Im Haus meines Herzens
Das Oktoberblatt meines Tischkalenders blickt mich an:
'Ich handle so, als ob ich's schon kann.' Mit diesem Satz versuche ich mich immer wieder zu verbinden, wenn ich aufgeregt werde, Sorgen oder Ängste entwickle. Zum Beispiel besuche ich am Wochenende eine Weiterbildung. Ich spüre jetzt schon Aufregung:
Werde ich Freitag einen Parkplatz finden oder ewig durch die Straßen kurven? Wird das am Samstag mit der Bahnanreise klappen? Werde ich mich wohl- und gut aufgehoben fühlen? Wird es das richtige für mich sein? Wie werde ich das mit dem Essen machen? Wird es mir zeitlich zuviel werden?
Meine Gedanken spielen Pingpong in meinem Kopf. Wie so oft.
Ich schaue auf das Kalenderblatt, dessen Herz so viel Liebe, Ruhe und Zuversicht ausstrahlt. Ich lese den Satz: 'Ich handle so, als ob ich's schon kann.'
Gelassen. Zuversichtlich. Ruhig. Entspannt. Locker. Frei. Sicher. Ganz bei mir.
Ich beruhige mich. Atme durch.
Ich habe alle Freiheiten der Welt. Den Sonntag kann ich im Bett verbringen und auf der Couch und mich regenerieren. Wenn ich keinen Parkplatz in der Nähe finde, laufe ich ein Stück. Auch wenn es dunkel ist, wird der Weg beleuchtet sein. Ich bin nicht alleine. Anderen geht es vielleicht ebenso wie mir. Das wird schon gut werden.
Ich werde trotzdem wieder aufgeregt. Gut, erwarte ich Wunder?
...
Ich habe mein Schreiben hier unterbrochen. Weil ich innerlich so aufgewühlt war. Ich hatte mir vorgenommen, heute endlich wieder einen Blogbeitrag zu schreiben. Fing mit dem an, was mich bewegte, beruhigte und die Aufregung kam zurück.
Frühstückspause machen. Ich habe die Angewohnheit entwickelt, erst ein wenig am Morgen zu arbeiten - dann ist noch alles ruhig und ich wenig abgelenkt - anschließend mit unserer Hündin Minu spazieren zu gehen und dann zu frühstücken. Heute morgen habe ich diese Routine durchbrochen. Gerade eben. Bin in die Küche. Den Wasserkocher angestellt. Mir Brote mit süchtig machender Spekulatiuscreme bestrichen. Gesehen, dass das aufgebrühte heiße Wasser in der Teetasse kalkig aussah und erst mal den Kocher mit einigen Spritzern Essigessenz entkalkt. Die Küche während dessen ein wenig aufgeräumt. Eine reife Banane geschält und mit auf den weißen Teller mit den bunten Blüten gelegt. Mit dem frischen Wasser die Teetasse erneut befüllt und noch eine Wärmflasche.
Die Stufen hinauf in mein Büro. Minu folgt mir. Stelle die Herrlichkeiten auf dem freien Bereich des vor dem Fenster stehenden alten Küchentisches ab. Wähle einen neuen Tee aus: 'Raum für Stille. Erleuchtung.' Auch wenn ich das Wort Erleuchtung nicht mag: Der Kräutertee ist lecker. Apfel und Zitrone. Englisch heißt er: 'Joyful Silence. Holding the Space.' Klingt viel besser. Und inspiriert mich.
Mit Ruhe esse ich meine Schnitten. Nippe am Tee. Spüre die Hitze der Wärmflasche auf meinem Bauch und später im Rücken. Schaue in die noch dunkle Welt vor meinem Fenster. Blättere durch eine Psychologie-Zeitschrift. Werde ruhiger und fühle Gelassenheit. Tiefes Seufzen.
Die Pause hat mich beruhigt. Atmen. Annehmen.
Die Aufregung kommt vielleicht zurück. Ok. Ich fühle mich vielleicht unwohl. Ok. Ich bin vielleicht vorher und nachher gestresst. Ok. Ich kann auch zu Hause bleiben. Ok. Ich kann auch etwas wagen und Neues entdecken. Mein gewohntes Umfeld verlassen, ist immer mit Aufregung verbunden. Gleich ob ich in Urlaub fahre oder ein Seminar besuche oder irgend etwas anderes Neues mache. Das ist Teil des Ganzen. Diese Gefühle müssen nicht da sein. Sie sind es aber. Und dürfen da sein.
Schmeckt der Tee wirklich nach Apfel und Zitrone? Hm, der Teebeutel duftet intensiv. Düfte können wunderbar entspannen, gerade wenn innerlich Aufregung tobt. Die Neurologin Dr. Claudia Croos-Müller hat wunderbare Bilderbüchlein heraus gebracht, mit Übungen, die bei Psychostress helfen.
Das Buch 'Nur Mut' habe ich hier und die Körperübungen haben mir vor meiner Prüfung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie geholfen. Zum Beispiel die Gleichgewichtsübung 'Auf einem Bein stehen'. Die Ärztin erklärt bei jeder Übung, warum sie gut ist, wie sie wirkt. Alles einfach, knapp geschrieben und herrlich illustriert mit den Schafen Oscar und Emiliy.
Ich habe im Warteraum vor der mündlichen Prüfung zwar nicht auf einem Bein balanciert, um mich zu beruhigen, die Übung aber für mich adaptiert und mir statt dessen den geraden Horizont am Meer vorgestellt. Das hat mir auch geholfen, ruhig und ausgeglichen zu sein.
Eine der 12 1/2 Übungen ist 'Duft atmen', was sofort beruhigend wirkt. Hmmmm. Riecht gut, der Tee. Alles zusammen heißer Tee, süße Schnitten, inne halten, Wärmflasche - das hat mich beruhigt. Und auch, meine Gedanken durch die Tastatur in diesen Text fließen zu lassen.
Schön. Ich kann die Welt nicht kontrollieren. Aber ich kann immer wieder in das Haus meines Herzens zurück kommen und nah bei mir sein. Mich immer wieder mit guten Gedanken verbinden, mit Gelassenheit und Zuversicht.
Das fühlt sich gut an.
Die Tischkalender 2015 können Sie in meinem Webshop Einfach anders anschauen und bestellen. Ebenso die Monatlichen Impulse - meine inspirative Jahresbegleitung per Mail.
Alles Liebe,
Ihre Anja Kolberg
Direktlink dieses Artikels, um darauf zu verweisen:
https://www.frauencoaching.de/archives/2014/10/entry_6863.html
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