Die Zeit dazwischen

Zwischen den Jahren existiert eine andere Zeit als sonst im Jahr. Es ist ruhiger auf der Straße. Stiller im Haus. Auch in mir?

So richtig? Nein. Es ist eine Mischung aus Ruhe und Aufregung. Warum Aufregung?

Weil ich nicht weiß, was mich im nächsten Jahr erwartet. 2010 hatte so einige Prüfungen für mich. Ich wünsche mir so sehr, dass 2011 besser wird. Ich hoffe auf ein Jahr, das sich bei mir unterhakt und mich weiter bringt und mir Mut und Kraft gibt. Heute habe ich überhaupt keine Lust, zurück auf 2010 zu blicken. Viel zu anstrengend. Nach vorne gucken? Auch keine Lust.

Einfach hier sein und das tun, was ansteht. Ja, das passt.

Ich bin heilfroh, dass es hier in Köln taut und ich nicht mehr die zusätzliche Arbeit am Morgen habe oder es so unsicher mit dem Fahren ist. Es liegt immer noch Schnee, aber er verändert sich. Im Garten liegt er so hoch, dass unser Hund Schwierigkeiten hat, dadurch zu laufen. Beim Räumen des Bürgersteigs am Montag morgen war ich mir nicht sicher, ob es besser ist, den Schnee liegen zu lassen. Solange er festgetreten und nicht angetaut ist, lässt sich bestens Drüberlaufen, angetaut wie er war, eine kleine Rutschpartie. Aber ist es besser, ihn wegzuschaufeln und dem Fußgänger vermeintliche Sicherheit zu suggerieren? Mir war es ja genau so gegangen: Ah, ein geräumter Bürgersteig, da kann ich flotter gehen und schon lag ich da. Auf dem Boden war eine dünne Schicht Eis, die ich nicht sehen konnte... Ich habe mich dennoch für's Wegräumen entschieden, der Untergrund war zu rutschig geworden. Mein Gott, was ich mir für Gedanken machen muss, aber wie ich aus vielen kurzen Gesprächen mit Passanten weiß, geht es vielen genau so... Das schöne am Schneeschippen vor dem Haus sind für mich die körperliche Bewegung und der Plausch mit den Passanten. Das macht mir wirklich Freude!

Diese Woche haben "wir" (wir, weil ich meinen Mann fahre und warte, bis er fertig ist und ich ihm helfe, die Gipsschale an den Fuß zu wickeln) nur noch einen Termin manuelle Lymphdrainage, nächste Woche noch einen, dann sind wir fertig. Danach fangen die Zahnarzttermine an, denn gestern morgen machte sich eine Krone selbstständig. Seufz. Bin ich froh, wenn das alles vorüber ist. Obwohl: In den letzten Wochen war mein Tag bestimmt von so vielen Dingen, die ich nicht beeinflussen konnte. Wie wird es im Februar wohl sein, wenn mein Mann voraussichtlich wieder arbeiten gehen kann? Kommt dann ein Loch?

Auf meinem Schreibtisch stehen drei Frühlingsblumen in einer hohen grünen Vase: Eine rote Papageientulpe, eine gelbe und eine rote Ranunkel. Ein herrlicher Lichtblick.

Klick zum neuen Kalender

Das Kalenderblatt "Ich vertraue mir und gehe meinen Weg" wird nur noch wenige Tage hier stehen, dann wartet schon das neue Januarblatt. Mir zu vertrauen und meinen Weg gehen, bedeutet, dass ich in Kontakt mit mir selbst bin, denn nur dann weiß ich, was ich will, was mein Weg ist, meine Gedanken, Ideen, Entscheidungen, Bedürfnisse. Dieser Zugang war doch arg in den letzten Wochen verschüttet, kaum Zeit mit mir selbst, in erster Linie war funktionieren gefragt. Das macht mich traurig, doch so war es nun mal. Was ich wohl deutlich gespürt habe, war, wenn es mir wirklich viel zuviel war und ich eine Miniauszeit für mich brauchte. Da denke ich an den Winterspaziergang durch den Schnee oder auch die Auszeit alleine am Frühstückstisch mit einer Zeitschrift. Es ist immer eine Gratwanderung zwischen dem, was an Aufgaben auf mich wartet und dem, was ich für mich brauche.

Kennen Sie schon dieses herrliche Video von einem Chor mitten in einem Einkaufscenter? Es hat mich zu Tränen gerührt.

Mein Mann meinte, als wir den Gips für ein Fußbad abgemacht hatten und sein Bein einige Stunden frische Luft schnappte, dass sich sein Bein nun viel verletzlicher anfühlte als mit dem Gips. Ich mag solche Aussagen sehr, weil ich es liebe, diese Impulse auf andere Lebenssituationen zu übertragen. Je mehr Schutz etwas bekommt, desto verletzlicher ist es auch? Je mehr ich etwas beschütze, desto weniger selbstbewusst oder robust wird es? Je mehr ich zu Hause bleibe, desto ängstlicher werde ich, desto weniger traue ich mir zu? Ich habe in den vergangenen Wochen gespürt, wo ich so sehr gefordert wurde, dass mir dies auch gut getan hat. Es hat mir viel Selbstbewusstsein gegeben. Ein Beispiel: Wenn sonst Schnee lag und ich wusste, mein Mann ist unterwegs, machte mir das oft Sorgen. Jetzt, wo ich mich selbst dadurch kämpfen muss, weiß ich, dass es geht und gar nicht so schlimm ist wie ich es mir zu Hause ersinne...

Auf in den neuen Tag! Ich wünsche ein paar gute letzte Tage im Jahr 2010!

Anja Kolberg

PS: Haben Sie schon den neuen Kalender? Hier können Sie ihn kaufen.

Erstellt durch: Anja Kolberg am Mittwoch, 29 Dezember, 2010
Thema: Blog - 2010, 2. Halbjahr, Blog - Mich selbst annehmen
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