Diagnose. Kopf hoch. Renovierung. Bewegung. Zahn-OP. Glutenfrei. Zuckerfrei. Ergebnisse (Teil 1)

Liebe Leserin, lieber Leser,

nachfolgenden Blogbeitrag schrieb ich am 1. Februar 2017. Mir fehlte die innere Ruhe, Zeit und Konzentration, ihn fertig und online zu stellen. Heute - am 19.4.2017 - ist es endlich vollbracht. Hüpf! Auch wenn der Inhalt zum Teil in der Vergangenheit liegt, so ist er doch der Wegbereiter für mein jetzigen Alltag und für viele Veränderungen. Ich bin durch das Aufschreiben erstaunt, was alles in den letzten Monaten passierte.

Weil ich so wenig bloggte, spürte ich wie ich mich dafür kritisierte. Durch das Aufschreiben begreife ich, warum ich nicht konnte. Und das tut so gut. Ich kann wieder lieb zu mir sein und verstehe mich. :o)

Ich brauchte die stille Zeit, um die Veränderungen zu begreifen und in meinen Alltag zu integrieren. Es wäre mir schwerer gefallen, wenn ich schon am Anfang darüber geschrieben hätte, weil ich mich nicht mehr so frei gefühlt hätte. Jetzt, wo es sich gefestigt hat, geht es leichter. Also auf gehts.

* ~ *

1. Februar 2017

Heute (1.2.) bekomme ich meine reklamierten, flachgestrickten, hautfarbenen Kompressionsstrümpfe zurück. Aus richtig festem Gewebe sind sie und sie reichen von den Zehen bis fast hoch in die Leiste.

Angefangen hat die momentane Veränderung Ende letzten Jahres. Im November und Dezember 2016 hatte ich zunehmend Schmerzen in den Beinen. Vor allen Dingen die Rückseite der Oberschenkel schmerzte beim Sitzen. So kam es zum Besuch erst beim Hausarzt, dann beim Facharzt. Dieser stellte am 19.12.2016 die mich niederschmetternde Diagnose: "Sie haben ein Lipödem. Sie müssen lebenslang Kompressionsstrümpfe tragen."

Ich habe seit meiner Pupertät kräftige Beine. Mit Anfang 20 wurde bei mir ein Lymphödem festgestellt (umgangssprachlich "Wasser in den Beinen") und später dann eine Venenschwäche. Das war heftig für mich. Einige Jahre trug ich Kompressionsstrümpfe. Irgendwann hörte ich damit auf und bin bis jetzt ganz gut damit durch gekommen. Nur im Sommer, wenn es ganz heiß war, hatte ich geschwollene Füße und Knöchel. Jetzt jedoch tauchten Schmerzen im Winter auf, die mir Sorgen machten.

Die ersten Tage nach der Diagnose habe ich meinen Kopf ganz gut hängen lassen und so manche Träne vergossen. Das war eine schlimme Zeit für mich. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so heftig und lange geweint habe...

Ich habe schon immer unter meinen stärkeren Beinen gelitten, jetzt soll ich auch noch 'lebenslang' Kompressionsstrümpfe tragen. Oh nein. Noch schlimmer. Ich hatte das Rezept in der Hand und den Termin im Sanitätshaus zum Ausmessen der Strümpfe vor Augen. Meine Befürchtung: Durch die dicken Strümpfe bräuchte ich noch größere Jeans oder gar Schuhe.

Dann lief mir ein Engel über den Weg. :-) Die nette Sanitätshausmitarbeiterin machte mir Mut, dass durch die Strümpfe das Volumen meiner Beine abnimmt. Genau, was ich in dieser schrecklichen Phase brauchte: "Frau Kolberg, wir schaffen das. Ich suche Ihnen einen schönen Stoff aus, der atmungsaktiv ist und Sie werden sehen, Ihre Beine werden dünner werden. Sie brauchen keine größere Jeans." Ein Glück! Das motivierte mich, die Herausforderung der Kompressionsstrümpfe aufzunehmen. Ich hatte auf einmal etwas davon (abgesehen vom gesundheitlichen Aspekt), die Strümpfe zu tragen. Meine Beine würden dünner werden.

Mit diesen ersten guten Nachrichten kehrte mein Kampfeswille zurück. Was konnte ich tun, außer die Strümpfe zu tragen? Was bedeutet diese Krankheit? Und nicht nur die Beinproblematik ist da, sondern auch die immer wieder auftauchenden Konzentrationsprobleme, über die ich schon öfter berichtete. (Blog - Körper & Schmerzen).

Seit dem habe ich - immer dann wenn mein Kopf es zulies - recherchiert, gelesen, ausprobiert und umgesetzt. Ich gehe seit Anfang Januar einmal die Woche zum Aquajogging. Bewegung im Wasser ist besonders gut, weil durch den Druck des Wassers die Beine entstaut werden. Ich las das Buch "Lipödem. Rechtzeitig erkennen und richtig behandeln." von Dr. Thomas Weiss. Es half mir, die Hintergründe zu verstehen, zum Beispiel, dass die Erkrankung genetisch bedingt sein soll.

Lipödem ist eine schmerzhafte Schwellung des Bindegewebes. Lip steht für Fett und Ödem für Schwellung. Ich dachte immer, meine Beine sind wegen meines Gewichts so voluminös. Sind sie auch, aber eine weitere Ursache ist eben dieses Lipödem. Unterschied zwischen Lipödem und reinem Übergewicht: Das Lipödem ist schmerzhaft. Meine Beine sind berührungsempfindlich und bekommen schnell blaue Flecken... Die feinsten Gefäße im Lymphgewebe schaffen es nicht, Stoffe wie Eiweiße und Fette abzutransportieren. Ergebnis: Überdimensionale Orangenhaut.

Ich erfuhr, wie wichtig Manuelle Lymphdrainage ist und musste mich extrem anstrengen und einsetzen, bis ich sie endlich bekam. Ich beschäftigte mich mit den Behandlungsrichtlinien für diese Erkrankung, meine Krankenkasse war mir eine gute Unterstützung.

Bei Lipödem, Lymphödem, Venenproblemen oder der Mischform Liplymphödem gilt: Liegen und laufen ist super. Stehen und sitzen schlecht. Nun habe ich eine hauptsächlich sitzende Tätigkeit im Büro. Was also tun?

Durch Zufall las ich von einem Untertischfahrrad. Wäre das vielleicht eine Lösung? Als ich es Anfang Januar zu Hause hatte und ausprobierte, kam mein Schreibtisch an seine Grenzen. Er war zu niedrig und zu klein. Ich müsste das Rad weiter nach hinten zur Wand schieben, um treten zu können, ohne beim Treten oben mit den Knien unter die Tischplatte zu stoßen. Hin- und herüberlegt. Ein neuer Schreibtisch mit größerer Platte könnte die Lösung sein.

Die Platte möglichst dünn, damit ich unten Platz habe für die Knie und nach oben nicht zu hoch, damit ich nicht mit den Händen bzw. Unterarmen auf der Tischplatte zu hoch aufliege und weiter möglichst ergonomisch sitze ...

Schwups: Damit hatten mein Mann und ich unser schon rituelles Renovierungsprojekt für den Jahresanfang. :o) Diesmal: Ein neuer Schreibtisch.

Es war ganz schön knifflig, eine passende Platte zu finden. Ich wollte sie so groß haben, dass ich wirklich toll Platz habe. Drucker drauf, Ablagemöglichkeit, Raum für eine Vase, meine Kalender .... so 2 Meter mal 1 Meter. Ein Schreiner im Baumarkt hatte so seine Zweifel, ob die große Platte nicht durchhängt, ein Kollege die richtigen Tipps, wie es gelingen könnte. Das Material gekauft und los ging's:

Da die Platte unbehandelt war, musste ich sie zunächst anschleifen und mehrfach lackieren, von beiden Seiten, damit sie nicht krum wird. Mein Göttergatte half mir dann beim nächsten Schritt, besser gesagt: Ich ging ihm zur Hand. Nämlich eine Unterkonstruktion bauen, die der Platte die nötige Stabilität verleiht und sie nicht irgendwann in der Mitte durchhängt. Herausforderung: Keine Leiste darf unter der Platte im Sitzbereich sein, da ich sonst wieder mit den Knien drankomme. Wir haben es geschafft. Vier Metallfüße stützen die Platte ab. Ich wollte die Alternative - sie fest an die Wand zu montieren - nicht, um möglichst frei zu sein.

In meinem Büro herrschte durch die Renovierung Chaos, da alles beiseite geräumt war. Die Hälfte des Raumes war überfüllt mit dem, was auf der anderen Seite gerade nicht stören sollte. Himmel, sah das aus. Beim Blick auf die rosafarbene Wand hinter meinem Schreibtisch fielen mir die vielen hellen Flecken darauf auf. Ich hatte eine zeitlang viele Blätter an die Wand geheftet. Rundherum hatte die Sonne die Farbe ausgeblichen. Als ich die Blätter entfernte, war die Wand voller dunkelrosa Rechtecke.

Kurzer Entschluss: Wenn schon neuer Schreibtisch, dann auch neue Farbe. Also: Auf in den Baumarkt. Welche Farbe sollte es sein? Ich entschied mich für ein helles blautürkis. Eine beruhigende, klare Farbe, die bei der Konzentration helfen soll. Sie heißt "Licht der Gletscher (R). Pures Wasserblau" von Alpina und gefällt mir super. Beim Streichen bin ich wie treue Blogleserinnen wissen, voll in meinem Element.

Frische Farbe! Hüpf. Da die anderen Wände des Büros in ihrem hellen Grau noch gut in Ordnung waren, brauchte ich an ihnen nur hier und da ein paar Ausbesserungen zu machen. Irgendwann waren Wände und Schreibtisch fertig. Wow. Das gefiel mir super. Beim Zurückräumen habe ich gleich noch eine Loslass- und Aufräumaktion in und auf meinem Büromobillar gestartet. Die Papiertonne war so voll und so schwer, dass die ahnungslosen Müllmänner sich sicherlich wunderten...

Ende Januar war das Büroprojekt geschafft!

Nach dem Einräumen brauchte ich eine zeitlang, die richtige Höhe von Schreibttischstuhl und Abstand zum Untertischrad zu finden. Auch tippen und gleichzeitig in die Pedale treten will immer noch gelernt sein. Ich sitze auf einem Rollstuhl. Damit er beim Treten nicht nach hinten rutscht, ist er mit dem Rad mit einem Band verbunden. Das schränkt ein wenig ein bzw. ist es eine Umgewöhnung beim Sitzen. Inzwischen geht es. Oft nutze ich das Fahrrad, wenn ich telefoniere oder mir ein Video anschaue oder lese. Auch Kleinvieh macht Mist - inzwischen bin ich schon 1.686 Minuten gefahren. Das ist doch mal besser als Stillstand!

Mitte Februar hatte ich eine Zahn-OP. Dies war ein weiterer Schritt um alle möglichen Ursachen für meine Konzentrationsprobleme aufzulösen. Mir wurde ein wurzeltoter Zahn, der immer noch nicht symptomfrei war, gezogen und durch ein Keramikimplantat ersetzt. Seit meinem Urlaub im Oktober habe ich mich damit intensiv beschäftigt, die beste Lösung für mich zu finden, die möglichst verträglich ist. Deswegen auch ein Keramik- und kein Titanimplantat. Im Mai kommt die Krone nach der Einheilung auf die künstliche Wurzel.

Zwei Wochen vor und zwei Wochen nach der OP sollte ich zur besseren Einheilung auf Zucker, Gluten und Transfettsäuren verzichten. Das waren Hürden! Obwohl ich es schon leichter hatte, da ich die anderen Empfehlungen wie kein Fleisch, keine Milchprodukte... sowieso nicht mehr zu mir nehme. Zu dem vierwöchigen Programm gehörte auch die konzentrierte Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen.

Das Glutenthema habe ich schon lange auf dem Schirm. Man geht davon aus, dass Autoimmunkrankheiten und auch das Lipödem unter anderem von Entzündungen angefacht werden und Gluten können diese Entzündungen auslösen. Ich habe Hashimoto, eine Autoimmunerkrankung und chronische Unterfunktion der Schilddrüse. Es wäre also gut, Gluten wegen der immer wieder auftretenden Konzentrationsschwierigkeiten (die auch and er Schilddrüse liegen können) wegzulassen, aber puh.... Zucker und/oder Gluten (z.B. Weizen) waren doch bislang in all meinen veganen Leckereien (Brötchen, Brot, Schokolade, selbstgebackener Kuchen....)

Obwohl mir natürlich klar ist, dass veganes Essen nicht unbedingt "gesund" bedeutet. Alle Ersatzprodukte wie Margarine, veganer Käse- und Wurstaufschnitt sind reine Industrieprodukte und haben mit einem natürlichen Produkt nichts mehr zu tun. Für mich spielte das aber bislang keine Rolle, weil es mir wichtig war, tierfrei zu essen. Inzwischen kommt der gesundheitlich Aspekt dazu, deswegen auch der Wunsch, keine Ersatzprodukte bzw. industriell hergestellte Produkte mehr zu essen.

Dank der Zahn-OP hatte ich den Anlass, mich endlich damit zu beschäftigen. Anfang Januar fing ich langsam an, auf glutenfreie Ernährung umzustellen. Bei der Gemüsekiste konnte ich glutenfreies Brot auf Reisbasis bestellen. Das schmeckte sogar meinem Mann, wenn es auch nicht so gut schmeckt wie ein Körnerbrot. Also nix langfristiges, das mich satt und glücklich macht. Gut, weiter nach Lösungen suchen. Ein glutenfreies Brotrezept, das ich im Netz fand, ging so...

Im Netz las ich nach, was überhaupt zu Gluten gehört: Weizen, Dinkel, Grünkern, Roggen, Gerste und Hafer teilweise ebenso. Glutenfrei sind z.B. Buchweizen, Hirse, Amaranth, Mais, Reis, Quinoa, Kartoffeln, Obst, Gemüse, Nüsse, Samen, Hülsenfrüchte. Ok, erst mal diese Informationen verarbeiten. In den normalen Bäckereien gibt es selten glutenfreies Brot, weil es durch keine separate, glutenfreie Backstraße läuft und somit nicht wirklich frei von Glutenspuren ist. Für mich wären die Glutenspuren ok, aber es gibt eine Erkankung namens Zöliakie. Die an dieser Unverträglichkeit leiden, entwickeln selbst bei Spuren starke Symptome. Bei der Deutschen Zöliakie Gesellschaft finden auch nicht Betroffene Wissen rund um Gluten.

Was bleibt zu essen? Mein normales Frühstück bis dahin: Weißmehlbrötchen und süßer Aufstrich.

Zu Hause machte ich meinen Brotaufstrich immer öfter selbst, weil mir die gekauften nicht mehr gut schmeckten und ich möglichst auf industriell hergestellte Produte verzichten wollte. Seit langem hatte ich ihn im Blick - im Dezember kaufte ich mir endlich den kleinen Mixer (Personal Blender, hier können Sie einen Blick drauf werfen), mit dem man auch wunderbar Nusskerne mahlen kann. Damit bereite ich mir seit dem meinen Aufstrich zu: Cashewkerne mahlen, getrocknete und in Öl eingelegte Tomaten hinzu, Wasser, etwas Zitronensaft, Pfeffer, Salz und vor allen Dingen geröstetes Sesamöl und Olivenöl. Lecker!

Dann entdeckte ich bei den glutenfreien Produkten im Biomarkt die Brotbackmischung "Schnelles Dunkles" von Bauckhof. Die hatten wir schon mit in den Urlaub nach Dänemark genommen. Zu meinem Entzücken las ich, sie ist glutenfrei. Mit der Backmischung kann man auch Brötchen backen. Gut, die sind echt klein und hart, aber durchaus eine Alternative.

Glutenfreies Frühstück im Café? Wie soll das gehen?
Als ich mit meiner Freundin zum Frühstück im Café Ludwig im Museum Ludwig am Kölner Dom (Tipp! Schöne Aussicht und Ambiente, haben auch veganes Essen.) verabredet war, rief ich vorher an, ob sie glutenfreies Brot hätten. Hatten sie nicht, aber es wäre ok für sie, wenn ich mein eigenes mitbringe. Prima. Ich bestellte mir den veganen Frühstücksteller ohne Brot und nahm meine eigenen Brötchen dazu. Das war perfekt!

Auf Dauer war es keine Alternative für mich, mein Brot selbst zu backen. Ehrlich gesagt, zu aufwändig. Das Reisbrot schmeckte mir als Alternative nicht. Überhaupt war mir Brot zum Frühstück irgendwie über. Schon länger liebäugelte ich mit warmen Frühstück.

Weiter geht es in Teil zwei: Mit einer leckeren, sattmachenden und glutenfreien Frühstückslösung, Zuckerverzicht und den wunderbaren Ergebnissen meiner bisherigen Reise und dem, was noch nicht gelöst ist...

Ihre Anja Kolberg

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Mittwoch, 19 April, 2017
Thema: Blog - 2017, 1. Halbjahr, Blog - Körper & Schmerzen, Blog - Renovierung
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