Erwartungen ... die andere Seite - vegan & normal essen in einer Partnerschaft...

Hallo,

in meinem Beitrag Bitte schütze mich vor meinen Erwartungen. Idealbild und Realität ging es um die Erwartungen an mich selbst. Nun möchte ich in Ergänzung darüber schreiben, welche Erwartungen ich noch in mir trage, die ich gerne loslassen möchte. Loslassen, weil sie mir und anderen das Leben schwer machen oder zumindest die Laune verderben.

Ich habe also nicht nur Ansprüche an mich selbst, sondern - ähnlich ausgeprägt - an das Leben, an Situationen, an andere Menschen, zum Beispiel an meinen Partner. Von einer Erwartung an ihn und meiner Erfahrung damit schreibe ich hier:

Unterschiedliche Esser in der Beziehung

Im Juni hatte ich eine vegane Lasagne gekocht. Mit frischem Spinat. Das war viel Arbeit. Tomatensoße zubereiten. Bechamelsoße kochen. Schmelz für oben drauf und den frischen Spinat verarbeiten. Der war in der Gemüsekiste. Als ich ihn verarbeitete, dachte ich noch: "Warum tue ich mir diese viele Arbeit an? Tiefkühl wäre doch auch gegangen!" Nun denn, jetzt war er da. Ich habe eine Mischung aus zwei Rezepten gemacht, damit es möglichst schmeckt, weil mein Mann keinen Tofu mag und aus dem anderen Rezept wollte ich das Topping haben. Gut. Nach einer Stunde Vorbereitung stand die Schale im Ofen.

Meine Erwartung: Mein Mann freut sich, dass ich keinen Tofu verwendete und auch kein Soja (war auch in einem Soßenrezept), was er ebenfalls nicht mag. Nun, ich esse kein Fleisch, deswegen keine Hackfleischsoße und kein Ersatz - es gibt ja Sojageschnetzeltes, weil da Soja drin ist.

Voller Stolz hob ich die Auflaufform aus dem Ofen. Mir war wirklich mit dem Schmelz eine braune Kruste gelungen. Und alle Zutaten hatten separat gut geschmeckt, also müsste alles zusammen ebenfalls gut schmecken.

Realität: Mein Mann wollte lieber Spinat mit Spiegelei und Kartoffeln, aber selbst nicht kochen. Ich war mit Kochen dran - wir wechseln uns ein über den anderen Tag ab, der Spinat musste gemacht werden. Ich wollte aber keinen Spinat mit Kartoffeln und schon gar nicht wie er es zubereitet haben wollte ("einfach mal mit dem Pürierstab durch den gekochten Spinat gehen, damit er klein ist").

Als ich die dampfende Auflaufform auf den Tisch stellte, fragte mein Göttergatte schon: "Was ist das denn da für eine braune Schicht da oben drauf?" Als ich sagte, dass es eine Art Mehlschwitze ist (die er eigentlich mag), rümpfte er schon die Nase. Er stocherte im Essen rum, schob es von links nach rechts. Kratzte die obere Schicht ab - nein, er mag auch keine Hefeflocken, die in diesem Schmelz (anders als in der klassischen Mehlschwitze) waren.

Und ich? Ich hatte eigentlich mit Freude am Tisch Platz genommen und diese Freude wurde mir durch das Verhalten meines Mannes madig gemacht. Der Abend war echt gelaufen für mich. Mann! (Die Lasagne hat mir super geschmeckt.)

Erkenntnis: Schütze mich vor meinen Erwartungen an andere. Zum Beispiel, dass mein Mann aufwändig zubereitetes veganes Essen zu schätzen weiß, wenn er in Wirklichkeit was anderes will. Oder dass ich gar Lob dafür bekomme, weil ich vieles nicht genutzt habe, dass er nicht mag. Oder dass das Leben so läuft wie ich es will.

. * .

Natürlich ist es als Fleischesser nicht einfach mit einer Partnerin zu leben, die Veganerin geworden ist. Als wir uns 1992 kennen lernten, war ich das ja noch nicht. Erst seit 2011. Und es ist für eine Partnerschaft eine Herausforderung - für beide Seiten - hier eine Lösung zu finden, mit der beide gut leben können. Solche Enttäuschungen wie mit der Lasagne gehören wohl dazu. Seufz. Leben. Mensch!

Also: Auf das Leben ohne Erwartungen. :-) ... und darauf, dass wir in den meisten Fällen etwas finden, das uns beiden gut schmeckt.

Hier lesen Sie mehr von meinem Weg, Veganerin zu werden und hier gibt es Blog - Vegane Rezepte.

Ihre Anja Kolberg

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Samstag, 20 August, 2016
Thema: Blog - 2016, 1. Halbjahr, Blog - Beziehungen, Blog - Vegan werden und leben
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