Kann ich schreiben? Selbstzweifel lösen

Für mich und für alle, die gerne schreiben und an ihrem Können zweifeln.

Ich berichtete von der Tagebücher-Sortieraktion. Dieser Blick auf all das von mir Geschriebene tat mir gut, weil ein realer Beweis im Regal stand: Ich kann schreiben. In meinem Kopf geistern rund um diese Aussage nämlich anzweifelnde Fragezeichen rum.

Auch wenn es Außenstehenden merkwürdig erscheint: Ich neige dazu, an meinem Können zu zweifeln. Verrückt, oder? Ich hab all die Tagebücher gefüllt, über 1.000 Artikel für diesen Blog verfasst, zwei Sachbücher über berufliche Veränderung bei Kösel und mvg veröffentlicht, so viele Mails und Briefe beruflich und privat geschrieben - und ich zweifle daran, schreiben zu können!

Wobei sich dieser Gedanke auflöst, wenn ich ihn näher betrachte:

Die Fähigkeit an sich besitze ich ja. Ich kann schreiben. Ich kann Wörter, Sätze in sinnvollen Zusammenhang bringen, ich verstehe das ABC, die Rechtschreibung und Grammatik. Darum geht es also nicht. Wenn ich auch sicher nicht fehlerfrei bin und es technisch noch vieles gibt, was ich lernen kann.

Der Knackpunkt liegt eher in der Bewertung dessen, was ich schreibe. Wer bewertet, ob das was ich schreibe und wie ich schreibe gut ist? Es kann Menschen gefallen oder nicht gefallen. Es kann Menschen interessieren oder nicht interessieren. Selbst für die genialsten Bestseller gibt es Kritiker. Die Frage ist also:

Wem gebe ich die Macht zu entscheiden, ob ich weiter schreibe oder nicht? Denjenigen, die meine Art zu Schreiben mögen? Denjenigen, die es nicht mögen oder die es nicht interessiert, was ich schreibe?

Wie wäre es keinem Außenstehenden diese Macht zu geben? Denn gleich, ob ich auf Fans oder Kritiker höre: Damit mache ich mich und meine aus meinem innersten herausspringende Freude zu schreiben abhängig von äußeren Urteilen. Es gibt nur einen einzigen Menschen, der Einfluss darauf haben darf, ob mein Schreiben gut ist oder nicht, ob es mir Freude macht oder nicht: Ich selbst. Ich selbst habe die Macht!

Damit habe ich aber auch gleich den größten Kritiker mit am Tisch. Weil ich eben zu Selbstkritik und -zweifeln neige.

Bin ich jetzt einen Schritt weiter gekommen in meiner oben gestellten Frage: Kann ich schreiben?

Ja, denn:

  1. Ich kann schreiben, auch wenn es sicherlich unterschiedliche Stufen des Könnens von Anfänger bis zu Perfektion in Gramatik, Stil und Lebendigkeit gibt. Egal, wo ich auf dieser Leiter stehe: Durch Übung kann ich mich verbessern.
  2. Es ist wichtig, meine Freude zu schreiben nicht durch Feedback von außen beeinflussen zu lassen: Gleich was andere dazu sagen, es ist ihre Meinung. Und die hat nichts mit mir zu tun. Sie selbst spiegeln sich in dem, was ich schreibe wieder und äußern diese Reflektionen. Das ist spannend - sollte mich aber nicht davon abhalten, mein Schreiben zu ändern oder zu stoppen. Weil jeder eine einzigartige Sicht auf das hat, was ich schreibe. Diese Sicht hat aber nichts mit mir zu tun.
  3. Bleibt noch die Selbstkritik. Es ist wichtig, mich durch konstruktives, neutrales Betrachten meiner Arbeit - dazu ist oft ein Feedback von außen hilfreich - zu verbessern. Das ist hilfreich, um voran zu kommen. Wichtig ist aber auch der Ausgleich zwischen zwei Polen: Kritik und Lob. Letzteres vergesse ich oft. Daher sollte ich mir öfter mal auf die Schulter klopfen für all das, was ich schon erreichte. Klopf. Klopf.

Fazit: Ich kann schreiben. Ich kann besser werden. Es ist gerade genau richtig wie es ist. Ich bin auf dem Weg. Und ich mag diesen Weg, weil ich es liebe, zu schreiben. Auf eine einsame Insel würde ich nicht ohne Tagebuch und Stift gehen wollen.

Wer gerne schreibt und sich angesprochen fühlt: Wenn wir gerne schreiben, können wir auch schreiben. Wir haben etwas zu sagen und es ist wichtig, dass es seinen Raum in der Welt findet. Sei es in einem Tagebuch, in Briefen, in einem Blog, in einem Buch, in Leserbriefen, in Foren oder wo auch immer. Es will atmen! Machen wir unsere Freude nicht von den Urteilen anderer Menschen abhängig und kaputt. Unsere Schreibquelle, die unserem Innersten entspringt ist kostbar und gehört geschätzt. Gleich, ob die Menschen unser Wasser mögen oder nicht. Wir sind wichtig und gut.

Eine, die es liebt, zu schreiben

Anja Kolberg

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Samstag, 17 März, 2018
Thema: Blog - 2018, 1. Halbjahr, Blog - Mich selbst annehmen, Blog - Schreiben
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