natürlich nicht, ob sie verlängert wird, aber ich habe ein unerschütterliches Vertrauen gewonnen, dass sich alles richtig entwickeln wird.
Ich habe vor kurzem ein sehr schönes Zitat bei Henry David Thoreau gelesen und es trifft es einfach:
„I learned this at least by my experiment: That if one advances confidently in the direction of his dreams, and endeavors to live the life which he has imagined, he will meet with a success unexpected in common hours.“
Hier die Übersetzung: Das eine habe ich wenigstens bei meinem Experiment gelernt: Wenn jemand vertrauensvoll in die Richtung seiner Träume voran schreitet und danach strebt, das Leben, das er sich vorgestellt hat, zu leben, so wird er Erfolge haben, von denen er sich in gewöhnlichen Stunden nichts träumen ließ. Henry David Thoreau (aus dem Buch "Walden")
Ich kann jedem wirklich empfehlen: Setzt die Träume, die ihr habt in die Tat um. Es bringt eine Freude und Begeisterung in den Alltag.
Martina
12. Mai 2006 - Aus dem Alltag ausgebrochen - Reise in den Süden
Monika, Teilnehmerin vom Intuitiven Berufsworkshop im Herbst 2005, ist aus ihrem (Berufs-)Alltag ausgebrochen und hat sich auf den Weg Ihres Herzens gemacht. Der Weg, der jetzt für sie stimmt. Sie hat sich freundlicherweise für ein Mail-Interview - geführt zwischen Köln und Internet-Cafés unterwegs - zur Verfügung gestellt:
Hallo Monika, welches Ziel hast du und warum bist du unterwegs?
Mein
Ziel ist Portugal, das heisst einen Platz fuer mich zu finden, an dem
ich mich entfalten kann. Ich habe schon lange eine enorme Sehnsucht
dorthin.
Wie viel Zeit hast du dir genommen?
Ich habe mir 3 Monate Zeit
eingerauemt.
Wo befindest du dich gerade?
Im Moment befinde ich mich in
Granada, Spanien.
Wie geht es dir?
Es geht mir so gut wie seit langem nicht
mehr. Ich fuehle mich sehr unbefangen, ja man koennte sagen sehr frei.
Warum hast du am Berufsworkshop teilgenommen und was ist für dich
dabei heraus gekommen?
Ich stand sozusagen an einer Wendeplatte,
Sackgasse. Ich habe mich nicht mehr wohlgefuehlt - weder bei meiner
Arbeit noch in den Beziehungen, die ich hatte. Ich brauchte dringend
eine Orientierung und vor allem Unterstuetzung, denn ich konnte alleine
keinen vernuenftigen Gedanken mehr fassen, ausser eben mich zu dem
Workshop anzumelden! Fuer mich kam raus, das ich fuer mich sorgen
moechte (was immer das genau ist), einen Schlussstrich ziehen moechte,
mit Kindern arbeiten moechte und dass nicht wo ich bisher wohne, sondern
im Sueden.
Was bist du von Beruf?
Ich bin Krankenschwester und
Kinaesthetikbewegungslehrerin.
Wie ging es nach dem Workshop weiter?
Wie ging es weiter,
schon so lange her! Ich hatte gekuendigt und ich dachte zuerst, ich
mache mich selbststaendig als Bewegungslehrerin. Doch sehr bald wurde
klar, das ich damit alleine nicht ueberleben kann. So denn entschied ich
mich dann, eine Stelle im Pflegebereich zu suchen, die ich mir maximal
vorstellen konnte. Mit meiner Erfahrung und Fachkompetenz - kein
Problem. Ich wollte 24 Stunden Dienst bei einem querschnittsgelaehmten
Mann machen. Da haette ich 10 Tage Volleinsatz und dann den Rest des
Monats frei zur Verfuegung gehabt. Der Chef war wie ich es mir wuenschte
und mein Einarbeitungstermin rueckte naeher und mir ging es immer
schlechter: Schlafstoerungen, Panikattacken, tja bis ich mir eingestehen
musste - das geht gar nicht mehr!! Pflegen, Sorgen, intensiv mich
kuemmern! Burn out - ich!? Klar habe ich mich ueberfordert - es ist
irgendwie vorbei - diese Krankenschwesternzeit. Fuer mein Gefuehl habe
ich durch diese Erkenntnis enorm gesunde Anteile freigelegt. Da gibt es
natuerlich andere Meinungen und es hat mich viel Kraft gekostet, bei
meiner zu bleiben.
Wie hast du es geschafft, den "Absprung" zu schaffen?
Es
gab eine Frau, die mich in meinen Empfindungen unterstuetzt hat. Ohne
ihre natuerliche Sichtweise haette ich es schwerer gehabt. Ja und ein
Telefoncoaching mit dir, Anja, hat mich dann bestaerkt, tatsaechlich zu
tun, was tief in meinem Herzen loderte. (Ich wollte es ja selbst kaum
wahr haben). Die Stimme war so zart - "darfst du das denn?"
Was motiviert(e) dich?
Die Freude, die ich empfunden habe bei
der Vorstellung, mir diesen Bus zu kaufen und los zu fahren. Das war so
ein gigantisches Gefuehl!!
Kannst du dich noch daran erinnern, was es für ein Moment war, in dem
dir alles klar war, um zu gehen? Wo es kein halten mehr gab?
Der
Moment, in dem mir klar war, dass es kein Halten mehr gibt, war als
alles dagegen sprach zu gehen!! Ich wusste nicht, ob ich und wie ich das
mit meinen Finanzen denn regeln soll. Meine Mutter sagte: "Geh doch
naechstes Jahr" und ich hab sie angeschaut und gesagt: "Naechstes Jahr,
was soll ich naechstes Jahr in Spanien? Ich will jetzt dorthin, ich gehe
jetzt und zwar alleine. So wie ich das will." Nicht trotzig, sondern
eher belustigt beschwingt, denn es ist tatsaechlich so, das die
insgeheimen Wuensche Anderer blockieren. Und als ich das so wirklich
klar hatte und fuer mein Gefuehl - ich hatte wirklich so ganz und gar
nix mehr zu verlieren - was denn auch? Ja, da war's glasklar!! Auf zu
neuen Ufern, die mich innerlich eh schon lange fast explodieren
liessen... Ja, so war das und jetzt weine ich laengst ueberfaellige
Traenen des Gluecks, der Trauer, des Abschiedes, ja ganz schoen viele
Traenen. Doch die sind so wohltuend! Da loest sich so langsam der Kloss
im Hals. So eine Reise ins Leben bringt was mit sich.
Was war bis jetzt der schönste Moment?
Das schoenste
Gefuehl war, als ich gespuert habe, mein Herz befreit sich, es oeffnet
sich so wirklich. Das ist noch nicht so lange her, ich bin nun doch
schon einige Zeit unterwegs... Alles braucht seine Zeit wuerde ich
sagen. Und als so vieles so nahtlos funktioniert hat: Geld, Auto kaufen,
Zimmer untervermieten... Solange ich wusste, was ich wirklich will, ging
es gut. Zweifeln hat Kraft gekostet - auch eine Erfahrung - auch diese
ganzen Wiederstaende, die da noch kamen...
Was war der schwierigste?
Der schwierigste Moment war, mich
von meinem Neffen zu trennen. Er ist mir so nah und das ist mir schwer
gefallen. Ueberhaupt mich loszuloesen von dem Vertrauten. Ich wusste,
dass ich mich veraendern wuerde und moechte sagen, ich hatte grossen
Respekt davor oder vielleicht auch Angst vor diesen neuen Schritten ins
- ja Unbekannte.
Gibt es auch traurige Situationen?
Traurige Situationen, ja
gibt es. Und ich bin so traurig und ganz gluecklich, sie so intensiv zu
empfinden. Das ist, was ich meine mit 'mein Herz oeffnet sich'. Ich
empfinde um so viel intensiver, seit ich alleine unterwegs bin,
ueberhaupt seit ich unterwegs bin. Traurig ist, das ich netten,
herzlichen Menschen begegne und manchmal eine solche Verbundenheit
auftaucht und ich mich doch wieder trennen muss, bzw. will - ich moechte
ja meine Reise fortsetzen. Das macht mich traurig und froh. Und dass ich
soviel weine: Es macht mich traurig, dass ich nicht weinen konnte, als
es Zeit war - nun ich habe einiges nachzuholen. Erstaunlich!! An sich
auch ganz schoen traurig.
Warum lohnt es sich, sich auf den Weg zu machen?
Es lohnt
sich. Nun fuehle ich mich wieder lebendig. Ja das ist es: Ich fuehle
mich wieder. Ich funktioniere nicht nur. Deshalb lohnt es sich, fuer
mich zumindest.
Woher hast du die Kraft genommen, dich von deinem zu Hause zu lösen?
Die
Kraft. Ich glaube an Entwicklung und die entsteht durch Bewegung, egal
in welcher Weise und mir genuegte die koerperliche Erfahrung nicht mehr.
Wie ich jetzt feststelle, wollte meine Seele diese Aenderung und mein
Geist, der hat sich so oft gemeldet und ich aengstliches Wesen hab es
ignoriert. Warum auch immer. Eine Motivation war auch, dass ich Freude
und Zuversicht beim Workshop gespuert habe und dass es moeglich ist,
seinen Traumen zu folgen. Je mehr ich zu Hause meine Collage betrachtet
habe, um so mehr wollte ich nicht nur meine Collage betrachten, sondern
weiter gehen. Ja und eine Workshopfreundin hat mich bestaerkt, nun
endlich meinen ersten Schritt zu tun, so wie auf dem Workshop gesagt.
Und das war sooooo gut!!
Weißt du schon, wie es weitergeht?
Ich weiss noch nicht
wie es weitergeht. Das macht mich auch manches mal traurig, wenn ich
daran denke, doch wieder Geld zu verdienen, was will ich denn
tun/arbeiten? Ich weiss es wirklich nicht und ich versuche nicht daran
zu denken, sondern, das, was mir begegnet, wahrzunehmen und im heute zu
sein. Meinen Weg nach Portugal fortzusetzen, in meinem Tempo mit allem
was dazugehoert: Zweifel, Freude, Lustlosigkeit, Einsamkeit, Neid,
Lebendigkeit, wunderschoene Augenblicke, die ich festhalten moechte -
vieles mehr.
Was würdest du Anderen raten, die sich in einer ähnlichen Situation
befinden wie du, bevor du dich auf den Weg gemacht hast?
Ich kann
nur raten, einen Workshop zu besuchen. Fuer mich war das der Anfang.
Immer wieder in sich, auf sich zu hoeren, die leise Stimme zu erforschen
und sich mit Menschen austauschen, die offen fuer Veraenderungen sind.
Das sind nicht so viele!! Deshalb am besten Jemanden, der erfahren hat,
was so in einem lebt. Das heisst, jemand, der einen Workshop besucht hat
oder der gelernt hat, auf sich zu hoeren und zu vertrauen.
Was bestaerkt dich in Momenten des Zweifels, deine Reise fortzusetzen?
Es
ist mein Glaube und das Erleben hier auf der Reise. Dass Menschen in der
Lage sind, sich zu unterstuetzen, zu kommunizieren - wenn sie wollen
ohne Worte, mit wenig Worten und das laesst mich an Frieden glauben. Was
ich mir sehr wuensche. Die Achtung und Menschlichkeit, den Respekt, den
ich hier erlebe, laesst mich zuversichtlich sein und bestaerkt mich
immer wieder. Vor allem, es geht wirklich immer wieder weiter, wenn ich
die noetige Ruhe bzw. Gelassenheit bewahre!!
Tut mir gut, dir zu schreiben, Anja! Es tut auch gut nochmal zurueck zu gehen, soviel ist geschehen in der Zwischenzeit... ja, soooooo viel!! Danke schoen fuer deine Arbeit - ohne die waere ich - vielleicht anders hier gelandet? Wer weiss das? Es ist - wie es ist!!!
Danke dir, liebe Monika, für deine Zeit & viel viel Freude für alles wunderbare, was dir noch begegnen wird! Ich freue mich darauf, wieder von dir zu lesen!
Anja Kolberg
Montag, 15. Mai 2006
Liebe Anja,
ich habe doch tatsaechlich ein ruhiges Plaetzchen
gefunden, um mal auszuruhen. Du wirst es kaum glauben, die Unruhe war
noch lange da. Nicht mal jetzt konnte ich mich einfach so hingeben.
Heute wird es mir gelingen! Manchmal nicht so einfach mit dem, was man
wollte und wuenschte, umzugehen. Somit bleibe ich in Uebung (!!) darauf
zu vertrauen. Vor 2 Tagen bin ich mit diesem "Hin- und
Hergerissen-Gefuehl" von Granada losgefahren. Da hab ich mich gefragt:
"Was will ich wirklich?" Nach dem, was ich an Erfahrung vom Workshop
hatte, eine sehr wichtige Frage - vor allem sie bewusst zu stellen. Da
wusste ich: Ich moechte mich ausruhen an einem schoenen Platz. Und mein
Sog oder Zug Richtung Portugal wird immer kraeftiger und ich waere am
liebsten sofort nach Lissabon gefahren. Diese Vorstellung, einfach
dorthin zu fahren, hat mich so befluegelt, das ich gestrahlt habe vor
Glueck in meinem Bus ... und prompt dachte: "Und was ist mit Flamenco
und Andalusien?" Als ob ich alles haben muesste, was moeglich waere! Nun
habe ich mich lehrreich mit einer Fahrt nach Jerez von diesem Gedanken
geloest. Denn auf dem Weg zurueck wurde der Portugalruf lauter und ich
habe mir eingestanden: Flamenco - zu einer anderen Zeit. Jetzt ist Ruhe
und dann Portugal angesagt. Uhh, wenn ich dran denke, wird mir schon
etwas flau im Bauch. Das sind vermutlich die Schmetterlingsfluegel*, die
sich dort regen. Jetzt goenne ich mir noch Ruhe und vielleicht noch eine
Runde Sevilla. Vielleicht ist dafuer auch eine andere Zeit gut. Anja,
ich kann es einfach lassen und mich entscheiden!!! Juhu!!! Was fuer eine
Erleichterung! Und was fuer ein Denken, was zu verpassen, verkehrt zu
machen oder was? Komisch! Also nun das ist doch eine Nachricht und eine
Erkenntniss fuer mich! Praechtig! Somit verabschiede ich mich mit einem
beschwingten Gefuehl bei dir.
Bis bald.... Monika
* Anmerkung der Redaktion: Im Workshop wird die Verpuppung von der Raupe über den Kokon bis zum Schmetterling als Teil des Veränderungsprozesses beschrieben. Und ein Zeichen, dass sich die Flügel regen, ist wohl, dass sich Monika ziemlich nahe an ihrem Ziel befindet. Darum, um was es wirklich geht. Richtig schön! Gänsehautgefühl! Anja Kolberg
Liebe Anja,
heute lasse ich mich mal in Sevilla so treiben. Hier
blueht es so herrlich. Das tut gut: Mal im Schatten sitzen und einen
Cafe con leche geniessen. Was fuer ein Leben! Ich werde es geniessen!!
Loszulassen ist so gut, wenn's gelingt!! Ich hatte jetzt ganz unverhofft ein sehr angenehmes Telefongespraech. Ich war so ueberrascht ueber die Spontanitaet dieser Frau und ihre offene Art. Das hat so gut getan. Ich wollte einen Bekannten sprechen und hatte dann seine Freundin am Telefon. Sie sagte: "Ach bist du die Krankenschwester. Ah ja." und los gings. Sie ist selbst viel alleine gereist und hat so ihre Erfahrungrn gemacht und mir erzaehlt. Balsam fuer meine Seele!! Das zu den Menschen, die einen bestaerken koennen und das im richtigen Moment. Ich hatte es schon noetig!!
Es macht echt Freue, dir zu erzaehlen!!
Monika
24. Mai 2006
Liebe Anja,
von hier ein paar kraeftige Strahlen portugiesische Sonne und Ruhe. Ja - genau ich bin jetzt in Portugal und werde viel ruhiger! So eine Stille tritt ein und das macht mich froh. Ich fuehle mich so wohl hier. Kaum zu beschreiben, auch wenn ich die Sprache (noch ) nicht so verstehe. Ich fuehle mich ja wie zu Hause. Alle Schwermut faellt ab und diese innere Stille ist neu und sehr angenehm. Die Fahrt hier her nach Beja war so wohltuend. Berge, voll bewachsen mit Pinien, Oliven und anderen wunderbar riechenden Baeumen. Das Gruen saftig und so gut fuer meine Augen und meine Seele. Alles in und um mich lebt auf nach den Stadterlebnissen. Es gab viel zu sehen auf der Fahrt: Pferde, frei auf der Weide. Stiere, Kuehe - fast wie zu Hause. Eine Menge Ziegen und Schafe, weites Land. Ach, ja so wohltuend. Meine Pause hab ich in einem kleinen Ort an der Strasse eingelegt und was durfte ich erleben? Die Jugend des Ortes unterwegs zu Pferd!! Ruhig, nicht so aufgebracht aggressiv, sondern gemuetlich auf den Pferden unterwegs. Der eine oder ander Junge hatte noch ein Maedchen mit dabei, die vertrauensvoll und laessig seitlich auf dem pferd saß. Das es sowas noch gibt!! Es waren enorm viele Menschen in dieser Gegend zu Pferd unterwegs. Was fuer ein Anblick. Ziemlich ungewoehnlich fuer mich. Ja und dann die Kroenung des Tages!! Stoerche. Nistende Stoerche. Zuerst sah ich nur einen mir sehr gross erscheinenden mit einem riesigen Nest! Am liebsten haette ich mich dort niedergelassen, doch er hatte Junge im Nest und sah es nicht gerne, daas ich mich naeherte zum Foto machen. Das Junge musste sofort in Deckung gehen. Ich fuhr dann weiter und dann sah ich ein Nest am anderen und die vielen jungen Stoerche konnte ich beim Vorbeifahren auch sehen. Welch Anblick!! Wie lange habe ich schon keine Stoerche mehr gesehen?? Jahre!! Totale Begeisterung in mir!! Tja, was so eine Fahrt alles mit sich bringt. Langsam traue ich meinem Reisetempo, welches immer ruhiger und intuitiver wird.
Ich gruesse ganz herzlich aus Portugal
Monika
Donnerstag, der 25. Mai 2006
Liebe Anja,
ich bin in Lissabon!!! Yippiiii und ich kann es kaum glauben!! Aber es ist wirklich. Ich sehe es mit meinen Augen und fuehle es mit meinem Herzen. Jawohl. Etwas bange ist mir - bin jetzt ja im Land meiner Sehnsucht, versuche mich weiterhin dem "Fluss" hinzugeben. Faellt mir im Moment etwas schwerer. Solbald ich allerdings aufhoere nachzudenken - ist alles gut!!
An sich wollte ich ja noch ein bisschen warten mit dem Lissabonbesuch, doch auf einmal war ich auf der Autobahn nach Lissabon und nicht nach Sessimbra - na also. Werde bald mehr berrichten, bin noch so neu hier mit mir - schlafe sogar seit neuestem in die andere Richtung. Alles in Wandlung?
Kraeftige Sonnenstrahlen und herrlichen Blick aufs Meer von hier.........
welch
Wohltat.....
Monika
7. Juni 2006
Hallo Anja,
ja es gibt Neuigkeiten. Ich lerne seit dieser Woche bei einer sehr netten deutschen Frau Portugiesisch. Somit verweile ich noch ein wenig hier am Meer und troedle, finde wieder zu meinem Bewegungsinterresse zurueck und habe mich mit einem sehr netten Paar aus England angefreundet. Es ist herrlich unkompliziert mit den Beiden und es macht grosse Freude, solche Menschen um sich zu haben. Wir waren am Wochenende in Lissabon auf einem Festival und ich konnte mal wieder (seit Jahren) open air Stimmung tanken. Anastacia mit ihrer gigantischen Stimme - die mit einem Satz, der die Herzenswuensche betraf, bei uns Dreien gleichzeitig die Gaensehaut aktivierte. Das war ein Wunder-Wunder-Moment. Und Sting nicht zu vergessen, den ich schon lange mal live erleben wollte - und das alles in Lissabon!!
Ja, es ist schoen, ein wenig Gesellschaft zu haben!! Nette Leute unterwegs - somit kann ich auch noch meine Englischkenntnisse auffrischen! Na, das wollte ich doch: Reisen, Sprachen lernen und ein Plaetzchen finden.
Ich werde immer mehr ich und verstehe so langsam, was es bedeutet, fuer sich zu sorgen. Das ist eine grosse Aufgabe!! Und uebrigens bin ich auch ganz schoen stolz auf mich und Hanna (das Auto, Anmerkung v.Anja), dass wir so weit gekommen sind!!
Tatsaechlich, meine Mama kann es so gar nicht glauben, dass alles so gut laeuft. Soviel zu - wie soll ich sagen - den Skeptikern und Neidern. Huch da werde ich ganz klein, wenn ich das schreibe - doch es ist so - und schon bekomme ich wieder normale Groesse.
Liebe Gruesse und lass dich von der derzeit ruhigeren Brandung in suesse Traume tragen.
Monika
Eine weitere Mail von Monika, aus Deutschland losgezogen, um in Portugal Neues in ihr Leben zu lassen. Unterwegs auf ihrem Herzensweg:
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Zunächst zum besseren Verständnis meine Mail an Monika:
13.06.06 - Liebe Monika,
was für gute Neuigkeiten und danke für die Brandungs-Inspiration. Träumen ist was feines! Zwischen deinen Zeilen lese ich FREIHEIT, FREIHEIT, FREIHEIT. Das ist wunderschön.
Unglaublich warme Grüße (warte auf ein Gewitter) aus der WM-Stadt Köln, Anja
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Jetzt Monikas Antwort:
13. Juni 2006 - Hallo Anja,
es kommt noch besser. Das mit der Freiheit stimmt absolut und es ist fantastisch wohin es mich treibt. Kaum zu glauben. Ich nehme mir eine bestimmte Strecke vor und denke doch etwas mehr Gruen und saftig waere gut fuer mich nach dem schoenen Sand und der Kueste und schon fahre ich irgendwie falsch, na letztlich richtig, denn traumhaftes Gruen umgibt mich, so eine Fahrt entlang des Flusses. Ueberall werden frische Kirschen und Pfirsiche sowie anderes Obst und Gemuese angeboten.
Sich so treiben zu lassen ist herrlich!! Ich geniesse es unendlich in meinem Bus zu sein und zu fahren. Im moment gibt es kaum was schoeneres. Nun bin ich in Porto gelandet und freue mich etwas Kuehle und Regen zu haben, das ist schoen. Porto ist ein Traum, so alt so herrlich prachtvoll!! Ich liebe Portugal!! Wenn Traeume wahr werden!! Nun lausche ich dem Portugiesischen Geplappere um mich und versuche zu verstehen, was ich schon kenne, und was mir noch sehr fremd ist, schreibe ich auf, um es mir von Katrin erklaeren zu lassen. Es gaebe so viel zu erzaehlen... Ich schreib es auf und vielleicht schreibe ich ein Buch? Wer weiss!! Liebe Gruesse von mir, ich bin seeeehr gluecklich!!! Monika
Ah anja , ich hab was vergessen. Immer wenn ich mich so gut fuehle,
vergesse ich, das da ja auch andere Zeiten sind. Letzte Woche hatte ich
einen extrem schlechten Tag mit Kopfschmerzen und Uebelkeit. Es war
schwueles Wetter, das schon. Doch hatte ich das Gefuehl, das allein kann
es nicht sein (mir war extrem uebel) und ich hab mich gefragt: Monika,
was ist denn wirklich los? Und da hab ich bemerkt, das ich Heimweh habe,
nach den Jungs und all den Menschen, die ich so liebe und als haetten
sie es gewusst, hab ich eine Reihe unerwarteter E-Mails bekommen.
Telepathie? Zum Heulen, vor Freude. Genau, das wollte ich doch noch los
werden. Also bei aller Reise und Erlebnisfreude ... Ich hatte dann mit
meiner Schwester telefoniert (denn schwaebisch habe ich auch vermisst!)
und sie sagte: "Komm doch einfach zurueck."
Wir mussten
beide so lachen, denn mein - "nein, soooo schlimm ist es auch nicht" -
kam wie aus der Pistole geschossen...! Das hierzu. Nun beste Gruesse aus
dem immer noch veregneten Porto!! Monika
Mensch Anja, werd gar nicht fertig dir zu schreiben, doch, ich bin in so einem gemuetlichen Internetshop und war eben auf deiner Seite. Was fuer ein Artikel!! Hab wieder mal 'ne Gaensehaut bekommen. Du sprichst mir aus der Seele. Ich hatte erst vor kurzem mit Andrew ueber diesen, ja gehemmten Vaterlandstolz gesprochen. Eben wegen der Vergangenheit. Es ist interressant, das so zeitgleich zu erleben und ich freue mich auch sehr an den Fahnen. Ueberall in Portugal wedeln sie, an jedem Auto, an jedem Haus. Wollte mir auch schon eine kaufen, weil ich es so toll finde. Doch ist es noch nicht so stimmig, fuehle ich mich sehr mit Portugal verbunden, selbst da keimen Hemmungen auf, alles alt? Soviel zu deinem Beitrag, vielen dank - bin immer wieder auf's Neue neugierig auf deine Beitraege!! Bis .. Monika
Montag, 3. Juli 2006
Hola Anja ,
viel Zeit vergangen, viel erlebt. Sowohl als das Hadern als auch meine Unruhe nehmen wieder zu. Im Moment dauert es laenger, bis ich mich zentrieren kann. Bin manchmal so ungeduldig und dann echt wuetend auf mich ... Da geht ja so gar nix mehr..... Ausatmen!!! Ich habe das Gefuehl an einem, meinem Ziel angekommen zu sein, in Lagos. Ich war kuerzlich schon hier mit meinen lieben Londoner Freunden, ich hab sie wieder getroffen, 'zufaellig' benuetze ich ab jetzt nicht mehr, es gibt nur begegnen und sehen.
Ich bin fuenf Pottwalen in Tarifa bei einer wal watchingtour begegnet. Es war ueber eine Schweizer Firma organisiert, die kann ich nur empfehlen, so viel lieb zu den Tieren!! Sie forschen ueber die Vorkommen und das Erhalten der Wale und Delfine in der Strasse von Gibraltar. Vor der Tour gibt es zuerst Informationen ueber die Tiere, wer einem da so begegnen kann und wie sie sich verhalten werden. Es war so ein riesen Glueck, dass so viele dieser Urtiere um das Boot waren, sehr ungewoehnlich und sehr ergreifend.
Ich habe mich so gefreut, dass ich nur noch 'muchas grachias' rufen konnte und viele Kuesse zu den Urfreunden rueberfliegen lies. Am liebsten waere ich mit abgetaucht! Welche Geschenke fuer mich auf meiner Reise!!
Nach meiner Schwabensehnsucht waren doch tatsaechlich Freunde von mir in Spanien, um ein Konzert zu geben. Sie waren in Cadiz und ich habe sie getroffen, wieder gefunden, wieder verloren und wieder gefunden. Das war was!!! Genauere Beschreibungen sprengen den Rahmen, doch mein Herz huepfte vor Glueck!!
Acht schwaebische Originale um mich, alles Maenner und ein gigantisches Konzert in mitten gut gelaunter Spanier, die nicht genug bekamen von der Livemusik, sooooooo schoen. Ein paar Naechte am Strand, ach das Leben ist so wunderbar!!
Schoen wars.
Und jetzt ~ ohne schlechtes Gewissen - immer noch Portugal geniessen. Fragezeichen. Kanns nicht finden. Ruhe bewahren wie gesagt, bin etwas nervoes im Moment und ungeduldig, auch wenn ich weiss, dass bedeutet langsam reinhoeren... ich versuche es!
Bis bald,
liebe Gruesse von einer etwas kribbeligen Monika
5. August 2006
Liebe Anja ,
nun wollte ich mal wieder von mir hören lassen. Ich bin zurück in Deutschland. Ich hatte eine Stillstandzeit in Portugal, die sehr wichtig für mich war. Ich hatte mich total abgeschottet, um mal nur auf mich zu hören. Das war sehr gut!!
In dieser Zeit habe ich verstanden, dass mir nichts passieren kann, dass ich zuversichtlich weitergehen oder fahren oder bleiben kann. Es war die schwierige Geburt meiner neuen Haut, die sich nach Wärme, Frieden, Licht und Gesellschaft sehnt. Ich habe mich gewandelt, vielleicht verwandelt und kann nicht genug bekommen vom: Mich um mich kümmern. Ich verstehe nun, dass ich ein Mensch bin, der viel Ruhe, Natur, Bewegung (welcher Art auch immer!!) und Musik benötigt.
Dinge, die ich vermisst habe, die ich mir nie hätte vorstellen können wie zum Beispiel: Mal wieder etwas vorgelesen zu bekommen von einem Freund. Moos riechen und berühren. Barfuss im Wald spazieren gehen ... Kostet alles nix und ist Balsam für die Seele und den Körper.
Die Zeit und das Vertrauen sind in der Zwischenzeit meine Begleiter und ich sehe freudig in die Zukunft, was auch immer mir begegnen wird.
Ich bin sooooo dankbar für alle, die mich in Gedanken, mit Worten und Taten auf meinem Weg begleitet und unterstützt haben!! Ein großartiges Geschenk. Vielen Dank. Ich habe zurück zu meiner Seele gefunden und entdeckt, dass da noch mehr in mir ist, das ich noch nicht kenne. Das ist kein Traum!!
Ich bin wieder mehr als je Ich.
Es ist wunderbar, auch noch neu und zart doch friedvoll schön.
Liebe Grüsse
Monika
Was für ein wunderbarer Erfolg! Willkommen zurück in Deutschland, Monika und DANKE, dass du uns an deiner Reise hast teilhaben lassen!
Anja Kolberg
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