Ein Geschenk Gottes

... ist für mich unser Garten. Eben brauchte ich eine Pause und bin hinunter in den Garten gegangen. Machte mir zuvor eine Tasse Kaffee, nahm das Buch "Zen oder die Kunst, den Mond abzustauben" in die Hand und setzte mich dann auf die Gartenbank, die schon in der Sonne erstrahlte. Hm, die Wärme tat gut. Minu gesellte sich zu mir, legte sich auf den Holzsteg. Ich hörte das Plätschern des Bachlaufes, sah den Fliegen beim Wasserlaufen zu. Ja, ein Geschenk Gottes, so empfinde ich den Garten. Ein Geschenk, dass ich diese Umgestaltung gewonnen habe.

Was mich schon länger während des Schreibens quält: Ich schweife sehr schnell mit meinen Gedanken ab, konzentriere mich nicht weiter auf das, was ich tue. Was mir hilft, mich zu konzentrieren, ist ein gewisser Zeitdruck, darunter arbeite ich dann sehr konzentriert. Ich habe aber keinen Zeitdruck und will mir auch gar keinen erzeugen. Also muss ich die Herausforderung annehmen, meine Gedanken immer wieder zu mir zurück zu bringen.

Diese Gedanken umwehten mich, bevor ich das Buch aufschlug, das mir eine liebe Leserin dieses Blogs geschenkt hatte. Und was las ich? Über abschweifende Gedanken und wie man sie (am Beispiel vom Kehren des Bodens durch das immer gleiche Geräusch) zurück holen kann. Eben telefonierte ich mit meinem Bruder und weil er kurz etwas machen musste, legte ich den Hörer beiseite, drückte auf den Lautsprecher, um zu hören, wann er wieder am Apparat ist und schrieb. Als er zurück kam, fragte er: "Was machst du da?" "Ich schreibe." "Es klingt, als schlägst du deine Tastatur." Und da machte es *pling* bei mir. Warum sollte das Klackern der Tastatur nicht das Geräusch sein, das meine Gedanken zurück holt an meinen Arbeitsplatz, zu dem Thema, das ich gerade bearbeite? Das versuche ich jetzt.

Einen besonderen Schmaus habe ich mir noch gegönnt, bevor ich in den Garten ging: Frischen Teig. Kuchenteig. Pi-mal-Daumen zubereitet. Ich liiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiebe Kuchenteig. Ich habe daran schon immer gerne genascht und irgend wann habe ich mir gedacht: Warum gönnst du ihn dir nicht einfach? So viel schlecken wie ich will. Muss ja nicht die Masse eines ganzen Kuchenteiges sein. Und das habe ich gemacht. Ein Ei, Wasser, Mehl, Zucker. Hm. Und nach dem Probieren habe ich den Rest in ein kleines rundes Gratinschälchen gefüllt und ab damit in den Backofen. So gab es zum Abschluss - inzwischen oben im Schatten auf der Gartentreppe sitzend - den Kuchen mit noch etwas flüssigem Innenleben. Lecker - lecker - lecker! Ja, ich gönne mir das, was "man" sonst nicht macht. Warum eigentlich nicht? Vielleicht habe ich deswegen so einen schönen, weichen großen Bauch?

Genussvoll schlemmend beobachtete ich den Teich und konnte ein kleines graues Vögelchen mit schwarzem Hut beobachten, wie es neben dem Buddha auf einem Schachtelhalm landete, dann in den Pool sprang und sein Gefieder im Wasser badete. Fluchs auf einen Stein flog, sich gehörig schüttelte. Zwitscherte und davon flog.

Ein Stück vom Paradies, wo ich in kurzen Pausen Inspiration bekomme, die Natur beobachten kann, Teig schlecken und einfach glücklich sein!

Anja Kolberg

Aktueller Beitrag: Ein Geschenk Gottes
« Wofür sind Blockaden gut? | Home | Es wäre schön, wenn... »