Happy 50. Das Beste draus machen.
Dieses glückliche Grinsen hatte ich letzten Dienstag Vormittag, nach dem ich liebe Geburtstagspost gelesen und schon so einige Glückwünsche per Telefon entgegen genommen hatte. Besonders wichtig ist mir der Anruf meiner Eltern, von ihnen bekomme ich immer ein Ständchen gesungen. Ich kann kaum in Worte fassen wie wertvoll dieser Moment für mich ist. Auch meine Tante und Oma sangen für mich und eine Freundin. Hach, tut das gut.
Der Corona-Virus hatte mir meine jährlichen Grübeleien "feiern oder nicht, wenn ja wie viele, wann, wo ...", die wegen des runden Geburtstags besonders laut waren, abgenommen bzw. hatte ich vorher in einer Aufstellung herausgefunden, war mir wirklich wichtig für den Tag war. Und das war Zeit mit meinem Mann in der Natur verbringen. Da der einen Tag später sowieso zu Hause sein würde, verschoben wir das und ich konnte so an meinem Geburtstag zu Hause sein und hatte Zeit für die Anrufer.
Am Geburtstagsmorgen war ich früh aufgestanden. Tapste die Treppe runter. Im Flur dann eine große Überraschung: Mein Mann hatte mir, als ich im Bett war, einen Glückwunschzettel gemalt. Ich habe einfach da gestanden, die Hand auf mein Herz gelegt, die Freude gefühlt und ein paar Tränchen laufen lassen. Er hatte extra die 0 kleiner gemalt, weil er abends noch meinte, er hätte sich im Inneren das "noch 13 sein" bewahrt und wollte mich durch die kleine Null daran erinnern, dass es für mich auch galt. Quasi die Erinnerung an den 5. Geburtstag. ;-) Ich hatte am Abend zuvor bemerkt, dass der 50. Geburtstag eben doch nicht nur eine Zahl für mich war.
In unserem Stadtteil war noch alles still. Seit der Schließung der Schulen und Kindergärten ist so viel weniger auf der Straße los. Ich ging als erstes in die Bäckerei für meinen Mann Kuchen kaufen, damit wir nachmittags gemütlich Kaffee trinken konnten.
Am Tag zuvor hatte ich für mich einen roh-veganen Snickerskuchen gemacht. Rohkostkuchen machen viel Arbeit und darauf hatte ich erst keine Lust. Dann dachte ich: Doch, das ist es wert, dass ich was Leckeres zu Essen habe.
Nach dem Bäckereibesuch bin ich walken gegangen. Normalerweise gehe ich außerhalb der heißen Monate mittags walken. Aber weil durch Corona mittags so viel mehr Leute unterwegs waren und ein Abstand halten auf den schmalen Wegen im Stadtwald kaum möglich war, hatte ich begonnen, früh morgens zu gehen.
Es war so ein unglaublich schönes Wetter. Der Himmel war noch nie so blau in Köln. So fühlte es sich auf jeden Fall an. Die Vögel zwitscherten. Einen Moment hielt ich auf der Jahnwiese vor dem Stadion in der Sonne inne, atmete durch und fühlte die Wärme auf meinem Körper.
Unterwegs spürte ich Traurigkeit, weil ich mich einsam fühlte (obwohl ich äußerlich nicht einsam bin) und weil ich das Gefühl hatte, meinem Leben hinter her zu laufen, nicht wirklich zu leben, nicht das umzusetzen, was mir wichtig ist. Nachdem ich meiner Freundin meine Gedanken per Sprachnachricht aufgesprochen hatte, atmete ich durch. Das hatte mir geholfen und mich entlastet.
So sah mein Frühstückstisch aus. Normalerweise bekomme ich zu meinem Geburtstag einen Blumenstrauß von meinem Mann. Nun hatte meine Lieblingsfloristin geschlossen. Also nahmen einige zauberhaften Hornveilchen aus dem Balkonkasten in der Vase Platz, dazu mein geliebter gekeimter Buchweizen mit Früchten und zur Feier des Tages ein frisch gepresster Orangensaft. Ein Festschmaus.
Als Lektüre warteten Geburtstagsbriefe und liebe Kurznachrichten am Handy. Sogar einige Geschenke waren gekommen. Zwischendurch ein Telefonat. Das tat richtig gut! Die immer mal wieder aufflammende Traurigkeit wurde so wieder weggepustet.
Je mehr ich mit meinem Menschen sprach und Kontakt hatte, desto besser wurde meine Stimmung.
Am Vormittag traf die Gemüsekiste ein, die ich nach zwei Jahren Pause wieder bestellt hatte, um weniger in den Geschäften einkaufen zu müssen.
Wie im nu verging der Tag. Am Nachmittag setzen mein Mann und ich uns mit den Stühlen auf den sonnigen Rasen und machten ein Picknick:
Das hat einfach gut getan. Anschließend bauten wir eines der Hochbeete auf, die schon länger auf der Terrasse auf ihren Einsatz warteten. Auf Hochbeete bzw. die Gestaltung der rechten Seite unserer Terrasse freue ich mich schon seit Jahren. Wir überlegten, wie alles am besten gestellt werden kann. Die Woche davor hatte ich vorbereitend schon das Holz und das Mauerwerk an der Nachbarswand frisch gestrichen.
Zwischendurch Nachrichten und Telefongespräche. Das tat einfach gut! Mir wird dabei bewusst wie sehr ich meine Menschen brauche und welchen Einfluss der Kontakt mit ihnen auf meine Stimmung hat. Der muss nicht von Gesicht zu Gesicht sein, am Telefon geht es auch wunderbar. So war dann von meiner morgendlichen Traurigkeit am Abend nichts mehr vorhanden. Ich war einfach glücklich. So ein Segen!
Zum Abschluss des Tages wartete dann die Couch und das allerbeste: Statt Essen gehen hatte ich mir Rote-Beete-Risotto von meinem Mann gewünscht. Das war besser als Essen gehen! Er verfeinert seine Portion mit Parmesan. Es war so lecker und so schnell verputzt, dass ich gar kein Bild machen konnte. Gewünscht als Geschenk hatte ich mir von meinem Mann die letzten Staffeln von Doc Martin, einer englischen Arztserie, die so herrlich entspannend ist. Eine wirkliche Freude, von der ich einige Wochen etwas habe.
Wirklich ein gelungener 50. Geburstag, für den ich sehr dankbar bin.
Anja Kolberg
P.S. Wer die Torte auch mal zubereiten mag, hier der Rezeptlink.
Ich habe von allem etwas mehr gemacht und in die Glasur noch Erdnüsse
rein gegeben. Die waren das Tüpfelchen oben drauf.
P.P.S.
Vielleicht bald mehr zu unserem Ausflug in die Natur. Die momentane
Situation raubt mir Konzentration und Energie, deswegen bin ich wenig am
Schreibtisch. Viel weniger produktiv, als ich gerne wäre... Was geht,
ist Praktisches machen. So auch jetzt, nachdem Schreiben dieses
Artikels. Wir werden auf der Terrasse weiter an den Hochbeeten werkeln.
Dort ist jetzt am Spätnachmittag die Frühlingssonne und das Arbeiten bei
der Kälte ist angenehmer. Also hoffentlich bis bald!
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