Einen Schritt nach dem anderen

In meinem Leben kommt es vor, dass ich ungefähr weiß, in welche Richtung ich gehen will, aber keine Idee habe, wie ich dorthin komme. Ich sehe einfach nicht, wie es weiter geht, sehe den nächsten Schritt nicht. Meine Ungeduld wird stetig größer.

Hier meine ich nicht klar benennbare Ziele wie: "Ich will wissen, wie ein Motor funktioniert." oder "Ich will nach Paris.". Was ich meine sind eher leise und wertvolle Gefühlsziele wie "Ich will unabhängig von der Meinung anderer sein." oder "Ich will für mich gesund damit umgehen können, dass andere sauer auf mich sind." Dinge, wo ich nicht einfach im Internet suchen oder andere fragen kann, weil die Antworten und der Weg in mir selbst liegen und nur dort zu finden sind.

Bis mir überhaupt erst mal klar geworden ist, in welche Richtung ich gehen will, habe ich schon einen mächtigen Weg hinter mich gebracht. Vielleicht sehe ich den nächsten Schritt gar nicht, weil es erst mal an der Zeit ist, Pause zu machen. Den Rucksack absetzen.

Die Picknickdecke auf einer sehr schönen Stelle auf einer weichen Wiese ausbreiten. Dann aus dem Rucksack was zu trinken und was zu essen auspacken, um mich zu stärken. Inne halten. In die Ferne gucken. Auf den Weg schauen, den ich zurück gelegt habe. Den Moment genießen, wenn die Sonne mich an der Nase kitzelt. Innerlich zur Ruhe kommen. Im Rucksack kramen, ob da was drinn ist, das ich nicht mehr brauche und an dieser Stelle zurück lassen kann. Vielleicht ist ja ein kleiner Watzmann in der Tasche, der mich unnötig runtergezogen hat, den ich aber bisher brauchte. Den kann ich dann als schönen Wegstein an meinem Rastplatz setzen als Sinnbild für meinen Entwicklungsschritt und fortan leichter meinen Weg weiter gehen.

Habe ich an diesem Rastplatz so einige Zeit verbracht, vielleicht ein Nickerchen gemacht, mir die Zeit genommen, die ich brauche... vielleicht sogar noch ein bischen länger, um den Sternenhimmel an dieser Stelle meines Weges noch zu geießen... Vielleicht hat sich dann in der Zwischenzeit ein Teil meiner Ungeduld verflüchtigt, vielleicht hat sie im Stein Platz genommen. In mir hat sich einiges neu sortiert. Ich bin klarer geworden über meine Situation, über mich selbst.

Wenn ich spüre, es ist soweit, weiter zu gehen, dann schaue ich, was mein erster Schritt sein kann. Vielleicht geht der genau bis zu einem Busch, das passiert genau dann, wenn vor mir noch kein anderer den Weg gegangen ist, den ich gehen möchte. Und ich gehe diesen ersten Schritt. Schaue, wie ich mich fühle. Vielleicht entdecke ich dann hinter diesem Busch einen weiteren Schritt oder eine schöne Blume, die mich anlächelt oder ein Eichhörnchen, das vorüberhuscht und mir so einen Glücksmoment schenkt.

Und dann gehe ich den nächsten Schritt. Immer, das, was möglich ist. In dem Tempo, das geht. Einen neuen Rhyhtmus finden. Spüren, ob der Untergrund mich hält oder ob ich einen Umweg machen muss oder...

Einen Schritt nach dem anderen.

Anja Kolberg

Erstellt durch: Anja Kolberg am Montag, 10 Mai, 2010
Thema: Blog - 2010, 1. Halbjahr, Blog - Mich selbst annehmen
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