2007 geht
Der letzte Tag im Jahr.
Komisches Gefühl.
Abschied.
Neubeginn?
Schon
nach vorne schauen oder erst noch zurück?
Das alte Jahr hat
einen Rückblick verdient.
Ich schaue es mir an. Das Jahr 2007.
Es war ein einfaches Kleid.
Aus
starken Fasern, von guter Qualität und natürlicher Schönheit.
Einzigartig
und ganz besonders.
Ein Kleid, das knittern durfte.
Grasflecken
zeugen von schönen Stunden sinnlosen Nichtstuns.
Der Stoff ist an manchen Stellen sehr abgenutzt, so ganz einfach war es
nicht, das Jahr 2007.
Weder für dich noch für mich.
Goldfäden durchziehen den starken Stoff.
Funkelnd erinnern sie
an schöne Momente.
Lavendelduft kitzelt an der Nase.
Es knistert.
Kleine Erdgeister plumsen aus dem Stoff, klopfen sich
den Staub von 365 Tagen aus den Kleidern. Husten laut. Nur langsam legt
sich der Dreck und frei wird die Sicht auf ihre glänzenden, rotwangigen
Gesichtchen. Ein Funkeln in ihren Augen. Sie können das Neue Jahr
bereits sehen.
Da kommt auch schon ein Wasserstrahl und reinigt den Boden vom
angesammelten Dreck.
"Blitzeblanke sauber", seufzt das Eichhörnchen,
das vom Baumwipfel genüsslich auf einer Haselnuss kauend das Schauspiel
beobachtet hat.
"Was geschieht jetzt mit dem Kleid?" zwitschert die
Amsel vom Nebenast. "Hmpfmampf. Weiß nicht", kaut das Eichhörnchen.
Langsam wird es dunkel. Die Nacht hüllt den letzten Tag in Ruhe und
Schweigen.
Kälte sorgt für klare Luft.
Der Mond wirft
sein Licht auf 2007.
Es glänzt, das Jahr. Schaut glücklich und
zufrieden drein.
Es ist kurz vor Mitternacht. "Danke", flüstert die Trägerin und streift das Kleid sanft von ihren Schultern. Behutsam und voller Respekt. "Danke, für all das, was ich mit dir erleben durfte. Danke, für den Schutz, den du mir gegeben hast. Danke für all die Erfahrungen, Begegnungen, Prüfungen, Wege, die wir gemeinsam gegangen sind. Ich werde noch oft an dich denken." Gefaltet wird es auf einem Bett aus Moos zur Ruhe gelegt.
"Siehst du es auch?" flüstert das Eichhörnchen seinem Freund, der Amsel, hinüber. "Ja. Wunderschön." Für einen Moment erscheint ein weites Feld aus niedergelegten Kleidern. Im Licht der Sterne erstrahlen sie und funkeln in warmen Licht. Nur für einen Moment zu sehen und schon wieder vergessen. Das Eichhörnchen vergisst einen Moment zu kauen, so schön war dieser Augenblick.
"Och schade, schon vorbei", seufzt der kleine Nager. "Schau mal", staunt sein gefiederter Freund. Eine weiße, kleine flauschige Feder schwebt sanft hinunter. Unzählige Funken sprühen jetzt in alle Richtungen. Bunt. Glitzernd. Strahlendes Licht. Es blendet beide für einen Moment. "Boah, hast du das gesehen?", nicht spürbar sprachlos schaut die Amsel zum Eichhörnchen. "Tolle Show", sagt es und reißt dann die Augen auf: "Guck mal, guck mal! Ein neues Kleid!" Strahlend weiß ist es. Ein kleiner Schauer rollt dem Eichhörnchen über den Rücken. "Boah, geil!" entfleucht es der Amsel. Unzählige Lichtreflexe erhellen die Nacht. Diese eine besondere Nacht der Geburt eines neues Jahres. Nur ein einziges Mal erlebt das Jahr diese Geburt.
Die Kirchenglocken läuten. "2008 ist da" haucht die Amsel erfürchtig. "Ist das schön" seufzt sein Freund ganz glücklich. Für einen Moment tauchen Bilder am Himmel auf. Fetzen voller Liebe, Licht, Hoffnung, Erbarmen und Freude leuchten auf. "Ooooooh ja" - "oooooooh ja" seufzen und jauchzen nun beide voller Vorfreude. Arm in Arm. In ihrem Baum. Schaukeln im Wind. Beobachten die sternenklare Nacht. Fühlen das Neue Jahr.
"Willkommen" flüstert nun auch die Trägerin, fühlt den Stoff des neuen Kleides, atmet seinen Duft, spürt die Kraft des Neuanfangs, spürt die Kraft der Geburt.
Anja Kolberg
Thema: Blog - 2007, 2. Halbjahr, Blog - Gedanken über ....
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