Willkommen Februar

 

Langsam entfaltet sich die Rolle des Farnblattes. Mir wird warm ums Herz bei dem grünen Hintergrund. Ich liebe diese Farbe.

Der Text des Februarblattes vom Tischkalender 2010*: "Ich gebe mir die Zeit, die ich brauche."

Als ich den Satz gestern las, dachte ich nur: Oh ja. Das passt.

Mir selbst die Zeit geben, die ich brauche und nicht die Zeit, die ich mir geben will: Dazwischen liegen Welten. Geben will ich mir meist wenig Zeit. Schnell, schnell soll es gehen, vorwärts, vorwärts auf meinem Weg. Meine Seele mit ihren unterschiedlichen Anteilen ist anderer Meinung. Sie braucht Zeit. Zeit, sich zu entwickeln. Zeit, mitzukommen oder auch nachzukommen in dieser Schnelllebigkeit, dich mich umgibt. Zeit, zu begreifen. Zeit, zu verstehen, warum die Dinge sind wie sie sind. Zeit, um mir klar zu werden, was ich wirklich will und was ich nicht mehr will. Die Feinheiten wahrnehmen, die mir wichtig sind. Und dies vor allen Dingen von dem zu unterscheiden, was die anderen wollen, was die Allgemeinheit für richtig hält, was 'man' tut und was nicht. Was will ICH?

Seelenzeit unterscheidet sich von der Zeit auf der Uhr, von der Zeit in To-Do-Listen und von der Zeit in den Plänen, die mein Kopf so entwirft. Meine Gedanken, meine Phantasie kann in Sekundenbruchteilen am Ziel sein, Hürden überwinden, tausend Schritte voraus hüpfen.

Doch der Rest von mir: Körper und Seele funktionieren nach einer anderen Zeit. Und die Zeit werde ich mir heute und diesen Monat ganz bewusst nehmen und geben. Die Zeit, die ich brauche. Die Zeit, die alle Anteile meiner Selbst brauchen, um anzukommen. Mit Geduld will ich warten, bis das innere Kind, mein Körper, mein Trotz, meine Angst, meine Zweiflerin - alle Anteile, soweit sind. Zwischenzeitlich werde ich mich wohl oft an den Januar erinnern und mir verzeihen, dass es nicht so schnell geht, wie ich will oder es von mir erwarte.

Einen ersten Schritt mit diesem Gedanken bin ich heute früh schon gegangen. Ich habe mich für die Zeit entschieden, die mein Inneres brauchte, um einen Termin in der Stadt wahrzunehmen. Weil es hier in Köln so geschneit hat und ich kein gutes Gefühl für eine Fahrt mit dem Auto hatte (obwohl ich im Schnee-verwöhnten Bergischen Land aufgewachsen bin und mir das 'eigentlich' nichts ausmacht), habe ich mich dagegen entschieden, diesen Blogbeitrag zum Februaranfang heute früh noch vor dem Termin zu schreiben, sondern habe die Zeit in die Hand genommen und bin statt dessen mit der Bahn gefahren. Das hat mir richtig gut getan: Mein Gefühl ernst nehmen, die Dinge in die richtige Reihenfolge bringen. Mich nicht klein machen mit dem Gedanken: 'Jetzt stell dich doch nicht so an. Das Fahren im Schnee macht dir doch sonst nichts aus. Das hast du schon so oft gemacht.' Sondern mich selbst ernst nehmen. Ich bin echt stolz auf mich.

Anja Kolberg

PS: Mein Gesicht ist endlich nicht mehr so grün wie der Hintergrund. Langsam verschwindet die Magen-Darm-Erkrankung. Eine wahnsinns Reinigung von innen!

* Der Tischkalender 2010 "Ich mache mich glücklich" konnte bis Mitte Januar über meinen Webshop bezogen werden. Alle Kalender 2010 sind verkauft. Hier im Blog schreibe ich jeden Monatsanfang etwas zum nächsten Kalenderblatt.

Erstellt durch: Anja Kolberg am Montag, 01 Februar, 2010
Thema: Blog - 2010, 1. Halbjahr, Blog - Monatliche Impulse, Shop
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