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Ernte & Danke Sonne - bleib gerne noch was hier

Welch Kraft die Sonne hat. Montag noch schwebte dunkles undurchdringliches Grau am Himmel und drückte mir auf die Stimmung. Dienstag zeigte sich dann der Feuerball am Himmel, erhellte das Leben um mich herum, strahlte - und ich lies mich ohne mein Zutun einfach mitreißen.

So sonnige Herbsttage sind herrlich. Die Wärme ist nicht mehr extrem, sondern angenehm, es gibt genügend Schatten zum Abkühlen und nachts enstehen beste Schlaftemperaturen. Davon kann ich noch ganz viele Tage gebrauchen.

Samstag schon war es auf einmal so schön draußen und ich habe die Zeit genutzt, den Garten zu durchforsten. Ein kleiner Urwald war entstanden - jetzt ist es wieder größtenteils ein Garten. :o) Das hat richtig gut getan und die Rücken- und Knieschmerzen sind längst vergessen. Allerdings habe ich mich an irgend etwas gepickt (oder es mich) und mein Ringfinger juckt wie verrückt. Aaaaahrg.

Trotz allen sommerlichen Gefühlen - die Ohne-Socken-Zeit ist sicher vorbei, ich habe schon die ersten Kastanien beim Spazieren gehen gesehen und die Blätter auf Bäumen, Sträuchern und Funkien verfärben sich bereits. Abends ist es so früh dunkel, dass ich mich schon auf das zusätzliche Licht des Kaminofens freue.

Die Apfelernte habe ich im Garten eingefahren - es waren stattliche 6 Äpfel an unseren beiden Säulenbäumen! Die habe ich für Apfel-Zimt-Muffins genutzt:

Ich mag sie sehr gerne. Sie lassen sich wunderbar einige Tage aufbewahren und sind vegan und ohne Soja. Rezept: Der vegane Bisquit (ich nehme immer etwas weniger Zucker) mit etwas Zimt ergänzt (oder ganz zum Schluss oben etwas Zimt+Zucker vor dem Backen aufstreuen), kleingeschnittene Äpfel unter den Teig und dann in Muffinförmchen füllen.

 

Diese köstlichen Gaben erhielt ich von meinen Schwiegereltern bzw. meiner Schwägerin und Schwager. Murmeln heißen die Tomaten, köstlich süß und ideal für die Kinder (auch großen) zum Naschen, dazu herrlich bunte Paprika und eine Gurke. Das alles - in einem neu angelegten Hochbeet gezogen - schmeckt so unglaublich lecker. Danke schön!

 

Weil es gerade so schön passt: Diese Rote Beete habe ich aus meinen Ferien auf dem Land mitgebracht. Roh mit einem Apfel gerieben, dazu eine Soße aus Öl, Zitronensaft, Salz, Pfeffer, Agavensirup (als Ersatz für Honig, Zucker geht auch) - köstlich! Der Salat ist gleich supersaftig, mir läuft schon wieder das Wasser im Mund zusammen. Allerdings ist Farbalarm bei der Verarbeitung angesagt, ohne Handschuhe bekommen auch die Hände eine schöne Färbung.

Ich wünsche uns allen noch viele sonnige und die Stimmung stärkende Herbsttage! [Hier ein Lied, das mir gerade sehr gefällt und gut tut.]

Ihre Anja Kolberg

PS: Die Herbst-E-Cards sind online.

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Donnerstag, 26 September, 2013
Thema: Blog - 2013, 2. Halbjahr, Blog - Garten - Herbst, Blog - Kleines Glück im Alltag

Es ist soweit: Der Shop ist online!

Klick zum Webshop

Früher als alle Jahre zuvor startet der Webshop Anja Kolberg - Einfach anders heute in die Kalendersaison 2014.

Im Angebot wunderschöne Geschenke - für sich selbst und die Menschen, die Ihnen am Herzen liegen:

Wie jedes Jahr biete ich den direkten Geschenkversand an Ihre Wunschadresse an. Auch an viele Adressen (zum Beispiel Kunden, Kooperationspartner, Freundinnen...) ist dies einfach möglich. Hier finden Sie die Details.

Neu! Aktuelle Aktionen & Rabatte finden Sie auf der Webshop-Startseite unten im roten Kasten.

Ich freue mich auf Ihre Bestellung, Ihr Feedback und den Kontakt mit Ihnen!

Ihre Anja Kolberg

PS: Jetzt bin ich neugierig, wer das Rennen mit der ersten Bestellung macht. (Schon passiert! *Hüpf*) Danke für Ihr positives Feedback nach den Kalendervorstellungen. Das tut sooo gut und macht so viel Spaß, wenn all die Mühe auf glückliche Empfänger trifft.

Update Februar 2014: Danke für die tolle Kalendersaison. Der Webshop macht jetzt wie jedes Jahr bis zum Herbst ein Päuschen. :o)

 

Erstellt durch: Anja Kolberg am Montag, 16 September, 2013
Thema: Blog - 2013, 2. Halbjahr, Shop

Vorstellung Tischkalender 2014: Kurze Meditationen

Tischkalender 2014 - Kurze Meditationen - Klick zum Shop

Das ist der Tischkalender 'Kurze Meditationen', einer von meinen beiden neuen Kalendern für 2014.

In diesem Beitrag stelle ich die Monatsblätter vor, schreibe zu den Fotographien und Texten und teile mit Ihnen meine Gedanken und Impulse zur Konzeption - wie immer wohlwissend: Bei jedem Betrachter und jeder Betrachterin lösen die Bilder und Texte eigene Impulse, Gefühle und Gedanken aus.

*** ~ ***

Die Idee des Kalenders: Inne halten, zu mir kommen und Kraft tanken - selbst wenn um mich herum Trubel ist und ich kaum Zeit habe. Herrliche Fotographien und klare Texte führen zur inneren Ruhe und zu mir selbst.

Mich fasziniert Meditation, doch ich schaffe es nicht, diese dauerhaft durchzuführen. Der Kalender soll eine praktische Hilfe sein: Jeder Monat stellt eine kleine Meditationsübung dar - von der Vorbereitung bis zur Atemübung. So lässt sich auch mit wenig Zeit - schon in wenigen Sekunden - und immer mal wieder zwischendurch die Einkehr zur inneren Stille üben. Ganz im Sinne des Kalenders ist die Vorstellung kurz gehalten.

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Tischkalender 2014: Kurze Meditationen

Januar 2014

Foto: Ein Winterbaum zeigt seine herrliche Krone. Aufgenommen im Schwarzwald.

Text: Ich komme zur Ruhe.

Das Jahr beginnt. Ich blicke auf den Baum und komme wie die Natur zur Ruhe.

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Tischkalender 2014: Kurze Meditationen

Februar 2014

Foto: Das Gehäuse einer Schnecke in Nahaufnahme. Ein geliebtes Motiv von mir, weil Farben und Form Ruhe ausströmen.

Text: Ich atme in meinen inneren Raum.

Ich schaue auf das Gehäuse der Schnecke und fahre mit dem Finger oder dem Auge seinen Weg von außen nach innen ins Zentrum nach. Dabei atme ich bewusst ein und auf dem Rückweg hinaus aus.

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Tischkalender 2014: Kurze Meditationen

März 2014

Foto: Die aufspringende Knospe einer Magnolie im Morgenlicht. Aufgenommen im Japanischen Garten in Leverkusen.

Text: Ich bin mit meiner Aufmerksamkeit bei mir.

Ich lenke meine Konzentration bewusst weg von allem um mich herum - hin zu mir selbst.

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Tischkalender 2014: Kurze Meditationen

April 2014

Foto: Die puscheligen Blüten unserer Japanischen Zierkirsche.

Text: Ich konzentriere mich auf das Gute.

Was gibt es Gutes in meinem Leben? Ich tanke Kraft bei meiner Konzentration auf das Positive und hebe damit gleichzeitig meine Stimmung.

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Tischkalender 2014: Kurze Meditationen

Mai 2014

Foto: Zwei Menschen in der Abendsonne an Dänemarks Nordseeküste.

Text: Einen Augenblick nehme ich mit allen Sinnen wahr.

Bewusst schalte ich meine Sinne ein: Was höre ich gerade? Was sehe ich? Was rieche ich? Was fühle ich? Was schmecke ich? Das Foto macht mich auch durch die Spiegelung des Sonnenlichts auf der Linse (der rote Kreis) auf meine weiteren Sinne aufmerksam: Die Kraft meiner Gedanken, meiner Phantasie, meines inneren Auges.

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Tischkalender 2014

Juni 2014

Foto: Hellgrüne Blätter eines Zierahorns.

Text: Ich vertiefe mich in die Schönheit der Natur.

Bei der Betrachtung der Natur in ihr versinken: Ein Blatt. Ein Tropfen. Eine Wiese. Eine Blüte. Ein Baum... An nichts anderes Denken als seine Schönheit und damit ganz nah bei mir selbst sein.

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Tischkalender 2014

Juli 2014

Foto: Eine Klangschale mit Klöppel und Seerosenblüte auf unserem Holzsteg im Garten.

Text: Ich schöpfe Kraft aus der Stille.

Der Klang der Schale berührt meine Seele. Auch andere Klänge lassen mich einen Moment versinken und Kraft schöpfen aus der Stille, die in mir entsteht.

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Tischkalender 2014

August 2014

Foto: Drei Steine im Sand nahe dem Meer, ganz leicht sind seine Wellen noch erkennbar.

Text: Ich. Hier. Jetzt.

Ich hole mich zu mir selbst zurück, ins hier und jetzt. Weg aus der Zukunft, der Vergangenheit, aus Projekten, Unterhaltungen, Erlebnissen, vom Leben anderer Menschen oder wo auch immer ich mit meinen Gedanken bin. Mir helfen dabei diese konkreten Fragen:
Wer bin ich? Z.B. "Ich bin Anja Kolberg, geboren am .. 1970 in ..."
Wo bin ich? "Erde. Europa. Deutschland. NRW. Köln. Junkersdorf. Kirchweg 118. An meinem Schreibtisch in der ersten Etage in meinem Büro vor meinem PC. Hier."
Was ist jetzt für eine Zeit? "Es ist Donnerstag, der 12. September 2013 und wir haben 18.26 Uhr. Jetzt."
(Ergebnis: Huch! Hatte gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen ist. Zeit Feierabend zu machen und den PC auszuschalten. Ich werde meine Abendklamottenanziehen, etwas für uns Kochen und mich dann auf die Couch begeben.)

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Tischkalender 2014

September 2014

Foto: Der blaue Himmel mit Wolken, umrandet von den Blättern eines sehr alten Tulpenbaumes. Aufgenommen im Park von Standsted Hall, in dem das Arthur Findlay College steht. Ein besonderer Ort in der Natur für viele Menschen.

Text: Ich beoachte und lasse geschehen.

Ich nehme den Raum zwischen meinem Selbst und dem, was geschieht, wahr. Wie die Wolken am Himmel vorbei ziehen beobachte ich alle Gedanken, Gefühle, Empfindungen, Geräusche, Geschehnisse und lasse sie geschehen.

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Tischkalender 2014

Oktober 2014

Foto: Die Nahaufname einer Buddhastatue, auf ihrer Hand ruht ein vom Herbst rot gefärbtes Ahornblatt.

Text: Ich wandere durch meinen Körper.

Ich lenke meine Aufmerksamkeit auf den Tempel meine Seele: Wie ist mein Atem? Wie fühlt sich mein Rücken an? Meine Beine? Meine Füße? Mein Kopf? Habe ich Durst? Bin ich müde? Wäre es gut, meine Haltung zu ändern? Brauche ich frische Luft? (Ich habe Durst und gehe jetzt was trinken und eine Runde mit dem Hund.)

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Tischkalender 2014

November 2014

Foto: Ein Granatapfel auf einer alten Holztruhe, die in unserem Wohnzimmer steht und aus der Familie meines Vaters stammt.

Text: Aus meiner inneren Mitte entsteht Neues.

Jeden Tag denken wir größtenteils das gleiche, wir bleiben in unserem Hamsterrad gefangen. Aus der Gedankenstille, die in uns durch die Meditation entsteht, kann Neues keimen. Eine sprudelnde Quelle an Inspiration und Kreativität. Der Granatapfel steht mit seiner Fülle an Kernen für Fruchtbarkeit, für das Entstehen von etwas, das vorher noch nicht da war. Das ist einer der Gewinne aus der Meditation.

~ * ~

Tischkalender 2014

Dezember 2014

Fotot: Eine friedlich lächelnde Buddha-Statue mit geschlossenen Augen, fotographiert bei Schnee im Japanischen Garten in Leverkusen.

Text: Ich schließe die Augen & bin bei mir.

Die geschlossenen Augen helfen, meine Konzentration auf mich selbst, auf mein Inneres zu lenken.

*** ~ ***

Das sind die zwölf Bestandteile des Tischkalenders 2014 'Kurze Meditationen'. Jeder Monat lädt ein, dem Trubel des Alltags immer wieder kurz zu entfliehen. Ich habe mir bei der Konzeption viele Gedanken gemacht und mit Liebe ausgewählt, bis der Kalender stimmig und in sich eine Einheit darstellte. Wie ein Edelstein, der geschliffen und poliert wird, bis seine wahre Schönheit erstrahlt. Eine schöne und intensive Herausforderung und Arbeit, die mir am Herzen liegt. Wenn man die Kalendarien nach dem Ende des Monats abschneidet, lassen sich die Blätter auch über das Jahr hinaus herrlich als Mediationskarten nutzen.

Ich freue mich, mit Hilfe des Kalenders im Jahr 2014 immer wieder zur Ruhe zu kommen und einen Platz für ihn weiß ich auch schon: Gleich neben meinem Bildschirm auf dem Schreibtisch. Damit ich während des Alltags immer wieder angeregt werde, etwas für mich zu tun und zu mir zu kommen.

Ich freue mich ebenso, den Kalender an Sie zu verschicken:

*** Diese Kalender-Anleitung erhalten Kunden - zum Ausdrucken aufbereitet - mit der Versandbestätigung als PDF-Downloadlink. ***

Klick zum Shop

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Ich freue mich auf den Kontakt mit Ihnen!

* Hier die Vorstellung des zweiten Tischkalenders: Ich bin gut zu mir *

Herzlich,

Anja Kolberg

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Freitag, 13 September, 2013
Thema: Blog - 2013, 2. Halbjahr, Blog - Kalender, Kalender, Shop

Vorstellung Tischkalender 2014: Ich bin gut zu mir

Tischkalender 2014 - Klick zum Shop

Das ist der Tischkalender 'Ich bin gut zu mir', einer von meinen beiden neuen Kalendern für 2014. Ein Begleiter durchs Jahr, der Kräfte weckt, zur Entspannung einlädt, Lösungen entstehen lässt, uns zur Selbstliebe ermutigt und bestärkt, authentisch zu leben. Das wird ein richtig gutes Jahr!

In diesem Beitrag stelle ich seine einzelnen Monatsblätter ausführlich vor, schreibe zu den Fotographien und Texten und teile mit Ihnen meine Gedanken und Impulse meiner Konzeption - wohlwissend: Bei jedem Betrachter und jeder Betrachterin lösen die Bilder und Texte eigene Impulse, Gefühle und Gedanken aus.

Neu in diesem Jahr sind im Kalender 'Ich bin gut zu mir' transparente Worte (unten jeweils kursiv dargestellt) als besonderer Hingucker. Los geht's:

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* Januar 2014 *

Tischkalender 2014

Foto: Ein Magnolienzweig mit Knospen vor schneebedecktem Boden. Aufgenommen im Japanischen Garten in Leverkusen m Januar 2013.

Text: Ich mache langsam. Zeit

Das Kalenderblatt war in diesem Kalender eines der ersten, bei dem ich mir sicher war: Das muss mit rein. Die Ruhe und Stille, die das Foto ausstrahlt in Kombination mit dem Text, der mich beim Lesen innerlich gleich entspannen lässt. Das Wort Zeit löst ebenfalls Entspannung aus und den Gedanken 'Ich habe Zeit.' Genau das Richtige zum Einstieg in ein neues Jahr.

* Februar 2014 *

Tischkalender 2014

Foto: Der Besuch öffentlicher Parks wie dem Japanischen Garten im Winter schenkt bezaubernde Ansichten - wie man an der von Januar bis März blühenden Zaubernuss (Hamamelis japonica) auf dem Foto sieht. Auf ihrem Zweig ist eine Feder gelandet, die ich mit der Linse eingefangen habe.

Text: Ich senke die Ansprüche an mich selbst. Leichtigkeit

Nachdem ich den ersten Kalender 'Kurze Meditationen' fertig hatte, baute sich in mir ein großer Druck auf, wie dieser Kalender hier nun werden müsse. Kurz: Ich quälte mich. Einige Tage. Ich lenkte mich ab so gut es mir möglich war, verwöhnte mich z.B. mit einem Filmnachmittag auf der Couch und legte irgendwann alle Textentwürfe zur Seite.

In mein Tagebuch schrieb ich die Sätze, die ich mir wünschen würde für diesen Kalender. Das fühlte sich gut an. Der Druck war aber noch immer da. Mein Blick blieb auf dem Satz 'Ich senke die Ansprüche an mich selbst.' hängen. Was wäre, wenn ich das jetzt schon anwenden würde und die Ansprüche an mich senke? Sofort fühlte ich eine Erleichterung. Es musste nicht mehr der 'tollste' Kalender werden und was da sonst noch an Erwartungen rumgeisterte. Innerhalb von einem Tag stand das Konzept für den zweiten Kalender. Wie leicht das auf einmal gegangen war!

Und deswegen fühlt sich dieses Blatt zusammen mit der Feder und dem Wort Leichtigkeit so stimmig für mich an. Die Ansprüche und Erwartungen, die ich an mich stelle, sind (noch) zu 99% eher zu hoch als normal oder niedrig. Dieses Kalenderblatt will helfen, ein gesundes Maß zu finden.

* März 2014 *

Tischkalender 2014

Foto: Aufgenommen an der Nordseeküste. Blick von der Düne Richtung Land. Herrlich blauer Himmel mit weißen Wolken. Raum, um Schlösser zu bauen. :o)

Text: Ich stelle mir die beste Lösung vor. Freiheit

Ich liebe es, mir gute Gedanken zu machen. Ideen entwickeln für meine Zukunft. Lösungen, die stimmig sind und gut tun. Wer spürt, es soll anders als bisher weiter gehen, braucht Inspiration, um eine neue Richtung zu bestimmen.

Das funktioniert auch im Kleinen: Wenn ich mal Angst vor einem Ereignis habe, stelle ich mir vor, es ist vorbei und ich bin überglücklich, weil es so gut gelaufen ist. Und dass ich mir dann 'rückblickend' in mein Tagebuch schreibe, wie der Tag oder das Ereignis gelaufen ist. Unglaublich, aber wahr: In den meisten Fällen trifft es so ein. Zumindest ist es dem sehr nahe und mit einem guten Ausgang. Warum das so ist? Ich konzentriere mich auf die Möglichkeiten und Lösungen, statt auf das, was schief gehen könnte. So lernt man es beim Fahrsicherheitstraining: In einer heiklen Situation immer die Lücken ansteuern, nicht die Objekte, die einem entgegen kommen.

So wirkt es hier: Ich konzentriere mich auf das Gute, das ich erreichen will und ziehe es an, steuere darauf zu. Das bedeutet Freiheit. Und ich freue mich auf den März und es wirkt schon jetzt, wenn ich daran denke.

* April 2014 *

Tischkalender 2014

Foto: Weiße Apfelblüte vor dem rosa blühenden Kirschbaum. Aufgenommen in unserem Garten. (Die Äpfel sind inzwischen geerntet. Zu sauer, um sie gleich zu essen, aber genau richtig im Apfel-Zimt-Muffin.)

Text: Manchmal gibt es nur einen Weg: Annehmen, was ist. Ja, so ist es.

Es gibt Situationen, da sind wir machtlos. Wenn wir alles versucht haben und es geht dennoch nicht weiter, vielleicht ist dann Zeit für diesen Schritt: Die Situation annehmen wie sie ist. Akzeptieren, trotz stärkster Bemühungen und gutem Willen nicht alles kontrollieren und bestimmen zu können im Leben, weil es nicht in unserer Hand liegt. Durch das Annehmen unseres Lebens - so wie es ist, würdigen wir es, erlauben wir uns oder der Situation so unperfekt zu sein wie sie tatsächlich ist, ohne uns weiter zu quälen oder voran zu treiben und weiter Energie zu verlieren.

Ich kann sagen: 'Ja, vielleicht werde ich meine Ziele nie erreichen. Im Moment stecke ich fest. Jetzt komme ich nicht weiter. Das Leben ist gerade sehr ungerecht... Ja, so ist es.' Es ist wie die Enter-Taste beim Computer drücken - eine Bestätigung für das was ist. Oft ist das der entscheidende Wendepunkt, der Frieden und Bewegung in den Prozess bringt, wo vorher Stocken war.

* Mai 2014 *

Tischkalender 2014

Foto: Maiglöckchen aus meinem Garten mit himmlischem Duft. Ein Rausch, die Nase in diese Verwöhner zu stecken.

Text: Ich find' mich dufte. Selbstliebe

Mich selbst gut finden, mein größter Fan sein - das ist eine Herausforderung für Menschen mit Selbstzweifeln wie mich. Der Mai lädt ein, weniger auf den oft sehr starken inneren Kritiker und Zensor zu hören, der erzählt, was alles nicht gut ist - und statt dessen auf mein eigenes Cheerleader-Team zu schauen und mich davon begeistern und inspirieren zu lassen. (Ich wusste gar nicht, dass ich eines habe, schöne Idee mir das vorzustellen.) :o) Selbstliebe ist etwas wunderbares und existenziell wichtiges, um gesund und glücklich zu leben.

* Juni 2014 *

Tischkalender 2014

Foto: Himbeerblüten, fotographiert im Garten meiner Freundin Babsi in Frechen. Was war das ein schöner Nachmittag!

Text: Schwere Zeiten durchstehe ich... einen Tag nach dem anderen. Zutrauen

Es gibt Zeiten, die sind eigentlich zu groß, zu schwer, zu anstrengend, zu ungewiss, zu beängstigend, zu stressig ... für uns. Sie überfordern uns. Wir müssen mehr geben, als wir eigentlich können. Weglaufen geht nicht.

Dann kommt die Frage auf: Wie soll ich das schaffen? Dafür ist dieses Kalenderblatt da. Es ermutigt, einen Tag nach dem anderen - und wenn es sehr schwer ist - eine Stunde nach der anderen zu leben. Nicht an das Morgen, Übermorgen usw. denken, das ist zu manchen Zeiten einfach zu viel.

Den Blick auf heute lenken. Diese Minute, jetzt und hier. Was ist jetzt wichtig? Was brauche ich? Was kann ich jetzt tun? Und ehe ich mich versehe, habe ich die schwierige Wegstrecke geschafft. Zutrauen ist ein Geschenk an uns und ins uns selbst, dass wir solche Zeiten bewältigen können.

Der Juni will Mut machen für Zeiten, die immer mal wieder in unserem Leben auftauchen. Das Kalenderblatt - wie alle anderen auch - kann ich abgetrennt vom Kalendarium als Karte verwahren und immer dann rausholen, wenn ich Kraft und Hilfe brauche.

* Juli 2014 *

Tischkalender 2014

Foto: Die Kirschen - süß und herrlich saftig. Der Geschmack von Sommer. Aufgenommen und gekostet ebenfalls im Garten meiner Freundin.

Text: Müßiggang & Trödeln sind meine Kraftquellen für schwierige Zeiten. Zuversicht

Müßiggang - ein schönes Wort. Wikipedia schreibt dazu: 'Das entspannte und von Pflichten freie Ausleben, nicht die Erholung von besonderen Stresssituationen oder körperlichen Belastungen. Er [Der Müßiggang] geht z. B. mit geistigen Genüssen oder leichten vergnüglichen Tätigkeiten einher, kann jedoch auch das reine Nichtstun bedeuten.'

Und das fällt mir schwer. Wir leben in einer Gesellschaft, in der viel arbeiten, emsig sein, im Stress sein angesehen sind. Ich darf mich erst ausruhen, wenn ich etwas geleistet habe. Längst hat diese Tugend ihre Kehrseite mit der Erschöpfungskrankheit Burnout ausgepackt. Finanzielle Belastung und Verantwortung führen auf der anderen Seite zum Druck, keine Alternative zu haben. Langfristig halte ich das aber - gesund - nur durch, wenn es auch sinnfreie Pausen gibt, ohne den Anspruch, sie müssen mir etwas bringen.

Der Juli lädt ein, rumzutrödeln, mich zu vergnügen, vielleicht auf einer Liege das Nichtstun zu genießen, einer anspruchslosen Sache zu fröhnen. Mich ausruhen, auch wenn ich ein Projekt noch nicht fertig habe und noch sooooo viel zu tun wäre. Wohlwissend, mit der Auszeit laden wir unsere Krafttanks auf. Es kommt der Tag, da werde ich darauf zurückgreifen und von diesen Zeiten profitieren. Zuversicht entsteht, dass keine Pause, kein Trödeln, kein langsamer machen, kein halblang machen, kein Müßiggang verlorene Zeit ist, sondern eine wichtige Investition in meine Zukunft und meine Gesundheit.

Ich werde mich dieser Aufgabe im Juli gerne stellen und üben, das Leben mehr zu genießen.

* August 2014 *

Tischkalender 2014

Foto: Die Nahaufnahme einer Seerosenblüte in unserem Gartenteich.

Text: Ich bin gut zu mir. Mitgefühl

Es gibt ein ungesundes Verhaltensmuster, nämlich andere an die erste Stelle meiner Prioritäten und Aufmerksamkeit zu setzen und mich selbst, meine Bedürfnisse und Wünsche nicht wichtig zu nehmen und erst aktiv zu werden, wenn ich sehr traurig oder ausgelaugt bin.

Mit diesem meist angelernten Verhalten tue ich jedoch keinem einen Gefallen. Denn wenn ich traurig oder krank bin, was hat davon mein Umfeld? Nichts. Ich kann auch nicht von anderen erwarten, dass sie gut für mich sorgen. Denn das ist die Aufgabe eines jeden mündigen Menschen für sich selbst.

Der August erinnert mich an dieses wichtige Thema: Gut zu mir selbst sein. Hören, was ich brauche und mir wünsche. Meine Bedürfnisse ernst nehmen, Selbstfürsorge betreiben. Für mich selbst Mitgefühl entwickeln und zeigen. Das sind ganz wertvolle und wichtige Schritte auf dem Weg zu dauerhafter seelischer und körperlicher Gesundheit. Daran hat dann auch mein Umfeld Freude, denn geht es mir gut, geht es auch ihnen gut. Glück und Liebe breiten sich aus wie eine Welle.

* September 2014 *

Tischkalender 2014

Foto: Der Kopf einer Buddha-Figur, fotographiert in meinem Garten. Bei mir führt der Anblick zu Entspannung und innerer Ruhe.

Text: Ich würdige meine Leistung. Respekt

Manchmal habe ich das Gefühl, ich habe nichts geleistet. Dabei gucke ich nur nicht genau hin und habe den Anspruch an mich, ich muss Großartiges vollbracht haben, erst dann ist es/bin ich gut.

Im September lädt mich der lächende Buddha ein, mir selbst gegenüber respektvoll zu sein und wirklich hinzuschauen, was ich getan habe. Öffne ich die Augen für mich selbst, dann sehe ich, was ich alles geleistet habe. Es geht dabei eben nicht um Riesenleistungen, sondern um Respekt für das Kleine, oft Selbstverständliche:

Zum Beispiel etwas aufgeräumt, für mich selbst das Frühstück zubereitet, einem Familienmitglied geholfen, Arbeit für meinen Chef oder Chefin erledigt, einen Kundenwunsch erfüllt, einem Menschen die Türe aufgehalten, jemandem ein Lächeln oder Aufmerksamkeit geschenkt, einem Tier das Futter zubereitet, mich selbst gepflegt... Wenn ich genau hinschaue, entdecke ich eine Fülle.

Ruhe kehrt ein. Anerkennung für mich selbst. Und was ich bei mir selbst schätzen kann, kann ich auch bei anderen sehen. Ich höre auf zu kritisieren und zu beginne wertzuschätzen, was ist. Und das ist in der Regel eine ganze Menge.

* Oktober 2014 *

Tischkalender 2014

Foto: Ein Holzherz und im Zentrum ein kleines Vogelhäuschen - mit viel Liebe und dem Blick fürs Detail selbstgemacht von meinem Onkel, in dessen Garten ich im Sommer 2013 meine Ferien verbrachte.

Text: Ich handle so, als ob ich's schon kann. Wirklichkeit

Eine neue Aufgabe steht vor mir. Noch nie gemacht. Zwei Wege, damit umzugehen, öffnen sich:

A) Grübeln, zögern, zweifeln: Schaffe ich das? Andere können das besser, weil sie es schon gemacht haben. Soll ich erst mal fragen? Wie muss ich es machen, um gut zu sein, um es richtig zu machen? Was muss ich noch alles lernen und wissen, um es zu schaffen?

B) Einfach loslegen, nicht lange nachdenken und 'einfach' so tun, als ob ich das schon kann. Mich spielerisch auf den Weg machen wie ein Kind, das die Welt erkundet und ausprobiert. Vielleicht mache ich es anders als alle anderen zuvor, weil ich unterschiedlich heran gehe, andere Erfahrungen und Ideen habe. Daraus entsteht Neues und die Vielseitigkeit unserer Gesellschaft.

Meine Wirklichkeit bestimme ich selbst. Beide Wege sind möglich. Ich bin beide schon beschritten. Der zweite macht mir eindeutig mehr Spaß (die Entscheidung für ihn fällt mir meist erst mal schwer, weil ich am liebsten das 'perfekte' Ergebnis - das was andere vorher geschaffen haben, kontrollieren und kopieren will, um mir der Anerkennung sicher zu sein). Wenn ich mich für den zweiten Weg entschieden habe, nicht lange nachdenken, frage und grüble, dann ist es richtig gut. Ich lasse mich ein auf das Leben und seine Abenteuer. Ich kalkuliere Fehler, Rückschritte ein und kann dafür das Glück des Neuen erreichen und auch das starke Wertigkeitsgefühl: Das habe ich geschafft. Mein Weg. Anders und richtig gut!

Der Oktober erinnert mich an meine Möglichkeiten und macht mir Mut, es einfach mal zu probieren, so als hätte ich es schon x mal gemacht.

* November 2014 *

Tischkalender 2014

Foto: Ein Chrysanthemen-Busch am frühen Morgen, vom ersten Frost überzogen. Dieses Bild, aufgenommen auf meiner Terrasse, hielt nur kurz, dann taute die weiße Pracht durch die Wärme der Sonne.

Text: Geben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, das ist eine Kunst. Liebe

Etwas geben oder für jemand anderen etwas tun, weil ich es gerne tue, weil ich für mich darin einen Sinn sehe - ohne die (meist stille) Erwartung zu haben, der andere wird für mich dann dies oder jenes tun oder sich so oder anders verhalten, gut zu mir sein, Rücksicht auf mich nehmen, mir etwas zurück geben, mir auch einen Gefallen tun - das empfinde ich als eine hohe Kunst. Also keinen unbewussten Schuldschein für mein Geben, für meine Hilfe an andere zu verteilen.

Beherzige ich dies, wenn ich um etwas gefragt werde oder den Impuls habe, etwas für jemand anderen zu tun - kann es dazu führen, dass ich - ganz ehrlich zu mir selbst - 'nein' sagen muss oder mein Vorhaben sein lasse. Es kann auch dazu führen, dass ich sage, was ich als Gegenleistung brauche, um ein gutes Gefühl für einen Ausgleich zu haben. So kann der andere frei entscheiden, ob er dazu bereit ist oder nicht - ohne eine versteckte Erwartung, die schnell zu beiderseitigen Enttäuschungen und Unstimmigkeiten führen kann.

Der November lädt mich dazu ein, genauer hinzuschauen, hinzuhören und hinzufühlen und ehrlich zu mir selbst und anderen zu sein. Nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Liebe zu handeln oder ehrlich zu sein und es zu lassen. Puh! Eine schwere und für mich wichtige Aufgabe, der ich mich gerne bewusst stellen möchte.

* Dezember 2014 *

Tischkalender 2014

Foto: In der goldfarbenen Krone eines Eisenvogels liegt das leere Gehäuse einer Schnecke.

Text: Ich verwöhne mich. Dankbarkeit

Der Jahreskreis schließt mit Dankbarkeit. Gut zu mir selbst sein, in dem ich mich verwöhne, mich wertschätze. Nicht warten, dass andere mir einen Blumenstrauß überreichen oder einen Ausflug mit mir machen oder was auch immer mir gut tun könnte. Andere sind nicht dafür da, mich glücklich zu machen und mich zu verwöhnen. Ich habe nicht nur die Erlaubnis dazu, es ist sogar meine Aufgabe (zugegeben, oft schwierige). Der Dezember sagt mir: Ich mache mir mein Leben selbst schön, bunt und lebenswert!

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* Hier die Vorstellung des zweiten Tischkalenders: Kurze Meditationen *

Herzlich,

Anja Kolberg

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Donnerstag, 12 September, 2013
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Berta Füßchen- Meine Ethik & die Folgen - Teil 12

Darf ich vorstellen? Das ist Füßchen. Berta Füßchen.

Erst war sie mir gar nicht aufgefallen. Sie ist eines von acht Hühnern, die ich morgens bei meinen Ferien im Bergischen [Ich bin ein Landkind] in ihren großen Auslauf lies. Sie futterten Salatblätter mit Freude, gackerten stolz, wenn sie ein Ei gelegt hatten und verschmähten erstaunlicherweise Raupen.

Ich genoss ihre beruhigenden Töne, wenn sie sich unterhielten, beobachtete sie beim Streiten, wer die besten Leckereien aus dem Garten oder der Küche ergatterte. Jeden Morgen begrüßte ich sie mit 'Guten Morgen, Mädels' und zog die Leine des kleinen Tores an der Hühnerstalltüre hoch, aus der sie sich blitzschnell und manchmal zu drei Hühnern gleichzeitig quetschten. Meine Kamera hat ihre Schnelligkeit bei der Vorfreude auf ihren Auslauf eingefangen. Speedy Gonzales ist nichts dagegen. :o)

Am Ende der ersten Woche fiel mir auf, eines von ihnen humpelte. Als ich meiner Oma davon berichtete, überlegte sie, es könne sich vielleicht im Stall oder beim Scharren draußen verletzt haben. Sie erzählte von großen Staubwannen, die die Hühner sich zwischen den Sträuchern angelegt hätten, in denen sie badeten. Vielleicht wäre es dabei passiert und es würde bestimmt wieder übergehen. Wir warteten also erst mal ab und wollten sie weiter beobachten.

Das Huhn war ansonsten fit, es pickte, stritt sich mit ihren Schwestern um die Küchenabfälle, ergatterte auch nur etwas für sich, was schnell humpelnden Fußes hinter einem Strauch in Sicherheit gebracht und dort verspeist wurde. Nur trat sie mit dem rechten Fuß lediglich auf den Zehenspitzen auf, nahm immer wieder eine Schonhaltung ein und hinkte. Wenn sie schneller lief, wankte sie hin und her wie ein Schiff in Seenot.

Als es auch nach einigen Tagen noch humpelte, überlegte ich, was ich tun könnte. Was konnte das wohl sein am Fuß? War etwas gebrochen? Ich befürchtete, mein Onkel würde bei seiner Rückkehr kurzen Prozess mit dem Tier machen. Es ist eben in der Nutztierhaltung nicht üblich, ein einzelnes Huhn zu behandeln wie wir das in unserer Kultur mit unseren Hunden oder Katzen machen, ihnen einen Namen zu geben und zu ihnen eine Beziehung aufzubauen.

Hier war die Situation anders und ich konnte etwas tun, nämlich auf jeden Fall verhindern, dass das Huhn wegen seiner Verletzung gleich im Kochtopf landete.

Ich hatte durch die Beobachtung längst eine Beziehung zu ihr aufgebaut, erkannte ihre Stimme aus denen der anderen heraus. Was tun? Mit Hühnern kenne ich mich nicht aus. Meine Mutter erinnerte sich an ein Buch über Hühnerhaltung, das sie bei meinem Onkel mal gesehen hatte. Ich suchte alles ab und fand es nicht. Da unsere Internetverbindung inzwischen von unseren Skype-Telefonaten und unserer anderen Nutzung ausgeschöpft war, bat ich meinen Mann von Köln aus nachzuschauen, was es sein könnte. Er fand zu den Symptomen etwas von einem möglichen Abszeß am Ballen, der bebildert von den Besitzern geöffnet wurde. Ob es das war? Als Oma und ich das Huhn hoch hoben, war der rechte Fuß heiß, der linke kalt. Hm. Bei den anderen Hühnern waren beide Füße kalt.

Ich traute mir nicht zu, den Fuß zu behandeln. Aber wer sollte das sonst tun und konnte es? Ich dachte über den Besuch bei einer Tierärztin nach, auch unter der Gefahr, dafür belächelt zu werden. Wenn meine Hündin etwas hat, dann gehe ich mit ihr auch zum Tierarzt, warum nicht auch mit dem Huhn, das so wunderschöne Töne singt und die so wunderbar in ihrer Gruppe miteinander umgehen? Jedes Tier hat Gefühle und spürt Schmerzen, warum soll ich sagen: Es ist doch nur ein 'Nutztier' und es ist eben so, dass sie geschlachtet werden? Nein, nein, nein, das will ich nicht akzeptieren.

Jedes Leben zählt! Ich bringe nach Möglichkeit auch Wespen mittels eines Glases und einer Pappscheibe nach draußen, statt sie zu töten. Ich hatte keine Ruhe, geschweige denn konnte ich noch länger zusehen wie das Tierchen humpelte, auch wenn sie ansonsten fröhlich schien und auch nicht von ihren Schwestern gemobbt wurde.

Der zuständige Landtierarzt, wo mein Onkel sonst hinfuhr, war mir zuweit weg. Im Branchenbuch fand ich eine Tierärztin in der Stadt. Würde sie das Huhn überhaupt behandeln? Ich erreichte dort nur den Anrufbeantworter, Sprechzeiten von 10 bis 12. Mir war wirklich schlecht. Warum, ich weiß es nicht. Vielleicht vor Aufregung, weil ich etwas tat, dass absolut unüblich war und aus Angst, ausgelacht und belächelt zu werden. Wenn ich das machen würde - wie sollte ich das Huhn in die Stadt transportieren? Meine Oma sagte, sie habe einige Kartons im Keller, worin ich das Huhn transportieren könnte. Hm, ich nahm mir die Nacht zum Überlegen, doch schon beim Einschlafen stand der Entschluss fest: Ich fahre mit dem Huhn zu der Tierärztin, gleich was diese oder andere sagen.

Im Keller fanden wir am nächsten Morgen einen stabilen passenden Karton, ich bohrte Luftlöcher in die Seiten und Oma legte noch zwei Handtücher in die Box ('damit sie sich schön hinein kuscheln kann') und ein Salatblatt als Proviant. Das Huhn lies sich leicht fangen und war schwups im Karton. Schnell den Deckel zu, eine Horrorvorstellung, es würde mir dort weglaufen. Doch der Karton hielt sicher und meine Mutter musste auch nicht mitfahren, um den Karton festzuhalten. Er passte genau vor den Vordersitz.

So fuhren Berta Füßchen, wie ich sie inzwischen getauft hatte und ich in die Stadt. Sie war ganz still. Ich hörte sie nur mal vorsichtig mit dem Schnabel gegen den Karton picken oder ein leises 'Uit Uit'. So süß! Bei der Tierärztin war ich die erste, die Praxis noch leer. Gott sei dank. Als ich den Karton auf dem Untersuchungstisch absetzte, sagte ich dass ich darin ein Huhn habe und wir deswegen die Fenster und Türen schließen müssten. Gesagt, getan. Dann sagte mir die Ärztin zuerst, dass sie das Huhn nicht behandeln dürfe, sobald die Eier gegessen werden oder irgendwann das Fleisch. Sie dürfe dem Tier keine Medikamente geben oder ähnliches, sie bräuchte das Bestandsbuch, wo die Hühner eingetragen sind... Das hatte mein Onkel bestimmt, aber wo? Ich wollte auf keinen Fall, dass das Tier Medikamente bekommt, wir hätten es ja nicht separieren können, um zu wissen, welches Ei von Berta ist. Als ich ihr sagte, dass ich das nicht wolle und die Geschichte erzählte, was ich im Internet als Möglichkeit gelesen hatte und ich mir das nicht zutraute, sagte sie, sie könne wohl mal gucken.

Die Helferin wurde dazu gerufen, doch Berta war ganz brav. Sie lies sich von mir hochnehmen und auf den Rücken drehen. Sie wehrte sich nicht, guckte blos, zwischendurch schloss sie die Augen, als würde sie entspannen.

Vor lauter Aufregung war ich mir auf einmal unsicher, ob es der rechte oder der linke Fuß war. Beide seien heiß und die Ballen geschwollen, so die Tierärztin. Gebrochen war der Fuß nicht, hm, an einen Abszeß glaubt sie auch nicht, vielleicht einen Gegenstand in den Ballen getreten? Was sie machen könnte, wäre Zugsalbe drauf und einen Verband drum. Und zur Sicherheit an beiden Füßen. Dann könnten wir das beobachten und sehen, ob nach einigen Tagen der Gegenstand raus ist. Ja, das passte.

Berta lies sich alles brav gefallen und innerhalb von wenigen Minuten saß sie wieder ganz still im Karton. Als ich bezahlen wollte, winkte die Tierärztin ab, sie hätte ja nicht viel gemacht. Doch so wollte ich das nicht, ich wollte für die Leistung der Tierärztin bezahlen. So sagte sie 5 Euro und ich war glücklich. Auf der Rückfahrt war ich richtig stolz auf mich, dass ich auf mein Gefühl gehört hatte und mich um das Tier gekümmert. Berta pickte gegen den Karton und manchmal sagte sie Uit uit. Hören Sie mal wie schön 'freie' Hühner singen, es ist ein beruhigendes Gedicht!

Meine Angst, von der Tierärztin belächelt oder gar ausgelacht zu werden, bestätigte sich nicht. Sie und ihre Helferin zeigten eher Mitgefühl für das Huhn und es bekam einige Streicheleinheiten. Nein, es käme nicht häufig vor, dass jemand mit einem Huhn in die Praxis kommt, antwortete mir die Tierärztin. Wenn die Tiere mit Antibiotika behandelt werden müssten, würde oft von den Haltern entschieden, sie zu schlachten. Sie fände das auch traurig, aber daran könne sie nichts machen. Nun, vielleicht habe ich Bertra zumindest davor bewahrt. Ich fühlte mich gut, weil ich die Situation und mein Bedürfnis ernst genommen und mein Bestes getan hatte. Das fühlte sich so viel besser an, als zu verdrängen.

Zwei Tage später ludt ich Berta wieder morgens zu mir ins Auto und wir ließen den Verband abmachen. Wir hätten das auch machen können, doch ich dachte, die Tierärztin hat das bessere Licht und kann sagen, ob ein Gegenstand im Ballen war oder nicht. Denn sie humpelte immer noch. Kein Gegenstand drin. Der Fuß noch heiß. Klassische Situation für Antibiotika, so die Tierärztin. Mist! Es sieht nach einer Entzündung aus, die unterschiedliche Ursachen haben könne. Mist! Alle Gebete waren nicht erhört worden. Jetzt musste der Onkel nach seiner Rückkehr entscheiden. Ich konnte das Huhn ja schlecht mit nach Hause nehmen. Nein, so die Tierärztin, das wäre keine gute Idee, denn es sind Gruppentiere, ein Huhn alleine geht ein. Und es gibt einen riesigen Streit und Mobbing, wenn sie als einzelnes Tier in eine neue Gruppe kommt. Wenn, dann müsse man mindestens zwei Tiere zusammentun.

Die Tierärztin strich eine Salbe auf den Fuß, legte wieder einen Verband an. Das war alles, was sie tun konnte. Der Haustierarzt müsste jetzt mit dem Onkel weiter machen, die Ursache finden...

Die Zukunft des Huhnes musste ich erst mal verdrängen. Wie soll ich das lösen? Ich hatte eine Beziehung zu dem Tier aufgebaut, erkenne seine Stimme, kann es inzwischen äußerlich von den anderen unterscheiden und muss es nun loslassen und die Gefahr eingehen, dass es früher oder später geschlachtet wird. Puh, anstrengend gerade für mich als Hochsensible schmerzhaft.

Mensch, was für ein Mist! Warum hatte es nicht geholfen? Wieder zu Hause war die Schwester meines Vaters zu Besuch, die früher einen großen Bauernhof mit Kühen und vielen Hühnern hatte. Ich befürchtete, dass sie mich für meine Aktion belächelte, doch sie erzählte auf meine Frage nach Hausmittelchen, was sie früher mit den Kühen gemacht hatten bei Entzündungen. Also Mittel, die man nehmen durfte, ohne dass sie in die Milch übergingen.

Das brachte mich auf die Idee, nochmal bei der Tierärztin anzurufen, was sie dem Huhn auf den Fuß geschmiert hatte. Lebertran-Zinksalbe, so die Helferin. Ich überlegte, ob ich die vielleicht in der Apotheke besorgen könnte, vielleicht würde das ja doch helfen? Die Apothekerin war sehr nett, sie erklärte mir, wie die Salbe wirkt (entzündungshemmend, antibakteriell, heilend) und auf meine Frage, ob ich sie wohl für ein Huhn anwenden könne, dass sie auch bei Schwangeren, Stillenden und Babys angewandt wird, also auch nicht fruchtschädlich ist.

Das wäre doch die Lösung für das Huhn. So legte ich meinem Onkel Freitag die Salbe und das von der Tierärztin schon beim ersten Besuch geschenkte Verbandsmaterial hin und die Hoffnung, dass es noch einige Mal das Verband gewechselt bekommt, statt im Suppentopf zu landen. Meine Berta. Mein Füßchen. Als ich mich am Samstag von den Hühnern verabschiedete und sie filmte, liefen alle Hühner irgendwann in andere Richtungen, nur Berta blieb bei mir am Zaun. Uit Uit, das Füßchen schon etwas mehr aufsetzend. Tränen laufen. Hoffnung, dass es leben darf.

Die Tiere haben dort wirklich ein lebenswertes Leben, schöner könnten sie es nicht haben. Gut, doch, wenn sie nicht nach einem oder zwei Jahren geschlachtet werden, weil sie weniger Eier legen. Die Hühner, die die Eier für den Supermarkt legen, haben weder so viel Platz, noch so ein schönes und gesundes Fell (Berta ist die schönste unter ihnen, einen weißen Haarkranz und ein ganz doll fedriges weiches Daunenkissen am Po.), bei keinem der Hühner fehlten Federn, sie haben viel Auslauf, können ihrem natürlichen Sozialverhalten und Bedürfnissen fröhnen, sehen das Tageslicht und die Sonne und den Regen und sind nach meinem Gefühl glücklich. Zumindest für die kurze Zeit, die sie dort leben, denn eigentlich können Hühner bis zu 15 Jahre alt werden.

Und wenn sie geschlachtet werden, dann geht es schnell und mit Respekt. Sie werden weder zusammengefercht, noch beengt über weite Strecken ohne Wasser über Autobahnen zu Schlachthöfen transportiert, noch im Akkord geschlachtet oder kopfüber hängend an einem scharfen Messer vorbei wie es vielleicht ihren Schwestern in den Massenställen geht. Ich muss mir auch eingestehen, dass meine Familie ja nicht aufhören wird, Eier zu essen. Ich selbst esse ja bisher Waffeln und Pillekuchen, in denen unter anderem Eier sind. Es kann also nicht die Lösung sein, die Hühner abzuschaffen und künftig wieder Eier aus der Massentierhaltung zu kaufen, denen es viel schlechter geht. Dann haben diese Hühner hier in der kleinen Gruppe mit so viel Platz das bessere Leben und auch Lebensende.

Trotzdem habe ich mir am Sonntag Seiten von Gnadenhöfen angeschaut, wo die 'ausgedienten Nutztiere' ihren Lebensabend verbringen dürfen, ohne dass sie etwas leisten müssen, um weiterleben zu dürfen. So schöne Bilder durfte ich dort sehen, wie Hühner zusammen leben mit Schafen, mit Kühen, mit Schweinen, mit Kaninchen. Dort dürfen sie ihren Lebensabend verbringen. Das hat mir gefallen und mich gleichzeitig sehr berührt. Ich erlaube mir zu träumen von einer besseren Welt, auch wenn ich nicht weiß, wie das umzusetzen sein soll. (Wie ich mir die Traumzukunft von Berta & ihren Schwestern vorstelle? Sie dürfen leben, bis sie sterben, gleich ob sie Eier legen oder nicht.)

Jeder, der beschließt genauer hinzuschauen, wird Dinge entdecken, die schmerzhaft sind. Mit meinem Mitgefühl für andere Wesen ist das für mich eine sehr anstrengende Sache. Es tut furchtbar weh, führt aber auch dazu, dass ich nicht mehr verdränge, sondern handle. In dem ich kein Fleisch mehr esse, keinen Fisch, keinen Käse. Ich kaufe für mich keine Milch mehr und keine Eier, keinen Quark. Ich versuche, mich rein pflanzlich zu ernähren. Meine Ausnahmen waren gekaufter Kuchen, Teilchen, Pillekuchen und Waffeln, dazu Schokolade und Eis. Das war inkonsequent, wenn ich jetzt an Berta denke und es tut mir leid, dass ich es nicht geschafft habe, darauf zu verzichten. Mir schmeckt es einfach zu gut und als Gast wollte ich es auch einfach machen, zumindest Kuchen zu essen.

Nach der Geschichte mit Berta und ihren wunderbaren Lauten, die noch jetzt in meinem Ohr sind und ihrem drohenden Schicksal vor Augen, möchte ich das nochmal überdenken. Ich weiß nicht, ob es mir gelingt. Es ist wie eine Sucht, von der loszukommen richtig schwer ist. Ja zu sagen und einem Genussdrang nachzugeben ist so viel leichter (zumindest kurzfristig gesehen) als ein 'nein' und der Verzicht.

So war es auch, als ich 2011 begann, auf Fleisch zu verzichten. Es war richtig schwer, diesem über Jahre antrainierten Essverhalten und Geschmackssinn Einhalt zu gebieten und etwas anders zu machen. Doch wer soll anfangen, etwas zu ändern, wenn nicht ich selbst? Wenn ich nicht selbst beginne, auf Kuchen und Süßes (mit Tierprodukten) zu verzichten und bei Besuch z.B. einen 'freien' Kuchen mitzubringen, kann ich dann hoffen, dass sich von alleine etwas ändert? Wohl kaum.

Eine Scheibe abschneiden kann ich mir von den jungen Leuten, so z.B. erzählt mir eine Großtante von ihrem Enkel, der sich vegetarisch ernährt und sich schon auf die Bratkartoffeln freute, die sie für ihn zubereitete. Als er erfuhr, dass sie mit Speck angebraten waren, sagte er: 'Oma, tut mir leid, die esse ich nicht.' und verzichtete. Wow, so konsequent und klar möchte ich auch werden.

Es ist nicht unmöglich und vielleicht ist mir Berta 'passiert', damit ich einen Schritt weiter gehe auf meinem Weg. Ich muss mir eingestehen, ich kann weder die Welt noch mich selbst an einem Tag ändern, so gerne ich das auch möchte. Einen Schritt nach dem anderen. Doch jeder Schritt weiter und auch jedes Beibehalten des bisher geschafften ist ein Erfolg. Ein Schritt ist das Schreiben dieses Beitrags und die darin investierte Zeit und Liebe.

Veränderung braucht eine starke Motivation. Bei mir war es das Mitgefühl mit den Tieren, das sich aus meiner Beobachtung unseres Hundes entwickelte. Ich sah ihre Gefühle, die den meinen glichen. Da waren Angst, Freude, Schmerzen - was ich auch fühlte. Wie alles angefangen hat mit meinem veganen Weg, lesen Sie hier: Warum ich mich vegan ernähre 

Wussten Sie, dass Hühner Empathie empfinden und sehr intelligent sind? Quarks & Co berichtete darüber.

Bewegte Grüße von einer, die auf dem Weg ist, auf ihr Herz und ihre Gefühle zu hören, auch wenn es manchmal echt schwer ist.

Anja Kolberg

PS: Neuigkeiten vom Land: Mein Onkel hat den Verband abgemacht, damit Luft drankommt. Das Huhn lebt, humpelt weniger und meine Oma passt auf sie auf. *drück*

PPS: 25.11.13 Seit dem Erlebnis mit Berta verzichte ich auf alle Speisen mit Milch, Butter, anderen Molkereiprodukten, Eiern, Honig - damit sind auch meine monatelangen Ausnahmen (Süßes vom Bäcker, Schokolade, Süßigkeiten, Kuchen...) vom Tisch. Danke Berta, für diesen Schritt nach vorne. Ich habe seit dem einige neue Rezepte ausprobiert. Kuchen, die echt lecker sind und nebenbei vegan. Blog - Vegane Rezepte

PPPS: 23.1.14 Nachricht von Bertas Ende mit kleinem Happy End

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Mittwoch, 11 September, 2013
Thema: Blog - 2013, 2. Halbjahr, Blog - Landleben & Urlaub, Blog - Vegan werden und leben

Ich bin ein Landkind

Vierzehn Tage verbrachte ich in meiner Heimat, einem kleinen Örtchen im Bergischen Land, in dem ich aufgewachsen bin. Mein Onkel und meine Tante fuhren in Urlaub, so zogen meine Mutter und ich bei meiner Großmutter ein. Zwei Wochen frische Luft, viel Grün, Zusammen sein und viel viel Abwechslung.

'Was ist heutzutage noch eine Woche?', fragte meine Großmutter, als wir feststellten wie schnell die erste Woche vergangen war, in der unsere Hündin Minu uns Gesellschaft leistete. Und auch die zweite Woche - wie ein Fingerschnippen vorbei. Es bleiben viele Eindrücke und schöne Erinnerungen und dafür bin ich aus tiefstem Herzen dankbar, denn ich weiß: Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass ich meine Oma noch habe und meine Eltern und ich Zeit mit ihnen verbringen kann. Wurzeln sind etwas sehr kostbares.

Ich habe mich so wohl gefühlt und auch unsere Minu. Sie war wie ausgewechselt. So brav und ruhig und entspannt ist sie sonst zu Hause nicht. Auch ihr hat wohl der viele Platz und die Natur gut getan. (Und sie durfte wie der urlaubende Haushund meiner Tante aufs Sofa. Das hat Minu natürlich genossen ohne Ende.)

Als ich wieder zu Hause war, fiel mir auf, dass ich die ganze Zeit auf dem Land wirklich mit meiner Aufmerksamkeit dort war und obwohl ich Mails abgerufen hatte, war ich mit meinen Gedanken nicht bei der Arbeit oder den Aufgaben, die ich nach meiner Urlaubszeit im Büro zu erfüllen habe. Was für ein Geschenk!

Mein Onkel und meine Tante haben einen herrlichen und gleichzeitig riesigen Garten mit Rasenflächen, Teichen, vielen Blumenbeeten, einem großen Gemüsegarten, Gewächshaus, Hühnerpirk und vielen Sitzecken. Ich bin immer wieder überwältigt von all dem und als meine Mutter und ich hinterm Haus in der Morgensonne am Laptop saßen und in das prächtige Blumenbeet schauten, da war mir klar: Das würde ich wohl nicht so häufig tun, wenn ich dort leben würde. Denn dann würde ich all die Arbeit sehen, die dort anfällt - und sie auch tun. Und wir konnten sie einfach genießen.

Nun waren meine Aufgaben beim Haussitten leicht: Blumen tränken, die kein Regenwasser abbekommen und den frischen Salat, wenn es nicht regnet. Da wir nur wenige heiße Tage hatten, kein Problem. Die Tomaten im Gewächshaus wurden täglich geerntet und gegossen. Sie rochen nach Tomate und schmeckten auch danach. Besser als die Biotomaten im Supermarkt.

Wie so mein Tagesablauf war? Mein erster Gang führte mich in den Garten zum Hühnerstall, dort begrüßte ich mit 'Guten Morgen, Mädels' die acht braunen Hühner, zog an der Schnur für die kleine Türe und rasenden Fußes liefen meine gefiederten Freunde in den großen Auslauf mit vielen Büschen, Bäumen und Grünfläche. Es sieht so witzig aus, wenn die Hühner eine große Stechmücke entdecken, die über dem Gras herfliegt und alle versuchen sie zu fangen. Gibt es Tiere, die schönere Geräusche machen als Hühner? So etwas beruhigendes, ich habe ihre Stimmen auf Video aufgenommen, ich könnte glatt eine Entspannungs-CD davon machen. Zu den Hühnern habe ich eine besondere Beziehung aufgebaut und so einiges erlebt. Später mehr dazu.

Nachdem ich die Hühner noch etwas beobachtet hatte, bin ich durch den Rasen geschlurft, der voller Tau war und zog so meine Spuren. Wenn Mama und Oma noch nicht in der Küche waren, habe ich mich hinters Haus gesetzt und meine Dankesseiten geschrieben und was am Tag zuvor passiert war. Dann haben wir in der Küche vom Onkel oder meinem Vater selbstgebackenes Brot getoastet, dazu Salbeitee (lecker von Teekanne) getrunken und vor allen Dingen gequatscht.

Danach stand meist irgendetwas auf dem Plan: Zum Beispiel einen Wäschekorb an die Leine in den Garten tragen, wo meine Oma sie aufhängte. Mit 88 Jahren (!) ist sie noch so fit, dass sie meine Mutter und mich locker in die Tasche steckt. Überhaupt, was gibt es fitte Senioren! Eines abends um 9 Uhr schellte es an der Türe. Davor standen zwei Brüder meiner Großmutter (beide auch über 80) mit ihren Frauen, die zurück von einem Besuch bei einem anderen Bruder noch vorbei schauen wollten, wie es Oma geht und das neuste berichten. Sie waren viele Kilometer mit dem Auto gefahren, hatten sich am Ziel einige Stunden aufgehalten, zurück ins Bergische und dann noch fit und munter bei uns. Das sind Vorbilder! So fit will ich auch im Alter sein.

Meine Oma macht noch die gesamte Wäsche im Haus und sie ist glücklich, dass sie diese Aufgabe hat. Und obwohl sie nicht mehr richtig sehen kann und Schmerzen in den Händen, hat sie immer die Kartoffeln geschält und einen von den riesigen Schmelzkohlrabi oder einen Spitzkohl aus Onkels Garten klein geschnitten. Es war herrlich, direkt aus dem Garten frisches und gutes Gemüse zum Kochen zu haben. Mein Onkel hat darin Salat, Rotkohl, Spitzkohl, Weißkohl, Kohlrabi, Möhren, Bohnen, rote Beete (soooo lecker! Roh frisch gerieben mit einem Apfel als Salat, dazu nur etwas Öl, Zitronensaft, Salz, Pfeffer und Zucker), Feldsalat, Breitlauch, Schnittlauch, Petersilie ..., im Gewächshaus Tomaten, davor jede Menge Küchenkräuter, Kürbisse, Peperoni, Gurken. Puh!

Zurück zum Tagesablauf: Entweder haben Mama und ich dann am PC geübt oder es gab etwas für nachmittags vorzubereiten oder wir sind auch mal in die Stadt gefahren oder zu meinem Vater oder meine Oma hat mir gezeigt wie sie Socken strickt. Auch hier ist sie wieder unermüdlich. Obwohl sie als ehemalige Vielstrickerin schon lange keine mehr gestrickt hatte, testete sie so lange, bis sie es wieder raushatte mit der kniffligen Ferse. Dafür trennte sie wieder und wieder auf. Ich hätte längst die Lust verloren. Aber nicht meine Oma. Sie war nicht eher zufrieden, bis beide Socken fertig waren.

Ich weiß gar nicht mehr wie alle Vormittage vergingen. Dann war bald 11 oder 11 Uhr 30 und mittags wird dort im Haus immer warm gegessen. Ich habe die meiste Zeit gekocht und durfte vegane Küche präsentieren. Erst wollte ich nicht die 14 Tage kochen, aber dann hat mir das Lob so gut getan, dass ich Freude hatte, es zu tun. Was wir gegessen haben? Zweimal gab es Pillekuchen (konventionell mit Eierkuchenteig und klein geschnittenen Kartoffeln) - eine Gemeinschaftsarbeit von Oma und Mama. Dann hatten wir Spaghetti mit Basilikum-Pesto und frischen Tomaten, Spitzkohl mit Kartoffeln untereinander und dazu Gemüsefrikadellen (Alnatura, siehe Bild oben), Spaghetti mit Blumenkohl und gerösteten Zwiebeln, Kohlrabi mit Kartoffeln, Veganer Wurstgullasch mit Paprika, Tomaten dazu Reis, Brokkoli-Nudelauflauf mit Pinienkernen. Ich glaube das wars. Meist habe ich so gekocht, dass es für zwei Tage reichte, dann war es nicht so viel Arbeit.

Zu jedem Mittagessen: Natürlich Apfelkompott und gerne einen frischen Kopfsalat aus dem Garten. Auf dem Bild Kohlrabigemüse vom Vortag mit Salat und mit Bratkartoffeln (Mamas Werk).

Nach dem Mittagessen haben wir uns alle ausgeruht, an einem schönen Sonnentag habe ich mich einfach aufs große Trampolin gelegt und in den Himmel geschaut. Dabei durfte ich einen Greifvogel beim Ziehen seiner Runden beobachten. Nachmittags gab es fast jeden Tag Besuch. Oma hat zweimal Waffeln gebacken. Als dienstags die Zwillingsschwester meiner Mutter mit ihrem Mann und den beiden Teenager-Enkeln wieder weg war, sagte ich zu Mama und Oma: 'Was war das für ein erfüllter Tag!' Ich fühlte mich so glücklich, da war so viel Leben und Abwechslung. Richtig schön!

Am späten Nachmittag wurden die Tomaten getränkt, zwischendurch nochmal geschaukelt, die Hühner ins Bett gebracht und die Eier eingesammelt. Dann noch ein Abendbrot, wieder quatschen, fernseh schauen, stricken oder zu dritt Halma spielen. Unsere Spezialität. Mein Vater hat vor vielen Jahren wunderschöne Spielbretter aus Holz gemacht, wo Löcher im Boden sind, so dass die Püppchen mit einem Holzpinn am Fuß versehen, sicher stehen. Da verrutscht selbst im dicksten Püppchenstau in der Mitte nichts mehr.

Boah, jetzt habe ich viel geschrieben. Einen winzigen Bruchteil von dem, was ich erlebt habe. Mittags saßen wir zum Beispiel in der Küche und es klang, als schnaubt ein Pferd auf der Terrasse! Als wir gucken gingen, hatte der Nachbar seine Pferde auf die Weide neben den Garten gebracht und ihr Schnauben war so laut, dass es sich anhörte, als stehe es vor der Türe. :o)

Als ich Minu spät abends nochmal rausbrachte, war es bis auf die Beleuchtung am Haus stockdunkel. 'UhhhUhhh uuuuhuuuu' schallte es zu mir rüber. Wie in einem Film! Ein Käuzchen machte sich bemerkbar.

Über mir der Sternenhimmel. In Köln sehe ich durch das Streulicht kaum welche. Und hier: So viele Sterne! Ich erkannte gleich den kleinen Wagen und erinnerte mich an die Sternenhimmel, die ich als Kind immer gesehen hatte.

Was für ein Glück, das alles erleben zu dürfen. Morgen erzähle ich Ihnen die Geschichte von Berta Füßchen und mir.

Alles Liebe

Anja Kolberg

PS: Bild 1 und 4 sind neue E-Cards.

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Dienstag, 10 September, 2013
Thema: Blog - 2013, 2. Halbjahr, Blog - Landleben & Urlaub

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