Lipödem alternativ behandeln - Selbstheilungskräfte aktivieren - Gesund werden - Erfahrungsbericht
Hallo,
ich berichte in diesem Artikel von meinen Erfahrungen mit der Diagnose Lipödem, was ich an Schritten unternommen, welche Erfolge ich erzielt habe und vor welchen Herausforderungen ich jetzt im dritten Jahr stehe.
So viel sei verraten: Heute sehe ich jünger aus, fühle mich wohler und lebe gesünder als vorher.
Ich hoffe, es macht dir Mut!
Deine Anja
Ausgangslage: Diagnose Lipödem
Die Diagnose Lipödem ist seit Dezember 2016 Teil meines Lebens. Konsequenz der Diagnose des damaligen Facharztes: Lebenslänglich Kompressionsstrümpfe tragen. Andere Option wäre eine selbst bezahlte OP, die ich weder finanziell stemmen, noch erleben möchte. Nachdem mich das alles erst nieder schmetterte, hab ich inzwischen den Kampf aufgenommen. Ich will die Prognosen nicht so stehen lassen. Mir selbst mit Mitteln helfen, die für mich machbar sind.
Ziel: Lipödem selbst behandeln
Handycap: Sportmuffel und Bequemlichkeit
Ich habe keine Lust auf Sport. Ich sitze gerne rum, lese oder liege TV schauend am Abend auf der Couch. Ich liebe Essen. Ich fühle mich in meiner Komfortzone sehr wohl.
Stärker als das ist meine Motivation
Ich will gesund, glücklich und fit 100 werden. Mein Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit ist stark: Ich will das Gefühl wieder haben, im Sommer mit nackten Füßen rumzulaufen, statt sie eingepackt in eine dicke Strumpfhose zu wissen.
Ich will gesundes und straffes Gewebe und so schön aussehen wie es mit Ende 40 geht. Natürlichkeit ist mir wichtig. Ich bin keine Freundin von Chemie oder kosmetischen Behandlungen.
Erreichte Meilensteine - helfen auch Wechseljahressymtomen & Hashimoto
Mein Weg entstand beim Gehen durch viele Zufälle und die Schritte haben auch meinen Wechseljahresproblemen und der Autoimmunerkrankung meiner Schilddrüse Hashimoto gut getan.
Kurzfassung:
Frühling 2017 Ernährung umgestellt. Gluten, Zucker, Soja und die meisten industriell verarbeiteten Lebensmittel stehen nicht mehr auf meinem Speiseplan. Alles möglichst naturbelassen. Bin unterwegs zu mehr Rohkost. 5 Tage in der Woche intermittierendes Fasten. (...) Täglich eine Stunde Walking. Faszientraining. Die Kompression täglich tragen (die Beine brauchen sie besonders, wenn es warm ist). In den warmen Monaten 1 x die Woche Manuelle Lymphdrainage.
Ende 2017: Minus 40 kg. Minus 15 cm Umfang an jedem Oberschenkel. Seit dem das Gewicht gehalten und mit allem so weiter gemacht.
Erste kleine Freiheiten und ein bisschen Risiko ist immer dabei
Meine Phlebologin (Fachärztin für meine Beine) weiß von meinem Wunsch, die Kompression wieder loszuwerden. Beim letzten Termin im November 2018 hatte ich mit ihr überlegt, was möglich ist, um das Gewebe langsam von der Kompression zu entwöhnen, ohne die Erfolge in Gefahr zu bringen. Vereinbarung: Die Kompressionsstrumpfhose einen Tag die Woche nicht tragen.
Den Sonntag hab ich dann zu meinem “Schlafanzugssonntag” erkoren, wo ich auch nicht walken gehe, d.h. gar nicht aus dem Haus muss und getrost den ganzen Tag im "Schlafanzug" verbringen kann. Das genieße ich so sehr!
Was hat die kleine Freiheit mit meinem Beinen gemacht?
Mein Eindruck: Ich hatte seit einigen Wochen das Gefühl, die Jeans würde an den Oberschenkeln etwas enger sitzen. Beim langen Stehen auf einer Fete an Ostern hatte ich trotz Kompression den Eindruck, die Beine “laufen voll”. Zum Glück habe ich ein mechanisches Entstauungsgerät, mit dem ich mir geholfen habe.
Konservative Lipödem-Behandlung: Begeisterung und Ermutigung der Fachärztin
Facharzttermin zur Kontrolle Ende Mai 2019: Die Phlebologin schaute sich meine Beine an und war sehr zufrieden mit mir. Sie hat sogar Beifall geklatscht. *Kicher* Ich könne so stolz auf mein Erreichtes sein und dass ich die Erfolge gehalten habe.
Ich wäre ein tolles Beispiel dafür, wie man sich selbst mit konservativer Therapie unterstützen kann. Viele junge Frauen, die die Diagnose erhalten, ständen unter dem Druck, eine Liposuktion (OP, die die Krankenkasse bisher nicht übernimmt) durchführen zu lassen, um sich zu helfen. Lange wurde gesagt, dies sei die einzige Möglichkeit zur Heilung. Nach 5 Jahren Erfahrung würde sie das anders sehen.
Es wäre wichtig, dass offener darüber gesprochen wird, was so eine OP wirklich bedeutet. Bei so mancher Frau würden danach Fettschwellungen an anderen Stellen auftauchen, wo bisher keine waren. Deswegen wäre so wichtig, dass darüber mehr aufgeklärt wird und echte Tatsachen von Betroffenen geteilt werden. Sie machte mir Mut, über meinen konservativen Weg ein Buch zu schreiben. :-) Mal sehen …
Die Ärztin meinte, die Probleme, die ich durch das lange Stehen an Ostern hatte, könnten auch eine orthopädische Ursache haben. Es könnte an der Zunahme von Muskelgewebe liegen, weswegen die Jeans enger sein könnte. Auch die Hormone spielen immer wieder eine Rolle, ich bin in den Wechseljahren.
Sie unterstützt mich bei meinem Ziel, frei von der Kompression zu werden. Schließlich hätte ich schon so viel dafür getan und die Ergebnisse wären ja sichtbar. Ein Segen, diese Unterstützung zu haben. So wird mein Engagement honoriert. Ich werde sowohl die Ernährung als auch das Walking beibehalten.
In ihrem Befund, von dem ich mir immer eine Kopie vom Hausarzt hole, weil mich interessiert, was darin steht, stand dieser Satz: "Unter Gewichtsreduktion deutliche Besserung der Beschwerden und Reduktion der Umfänge. Aktuell besteht noch eine Lipohypertrophie der Arme und Beine ohne Schmerzen. Kompression kann gerne weiter reduziert werden." Hach, tut das gut!
Besonders "Aktuell besteht noch" macht mir Hoffnung und Mut, dass all meine Anstrengungen wirklich zu meinem Ziel führen können, nämlich frei von der Kompression zu leben und gesund zu sein.
Nächster Schritt zur Entwöhnung von der Flachstrickstrumpfhose
Der nächste Schritt ist die weitere, langsame Entwöhnung von der Kompression. Dazu gibt es zwei Maßnahmen:
Meine Fachärztin hat mir eine Flachstrickstrumpfhose in Klasse II und in Klasse I (= weniger Druck auf das Gewebe) im Wechsel verschrieben.
Es ist ok, wenn ich die Strumpfhose jeden zweiten Tag weg lasse.
Wow! Wie auf Flügeln verließ ich die Praxis.
Genaue Maße im Sanitätshaus
Im Sanitätshaus habe ich die Rezepte abgeben. Die Beine werden dort genau ausgemessen, damit die Kompression perfekt passt. Sie wird maßgefertigt. Auch meine geliebte Sanifee meinte beim Vergleich mit dem letzten Messdaten von vor einem halben Jahr, der Umfang der Beine hätte abgenommen. Ich habe 0,5 bis 1,5 cm weniger an den Unterschenkeln. Im Oberschenkelbereich habe ich je nach Höhe und Bein 0,5 bis 1,5 cm zugelegt. Ok, das beobachte ich weiter.
Die Mode ist zum Glück auch bei der Kompressionsware angekommen: Es gibt nicht wie früher nur hautfarbene Kompressionsstrümpfe. Heute bieten die Hersteller jährliche wechselnde moderne Farben an. Zu meinem Vergnügen suchte ich mir statt dunkelblau und schwarz (hab ich) oder hautfarben (nö) zwei Sommerfarben für die Kompression aus: Maigrün und Graublau.
Traue ich mich auch, die Kompression wegzulassen?
Das OK in der Tasche zu haben, die Kompression weniger tragen zu dürfen, ist die eine feine Sache. Aber setze ich das auch um? Werde ich mich trauen, die Kompression weniger anzuziehen? Was, wenn die Beine wieder dicker werden? Wie wird es im Hochsommer sein? Mir ist ja wichtig, meinen erreichten Status zu halten.
Gut, dass ich das mechanische Entstauungsgerät zur Unterstützung habe und einmal die Woche Manuelle Lymphdrainage bei Physiotherapeuten, die mir dann helfen werden.
Das erste Mal seit zwei Jahren im Sommer ohne Strümpfe - geliebtes Sommergefühl ist wieder da
An einem warmen Sommertag Anfang Juni hatte ich seit Monaten der Pause wieder Manuelle Lymphdrainage. Ich zog die Kompression vorher aus und ging mit nackten Füßen in den Sandalen los.
Was für ein unglaubliches Sommer-Glücksgefühl!
Das wollte ich wieder haben. Der Gedanke, meine Beine am nächsten Tag wieder in die Kompression zu stecken, machte mich traurig. Es war ein kleiner Motivationsanschupser für mich.
Konsequenz der Abnahme: Weiches Bindegewebe
Doch ich merke bei aller Freude über freie Füße auch eine neue Herausforderung.
Die Kompression hat mein Gewebe bisher fest zusammen gehalten. Wenn ich sie nicht anziehe, ist das Gewebe also nicht mehr straff und fest, sondern bewegt sich. Anderen mag das vielleicht nicht auffallen, wenn ich sie nicht drauf aufmerksam mache (ist mit dem Schreiben hier wohl zu spät….). ;-)
Mir fällt es auf, ich spüre es ja auch. Ich will das nicht und leide richtig darunter. Ich will, das meine Beine wieder fest sind. Es soll schön aussehen.
Früher hab ich manches mal gedacht: Lieber nicht abnehmen, was ist dann mit der Haut? Heute weiß ich: Die Vorteile der Abnahme sind all das wert!
Das Bindegewebe ist mit Ende 40 nicht mehr so elastisch und steckt eine so starke Gewichtsabnahme nicht so leicht weg wie mit Anfang 20. Das ist so, auch wenn ich parallel Sport gemacht hab, sonst wäre meine Haut vielleicht noch mehr in Mitleidenschaft gezogen.
Heißt das als Konsequenz: Entweder Kompression weiter tragen (= festes Gewebe und unfrei sein) oder Kompression weglassen (= frei sein und wabbeliges Gewebe)? Hm. Ich will auch keine Gewebestraffung machen lassen müssen.
Da muss doch noch was anderes möglich sein.
Beruhigende Erklärung der Physiotherapeutin zum schlaffen Bindegewebe
Bei der Manuellen Lymphdrainage habe ich mir schon so oft einen Tipp für meinen Weg erfragt. Hier habe ich direkt Kontakt zu Profis, die jeden Tag mit Muskeln, Bindegewebe, Faszien und Gefäßen zu tun haben. Ich mag es auch, immer mit anderen Physiotherapeuten zu sprechen, weil die Themen aus ihren jeweils unterschiedlichen Ausbildungen und Erfahrungen beleuchtet werden.
Meine Physiotherapeutin erklärte mir mein Gewebeproblem:
Der Körper würde Energie sparen, wo es geht. Er hat durch die zwei Jahre tägliche Kompression gemerkt: "Hey, das Bindegewebe wird auch so gehalten, die Energie spare ich mir, da kümmere ich mich nicht drum." So hat eine Gewöhnung statt gefunden.
Wenn mein Körper merkt, dass das Gewebe nicht mehr gestützt wird, übernimmt er seine Stützarbeit wieder und das Gewebe wird fester.
Ah, das erklärt vielleicht, warum ich Ostern so Probleme beim langen Stehen hatte und ich das vor 2017 nicht so stark gemerkt hatte. Vor der Kompressionsgewöhnung war mein Gewebe noch trainierter.
Mut, eine positive Veränderung des Gewebes ist möglich. Auch mit 49.
Meine Physiotherapeutin machte mir Mut, dass sich das Bindegewebe auch in meinem Alter noch regeneriert. Das geht nicht mehr so schnell wie bei einer 20jährigen, aber es ist machbar. Als ich fragte, ob wir über Jahre reden oder über Monate reden, meinte sie Monate. Eine Hoffnung tat sich auf.
Ein Muskeltraining zur Unterstützung und Festigung wäre wichtig. Ich fragte sie, was für ein Mindesttraining nötig sei, damit ich eine Verbesserung erfahren kann.
Denn mir ist ganz wichtig: Ich will mein System aus täglichem Walking, das ich mir erarbeitet habe, nicht in Gefahr bringen. Ich befürchte, wenn ich mir zuviel vornehme, verliere ich ganz die Lust daran. Yoga finde ich auch für die Stärkung des Körpers super, aber ich habe es einfach nicht zusätzlich zum Walking durchgehalten. Deswegen habe ich mich für eine Sache entschieden, die ich beibehalten kann - und mir am meisten Spaß macht, auch weil ich es in der Natur ausüben kann.
Das ist das Walking. Es bleibt zu meiner Genesung oberste Priorität.
Herausforderung: Das richtig Maß an Training, bei dem ich motiviert bleibe
Wenn ich es richtig verstanden hatte, bringt es nichts, Muskeln aufzubauen und dann mit dem Training aufzuhören, weil sich die Muskeln zurück bilden. Also brauche ich Übungen, die ich über den Muskelaufbau hinaus weiter machen kann, um die Muskulatur auch zu halten.
Gut wäre etwas, das ich beim Walking einbinden könnte und mir Spaß macht.
Hm, was gibt es da?
Die Freiluft Fitnessgeräte im Stadtwald sind z.B. überhaupt nicht mein Ding.
An den Jahnwiesen vor dem Stadion sind viele Treppen, die zu einem Denkmal auf einem Hügel führen, daran komme ich täglich vorbei. Die könnte ich hochlaufen, sie werden oft von Sportlern genutzt.
Es gibt auch einen steilen Miniberg am Adenauer Weiher, den ich schonmal hochgehe. Ihn könnte ich mir als Training auch vorstellen. Bisher erzwinge ich ihn nach Lust und Laune, ohne Plan und Ziel.
Mindesttraining zum Muskelaufbau
Die Einschätzung meiner Physiotherapeutin: Im Idealfall würde ich die Treppe zwei oder dreimal die Woche jemals zweimal hintereinander hochlaufen oder den Berg noch mitnehmen. Das mindeste wäre aber, die Treppe einmal die Woche zweimal zu erklimmen.
Damit sich das Gewebe nicht so bewegt, könnte ich eine festere Leggins zum Walking anziehen oder eine Feinstrumpfhose, die etwas stützenden Charakter hat.
Auch wenn es mir schwerfällt. Ich mach's.
Ok, das will ich jetzt für ein halbes Jahr ausprobieren und sehen, ob sich mein Gewebe verändert.
Ich will mutig sein und mich trauen, auch die Kompression öfter nicht zu tragen.
Es fällt mir schwer, das zusätzliche Programm in Angriff zu nehmen. Denn ich muss meine Komfortzone mal wieder verlassen. Zudem schwitze ich ganz und gar nicht gerne und auch wenn ich nahezu täglich walke, bin ich noch immer kein Sportliebhaber geworden. Nicht einfach also dieser zusätzliche Schritt, aber ich weiß ja, warum ich es mache. :-)
Nämlich, damit ich meinem Ziel näher komme und wirklich wieder frei bin. Röcke anziehen, ohne mir Gedanken zu machen, welche Farbe der Kompression dazu passen könnte. Im Sommer Barfuß laufen. Die Freiheit genießen. Gesund sein. Das will ich so sehr!
Du erfährst hier wie es weiter geht
So sehe ich aus, wenn ich den Berg und die Treppen bezwungen habe:
Hier im Blog werde ich dir weiter von meinen Erfahrungen berichten. Auf Instagram mache ich immer mal wieder kurze Videos von meinem Walkingweg. Alles wichtige gibt es jedoch weiter hier im Blog.
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Frühere Artikel zu diesem Thema findest du in der Kategorie Blog - Körper & Schmerzen
Einen Teil meiner Rezepte findest du in der Kategorie Blog - Vegane Rezepte
Auf das Leben! Auf die Möglichkeiten, die wir selbst in der Hand haben, unser Leben positiv zu beeinflussen! Auf die Motivation, die uns bewegt, die Komfortzone zu verlassen und auf die Kraft, dies auch umzusetzen.
Deine Anja
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Thema: Blog - 2019, 1. Halbjahr, Blog - Körper & Schmerzen
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