Mal was Neues

Ich stehe, während ich diesen Beitrag schreibe. Am Billy-Regal, worauf provisorisch Bildschirm und Tastatur Platz genommen haben. Ergonomisch sicherlich nicht die beste Lösung, jetzt gerade aber die perfekte für mich und meine Situation.

Warum ich nicht mehr sitze? Ich habe meinen geliebten, riesig großen Winkelschreibtisch abgebaut. In der ersten Jahren meiner Selbständigkeit lies ich ihn mir von meinem Bruder, der gelernter Tischler ist, auf meine Bedürfnisse hin anfertigen. Buche, Multiplex, stabil und schön. Genügend Platz für meine Büroarbeit inklusive rundem Besprechungstisch. Da sich meine Arbeit in den letzten Jahren verändert hat, spürte ich, dass er nicht mehr zu mir passt. Doch mich davon zu trennen - leichter gesagt als getan. Samstag habe ich mich endlich getraut, ihn abzubauen, jetzt stehen die Einzelteile an der Wand, warten auf ihre nächste Heimat. Und ich spüre, wie gut ich mich hinter dem Tisch verstecken konnte, mich daran festhalten und meinem gleichen Trott folgen. Ich kann kaum in Worte fassen, was der veränderte Raum, ohne den Tisch, für Gefühle in mir ausgelöst hat. Ich wusste nur, dass es stimmt ihn loszulassen und nicht, was sich dann entwickeln wird...

Vorerst möchte ich den Raum in der Mitte leer lassen. Ich habe noch ein weiteres Billy-Regal geleert und will die Veränderung erst mal so lassen. Jederzeit könnte ich den alten Küchentisch von der Urgroßmutter meines Mannes hier herein stellen und hätte wieder einen Tisch. Oder einen neuen kaufen. Doch das will ich nicht. Es ist angenehm, im Stehen zu arbeiten. Anders. Komisch. Ungewohnt.

Genau dieses Ungewohnte, das sich komisch anfühlt und dennoch stimmig, will ich noch ein wenig aushalten, mich ausprobieren und erleben, was die neue Situation so alles in mir auslöst.

Viele Grüße von der Probier-Insel

Anja Kolberg

Erstellt durch: Anja Kolberg am Dienstag, 19 Januar, 2010
Thema: Blog - 2010, 1. Halbjahr, Blog - Loslassen
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