Gesundheitswerte nach drei Jahren (fast) veganem Leben

Hallo aus Köln,

meine Krankenkasse bietet einen Gesundheits-Check-up alle zwei Jahre an. Ich komme frisch von der Besprechung meiner Ergebnisse beim Hausarzt. Beim Frühstück danach habe ich vor Freude gesungen. Bei der Untersuchung wird auch das Blut untersucht. Ich bestellte wegen meiner seit Anfang 2011 fast und seit Sommer 2013 konsequenten tierfreien Ernähung (Anfangsartikel hier) einen zusätzlichen Blutwert (Holo-Transcobalamin), anhand dessen geprüft werden kann, wie's um den B12-Spiegel steht. Das ist ja angeblich ein Sorgenkind der sich vegan Ernährenden. Zusätzliche Werte, die nicht von der Krankenkasse abgedeckt sind, kann man dazu bestellen. Die Ermittlung des Wertes kostet knapp 30 Euro. Das war es mir wert, wollte ich doch endlich mal wissen, wie es darum steht.

Ergebnis: Alles im grünen Bereich. Gute Blutwerte (kleines Blutbild), einen Cholesterinwert von 192 sehe er eher selten (die niedrigen Grenzwerte bis 200 stehen wohl in der Kritik), Blutzucker in Ordnung, Eisenspeicherwert ok (damit habe ich öfter Probleme) und der Holo-Wert (siehe oben) ist im unteren Normbereich, nicht zu niedrig, das könne auch der Wert eines Allesessers sein (die sind davor auch nicht gefeit, auch nicht vor einem niedrigen VitaminD-Wert, doch da hilft Wintersonne auf der Haut).

Ich hatte die zusätzliche Blutuntersuchung auch gemacht, weil einige Veganer Vitamin-B12-Tabletten prophylaktisch lutschen. Das will ich aber nicht, wenn es nicht sein muss. Und jetzt weiß ich auch: Ich muss es nicht. *hüpf* Ich kann mich mit meinen Werten so weiter ernähren wie bisher - ohne Probleme und ohne Zusatzstoffe einnehmen zu müssen!

Ach ja, die Ergebnisse vom Schilddrüsendoc sind heute - welch Zufall - auch eingetroffen. Seit über zehn Jahren habe ich eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse (Typ Hashimoto). Mein Facharzt war bei der jährlichen Kontrolluntersuchung letzte Woche sehr zufrieden mit meiner Schilddrüse, es musste keine zusätzliche Untersuchung gemacht werden und aufgrund der Blutwerte kann die Tablettendosis gesenkt werden. Jeah! Das sind doch alles gute Nachrichen!

Mein erstes Ziel auf meinem Weg habe ich erreicht: Ich lebe ohne tierische Lebensmittel - und das gut und wie ich jetzt weiß: Auch gesund und vielleicht sogar gesünder als vorher.

Mein Focus lag bislang auf dem Weglassen von allem tierischem: Erst den Wurstaufschnitt durch Käse ersetzt, dann das Fleisch beim warmen Essen weggelassen, nach und nach auch die Molkereiprodukte und vegane Alternativen getestet.

Ausnahmen habe ich am Anfang bei meinem Quarkherz gemacht, das ich morgens in der Bäckerei kaufte. Irgendwann aß mein Mann eine Tafel Milchschokolade und ich habe einen Yiep bekommen und davon mitgegessen. Das läutete die Ausnahmenphase ein für Schokolade (da ist in der Regel Milch drin), für alle möglichen andere Süßigkeiten (da sind oft andere tierische Produkte drin, Buttereinfett, Bienenwachs bei Gummibärchen, Molkeerzeugnis...), für Nachtisch, Kuchen, für Teilchen. Lediglich wenn ich selbst gebacken habe, dann ohne Ei, Milch, Butter.

Im Sommer dann - durch die Bekanntschaft mit Berta (von der es Neues gibt) - der Entschluss jetzt wirklich konsequent auch auf Kuchen, Süßigkeiten & Co zu verzichten, die nicht rein pflanzlich sind und bei Einladungen einen veganen Kuchen mitzubringen, was ganz einfach und super funktioniert.

Übrigens ist es nicht so, dass ich all das Tierische vom Geschmack her nicht mag, es ist manchmal schwer, das Essen meines Mannes zu sehen und zu riechen. Und meine Konsequenz ist mir auch so wichtig, weil ich Sorge habe, wenn ich wieder anfange Ausnahmen zu machen, überrollt mich mein Jahrzehnte lang trainierter Geschmack. Der hat eben (noch) eine stärkere Kraft als die neue Ernährung. Doch das wird sich auch ändern und festigen und das alte überschreiben.

Ich habe mich bislang in keinster Weise auf eine gesunde Ernährung konzentriert. Nicht, dass ich das unwichtig finde, aber ich hatte darauf bisher einfach keinen Bock und auch keine Zeit, keinen 'Speicher' in meinem Kopf frei. Ich war beschäftigt, es hinzubekommen, vegan zu leben - während mein Mann weiter alles isst, weder Soja noch andere Ersatzprodukte mag und für uns beide damit eine gute alltagstaugliche, finanzierbare, leckere, zeitlich machbare und einfach Lösung zu finden. Und dabei weiter zusammen zu bleiben. :o)

Das bedeutet einfache Gerichte zu kochen, ohne immer neue Rezepte auszuprobieren und ewig in der Küche zu stehen. Essen, das uns beiden schmecken und sich leicht ergänzen und abwandeln lässt, um möglichst selten zwei Gerichte zuzubereiten. Mit ganz einfachen Zutaten. Experimente kann ich immer noch machen. Erst mal ging es um einen praktikablen Alltag. Es gibt als Basis Brot, Kartoffeln, Reis, Nudeln, Gemüse in unterschiedlichen Varianten und beides verbindende Soßen. Dazu je nach dem Fleisch, Fisch, Käse, Eier für meinen Mann, wobei Fleisch und Fisch selten und für mich eine vegane Alternative.

Es gibt auch Fertigprodukte und Fastfood - weils auch mal schneller gehen muss: Zum Beispiel Fritten mit Gyros für meinen Mann und Sojaschnitzel für mich. Oder auch Miracoli, wo mein Mann den Streukäse alleine hat. Oder selbstgemachte Hotdogs mit Bio-Würstchen aus dem Glas für meinen Mann und für mich Frankfurter-Tofu-Würstchen von Alnatura. Am Wochenende gerne Pizza mit Fertigteig und jeder kann sich seinen Belag frei wählen... Die Pizza ist besonders praktisch, weil wir gleich für zwei Tage Essen haben.

Es ist eine Herausforderung, das Essen umzustellen - von 'alles geht' nach 'rein pflanzlich'. Ich hätte es nicht geschafft, wenn ich es auch noch möglichst gesund und ausgewogen hätte machen wollen. So eine Umstellung ist nicht mit einem Fingerschnipp gemacht. Die Veränderung will langsam und stetig geschehen, damit sie überhaupt im Alltag machbar ist. Zumindest ist das bei mir so. Vielleicht ist es als Single leichter oder wenn sich beide zu einer Umstellung gleichzeitig entschließen. Beides nicht meine Voraussetzungen und keine Alternative.

Durch die Untersuchungsergebniss weiß ich jetzt, dass ich alleine durchs Weglassen der tierischen Produkte gesund genug lebe (ohne dass das meine Motivation war), auch ohne jeden Tag einen Gemüsemarkt zu überfallen. Ich habe nebenbei einiges abgenommen seit 2011, wobei davon ein Teil durch die Schokophase wieder dahin geschmolzen ist. Ich esse an veganem Süßen und Salzigen, worauf ich Lust habe. Ich denke schon seit über 10 Jahren nicht mehr an Kalorien. Mir geht es nicht ums Abnehmen. Wenns passiert: Schön, aber davon hängt mein Wohlbefinden nicht ab.

Ich fühle mich durch meine pflanzliche Ernährung insgesamt besser, auch weil ich nicht mehr gegen mein inneres schlechtes Gewissen arbeite, sondern mich dafür entschieden habe mein Mitgefühl mit den Tieren ernst zu nehmen. Auch wenns anstrengend war. Ich nehme ganz nebenbei viele Stoffe nicht mehr auf, die den Tieren zugeführt werden.

Was habe ich früher Puten- und Hühnchenfleisch und Aufschnitt gegessen! Ich bin froh, dass ich nicht mehr deren Wachstumhormone und Medikamente aufnehme, nicht das Gensoja, das sie meisten Kühe in den Massentieranlagen futtern und auch nicht deren Stress, den sie durch die Haltung, die Trennung von ihrem Familienteam und durch die Umstände der Schlachtung in ihrem Fleisch, ihrer Milch speichern und weitergeben. Das ist aber 'nur' ein Zusatzbonus für mich.

Meiner Erfahrung nach braucht man eine starke Motivation, um eine solche Ernähungsumstellung durchzuziehen. Für manche ist es die Gesundheit, die Umwelt, die Zukunft der Kinder - und für andere gibt es derzeit keine Grund, keine Motivation überhaupt am Essen etwas zu ändern, was für mich auch ok ist. Für mich war und ist meine Motivation das Mitgefühl mit den Tieren.

Ich mache zwischen einem Huhn und unserer Hündin Minu keinen Unterschied. Ich weiß Minu hat Gefühle, empfindet Schmerz, ist auf ihr Familienteam (uns) fixiert, vermisst uns wenn wir nicht da sind, sie freut sich wenn wir spielen, sie hat Angst, sie gähnt, sie pupst, sie ist intelligent. All diese Gefühle, Verhaltensweisen, Eigenschaften die ich habe, die hat sie auch. Und die haben auch die Hühner, Puten, Gänse, Kälber, Rinder, Schweine... Ich sehe da keinen Unterschied, sondern sehe Gemeinsamkeiten. Ich würde niemals meinen Hund schlachten oder ihn mästen oder seine Milch trinken und ihm dafür seine Welpen wegnehmen (wenn sie welche hätte) oder mir aus ihrem Fell einen Kragen an die Jacke nähen oder aus ihrer Haut Schuhe anfertigen lassen. Das ist so abwegig. Warum sollte ich es dann mit einem anderen Tier machen, nur weil ich seinen Namen nicht kenne?

Apropos: Unsere Hündin Minu war vor 14 Tagen beim Tierarzt, weil sie Zahnstein hatte. Um langfristig keine Entzündungen entstehen zu lassen, wurde der entfernt. Und weil sie elf Jahre alt ist, wurde vorher ihr Blut geprüft. Sie hat auch tolle Werte! Mich macht das so richtig froh, weil wir das Futter von Minu 2011 auch umgestellt haben. Sie bekam schon immer Trockenfutter, wir haben nur die Marke gewechselt (Yarrah Bio Veganes Hundefutter). Mein Mann gibt ihr immer wieder mal Käse oder sie bekommt eine Portion Nudeln pur mit oder Kartoffeln, Reis, sie mag gerne rohe Möhren mitessen. Als Leckerchen habe ich von DM Hasenfutter (meist vegan) entdeckt, das unsere Hündin über alles liebt und verträgt. Es sind Frucht- und Gemüsesorten in runde bunte Kringel (sieht aus wie Frootloops) gepresst.

Auf jeden Fall hatte ich schon ein bisschen Sorge und war unsicher, ob ich mich und auch unsere Hündin gesund ernähre. Schließlich weiche ich mit meiner Ernährung von der Norm ab. Ich habe gehandelt, weggelassen, ohne mir sonderlich Fachliteratur reinzuziehen, ob das gesund ist. Ich habe nur auf mein Gefühl gehört. Fragen besorgter Menschen und die wirksame jahrzehntelange Informationsverbreitung der milliardenschweren Nahrungsmittelindustrie, was gesund ist und was nicht, tun ihr übriges zur Verunsicherung dazu.

Deswegen ist für mich es so wichtig und besonders zu erfahren: Alles im grünen Bereich. Ich bin gesund. Meine Blutwerte sind gut. Meine Schilddrüsenwerte sind im Rahmen meiner Erkrankung gut. Und die von Minu auch. :o)

Wie es auf meinem veganen Weg weitergehen könnte lesen Sie hier: Veganes Leben: Schwungvoll genießen und Rezepte finden Sie hier Blog - Vegane Rezepte 

Alles Liebe aus Köln

Anja Kolberg

Direktlink dieses Artikels, um darauf zu verweisen:
https://www.frauencoaching.de/archives/2014/01/entry_6825.html
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Erstellt durch: Anja Kolberg am Donnerstag, 23 Januar, 2014
Thema: Blog - 2014, 1. Halbjahr, Blog - Körper & Schmerzen, Blog - Vegan werden und leben
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