Teil 13: Wie kommen wir da wieder rein?

Der Gedanke: Ist das wahr? Haben wir uns wirklich ausgeschlossen? war kein Traum, er war Realität. Um uns herum war es dunkel. Das Wohnzimmer hell beleuchtet. Wir guckten uns um. Auf dem Balkon standen vier Stühle, eine Liege, ein Tisch und ein Kasten Bier.

Da war nichts, das uns half, reinzukommen. Wir guckten runter. Dunkelheit. Es blieb uns gar nichts anderes übrig, als vom Balkon zu springen. Mein Mann fand meine Idee alles andere als gut, weiß er aufgrund seines Berufs als Schornsteinfeger doch wie gefährlich das ist.

Mir war das egal, irgendwas musste passieren und ich hatte die Terrassentüre zugezogen. Ich kletterte an der Stelle über das Balkongeländer, wo ich vermutete, dass statt Steinen unter mir der Hang mit Rasen war und wo es nicht ganz zwei Meter bis zum Boden waren. Ich wollte es einfach probieren.

Ich versuchte an der Hauswand mit dem Fuß Halt zu finden. Nichts. Fand ich denn sonst irgendwo Halt? Nein. Ich musste loslassen. Meine Oberarme sind nicht so kräftig, dass sie mich halten können, so dass ich mich hätte hängen lassen und so langsam runter gekommen wäre. Also lies ich los. 

Und landete auf dem Rasen, fiel nach hinten auf den Po und Rücken. Ein Uffff entfleuchte mir. Der Aufprall schmerzte, kurzer Check: Alles noch heile. Ein Glück. Also auf und weiter.

Um zu sehen, ob die Haustüre vielleicht doch nicht abgeschlossen war wie von meinem Mann befürchtet, lief ich erst mal ums Haus. In den letzten Tagen war die Türe bei Wind öfter aufgesprungen, deswegen hatten wir sie abgeschlossen und den Schlüssel stecken lassen, falls unsere 14jährige Hündin Minu mal schnell musste und wir dann nicht lange nach dem Schlüssel suchen brauchten.

Ich kletterte im Dunklen die Treppe zur Eingangstüre hoch. Abgeschlossen.

Dann suchte ich die Fenster ab, doch nirgendwo war ein Fenster offen. Ich lief auf die andere Seite des Hauses. Das Badfenster konnte ich erkennen, es war gekippt in ca. 3 Meter Höhe, doch viel zu hoch und so klein wie ein Blatt Papier. Keine Chance, da rein zu kommen.

Ich ging zurück zum Parkplatz, worüber der Balkon trohnte und teilte meinem Mann mit, dass wir nichts offen gelassen hatten. Der fluchte und raufte sich die Haare. Für den Bruchteil einer Sekunde stellte ich mir vor, dass wir wieder oben drin und alles gut gegangen wäre, ohne Probleme und stundenlangen Aufwand.

"Guck mal, ob du was in der Garage findest, irgendeinen Draht, vielleicht kann ich damit die Schiebetüre öffnen", fiel ihm ein. Mit aller Kraft hob ich das zum Glück nicht abgeschlossene schwere Garagentor in die Höhe.

Mit der Hand tastete ich nach einem Lichtschalter. Gefunden. Ich suchte die Räume nach Werkzeug ab. Fand zwei Schraubenzieher und eine Lampe mit längerem Kabel. Zum Glück war neben dem Tor gleich die Steckdose für die Waschmaschine. Dort schloss ich die Lampe an, gab sie und die Schraubenzieher durch das Geländer nach oben.

Ich sah mich unten um. Theoretisch könnten wir beide zur Not im Keller übernachten. Hier war es warm und trocken. Ich sah eine Leiter, mit deren Hilfe mein Mann sicher nach unten kommen könnte. Nicht auszudenken, er würde runter springen und sich wie vor einigen Jahren das Bein brechen. (Er erzählte mir später, dass er wohl versucht hätte, mit beiden Beinen aufzukommen, was gefährlicher gewesen wäre als dass was ich gemacht hatte: Mich einfach fallen lassen.)

Aber wenn wir nicht mehr auf dem Balkon wären, wie sollte das mit Minu oben gehen? Erfahrungsgemäß würde sie irgendwann Panik bekommen, wenn wir nicht wieder auftauchen würden. Sie hätte die Bude zwar nicht auseinander genommen, dafür war sie schon zu alt, aber es wäre kein gutes Gefühl gewesen. So war es gut, dass sie ihr Herrchen durch die Scheibe anschauen und hören konnte, wenn auch ihm nicht helfen. ;o)

"Die Schraubenzieher sind zu dick. Ich brauch einen Draht." Wieder den Keller durchsucht. Da Kleiderbügel aus der Reinigung. Ich reichte zwei durch die Brüstung nach oben. Von oben nach einiger Zeit ein Fluchen. Er sagte, er würde nicht ans Schloss kommen. Sch.... 

Was nun? Noch länger probieren? Die Zeit schritt voran...

Hier geht es weiter mit Teil 14: Hilfe von außen muss her. Aber wer und wo?

* * * Bisher erschienen:

Dänemark - eine besondere Urlaubsreise - erzählt in 24 Episoden

Teil 1: Angekommen am Meer - Das Ferienhaus

Teil 2: Das erste mal am Strand - wo ist der Ausgang?

Teil 3: Schöner Bummel-Sonntag in Loekken

Teil 4: Die erste Prüfung beginnt

Teil 5: Pech und Glück liegen nah beieinander. Wilde Blüten und Strandbuggyspaß

Teil 6: Aktiv werden. Wie kann ich mir beistehen?

Teil 7: Es tut sich was. Hoffnung. War das denn immer schon so? Hochsensiblität.

Teil 8: Die Chancen im Unglück entdecken – Entscheidung

Teil 9: Die Stärke der Natur und wie kommen wir da blos wieder raus?

Teil 10: Festgefahrene Situation

Teil 11: Und nu? Helfer in der Not.

Teil 12: Die nächste Prüfung überrascht uns am Abend  

Es bleibt spannend ...

Ihre Anja Kolberg

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Mittwoch, 13 Dezember, 2017
Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Dänemark, Blog - Dunkle Tage
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