Halbzeit-Veganerin
Meine Ethik & die Folgen - Teil 2

Es ist mir wurscht, dass Kühe pupsen und diese Gase nicht gut für die Umwelt sind. "Was raus muss, muss raus", sagt meine Oma immer. Ich denke bisher nicht groß darüber nach, was Zucker, Weißmehl oder Kaffee für meine Gesundheit bedeuten. Doch je mehr ich mich über Massentierhaltung informiere, desto bewusster werden mir dessen Konsequenzen für die Umwelt, für die Menschen und meine Gesundheit. Mein Wissen vernetzt sich, neue Themen kommen hinzu. Wissen verändert mich.

Ich verstehe allmählich, dass unser enormer Fleischkonsum den Menschen in Entwicklungsländern das Essen wegnimmt. Warum? Die Besitzer der Fleischfabriken brauchen Futter für die Tiere, welches zum Teil aus Entwicklungsländern importiert wird, statt dort den Einheimischen als Nahrung zur Verfügung zu stehen. Dafür wird dort - um Platz für den Anbau zu haben - u.a. der Regenwald gerodet und große Monokulturen z.B. an Sojapflanzen, Palmpflanzen (für Palmöl) angelegt. Der Spiegel berichtete darüber 1987 (!): "Das Vieh der Reichen frißt das Brot der Armen".

Aus 10 kg (andere Quellen schreiben 5 kg) Getreide wird 1 kg Rindfleisch gewonnen. Das klingt erst mal nicht bemerkenswert, blicke ich auf die Gesamtzahlen, wird mir schwindelig: 2009 gab es alleine in der EU 88,9 Millionen Rinder, weltweit waren es 977,3 Millionen (Quelle: "Überblick Rindfleisch" vom 15.2.2010 herausgegeben vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Freistaat Sachsen. Artikel nicht mehr online.) Bei diesen Zahlen handelt es sich "nur" um die Rinder, es gibt noch Geflügel, Schweine, Schafe... (Weitere Quellen, Artkel ebenfalls nicht mehr online waren vebu.de - sowie "Ökologische Folgen des Fleischkonsums" von vegetarismus.ch)

Wir sind ein Tier-liebendes Land, unsere Haustiere sind wie Familienmitglieder für uns. Das Herz geht uns über, wenn wir kleine Küken, Ferkelchen oder Lämmer sehen. Gleichzeitig essen wir Spanferkel, Osterlamm oder lassen zu, dass die Hälfte aller Küken geschreddert oder vergast werden. Warum passiert das? Wer glaubt, Tiere leiden nicht, wenn sie geschlachtet werden, kann sich anschauen, was Paul McCartney in seinem Film Wände aus Glas dazu zeigt und sagt: "Wenn Schlachthäuser Wände aus Glas hätten, wäre jeder Vegetarier."

Wenn jeder von uns wüsste, was das Tier erlebt hat, dessen Schnitzel ich auf dem Teller habe oder was das Huhn durchleben musste, dessen Nugget ich gerade aus der Fastfoodtüte hole: Wir würden kein Fleisch mehr essen. Ich bin mir sicher. Wir sind keine schlechten Menschen. Wir sind mitfühlende Wesen, die nicht wollen, dass es anderen schlecht geht oder sie für uns leiden müssen.

Das Problem ist wohl eher, dass wir nicht wissen, was sich in den Tierfabriken abspielt, auf den Transportwegen und in den Schlachthäusern. Was ich mir in den letzten Wochen an Fotos, Videos (vieles musste ich stoppen) und Berichten angeschaut und durchgelesen habe, ist so Lebewesen verachtend, dass ich kein Fleisch mehr essen kann, auch keines aus der Biohaltung. Auch wenn die Tiere dort bessere Lebensbedingungen haben, als in der Massentierhaltung, müssen sie auch dort ihr Leben im Schlachthaus lassen, weil wir ihr Fleisch wollen. Ich kaufe für mich persönlich keine Eier mehr (es könnte sein, dass ich beim Pillekuchen meiner Oma schwach werde...) und versuche darauf zu achten, Lebensmittel zu kaufen, in denen keine Eier (meist aus Legebatterien) gelandet sind. Bei Backwaren will es mir noch nicht gelingen.

Auch die Milch wird mir immer mehr zuwider auch wenn ich es noch nicht gänzlich schaffe, sie aus meiner Ernährung zu streichen. Ich will nicht, dass die Kühe einmal im Jahr zwangsgeschwängert werden, nur damit ich Milchkaffee trinken kann. Nein, verflixt nochmal nein! Ich wusste wirklich nicht, dass Kühe ein Kälbchen bekommen müssen, um Milch zu geben, obwohl es logisch ist. Sie sind Säugetiere. Jede Mutter - auch ich ohne ein Kind - kann fühlen, wie grausig es sein mag, wenn einem das Kind weggenommen wird. Für die Milchkühe ist dies ein jährlich wiederkehrende Realität. Das alles passiert, damit ich in meiner Bequemlichkeit und gewohnten Geschmackswelt bleiben kann und riesige Konzerne weiterhin Geld scheffeln? Ich will das nicht mehr. Ich habe wirklich gedacht, Kühe geben einfach Milch, weil es deren Natur ist und ich dachte, alle Kühe dürfen raus auf die Wiese und dort grasen (und pupsen). Nein, ich wusste nicht - oder wollte nicht wissen, dass es heutzutage riesige Milchfabriken gibt, in denen möglichst viele Kühe leben und kaum ihren natürlichen Bedürfnissen Raum geben können, geschweige den Himmel und die Wiese sehen. Ich würde durchdrehen, wenn ich eingesperrt und von anderen bestimmt würde.

Das alles scheint heute nötig, damit die Milch in Massen produziert werden kann, um preiswert im Supermarktregal feil geboten zu werden. Warum zeigt kein Hersteller bei der Milch- und Joghurtwerbung wie die Tiere real leben? Mit den grünen Wiesen und den Heile-Welt-Bildern fühle ich mich mehr als veräppelt und hinters Licht geführt. Ich spüre wie Wut in mir hochsteigt. Ich hoffe, dass ich es mit der Zeit schaffe, auf die Kaffeemilch zu verzichten.

Doch mein Motto bleibt: Einen Schritt nach dem anderen. Es bleibt mir wichtig, mich in der Umstellung meiner Ernährung nicht zu überfordern, sondern mit langsamen und liebevollen Schritten vorwärts zu gehen. So wie es mir möglich ist, deswegen gehört die Kaffeemilch noch dazu.

Es ist mir wichtig, zu schreiben, dass ich keine Landwirte verteufle. Ich bin in einem Dörfchen aufgewachsen, in dem es zu meiner Kinderzeit drei Bauernhöfe mit je ca. 30 Kühen gab, einen direkt neben unserem Haus, der einzige, der heute noch existiert. Auch meine Familie hatte als ich Teenager war einen Jungbullen, der im Sommer auf der Wiese war und im Winter im Stall stand. Die Eltern meines Vaters hatten früher Landwirtschaft, meine Tante hatte früher einen Bauernhof, ich kenne viele Landwirte persönlich.

Das sind alles Menschen, die das Herz am rechten Fleck haben und liebevoll mit ihren Tieren umgehen. Die Kühe sahen außer im Winter, wo sie im warmen Stall lebten, die Sonne und konnten auf der Weide grasen. Das sind andere Zustände als die in den riesig großen Betrieben.

Bauernhof Kinderzeichnung

Es ändert sich vieles in unserer Gesellschaft. Was früher noch alltäglich war, ist heute undenkbar. So wurden früher die Hofhunde an Ketten gehalten, mehr als ein halbes Jahrhundert später ist das nicht mehr vorstellbar, längst dürfen sie mit aufs Sofa und wir regen uns über die Kettenhunde in anderen Ländern auf. Früher machte man sich keine Gedanken darüber, das war einfach so.

Genauso ist es heute mit dem enormen Fleischkonsum. Man macht sich keine Gedanken darüber. Es ist so, unser normales tägliches Leben. Ich glaube, dass sich auch das mit den Jahrzehnten ändern wird. Die Zeiten verändern uns alle. Wir werden sensibler - für die Gefühle der Tiere und für uns selbst auch.

Das einzig Gute an all den traurigen Tatsachen ist: Jetzt weiß ich es und ich kann handeln! Ich kann mir Alternativen suchen, anders essen, anders einkaufen, mich weiter informieren.

Es macht mir Spaß, mich mit meiner Ernährung auseinander zu setzen. Mir ist immer noch egal, dass die Kühe pupsen, mir ist aber längst nicht mehr egal, wie die Tiere gehalten werden und welche Auswirkung die Massentierhaltung hat. Doch selbst dort machen meine Gedanken nicht stopp. Als nächstes steht Waschpulver auf meiner Einkaufsliste. Diesmal werde ich nicht wahllos ins Regal greifen, sondern mal schauen, was es für grüne Alternativen gibt, für die der Regenwald nicht abgeholzt wird. Was für ein Glück, dass es das Internet gibt!

Meine Einkäufe dauern länger, weil ich genauer hinschaue: Was steht an Inhaltsstoffen auf der Verpackung? Auf den Inhaltsangaben im Bioladen las ich zum Beispiel "Palmöl". War Palmöl nicht ein Grund, warum die grüne Lunge der Erde zerstört wird? Gibt es da Unterschiede? Welche? Durch Zufall stieß ich auf einen Artikel von Alnatura und ihr konsequentes Nachforschen zum Thema Bio-Palmöl. Dies zeigt, wie umfassend so ein Thema ist, welcher Verbraucher blickt da noch durch?

Insgesamt wäre es konsequenter, wenn ich mich von dem ernähren würde, was bei uns saisonal zu kaufen ist. Vielleicht werde ich wie meine Eltern und Generationen zuvor im Spätsommer Obst einkochen, Gemüse sauer einlegen oder selbst Brot backen. Als meine Mutter an MS erkrankte, stellten wir unsere Ernährung auf Vollwertkost um und ernährten uns zwei Jahre fleischlos. Mein Papa machte Brotaufstrich und Ketchup selbst, wir haben Sellerieschnitzel gegessen, es wurde Obst gedörrt. Bis heute backt mein Papa das Brot selbst. Das ist vielleicht lecker!

Durch die Auseinandersetzung mit dem Thema in den letzten Wochen kann ich jetzt selbst und bewusst entscheiden: Ich will das. Ich bin längst nicht mehr in der Situation, dass ich muss, weil wir mit der ganzen Familie die Ernährung umgestellt haben. Heute bin ich aus mir heraus motiviert - und ich will. Das ist ein himmlischer und starker Unterschied.

Um Obst und Gemüse einzumachen bräuchte ich Land, Zeit und eine dicke Portion Lust. Ein eigener Gemüse- und Obstgarten, oh ja, das ist Arbeit. Ich erinnere mich an früher. Wir hatten sogar ein oder zwei Jahre einen eigenen Kartoffelacker. In einer Zeitschrift las ich, dass man 100 m² Garten braucht, um eine vierköpfige Familie von Frühling bis Herbst mit Gemüse und Obst zu versorgen und 250 m², wenn es für ein ganzes Jahr reichen soll. Wer in der Stadt oder in Stadtrandgebieten hat das schon? Ganz zu schweigen von dem Equipment, dem Einkocher, den Weck-Gläsern, die man zum Einkochen braucht. Das ist alles zu besorgen, wenn ich will und das Wissen wie es geht ist ist noch in den Generationen unserer Eltern und Großeltern vorhanden.

Als ich klein war, kam meine Großtante in der Apfelzeit zum Einmachen zu uns. Dann wurden Wäschebütten voller Äpfel im Akkord geschält, gekocht, passiert, in ausgekochte Einmachgläser gefüllt und im Einkocher versenkt. Anschließend wurden die Gläser mit Küchenhandtüchern abgedeckt und nach dem Abkühlen im Keller oder Vorratsraum gelagert. Ich sehe die Regale mit eingekochten Birnen, Stachelbeeren, Pflaumen, Kirschen, Kürbis, Bohnen und Apfelmus in Gläsern vor mir. Hm, köstlich! Keine Frage: Auch ein Haufen Arbeit, der mir als Kind keinen Spaß gemacht hat, weil ich helfen "musste". Heute würde das anders aussehen, weil ich mich frei und bewusst dafür entscheiden würde - oder auch dagegen.

Eine Straße weiter verrotten im Herbst/Winter die Äpfel am Apfelbaum. Auch meine Eltern erzählten mir, dass sie mehrere Eimer Äpfel geschenkt bekommen haben. Keiner wollte die Äpfel haben. "Zu viel Arbeit." "Was ist da schon dran?" Auch ich habe einen Eimer mitgenommen und ein paar Tüten Apfelkompott eingefroren. Wer macht heute noch ein? Karen Duve schreibt in ihrem Buch "Anständig essen", dass sie bei den Preisen eingelegter Früchte im Bioladen darüber nachdenkt, selbst einzukochen. So führt der höhere Preis von Lebensmitteln im Bioladen zum Nutzen der Ressourcen vor Ort. Dinge, die weggeschmissen werden, finden wieder Beachtung. Nicht umsonst bringen immer mehr Verlage Bücher über den eigenen Gemüsegarten raus. Die Nachfrage ist da, mehr Menschen haben Lust auf das eigene Grün. Und in den Städten erlebt der Schrebergarten eine Renaissance.

Neben dem Einmachen, dem Besuch im Supermarkt, auf dem Markt, im Bioladen oder in einem Hofladen gibt es noch andere Möglichkeiten, regelmäßig frisches Gemüse - eine der Ernährungsalternativen für mich - zu bekommen. So überlegen wir, ob wir die Gemüsetüte über das Reformhaus bestellen wie wir das vor einigen Jahren mal machten. Darin gab es oft Gemüse aus der Region mit Namen, die wir noch nie gehört hatten und super schmeckte: Postelein-Salat zum Beispiel. Einzig der wiederkehrende Hokaido-Kürbis hat uns zur Absage getrieben. Aber es gibt ja viele solcher Angebote. Wenn ich will, werde ich eine Alternative finden.

Der Begriff "Halbzeit-Vegetarier" gefällt meinem Mann. Er möchte nicht auf Fleisch, Wurst und Käse verzichten, ist damit einverstanden, weniger zu konsumieren. Die Idee: Zwei halbe Vegetarier sind ein Ganzer. Auf der Suche nach Biofleisch für ihn fragte ich letzte Woche an der Fleischtheke bei Globus nach. Auskunft: Haben sie nicht, auch nicht absehbar. In den Biosupermärkten wurde ich fündig. Preischeck: Das Bio-Hackfleisch kostet mehr als das dreifache des "normalen" aus dem Supermarkt. Das hat zur Konsequenz, dass ich weniger davon einkaufe, denn die Menge des uns zur Vergügung stehenden Budgets bleibt das Gleiche. Das Biofleisch schmeckt meinem Mann besser und der Wert der Lebensmittel nimmt zu. Es ist wieder etwas besonderes, ein Stück Fleisch auf dem Tisch zu haben. In unserer Kindheit gab es nur einmal oder zweimal in der Woche Fleisch zu essen. Warum da nicht wieder hinkommen?

Minu braucht neues Hundefutter. Warum nicht mal schauen, ob es für sie eine tierfreie Alternative gibt? Bei meinen Recherchen stieß ich auf eine erschreckende Information: Im Labor werden an Hunden Versuche für die Hundefutterindustrie durchgeführt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Kann das sein? Minu würde die Versuche an ihren Freunden verhindern, wenn sie könnte! Ich habe eine tierfreundliche Alternative für sie gefunden: Yarrah Bio Vegetarisches Hundefutter, welches als Alleinfutter geeignet ist. Wie ich gelesen habe, ist es gesundheitlich okay, obwohl keine tierischen Stoffe enthalten sind. Es ist teurer als ihr bisheriges Futter (3,33 €/kg statt 2,60€/kg), doch wir haben beschlossen: Das ist es uns wert. Das allerallerbeste ist aber: Sie mag es und verträgt es! Die Umstellung ist kein Problem, die Verdauung klappt prima - was bei einer Futterumstellung keine Selbstverständlichkeit ist. *Hüpf*

Ein Schrittchen nach dem anderen!

Die Frage: "Was isst du jetzt eigentlich?" höre ich immer wieder. Also, wovon werde ich satt?

Aufs Brot schmiere ich inzwischen neben der Marmelade verschiedene Brotaufstriche. Der Brotaufstrich "Sonnen-Tomate" von Zwergenwiese roch erst was komisch, jetzt habe ich mich an den Geschmack gewöhnt. Ganz lecker fand ich 'Tartex Pâté Steinpilz & Cranberry'. Mit 1.99€ ein ganz schöner Happen, dafür schmiere ich mir weniger aufs Brot. Ich wundere mich über meine Einstellung zum Preisgefüge, aber auch hier gewinnen wie die Lebensmittel dadurch an Wert. Mir wird so schnell nichts mehr schlecht. Ich überlege genau, was ich kaufe und brauche und was nicht. Ich kaufe weniger und bewusster ein.

Zum Abendessen gab es diese Leckereien: Reis mit Pilzen (frische Champignons mit Zwiebeln anbraten, würzen mit Salz, Pfeffer, Curry - dazu gibt's Reis). Gemüsesuppe mit Laugenbretzel. Feldsalat mit Radieschen und Kartoffeln. Als Nachtisch Apple-Crumble (Äpfel klein schneiden und mit Streuseln aus Margarine, Mehl, Zucker, Zimt überbacken). Backofenfritten mit Ketchup. Nudeln mit Zimt und Zucker. Wirsing mit Kartoffeln. Grünkohl mit Kartoffeln. Weißkohl mit Soja-Schnitzel (von LeGusto, Aldi-Süd). Letzteres hat so echt nach Fleisch geschmeckt, dass ich zweimal nachgeguckt habe, ob es pflanzlich ist. Davon habe ich mir erneut welche gekauft. Ausprobiert habe ich auch Falafel von Garden Gourmet (weiß nicht mehr wo ich sie gekauft habe). Diese Kichererbensbällchen waren ganz lecker, nur zu stark gewürzt. Meinem Mann haben sie gar nicht geschmeckt und uns beiden sind sie den ganzen Abend aufgestoßen. Ich würde eher mal probieren, welche selbst zu machen.

Beim Blick in die Vorratsschublade wurde ich traurig, als ich die Packung Milchreis sah, da ich keine Milch mehr nehmen möchte .... Doch auch dafür fand sich eine Lösung: Ein Rezept, in dem die Kuhmilch durch Kokosmilch ersetzt wird. Den leichten Kokosgeschmack fand ich gut, es schmeckte lecker - auch meinem Göttergatten, der ein eingeschworener Milchreisfreak ist!

Besonders gerne mag ich Sprossen. Immer wieder mal habe ich sie im Supermarkt fertig gekauft, bis ich mir im Reformhaus ein eigenes Keimglas und Samen gekauft habe. Seit dem ich die Streichpasten wiederentdeckt habe, brauche ich kaum Butter/Margarine mehr aufs Brot. Ein Gaumenschmaus ist die selbstgezogene Sprossenmischung oben drauf. Oh, da gibt es leckere und pikante Sorten, z.B. rote Beete, Senf, Radieschen...

Diese Bio-Einkaufsquellen habe ich in Köln besucht: Alnatura-Supermarkt Bayenthal (dort fand ich es angenehm, schön hell, umfassendes Angebot, tolle Gemüse- und Obsttheke) - Denn's Biosupermarkt (einen Parkplatz auf der Dürener Straße finden ist eine Herausforderung, die Preise waren wie überall in dem Sektor) - Reformhaus: Preise gefühlt noch höher, aber dort gibt es viele Sachen, die ich woanders nicht gefunden habe, zum Beispiel Ei-Ersatz. Allerdings meinte die Verkäuferin, dass ich davon eher enttäuscht sein werde. Ich habe es noch nicht gekauft, dafür gaaaaaanz leckeres Brot.

Im Kühlschrank warten noch Soja-Drink (als Milchersatz), Soja-Sahne und Soja-Schnetzel als Hack-Alternative auf ihre Geschmacksprobe. Kommt mir vor wie eine Dschungelprüfung. Vielleicht brauche ich noch ein bisschen Zeit. Denn die Zeit ändert mich ... und meinen Geschmack. Ein Beispiel waren die Schoko Reiswaffeln Zartbitter von dennree. Erst dachte ich "Bäh - nie wieder". Die angebrochene Packung lies ich liegen. Gerade habe ich sie nochmal probiert und sie schmeckten mir! Erstaunlich. Sollte ich dem geräucherten Tofu noch mal eine Chance geben? Anfang zwanzig mochte ich keinen Kaffee, heute ist er ein Genuss für mich. Der Geschmack ändert sich und was mir zuerst nicht schmeckte, schmeckt auf einmal! Hm.

Schade, dass Lactose Milchzucker ist, ich hatte Minz-Zartbitter-Stäbchen gefunden, die sonst pflanzlich waren. Hoffentlich finde ich eine rein pflanzliche Alternative, die schmeckten richtig gut... Es gibt jede Menge Leckereien, die rein pflanzlich sind: Viele Chipssorten zum Beispiel, Salzstangen, Studentenfutter, 85%Schokolade (puh, trocken) und natürlich Obst!

Ich liebe und schätze die Macht, die ich als Verbraucherin habe, immer mehr. Und ich nutze sie.

Wissen macht Spaß! Hingucken tut weh, weckt aber Kräfte in mir, die die Hilfslosigkeit, die ich bisher gespürt habe, vertreiben. Ich bin froh, dass ich meinen Blog habe, denn für das Schreiben eines Beitrags beschäftige ich mich nochmals intensiver mit dem Thema. Dieser ist über mehrere Tage entstanden, daher gab es einige Tage nichts neues im Blog.

Es macht mir Spaß, endlich zu handeln und mich aktiv für mein seelisches Wohlbefinden, mein körperliches und das meiner Tierfreunde einzusetzen. Ob das ewig anhält, kann ich nicht wissen. Das ist nicht wichtig, es zählt der Moment für mich.

Ja, in diesem Moment bin ich glücklich. Das sage ich, obwohl ich viele grausige Bilder gesehen habe, die mich tief getroffen haben. Das sage ich, obwohl ich noch Schwierigkeiten mit dem Verzicht auf Milchprodukte habe, aber ich merke, dass es von Woche zu Woche besser wird. Ich bin glücklich, weil ich mich nicht mehr machtlos fühle, sondern als eine machtvolle Verbraucherin. Ein tolles Gefühl.

Ich fühle mich befreiter, endlich hingeguckt zu haben auf das, was ich jahrelang verdrängt habe. Diese Verdrängung war glaube ich anstrengend und es ist ein leichtes Gefühl, mehr und mehr nach meiner Ethik zu handeln.

Beschwingte Grüße von einer Halbzeit-Veganerin (Veganer ernähren sich rein pflanzlich, während Vegetarier Milchprodukte, Eier und Fisch essen)

Anja Kolberg

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Hier lesen Sie die Vorgeschichte zu meinem Artikel:

Erstellt durch: Anja Kolberg am Samstag, 12 Februar, 2011
Thema: Blog - 2011, 1. Halbjahr, Blog - Vegan werden und leben
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