Leben & Natur
Als wir 1997 in dieses Haus einzogen, war der Garten ein Urwald. Wir
hatten in der einjähigen Renovierungsphase nichts daran gemacht. Und mir
war während meines Abendstudiums so gar nicht nach Gartenarbeit. Ich
mochte sie auch davor nicht so recht. Meine Tante erzählte mir letzte
Woche, dass ich als Kind mal rübergekommen bin (wir wohnten
nebeneinander), um für meine Mutter Schnittlauch im Garten zu schneiden.
Statt Schnittlauch hatte ich allerdings Blumen abgeschnitten. Weit ist
es mit meiner Gartenliebe also nicht gewesen. :o)
In unserem Wildgarten wäre es für mich auch o.k. gewesen, die komplette
Fläche zu betonieren und grün anzustreichen. Hauptsache wenig Arbeit.
Also Rasen. Fertig. Keine Blumen. Nichts. Erst nachdem ich das Studium
abgeschlossen, mich selbstständig gemacht hatte und 2001 durch meinen
Bandscheibenvorfall aus dem Hamsterrad gerissen wurde, änderte sich
etwas. Ich nahm die Zeit anders wahr, entdeckte das Interesse am Garten.
Ein Beet wurde angelegt. Kübel kamen auf die Terrasse. Daraus
entwickelte sich von Jahr zu Jahr mehr ein kleines Paradies. Ich hatte
mein Interesse an der Natur entdeckt.
Minu, unser Hund, der 2003 zu uns kam half dabei, denn sie brachte mich zu jeder Jahreszeit hinaus in die Natur. Ich war stolz wie Oskar, als das erste Mal eine Tulpenpracht in meinem Garten erblühte und musste mich sehr zurückhalten, als unser quirliger Vierbeiner durch das Beet stapfte und in ihren fünf Minuten die Tulpen ausbuddelte un d quer im Maul spazieren trug...
In den Jahren hat der grüne Teil unseres Hauses sein Gesicht immer mehr verändert. Heute ist der Garten ein Ort, an dem ich mich erfreue, mich entspanne, Kraft tanke und einfach wohlfühle. Mit dem Anlegen des Gartens zog sich auch in mir eine Wandlung über die Jahre durch. Ich entdeckte, dass es noch etwas anderes als Arbeiten gibt, mein Privatleben wurde bunter, ich arbeitete weniger, gönnte mir mehr Freizeit. Ich beobachte die Tiere, die unseren Garten besuchen, vor kurzem zum Beispiel ein heiß geliebtes Eichhörnchen, das an unserem Teich getrunken hat. Ich blieb regungslos neben Minu auf der Treppe sitzen, um dieses Bild möglichst lange auskosten zu können. Was für ein Schatz!
Vor einigen Wochen schnappte ich ein Chinesisches Sprichwort auf, das mich an diese Wandlung erinnerte und mich heute dazu bringt, Ihnen hier im Blog von meiner Gartenentstehung zu erzählen. Es lautet:
"An dem Tag, an dem du deinen Garten anlegst, fängt dein Leben an."
Grüße aus dem grünen Leben
Anja Kolberg
Thema: Blog - 2008, 2. Halbjahr, Blog - Garten - Herbst

Aktueller Beitrag: Leben & Natur
« Herbstflüstern |
Home
| *Hüpf*hü*hüpf* »