Zwei Regengeschichten
Um nach dem letzten Blogbeitrag Missverständnissen vorzubeugen: Ich liebe den Regen nicht bedingungslos. Ich find's auch nicht schön, pitschenass zu werden, aber das Nass hat auch seine schöne Seite. Zwei Geschichten. Eine von der Sonnenseite, eine von der Schattenseite des Regens. Die miese zuerst:
Vor einigen Jahren bin ich Anfang Dezember für 4 Tage nach Pisa geflogen. Alleine. Zeit für mich. Ich habe mich auf Cappuccino im Café gefreut, durch schöne Gassen zu flanieren, spazieren durch schöne Natur.
Die ernüchternde Realität: 9 Grad. Kalt. Dauerregen, der sich bis in die letzte Ritze setzte. Alles war klamm und feucht. Nur wenige Stunden regnete es nicht.
Ich hatte dauernasse Füße (klar, das falsche Schuhzeug dabei, weil nicht mit solchem Wetter gerechnet), der Zimmervermieter sah überhaupt nicht ein, die Heizung anzustellen, damit meine Kleidung trocknen konnte, und meine romantische Vorstellung, in einem Straßencafé in der Sonne zu sitzen, fiel auch ins Wasser. Das war ganz mies und ich wünschte mich nach Hause. Laune auf dem Nullpunkt.
Dann hatte ich die Nase voll - dachte jetzt nehme ich mir ein anderes Zimmer oder der Vermieter stellt endlich die Heizung an. Oh, das ging auf einmal. Unter der Bettdecke war es wahnsinnig gemütlich mit meinem Buch. Ich fand ein Internetcafé mit Verbindung zu meinem Göttergatten. Das war Erheiterung bei der Wetterent-täuschung. Und trotz Regen habe ich einige schöne Fotos gemacht. Zum Beispiel von den wundervollen Türen, die dort in jeder Gasse zu finden sind. Mit dem Bus bin ich in die Stadt Lucca gefahren und habe ganz köstliche Bruschetta in einem Eckcafé genossen. Nur eben nicht draußen...
Die schöne Seite: 1995. Dominikanische Republik. Wider den ängstlichen Verboten der Reiseführerin mieteten wir mit einem Pärchen zwei Geländemaschinen und machten uns auf eigene Faust auf, die Insel zu erkunden. Wir folgten dem Tipp des Vermieters und fanden einen einsamen, unendlich langen, von Palmen gesäumten Strand. Karibik-Feeling pur.
Getränke vergessen. Versucht, Kokosnüsse von den Bäumen zu holen und sie mit Steinen zu öffnen. Vater und Sohn kommen auf einem Pferd vorbei und beobachten uns. Der Vater schickt den Jungen lachend mit einem riesigen Messer zu uns und der Kleine öffnet mit einem geschickten Schlag die Pforte zu dem köstlichen Getränk. Hm.
Nach paradiesischen Stunden im Wasser und im angrenzenden kühlen Bachlauf verdunkelt sich der Himmel. Wir fahren zurück. Ein karibischer Monsterschauer fällt über uns herein.
Die rote Erde spritzt in die Höhe. Bis auf die Haut werden wir nass. Warme Nässe. Sie fühlt sich gut an. Ich fühle mich so lebendig wie lange nicht mehr. Hütten säumen die etwas befestigteren Wege. Menschen rufen uns, winken, wir sollen herein kommen. Trotz erster Skepsis halten wir an. Ein kleiner Laden. Wir drängen uns mit anderen unter das schützende Dach. Lachen. Blitzende Augen, weiße Zähne. Wir bekommen rot-weiß-gestreifte Tüten, um unsere Kameras neu einzupacken. Kaufen Getränke. Unterhalten uns mit Händen und Füßen. Es hört auf zu regnen. Wir fahren weiter und würden jederzeit wieder zu dieser Regentour aufbrechen.
Noch Wochen später denke ich an diesen Tag: Unsere ehemals weißen T-Shirts und hellen Socken, die Turnschuhe, alle tragen sie die braun-rote Farbe der nassen Erde, die sich eingewaschen hat in unsere Kleidung und auch nach einem Kochgang nicht mehr geht. Schöne Erinnerungen an einen karibischen Regentag!
Regenpfützengrüße
Anja Kolberg
Thema: Blog - 2007, 2. Halbjahr, Blog - Landleben & Urlaub
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