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Sommeranfang - das Leben feiern: Räuchersticks und Rituale. Mit Anleitung
Ich liebe alte Bräuche wie die Sommersonnenwende (20.6.2020 um 23:43Ihr).
Zur entgegen gesetzten Wintersonnenwende vor Weihnachten (der Zeit rund um die längste Nacht) ziehe ich mich schon seit einigen Jahren zurück und zelebriere die Rauhnächte mit Tagebuch schreiben, Innenschau, Meditation, Tarotkarten ... Aus diesen dunklen Nächten gewinne ich wertvolle Impulse für das neue Jahr.
Das liegt wahrhaftig schon 1/2 Jahr zurück und jetzt zum Zeitpunkt des Schreibens haben wir den längsten Tag 2020. Mittsommer!
Bisher habe ich dies Datum nicht groß beachtet und hatte spontan Lust, mich auf Instagram unter den Begriffen #sommersonnenwende und #neumond (21.6.20) inspirieren zu lassen. Hach, so schöne Texte und Ideen.
Räucherstick für den Winter
Besonders fasziniert hat mich die Idee einen Räucherstick aus Sommerblüten und -kräutern zu machen, die mich in den dunklen Nächten an die Kraft des Sommers und des Lichts erinnern. Tolle Inspiration von Jenny aus Berlin. Diesen Stick könnte ich super für die Rauhnächte nutzen, denn zu dieser Zeit wird zum Räuchern besonders eingeladen. :-)
Genau mein Ding: Natur, Kräuter, Blüten und damit was basteln! Also los!
Ich streifte durch meinen Garten und sammelte rein meiner Intuition folgend für meine Räuchersticks: Frauenmantel, Blätter und Blüten, Salbei, Rosmarin, Rosenblüten, Ahornblüten, Lavendel, Hortensienblüten, Hornveilchen und eine Seerose.
Ich hatte keine dünne, plastikfreie Kordel da, also nahm ich weißes Baumwoll Nähgarn vierfach. Machte unten einen Knoten rein, damit eine Schlaufe fürs Aufhängen da ist.
Dann habe ich die grünen Kräuter in die Mitte genommen und damit es schön aussieht, nach und nach die Blüten rundherum gelegt und mit dem Faden fixiert. Fertig! Ausführlich kannst du das bei Jenny nachlesen.
Himmel, hat das Spaß gemacht. Die Sticks hänge ich jetzt unterm Dach auf, wo sie trocknen können und ich freue mich jetzt schon auf den Winter. Tolles Gefühl!
Ich bin keine Räucherexpertin, mal sehen, wie es duften wird. Der Stick von Jenny war enger gebunden, aber ich wollte die Spitze mit den Blüten so schön offen lassen. Mal sehen, ob es hält. Hach, ich liebe solche Experimente!
Meine Lust ist geweckt, mich nun auch mit der Mitte des Jahres intensiver auseinander zu setzen. Denn auch für die Innensicht und Selbstreflexion ein tolles Feld!
Den Nachmittag waren wir unterwegs und als wir abends nach Hause kamen, war ich in der richtigen Stimmung, mich einem weiteren Thema dieser Wendezeit zu widmen: Der seelischen Seite!
Loslassen & Wünsche
Noch in der Nacht habe ich in mein Tagebuch geschrieben, was ich loslassen und nicht mit in den Sommer hinein nehmen will.
Beispiele, was ich nicht loslassen will: Mich klein zu machen. Die Angst, faul da zu stehen, wenn ich mal nichts mache. Mich für das Wohlbefinden anderer verantwortlich fühlen und mich deswegen zurücknehmen. Loslassen, anderen gefallen zu wollen um geliebt zu werden. Mich schlecht fühlen, weil ich in größeren Runden still bin (...)
Parallel habe ich notiert, was ich mir für mein Leben wünsche: Mich und meine Erfolge zu feiern, genießen im Mittelpunkt zu stehen, an mich selbst glauben, mich und meine Wünsche lieben und ernst nehmen (...)
Ich hatte in dieser Nacht wirklich einen Schreibflash und 18 Seiten gefüllt! Mir wurde klar, dass die Zeit wirklich Kraft hat wie die Rauhnächte, wo ich ein mehrtägiges Schreibritual mache.
Und nun? Zum Ritual gehört, diese Zettel anschließend zu verbrennen, aber ich bin eine Bewahrerin, will nachschauen können, was ich schrieb. Das Verbrennen finde ich auch wichtig. Hm, was tun? Lösung: Die Seiten fotografiert und auf 3 Seiten als Collage ausgedruckt.
Jeden Ausdruck gab ich dann in unterschiedlichen Farben mit einer 8 bemalt, als Zeichen der Unendlichkeit.
Dann eines mit einigen Blüten aus dem schönen Strauß befüllt, den ich mir in der Woche als Ermutigung für meine Andersartigkeit gekauft hatte.
In das zweite Blatt habe ich etwas mir Kostbares gelegt, das ich bereit bin, loszulassen. Das war ein Aquarell, das ich gemacht hatte. Sinnbildlich steht das für mich als Bereitschaft, etwas einzusetzen, um Platz für Neues zu schaffen.
Das dritte Blatt knüllte ich ohne Füllung zusammen, als Zeichen für das süße Geheimnis, das Ungewisse, das Neue das zu mir kommt.
Im Kaminofen habe ich dann die 3 Blätter angezündet und zugeschaut, bis alles verglüht war. Es war schon halb 3 in der Nacht und es stimmte so sehr, das noch zu machen, obwohl mir die Augen zufielen. Ein Ja zu mir, zum Jetzt, zu meinem Prozess, zu meinem Sein.
WILLST DU DAS FÜR DICH MACHEN?
Das kannst du den ganzen Sommer über machen: Ich habe erfahren, dass die Kelten 12 Tage die Sommersonnenwende feierten. Das war Samstag Nacht (20.6.20, 23.43 Uhr). Wenn du also Lust hast, das Ritual zu machen: Nur zu. Und wenn es noch später ist: Warum nicht einfach an einem schönen Sommertag, wenn das Gefühl stimmt, einen Kranz aus Sommerkräutern und -blüten binden oder einen Räucherstick? Jetzt geht der Sommer ja erst richtig los.
Und Zeit für so eine Schreibübung ist auch immer. :-)
Nimm dir was zu schreiben und notiere, was sich nicht mehr stimmig in deinem Leben anfühlt, was du loslassen willst. Und schreibe dir auf, was du dir statt dessen wünschst. Verbrenne die Blätter dann.
Nun steht dir ein leichterer Sommer bevor und ein Wachsen und Gedeihen deiner Wünsche, wie die Natur uns das gerade zeigt.
Auf dich - auf mich - auf uns wunderbare Menschen, mögen wir unsere Wünsche und Ideen hinaus in die Welt tragen, loslassen, was wir nicht mehr sind und in unserem Tempo immer freier werden für unser wahres Ich, unsere Bestimmung.
Hab einen inspirativen, kraftvollen Sommer, der dich stärkt für deinen ureigenen Weg!
Deine Anja
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Thema: Blog - 2020, 1. Halbjahr, Blog - Garten - Sommer, Blog - Zeit für mich
Trauer ist Leben - Meine Gedanken
Pfingstmontag starb überraschend die Mutter meines Mannes. Tiefer Seufzer. Sie fehlt. Viele Jahre hat sie sich tapfer ihrer Erkrankung gestellt. Der Gedanke, dass ihr weiteres Leid erspart blieb, tröstet ungemein. Ich mochte meine Schwiegermutter, eine freundliche, lustige, herzensgute Frau, die sehr gerne kochte. Dank ihr kann mein Mann so gut kochen. :-) Sie war noch so jung, gerade mal Anfang 70.
Das lässt mich sehr nachdenklich werden. Einige meiner Gedanken, die ich im Zuge der Trauer seit dem hatte, möchte ich mit dir hier teilen:
Ein geliebter Mensch geht und hinterlässt eine Lücke, verändert den Alltag. Traurigkeit um das, was nicht mehr sein kann. Dankbarkeit für das, was war.
Und die Reflexion des eigenen Lebens: Ist mein Leben erfüllt? Wenn ich heute gehen müsste, wäre ich zufrieden? Oder fehlt etwas? Wie kann ich das in mein Leben einladen, um eines hoffentlich fernen Tages sagen zu können: "Mein Leben war toll und damit bin ich glücklich. Ich habe es genossen und das Geschenk genutzt."
Im Moment bin ich davon entfernt und deswegen bin ich dankbar für die Chance, nun darüber nachdenken zu dürfen.
Schmerzlich wurde mir fünf Tage nach der Todesnachricht beim Renovieren unseres Vordaches bewusst, dass ich mit der Mutter meines Mannes nicht mehr unsere Fortschritte an ihrem Elternhaus per Whatsapp teilen kann. Das hat uns beiden Freude gemacht und ist nun vorbei. An solchen lieb gewonnenen Ritualen spüre ich den Verlust, die Lücke, die Veränderung einer jahrelangen Verbindung. Puh, das hat sehr weh getan und so liefen mir bei der Arbeit viele Tränen die Wangen herab.
So war es auch bei Minu, unserer Hündin nach ihrem Tod, wo es viel mehr Berührungspunkte gab, da sie bei uns im Haushalt lebte: Für alles gab es ein schmerzliches erstes Mal danach. Beim zweiten Mal tat es ein klitze kleines bisschen weniger weh.
Und so wird es auch jetzt sein. Auch wenn es noch viele traurige Momente auch bei den künftigen Renovierungen geben wird. Wir hätten meiner Schwiegermutter gerne noch so viel gezeigt ...
Nun schaut sie aus dem Himmel zu und vielleicht sind wir deswegen trotz einigen Hindernissen große Schritte voran gekommen.
Trauer ist etwas höchst persönliches und individuelles. Deswegen ist Respekt wichtig für unsere unterschiedliche Art, mit einem Verlust umzugehen.
Jede*r geht mit seiner Trauer anders um. Nur weil sich meine Art zu trauern richtig anfühlt, heißt es nicht, ein anderer Umgang damit ist falsch. Nicht jede*r zeigt seine Trauer durch Tränen, nicht jede*r spricht über seinen Verlust. Manche verarbeiten innerlich, was andere offen zeigen und aussprechen. Die Art, mit der Trauer umzugehen, hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, ob einem der Verstorbene mehr oder weniger wichtig war.
Für mich macht es auch einen Unterschied, wie nahe mir ein Mensch ist, wie die Beziehung war, ob noch etwas offen ist. Die Beerdigung und Trauerfeier meines Opas vor 30 Jahren habe ich durchgeweint, so traurig war ich. Darüber habe ich ja schon mal berichtet.
Und auch die Intensität ist eine andere. Wenn der eine um den Abstieg seines Vereins trauert, ist der Schmerz nicht weniger wert, als wenn der andere um ein geliebtes Tier weint oder wenn das Buch nicht mehr neu aufgelegt wird. Was den einen schmerzt, macht dem anderen nichts oder weniger aus, weil die Beziehung und Verbindung eine andere ist.
Auch der Umgang mit dem Tod und dem Verlust unterscheidet uns: Ablenkung durch Arbeit, Gesprächskreise, schreiben, singen, tanzen, Musik, malen, Sport, Rückzug, schweigen ... Nur weil der eine nach vorne schaut und den Verlust akzeptiert, bedeutet es nicht, dass der andere, der festhält und nicht loslassen kann besser oder schlechter ist oder der zu Betrauernde weniger geschätzt wurde.
Das alles ist Ausdruck unserer Einzigartigkeit, unserer Geschichte, Haltung, unserer Erfahrungen.
Jede Art der Trauer ist ok. Es gibt kein besser oder schlechter. Sondern unzählige Möglichkeiten, damit umzugehen. Sie alle stehen gleichberechtigt neben einander.
Trauer braucht Respekt.
"Ihre Asche werden wir im Meer verstreuen", war unser Plan als wir Anfang 2018 darüber nachdachten, was mit unserer Hündin Minu nach ihrem Tod geschehen soll. Und dann passierte etwas merkwürdiges:
Sobald wir ihre Urne beim Krematorium abgeholt hatten und sie bei uns im Auto stand, waren mein Mann und ich ganz ruhig. Wir waren wieder komplett. Unvorstellbar, ihre Asche irgendwo zu verstreuen. Sie gehört zu uns.
Seit dem steht das matt-anthrazit farbene Gefäß mit den goldenen Pfoten auf einem schönen Platz in unserem Haus. Das fühlt sich so stimmig und richtig an wie die Entscheidung, sie gehen zu lassen, als sie uns zeigte, es geht nicht mehr.
Doch nicht jeder kann unsere Entscheidung wie wir mit ihrer Asche umgehen, nachvollziehen. Für uns war Minu eben nicht nur ein Hund. Sie war unser Familienmitglied und 15 Jahre jeden Tag eine treue Begleiterin. Ganz nah an unserem Herzen durch dick und dünn.
So ist Trauer auch Mut, den ganz eigenen, stimmigen Weg zu gehen, auch wenn ihn kein anderer versteht. Wir verstehen ihn und das ist das wichtigste.
Von Herzen wünsche ich dir Mut für deinen Weg, für das, was du brauchst.
Eigentlich müsste ich im Büro... Nein, nichts muss ich. Das Leben ist zu kurz für später!
Jetzt ist ein guter Moment den Garten bei einem frischen Minztee aus dem Hochbeet zu genießen. Atmen, einfach schauen, Gedanken ziehen lassen, an Rosen schnuppern, was lesen, was quatschen, in der Hängematte schaukeln, Tagebuch schreiben...
Die Arbeit ist morgen auch noch da, aber dieser Wohlfühlmoment ist einzigartig und vergänglich.
Wenn ich ihn nicht auskoste und nachher bereue "ach, hätte ich doch...", warum lebe ich dann, wenn ich die Chancen nicht ergreife, die sich mir jetzt bieten? Keiner sagt mir: "Setz dich hin, genieße dein Leben, mach mehr kleinere Urlaube im Alltag." Es ist meine Aufgabe, das zu tun und gut für mich zu sorgen. Jetzt. Nicht morgen oder erst wenn x und y erledigt sind. Es wird immer etwas nicht fertig sein, es wird immer etwas zu tun geben. Aber das Leben wartet nicht.
Deswegen nehme ich mir heute eine Pause vom Alltag und mache mir eine richtig tolle Zeit. Heute lebe ich so wie ich gerne leben würde.
In Liebe fürs Leben
Anja
... unterwegs auf meinem krummen, wunderschönen Pfad
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Thema: Blog - 2020, 1. Halbjahr, Blog - Dunkle Tage
Lilo zum Leben erweckt - Ganz besondere Neuigkeiten
Seit Jahren träume ich davon, Lilo nicht nur digital mit der Maus in Photoshop und als Aquarell aufs Papier zu zeichnen, sondern sie wahrhaftig als dreidimensionale Figur zum Leben zu erwecken.
Wie ich das geschafft habe, davon erzähle ich dir hier:
Wer ist Lilo? Sie ist mein Mini-Ich und noch ein bisschen mehr. Lilo ist ehrlich, direkt und zeigt ihre Gefühle und Gedanken ohne Hemmungen. Was ich mich nicht traue auszusprechen, sagt sie. Ein bisschen wie das Ursprungs-Ich, das noch keine blockierenden Erfahrungen gemacht und sich ihre Offenheit und Authentizität bewahrt hat.
Hier vier von den weit über 1000 Zeichnungen, mit denen ich Artikel für meinen Frauencoaching-Blog seit 2006 illustriert habe und zwei Motive aus den Lilo-Tischkalendern, welche es seit 2019 gibt:
Ein klitze kleines bisschen sammelte ich als Jugendliche mal Erfahrung im Puppenbau: Zu Weihnachten habe ich mit viel Spaß und Eifer für meine Großeltern Figürchen gebastelt. Die sahen ihnen zwar nicht wirklich ähnlich, aber Wille und die Freude zählen.
Ich werde nie das glückliche Gesicht meines Opas vergessen, als er mit der Puppe im Arm Richtung Bett ging, wovon ich sogar ich Foto habe. Es war Opas letztes Weihnachtsfest. Ich bin heute noch dankbar, dass ich damals in den Herbstferien meine Idee umgesetzt habe. Hier sind die beiden Goldstücke - ca. von 1988, die heute immer noch einen Ehrenplatz in Omas Vitrine haben:
Lilo wollte ich nun als professionelle Figur anfertigen, die auch ihren Mund bewegen kann. Wer könnte mich dabei unterstützen?
So stieß ich vor einigen Jahren auf die Seite von Norman Schneider, der sowohl Puppenspieler ist (u.a. Grobi für die Sesamstraße, rosa Bärchen Kaptain Blaubär), als auch Figuren fürs Fernsehen, Produktionen und die Bühne baut (u.a. Giraffenaffen, Rabe Rudi, Grüffelo, Otto Grün für Max Raabes Musikvideo "Küssen kann man nicht alleine", Bühnenbild für Atze Schröder und Martin Rütter. In New York hat er Kermit mit gebaut).
Ein Mensch, der sich auskennt! Einige seiner Arbeiten als Zeichnung:
Der Figurenschneider mit einer goldigen Eule Valium in seinem Atelier:
Norman Schneider bietet neben seinen Auftragsarbeiten Gruppen- und Einzelworkshops an, in denen sich die Teilnehmer eine Klappmaulpuppe (klappt Mund auf und zu) basteln können. Und letzteren habe ich mir als Belohnung für das harte letzte Jahr geschenkt: Fünf Tage im Atelier des Figurenschneiders!
Wer meinen Blog liest oder meine Geschichte, der weiß: Ich wollte mal Schneiderin und Designerin werden. Beruflich wurde daraus nichts - "lern erst was Vernünftiges...". Die Liebe zu Stoffen, zum Nähen, zum kreativen Gestalten ist geblieben. Kannst du dir vorstellen, was es für mich für ein Highlight ist, zumindest eine zeitlang in einem Atelier arbeiten zu können? :-)
Wow, war ich aufgeregt. (Reisen als Hochsensible ist ja nochmal ein Thema für sich.) Ich hatte vorab eine Materialliste bekommen und den Wagen mit Stoffen, Kleber, Farben, Nähmaschine und meiner Lilo auf Papier als Entwurf beladen.
So machte ich mich auf den Weg ins idylliche Spargeldorf Füchtorf, das zwischen Osnabrück und Münster liegt. Dort fand der Einzelworkshop statt.
In einer nahe gelegenen Pension auf einem ehemaligem Bauernhof hatte ich ein Zimmer für die Zeit bezogen.
Montag morgen begann meine Auszeit im schicken und lichtdurchfluteten Atelier des Figurenbildners und ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte, so viel Schönes gab es zu entdecken. Alleine mit Gucken hätte ich Stunden verbringen können: Bücher, Zeichnungen, Figuren, aufwändige Kostüme und so viele liebevolle Kleinigkeiten ... Daran spüre ich, dass jemand wirklich mit dem Herz bei der Arbeit ist. Einige Eindrücke ...
Mutter Natur mit einem gütigen Blick und einigen der vielen Detailarbeiten.
Dieser süße Opi saß auf der Treppe. Sogar echte Schuhe hat er an:
Und dieser Monster sieht gar nicht gruselig, sondern zum Knuddeln aus:
Aber ich war ja nicht nur zum Staunen, sondern zum Arbeiten da. :o) Schöne Arbeit!
Ob es mir gelingen würde, Lilo wirklich als Figur in den fünf Tagen fertig zu bekommen? Das ist natürlich vorher nicht absehbar. Es hängt davon ab wie aufwändig die Klappmaulfigur werden soll und wie geübt der Mensch ist, der sie zum Leben erwecken will.
Zum Glück ist mir die Arbeit mit Nadel und Faden und der Nähmaschine vertraut. Aber würde das reichen? Und würde Lilo noch ein Kleidchen anbekommen oder käme sie aus Zeitmangel nackig mit nach Hause?
Wir wird Lilo aussehen? Würde es gelingen, ihre einfache, klare Art in die Dreiminensionalität zu transportieren? Fragen über Fragen spukten mir durch den Kopf.
Ich habe in der Woche gelernt, dass Puppen einen eigenen Kopf haben, also: Loslassen und Lilo Raum geben. :-)
Wir besprachen meine Vorstellungen und schon ging es los: Schaumstoff nach Muster zuschneiden, Kleber auspacken und so nahm Lilos Kopf und Körper die nächsten Stunden immer mehr Gestalt an.
Mir fiel dabei auf wie sehr mir das räumliche Vorstellungsvermögen fehlt. Zum Glück gab es Anleitung vom Meisterbauer. ;o)
Hier ein Zwischenschritt der Lilo-Figur am ersten Abend: Die Grundstruktur steht.
Am nächsten Tag wurde der Kopf mit hautfarbenem Stoff überzogen und die Nähte von Hand geschlossen. Auch Ohren wurden gefertigt. Am Abend sah Lilos Kopf dann so aus:
Erst dachte ich: Huch, sieht - so drappiert mit den Ohren - aus wie ein Äffchen. Aber ein Süßes! Die Augen und das kleine Stupsnäschen sind schon erkennbar.
Der Kopf braucht eine bestimmte Größe, damit ich mit der Hand von hinten den Mund öffnen und schließen kann. All das wurde an dem Tag vorbereitet. Spannend! Abends fiel ich müde und glücklich ins Bett.
An Tag 3 wurde zuerst der weiche Schaumstoffkörper mit Stoff bezogen, dann ein Hals genäht und mit dem Kopf verbunden.
Weil ich nicht erwarten konnte, wie ihr Gesicht aussieht, habe ich danach verschiedene Augenformen und Augenbrauen ausprobieren dürfen. Gar nicht so leicht, meinen Zeichnungen nahe zu kommen. Meine Lilo male ich zu 90% mit Strichaugen. Wäre es möglich, die bei einer Puppe darzustellen? Hm, knifflig. Vielleicht wäre die Entscheidung für das richtige Gesicht einfacher, wenn die Haare schon mal auf dem Kopf wären?
Lilo ist ein Mini-Me, also eine Miniabbild von mir selbst und so ist haben sich auch ihre Haare mit den Jahren verändert: Je nach meiner Frisur sind sie mal kürzer, mal länger. Waren sie auf früheren Zeichnungen noch braun, sind sie inzwischen vorne hell- und hinten dunkelgrau, so wie bei mir.
Ich wollte, dass die Puppe meine Haare hat, deswegen war hell- und dunkelgraue Wolle in meinem Gepäck. Und nun? Wie sollte ich sie auf dem Kopf befestigen? Norman hatte (natürlich) eine super Idee, wie ich die Haare abbilden könnte, so dass auch Locken bzw. Volumen entstehen, denn ich habe ja ziemlich "Wolle" (viele Haare) auf dem Kopf.
Das Ergebnis gefällt mir megagut. Wow, hat Lilo die Haare schön. Kommt meinen ziemlich nahe. :-)
Und dann war auch die Entscheidung für die Augen einen Schritt leichter: Die Strichaugen sahen einfach nicht aus. Norman hatte die Idee, schwarze Kugeln zu nehmen und das passte. Bin ganz verliebt in das Ergebnis am dritten Abend. Diese Grübchen. Süß!
Beim Zeichnen kann ich Lilos Emotionen ganz einfach mit ein paar Strichen darstellen. Eine dreidimensionale Puppe ist relativ festgelegt: Ich kann ihr nicht schnell ein trauriges Gesicht machen oder ein lachendes. Deswegen fiel die Entscheidung auf ein freundliches Gesicht, weil Lilo in erster Linie da ist, um Freude zu bringen. Und ich finde, auf dem Bild hat sie ein herrliches Grinsen!
Weiter ging's am vorletzten Tag mit der Anfertigung von Armen und Beinen. Da war wieder viel Nähen mit der Hand angesagt, was mir viel Spaß macht. Es hatte so etwas gemütliches von früher: Beisammen sitzen, handarbeiten und erzählen. Himmlisch!
Sehen ihre Füßchen nicht einfach zuckersüß aus? Ich könnte quietschen vor Freude:
Glaub mir, ich hätte diese Arbeit immer weiter machen können, so sehr hat mir das Nähen gefallen. Es tut so gut, im eigenen Element zu sein:
Am finalen Tag bekam Lilo ihr Make-Up, Arme und Beine wurden befestigt. Und ich hatte wahrhaftig noch Zeit, ein Kleidchen für sie zu nähen. Natürlich im typischen Lilo A-Stil und in Grün und mit einem Herzchen vorne drauf.
Und dann war die Zeit vorbei. Die Tage sind gerast und ich hatte Lilo wahrhaftig fertig bekommen. Nur einige Kleinigkeiten will ich zu Hause noch fertig machen. Juchuuuuu!
Ich bin so dankbar für die tolle Zeit im Figurenschneider-Atelier. Mein Highlight in diesem Jahr!
Danke, Norman, für all deine Tipps, die tolle Atmosphäre, den Blick hinter die Kulissen und dein sonniges Gemüt! Ohne dich wäre Lilo nicht so schön geworden und ich wäre so manches Mal schier verzweifelt. ;o)
Lilo findet ihren "Onkel" Norman dufte.
Unten zeigt der Puppenspieler sein Können mit der Eule Valium. Normans Mimik und Valiums Bewegungen: Herrlich.
Das kann ich nun üben, denn ich habe null Erfahrung im Puppenspielen - aber jede Menge Freude im Gepäck, es zu lernen: Wie halte ich die Puppe richtig? Welche Stimme wird Lilo haben? Mein eigener Weg wird sich Schritt für Schritt entwickeln.
Stolz saß Lilo Freitag Nachmittag neben mir auf dem Beifahrersitz und wir zwei fuhren glücklich nach Hause - in ein schönes gemeinsames Leben!
Mein Mann ist ganz vernarrt in Lilo und findet, sie sieht so toll aus, dass sie gleich in der Sesamstraße auftreten könnte. :-))
Zuerst bauen die Puppe Lilo und ich nun eine Beziehung auf, ich will sie besser kennen lernen. Darauf freue ich mich sehr. Ich brauche dafür immer etwas Zeit und dann lasse ich einfach nicht mehr los und bin eine sehr treue Seele.
Mal sehen, wohin unsere Reise führt. Ich habe jetzt schon einfach Spaß mit ihr und ihr Gesicht, ihr Blick sind einfach zum Knuddeln!
Glückliche Grüße von der Puppenmama
Anja
PS: Wenn du dich über die Arbeit von Norman informieren willst: figurenschneider.de Alle Fotos aus dem Atelier mit Erlaubnis von Norman Schneider. Dies ist keine Werbung, sondern Ausdruck meiner puren Freude für diese schöne Zeit und eine Dokumentation des Schaffensprozesses meiner Lilo!
Lilo als Tischkalender 2020 bekommst du bei Amazon
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Thema: Blog - 2020, 1. Halbjahr, Blog - Kreative Projekte, Blog - Lilo