Pelikan aus der Asche
Neuigkeiten aus Südafrika
Es gab schon Nachfragen, ob es denn Neues aus Südafrika gibt. Jetzt ist es soweit, meine ehemalige Klientin Lisa Balz berichtet von ihrem Weg in Südafrika. Viel Freude beim Lesen! Anja Kolberg
PS: Alle Berichte finden Sie in der Rubrik: Südafrika-Bericht
Liebe Feunde,
in der Zwischenzeit wage ich meine Leser so zu nennen!
Heute ist der 21. Januar 2010. Es ist - auf den Tag genau – 9 Jahre her, dass ich meine Vision hatte! 3 Tage nach einem Coaching mit Anja! Anja stellte die richtigen Fragen. Ihre Fragen oeffneten mein Herz und meine Sinne fuer das grosse Abenteuer Suedafrika! Anja, dafuer bin ich Dir ewig dankbar!!!!!
Viel Zeit ist vergangen, seit ich den letzten Artikel veroeffentlich habe. Warum?
2009 war alles andere als ein erfolgreiches Jahr fuer mich. Es ist etwas anderes, Freunde wissen zu lassen, dass es mir nicht gut geht oder es im Internet zu veroeffentlichen! Meine Meinung dazu ist, dass Freunde vor Ort mir mit Rat und Tat zur Seite stehen koennen, doch was koennen Menschen in der weiten Welt fuer mich tun? Ist das zu klein gedacht???
Es waren zwei Dinge, die meinem Erfolg im Weg standen – die letzten Reste des seit langem ueberfluessigen Minderwertigkeitskomplexes und meiner Abneigung des “Verkaufens”. Waehrend ich selber Einkaeuferin war, konnte ich “windige” Verkauefer nicht ausstehen. Damit wollte ICH nicht gleichgesetzt werden!
ICH doch NICHT!!! ----- Verdraengungstaktik!
Dabei gibt es nur eine Formel fuer Erfolg: Selbstbewusstsein + Verkaufstalent = Erfolg. Wie las ich doch in einem Buch: ‘Haeufiger, als wir wissen, fuehrt der Pfad, der schneller bessere Ergebnisse bringt, um das Hindernis herum, das uns im Wege liegt --- unser eigenes Selbst!’
In Anerkennung dieser Wahrheit traf ich im September drei Entscheidungen:
- Ich verordnete mir selbst einige Sitzungen bei einem Hypnoteur, um auf einer tieferen Ebene die Wurzeln des Minderwertigkeitsgefuehls auszurotten.
- Ich belegte einen Kurs in Verkaufstechnik – welcher mir in vieler Hinsicht die Augen ueber mein eigenes Verhalten oeffnete! J
- Ich benoetigte eine Teilzeit-Sekretaerin, die die ersten Kundenkontakte herstellt und Termine fuer mich vereinbart. Waehrend ich unterwegs bin, passiert nichts – ausser dass ich im Auto sitze!
Mit dem neuen Wissen ausgestattet, war es zwar leichter, Kunden anzusprechen, doch auch hier in Suedafrika ist die Rezession zu spueren. Auftraege kommen nicht mehr so leicht rein. So duempelte ich haeufig hart an der Grenze des Ueberlebens entlang. Das Geld fuer meine festen Ausgaben kam immer irgendwie herein, doch Geld zum Leben lieh ich mir haeufig von Freunden – schreckliches Gefuehl!
Erst jetzt stellte ich mich der Wahrheit: Jemand koennte mir alles Geld in der Welt geben - es wuerde mir nicht wirklich helfen, solange ich mich nicht aendere!
Ich weiss nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Ich weiss nur, dass es anders werden muss, wenn es besser werden soll.
Da gab es drei grosse Auftraege, die meine ganze Kreativitaet und meinen vollen Einsatz gefordert haetten. Haette auch gutes Geld damit verdient. Doch – alle drei wurden nach langer Wartezeit entweder ganz abgesagt oder auf unbekannte Zeit verschoben.
Mitte Oktober fand ich die richtige Sekretaerin, Charmaine. Endlich bewegte sich was! Endlich gab es eine lange Liste von potentiellen Kunden, die von Charmaine erfolgreich bearbeitet wurde. Doch wieder tauchte ein Hindernis auf: Meine Zielgruppe ist der Verpflegungsbereich wie Restaurants, Coffee Shops, Food Factories. In diesem Bereich ist von November bis Februar Hochsaison. Die wenigsten waren bereit, mir in dieser hektischen Zeit einen Termin einzuraeumen. Als dann am 24. November der letzte grosse Auftrag auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, brach ich zusammen.
Zusammenbrueche waren nichts Neues fuer mich. Doch diesmal war es anders. Ich hatte das Gefuehl, dass etwas in mir zerbrach.
Ich hatte so viel und so hart gearbeitet durch all die Jahre, doch was hatte es mir gebracht? Wenig! Warum sollte ich ueberhaupt noch etwas tun? Da konnte ich gleich im Bett bleiben – was ich auch tat. Nur da zu liegen und zu wuenschen, dass die Welt vorbeiziehen wuerde. Bevor ich mich allerdings im Bett verkroch, schickte ich eine e-mail an einige gute Freunde mit der Meldung: “Ich gebe auf!” Eine Freundin kommandierte mich foermlich aus dem Bett heraus and zu ihr und ihrem Mann nach Hause. Chip und Alvin kuemmerten sich liebevoll um mich. Am naechsten Morgen hatten andere Freunde Counselling fuer mich organiert.
Ein Vorschlag war, dass ich mich zunaechst um mich selber kuemmern solle, nicht immer nur fuer andere da zu sein. Was ich denn von einem Urlaub hielte? Bei dem blossen Gedanken an Urlaub drehte sich mir der Magen um! Warum? Wenn ich nicht arbeite verdient ja niemand Geld fuer mich! Doch dann sickerte so langsam die Erkenntnis durch, dass die Geschaeftswelt in Suedafrika zwischen dem 15. Dezember und dem 15. Januar sowieso im “Sommerschlaf” ist.
So nahm ich das Angebot meiner Freundin Lesley an, 2 Wochen in deren Farmhause in der Karoo zu verbringen. Es ist ein sehr einfaches Haus auf dem Lande, am Ende eines Tales, allerdings hat es dort Strom und Wasser; 320 km von Somerset West entfernt, 90 km bis zu den naechsten Einkaufsmoeglichkeiten, 60 davon Schotterpiste!
Ich liebe dieses Haus wegen seiner Einsamkeit. Manchmal ist es dort so still, dass das lauteste Geraeusch das eigene Atmen ist! In einer Woche kommt dort vielleicht mal EIN Auto vorbei – sonst passiert nichts. Doch des Nachts unter freiem Himmel unter einem brillianten Sternenzelt zu schlafen – das hat was! Keine Angst vor Kriminalitaet – bis auf eine Nachbarsfamilie lebt dort ja kein anderer Mensch!
Meine Freundin Lesley hatte mich vor meiner Abreise gefragt, ob ich mir vorstellen koenne, anstehende Handwerksarbeiten in dem Haus zu erledigen. Mit der groessten Freunde sagt ich JA! Das Geraeusch einer Bohrmaschine ist Musik fuer mich! Drueck mir eine Saege in die Hand und ich bin gluecklich! Holzarbeiten hab ich schon immer geliebt!
Trotz meiner Niedergeschlagenheit plante ich meinen Aufenthalt sehr sorgfaeltig. Ich arbeitete einen detaillierten Speiseplan aus und kaufte grosszuegig ein. Meine wohlsortierte Handwerkskiste fand ihren Platz neben Lebensmitteln, Rucksack und Bettzeug in meinem kleinen Ford Ka.
Die ersten Tage sahen mich lesend, essend und nachdenkend – einfach nur ICH sein, einfach nur DA sein.
Doch langsam aber sicher erwachte meine alte Energie. Ich schleppte alte Dach- und Deckenbalken aus der Ruine eines 200 Jahre alten Hauses ueber ca 1 km, wusch das alte Holz im nahe gelegenen Fluss und baute daraus 3 Regale. Keiner der Balken war gerade! Welch eine Herausforderung, aus krummen Balken wasserwaagengerechte Regale zu bauen! Jedes dieser Regale ist ein eigenes, kleines Kunstwerk geworden!
Alles Material, was ich brauchte, fand ich auf der Farm - ausser Naegel und Schrauben. Stoebern in alten Ruinen und leerstehenden Viehstaellen brachte neben Holz auch alte Scharniere, zerfallene Fensterlaeden, Holz-Fensterrahmen und Hufnaegel zutage. Alles fand seinen Platz und seine Verwendung.
Tueren abschleifen und anstreichen; alte Fliesen im Bad entfernen und den Kleber mit Hammer und Meissel abschlagen; Linoleum verlegen; trockenen Kitt in Fensterrahmen ersetzen und neue Scheiben einsetzen; Gardinen per Hand ausbessern – Langeweile war ein Fremdwort!
Die umliegenden Berge lockten mich an machem Morgen bei Sonnenaufgang zu langen Wanderungen.
Die Kombination aus Wandern – Arbeiten – Lesen und Nachdenken war ideal fuer mich! Diese Zeit kam mir vor wie der Himmel auf Erden! Statt der geplanten 2 Wochen blieb ich 3 Wochen, Lebensmittel hatte ich genuegend.
Ich las nicht irgendetwas - ich las und studierte die Bibel und christliche Buecher, mit denen Alvin mich reichlich versorgt hatte. Welch ein Unterschied zu dem katholischem Glauben, in dem ich aufgewachsen bin! Was ich las war viel lebensnaher und praktisch anwendbar.
Nach drei Wochen in der selbst gewaehlten Einsamkeit fuehlte ich mich wie der Pelikan, der aus der Asche aufstieg!
Von nun an gebe ich mein Leben in Gottes Hand und ich weiss, dass er noch Grosses mit mir vorhat.
Vor dem Zusammenbruch haette ich folgendes Zitat angewandt: “Lohnt sich das?” fragt der Kopf. "Nein” sagt das Herz, “aber es tut gut.”
Heute sage ich, dass es sich lohnt UND dass es gut tut!
Heute sage ich, dass etwas in mir zerbrechen musste, um Gott die Moeglichkeit zu geben, hindurch zu scheinen.
© Lisa Balz, Südafrika
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