Aufräumen und loslassen
Dieses Jahr lassen mich die Pollen nicht niesen, sondern husten. So stark, dass ich inzwischen Halsschmerzen hatte. So kam es, dass wir im Schlafzimmer ein Pollenschutzgitter anbrachten, damit ich nachts nicht mehr durchhuste, sondern durchschlafe. Das Gitter ist so dicht gewebt, es verdunkelt den Raum, was mir nicht gefällt. Also nur an eines der beiden Fenster angebracht.
Gleichzeitig hatte ich mir vorgenommen, das Schlafzimmer zu entstauben, das Bett frisch zu beziehen, dem Staub unter dem Bett nahe zu rücken und aufzuräumen. Es gibt eine Ecke in unserem Schlafzimmer, da stand mal ein Tisch, der inzwischen in meinem Büro eine Etage tiefer für mehr Arbeitsfläche sorgt. Zwei Regale voll mit Acrylfarbtöpfen, Pinseln, Büchern, Prospekten, Tüten, Nähutensilien, Schnittmustern und Stoffen dienten als Staubfänger und Ablagefläche für alles, wo ich gerade nicht wusste wohin damit. Der Tisch zum Malen und Nähen fehlte ja nun. Ich kann mich nicht daran erinnern, wie lange ich schon nicht mehr gemalt habe. Jahre. Vom Nähen ganz zu schweigen (außer dringend nötigen Flickarbeiten). Dafür, dass ich mal Schneiderin und Modedesignerin werden wollte ... ist das recht wenig. Aber so ist das: Wenn ich mir nicht bewusst Zeit dafür nehme, verstauben die Hobbies. Und es braucht auch eine innere Einstellung, ein inneres Ja und die Lust, kreativ tätig zu werden.
Nachdem ich alles entstaubt hatte, fing ich an, auszumisten. Zerschlissene Jeanshosen, bestimmt fünf an der Zahl, aus dessen Stoff ich nochmal was anderes machen wollte, flogen ebenso raus wie Schnittmuster für etwas, das ich unbedingt mal nähen wollte, aber nie in die Tat umsetzte. Eine fast fertige schwarze Stoffhose, die ich vor Jahren mal in einem Nähkurs begonnen und nicht fertig gestellt hatte, behielt ich aber doch, nachdem ich sie fast schon gehimmelt hatte. Sie passte prima, vielleicht schaffe ich es ja doch noch? (Unwahrscheinlich...). Nette Figürchen, aus wichtigen Anlässen einst gekauft, staubten vor sich hin. Mit einem Dank für ihre Dienste lies ich sie los ... Ebenso wie viele Bücher. Langsam lüftete sich das Chaos. Ich spürte den Drang, diesen Platz im Schlafzimmer leer zu machen. Da ein hohes Regal noch in mein Büro passte und dort auch ursprünglich stand, wurde es dort aufgestellt - mitsamt Farbtöpfen, Aquarellkästen, Blöcken, Ölkreiden, Nähmaschine, Garn ... Nah bei dem freien Arbeitstisch. Zumindest ist jetzt eine Einladung da, diese Kreativität zu nutzen. Mal sehen, ob es Wirkung hat.
Bilder und Rahmen, die sich an den Rückseite des Kleiderschrankes geschmiegt hatten, landeten im kleinen Wäschezimmer nebenan. Vieles räumte ich dorthin, wo es hingehörte: Zum Beispiel in den Keller. Übrig blieb ein fast leeres Bücherregal mit einigen speziellen Büchern zum Nachdenken und ganz viel leerer Raum. Ich kann kaum in Worte beschreiben, wie gut mir das tut.
Diese Luft. Die Ruhe, die jetzt von dieser Ecke ausstrahlt. Auf der Fensterbank eine sitzende Frauenfigur, die vor vielen Jahren schuf, die Hände im Schoß, den Kopf leicht nach unten geneigt. Schlafend, meditierend, nachdenkend. Ich kann sie vom Bett aus sehen. Auch sie strahlt Ruhe aus. Weniger ist endeutig mehr! Es ist auch so ein befreiendes Gefühl, nicht mehr um alles herumputzen zu müssen, nicht so viel zum Abstauben zu haben. Herrlich!
Ich bin so glücklich, dass ich das Schlafzimmer endlich entrümpelt habe. Der Kleiderschrank müsste eigentlich auch noch, aber eines nach dem anderen ... Dafür hat mein Büro hat einen feuchten Wisch genossen. Da sind Schubladen geleert worden mit Ideen, was ich unbedingt mal machen wollte. Zum Beispiel sammelte ich für mich damals wertvolle Informationen, als ich 2011 mit meiner veganen Ernährung begann. Daraus könnte ich ja mal ein Buch machen. Jo, damals war es schwer, an vegane Lebensmittel zu kommen, heute finden sie sich in jedem Discounter. Eine Gelassenheit ist eingekehrt, auch zu den vielen Fragen rund um die Gesundheit ohne tierische Lebensmittel. Ich konnte den ganzen Packen einfach loslassen. Herrlich befreiend war das!
Ein schönes Gefühl, meine Malsachen jetzt so nah bei mir zu haben. Und auch die Nähsachen. Ich mag das bunte, auf das ich schaue, wenn ich meinen Raum betrete. In dem hohen Regal fanden auch die Ordner für die Familiengeschichte Platz. Langsam sortiert sich immer mehr von dem Chaos. Das gibt mir Ruhe. Die äußere Ruhe wirkt nach innen.
Das tut so gut!
Liebe Grüße aus Köln
Ihre Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2016, 1. Halbjahr, Blog - Loslassen
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