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Erwartungen ... die andere Seite - vegan & normal essen in einer Partnerschaft...
Hallo,
in meinem Beitrag Bitte schütze mich vor meinen Erwartungen. Idealbild und Realität ging es um die Erwartungen an mich selbst. Nun möchte ich in Ergänzung darüber schreiben, welche Erwartungen ich noch in mir trage, die ich gerne loslassen möchte. Loslassen, weil sie mir und anderen das Leben schwer machen oder zumindest die Laune verderben.
Ich habe also nicht nur Ansprüche an mich selbst, sondern - ähnlich ausgeprägt - an das Leben, an Situationen, an andere Menschen, zum Beispiel an meinen Partner. Von einer Erwartung an ihn und meiner Erfahrung damit schreibe ich hier:
Unterschiedliche Esser in der Beziehung
Im Juni hatte ich eine vegane Lasagne gekocht. Mit frischem Spinat. Das war viel Arbeit. Tomatensoße zubereiten. Bechamelsoße kochen. Schmelz für oben drauf und den frischen Spinat verarbeiten. Der war in der Gemüsekiste. Als ich ihn verarbeitete, dachte ich noch: "Warum tue ich mir diese viele Arbeit an? Tiefkühl wäre doch auch gegangen!" Nun denn, jetzt war er da. Ich habe eine Mischung aus zwei Rezepten gemacht, damit es möglichst schmeckt, weil mein Mann keinen Tofu mag und aus dem anderen Rezept wollte ich das Topping haben. Gut. Nach einer Stunde Vorbereitung stand die Schale im Ofen.
Meine Erwartung: Mein Mann freut sich, dass ich keinen Tofu verwendete und auch kein Soja (war auch in einem Soßenrezept), was er ebenfalls nicht mag. Nun, ich esse kein Fleisch, deswegen keine Hackfleischsoße und kein Ersatz - es gibt ja Sojageschnetzeltes, weil da Soja drin ist.
Voller Stolz hob ich die Auflaufform aus dem Ofen. Mir war wirklich mit dem Schmelz eine braune Kruste gelungen. Und alle Zutaten hatten separat gut geschmeckt, also müsste alles zusammen ebenfalls gut schmecken.
Realität: Mein Mann wollte lieber Spinat mit Spiegelei und Kartoffeln, aber selbst nicht kochen. Ich war mit Kochen dran - wir wechseln uns ein über den anderen Tag ab, der Spinat musste gemacht werden. Ich wollte aber keinen Spinat mit Kartoffeln und schon gar nicht wie er es zubereitet haben wollte ("einfach mal mit dem Pürierstab durch den gekochten Spinat gehen, damit er klein ist").
Als ich die dampfende Auflaufform auf den Tisch stellte, fragte mein Göttergatte schon: "Was ist das denn da für eine braune Schicht da oben drauf?" Als ich sagte, dass es eine Art Mehlschwitze ist (die er eigentlich mag), rümpfte er schon die Nase. Er stocherte im Essen rum, schob es von links nach rechts. Kratzte die obere Schicht ab - nein, er mag auch keine Hefeflocken, die in diesem Schmelz (anders als in der klassischen Mehlschwitze) waren.
Und ich? Ich hatte eigentlich mit Freude am Tisch Platz genommen und diese Freude wurde mir durch das Verhalten meines Mannes madig gemacht. Der Abend war echt gelaufen für mich. Mann! (Die Lasagne hat mir super geschmeckt.)
Erkenntnis: Schütze mich vor meinen Erwartungen an andere. Zum Beispiel, dass mein Mann aufwändig zubereitetes veganes Essen zu schätzen weiß, wenn er in Wirklichkeit was anderes will. Oder dass ich gar Lob dafür bekomme, weil ich vieles nicht genutzt habe, dass er nicht mag. Oder dass das Leben so läuft wie ich es will.
. * .
Natürlich ist es als Fleischesser nicht einfach mit einer Partnerin zu leben, die Veganerin geworden ist. Als wir uns 1992 kennen lernten, war ich das ja noch nicht. Erst seit 2011. Und es ist für eine Partnerschaft eine Herausforderung - für beide Seiten - hier eine Lösung zu finden, mit der beide gut leben können. Solche Enttäuschungen wie mit der Lasagne gehören wohl dazu. Seufz. Leben. Mensch!
Also: Auf das Leben ohne Erwartungen. :-) ... und darauf, dass wir in den meisten Fällen etwas finden, das uns beiden gut schmeckt.
Hier lesen Sie mehr von meinem Weg, Veganerin zu werden und hier gibt es Blog - Vegane Rezepte.
Ihre Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2016, 1. Halbjahr, Blog - Beziehungen, Blog - Vegan werden und leben
Veganes Leben: Schwungvoll genießen
Meine guten Gesundheitswerte geben mir richtig Schwung für einen nächsten Wegesabschnitt. Sorge und schlechtes Gewissen sind weggeputzt. Das ist ein so schönes Gefühl.
Auf eine ausgewogene Ernährung achten, das war der langristige Tipp meines Hausarztes in Bezug auf Vitamin B12-Tablettenalternativen, obwohl ich da nicht aktiv werden müsse, meine Ernährung wäre im Grunde ja sehr gesund und dahin würde in unserer Gesellschaft eindeutig der Trend gehen. Huch, bin ich mal durch mein auf meine Gefühle achten vorne an...
Dadurch dass sich eine Art Alltag das ganze Jahr über mit der veganen Ernährung eingestellt hat, wäre jetzt Raum meinen Focus stärker auf eine (noch) gesündere, ausgewogenere Ernährung zu richten. Ohne genaueres zu wissen, vor allem ohne es anstrengend werden zu lassen. Es gibt einiges, das ich gerne verbessern würde.
Ich bin nicht glücklich damit, dass ich zum Frühstück in der Regel Toast/ Brot/ Brötchen mit Marmelade/ Schokoaufstrich/ Spekulatiuscreme oder ein Stück selbstgebackenen Kuchen, Muffins esse. Ab und an und als Brücke war es ok. Aber immer? Ich suche Alternativen. Weil ich glaube, dass es mir gut tun würde, diese 'leeren' Lebensmittel wegzulassen und ich mich dann besser fühle.
Nur was? Ich bin überhaupt kein Müslityp. Die vegane Alternative zu Kuhmilch wäre z.B. Sojamilch oder Fruchtsaft. Doch innerlich sträubt sich alles gegen Müsli. Zu 'kalt' am morgen, denn dabei schmeckt mir kein Kaffee. Den brauche und will ich auch noch.
Da ich einen eher niedrigen Speichereisenwert habe, mache ich einmal im Jahr eine Eisenkur, nehme dann ca. drei Monate Eisentabletten. Langfristig ist mein Ziel, das nicht mehr zu brauchen, es macht mir kein Spaß, Tabletten zu nehmen. (Und ganz ehrlich: Am liebsten möchte ich langfristig auch keine Schilddrüsentabletten mehr nehmen. Ob die bislang vorhandene Unheilbarkeit von Hashimoto wohl durch mein eigenes Zutun zu knacken ist?) Zurück zum Eisen: Eine zeitlang habe ich morgens warmen Haferbrei gegessen, das war der Tipp einer Reformhausmitarbeiterin, als ich nach Alternativen für eisenhaltiges Essen und mein Frühstück suchte. Doch der Haferbrei spricht mich im Moment nicht wirklich an. Ich habe auch wenig Motivation, mich morgens an den Herd zu stellen, auch wenn ich mir die Zeit dafür nehmen könnte.
Grüne Smoothies sind ein sehr gesunder Trend, der wohl auch gut satt macht. Das ist im Grunde grünes Blattgemüse mit Wasser und einer süßen Frucht püriert. Fans trinken es morgens oder auch über den ganzen Tag verteilt. Ich habe mir im ersten veganen Sommer 2011 mal einen gemixt mit frischem Spinat, Wasser und Banane. Er hat mir nicht geschmeckt, deswegen habe ich das wieder gelassen, wenn grüne Smoothies auch nicht aus dem Auge verloren. Ich glaube, wenn ich mich damit intensiver beschäftige, finde ich auch Rezepte (habe schon laaange welche ausgedruckt), die gut schmecken. Nur ich muss es auch tun. Rezepte und Infos sammeln reicht nicht. Wenn ich nicht die Zutaten einkaufe und die Rezepte ausprobiere, wird das nix. Und weil es dafür noch nicht 'Klick' gemacht hat, ist der Zeitpunkt dafür wohl noch nicht gekommen.
Im Grund genommen fehlt mir noch die Einstellung: Essen ist ein Genuss und ich zelebriere es. Hatte ich die jemals? Ich glaube nicht oder höchstselten. Ich habe in der Regel keine Lust zu kochen, mache es aber oder mein Mann. Aber Freude? Spaß? Vergnügen? Nein, es ist eher eine täglich Aufgabe im Haushalt, die erledigt werden will.
Es wäre richtig schön, wenn ich meine Einstellung diesbezüglich ändern könnte. Ich erinnere mich an eine Collage, die ich vor einigen Jahren fertigte und darauf spielte der Essensgenuss eine Rolle. Auch die Zubereitung. Zeit dafür nehmen.
Ja, das wäre schön. Wenn das mehr Raum in meinem Leben bekommt. Essen als Genuss. Gerne Zeit mit diesen Genüssen und Gelüsten verbringen. Ich vermute, alles andere kommt dann automatisch.
Gestern war das der Fall: Da gab es bei uns Spaghetti mit selbstgemachtem Basilikumpesto und Honigtomaten. Die kleine Menge von ca. 20 kirschgroßen Tomaten (die auf dem Foto oben sind es nicht) kosteten zwar 2,50€, dafür schmeckte dieser kleine Luxus himmlisch wie frisch vom sonnenverwöhnten Strauch im eigenen Garten gepflückt. Den Topf Basilikum habe ich beim Einkaufen gesehen und schon an mein Lieblingsessen gedacht. Das Pesto geht so schnell: Basilikumblätter in ein Gefäß, eine Handvoll oder zwei Pinienkerne dazu (ich nehme 1 kleines rotes Tütchen von Aldi), Pfeffer, Salz drauf und ein Öl, dessen Geschmack ich mag. Pürieren. Fertig. Das über die frisch abgeschütten Nudeln geben, durchrühren, auf den Teller und obendrauf dann die Tomaten. Die schneide ich zuvor halb durch und rühre sie mit etwas Balsamicocreme in einer Schüssel um, dann schmecken sie mir noch besser, muss aber nicht sein.
Dieses Gericht koche ich gerne. Ich mag Farbe, Geschmack, Geruch. Alles. Ja, davon könnte mehr in mein Leben kommen. Mal sehen, was passiert. Ich werde mir jetzt hier nichts vornehmen, das erzeugt bei mir nur Druck, der nicht sein muss. Ich möchte beobachten, was sich entfalten will - und wenn nicht: Auch okay.
Mehr vegane Gerichte gibt es hier: Blog - Vegane Rezepte und hier berichte ich darüber, warum ich Veganerin wurde.
Alles Liebe,
Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2014, 1. Halbjahr, Blog - Körper & Schmerzen, Blog - Vegan werden und leben
Gesundheitswerte nach drei Jahren (fast) veganem Leben
Hallo aus Köln,
meine Krankenkasse bietet einen Gesundheits-Check-up alle zwei Jahre an. Ich komme frisch von der Besprechung meiner Ergebnisse beim Hausarzt. Beim Frühstück danach habe ich vor Freude gesungen. Bei der Untersuchung wird auch das Blut untersucht. Ich bestellte wegen meiner seit Anfang 2011 fast und seit Sommer 2013 konsequenten tierfreien Ernähung (Anfangsartikel hier) einen zusätzlichen Blutwert (Holo-Transcobalamin), anhand dessen geprüft werden kann, wie's um den B12-Spiegel steht. Das ist ja angeblich ein Sorgenkind der sich vegan Ernährenden. Zusätzliche Werte, die nicht von der Krankenkasse abgedeckt sind, kann man dazu bestellen. Die Ermittlung des Wertes kostet knapp 30 Euro. Das war es mir wert, wollte ich doch endlich mal wissen, wie es darum steht.
Ergebnis: Alles im grünen Bereich. Gute Blutwerte (kleines Blutbild), einen Cholesterinwert von 192 sehe er eher selten (die niedrigen Grenzwerte bis 200 stehen wohl in der Kritik), Blutzucker in Ordnung, Eisenspeicherwert ok (damit habe ich öfter Probleme) und der Holo-Wert (siehe oben) ist im unteren Normbereich, nicht zu niedrig, das könne auch der Wert eines Allesessers sein (die sind davor auch nicht gefeit, auch nicht vor einem niedrigen VitaminD-Wert, doch da hilft Wintersonne auf der Haut).
Ich hatte die zusätzliche Blutuntersuchung auch gemacht, weil einige Veganer Vitamin-B12-Tabletten prophylaktisch lutschen. Das will ich aber nicht, wenn es nicht sein muss. Und jetzt weiß ich auch: Ich muss es nicht. *hüpf* Ich kann mich mit meinen Werten so weiter ernähren wie bisher - ohne Probleme und ohne Zusatzstoffe einnehmen zu müssen!
Ach ja, die Ergebnisse vom Schilddrüsendoc sind heute - welch Zufall - auch eingetroffen. Seit über zehn Jahren habe ich eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse (Typ Hashimoto). Mein Facharzt war bei der jährlichen Kontrolluntersuchung letzte Woche sehr zufrieden mit meiner Schilddrüse, es musste keine zusätzliche Untersuchung gemacht werden und aufgrund der Blutwerte kann die Tablettendosis gesenkt werden. Jeah! Das sind doch alles gute Nachrichen!
Mein erstes Ziel auf meinem Weg habe ich erreicht: Ich lebe ohne tierische Lebensmittel - und das gut und wie ich jetzt weiß: Auch gesund und vielleicht sogar gesünder als vorher.
Mein Focus lag bislang auf dem Weglassen von allem tierischem: Erst den Wurstaufschnitt durch Käse ersetzt, dann das Fleisch beim warmen Essen weggelassen, nach und nach auch die Molkereiprodukte und vegane Alternativen getestet.
Ausnahmen habe ich am Anfang bei meinem Quarkherz gemacht, das ich morgens in der Bäckerei kaufte. Irgendwann aß mein Mann eine Tafel Milchschokolade und ich habe einen Yiep bekommen und davon mitgegessen. Das läutete die Ausnahmenphase ein für Schokolade (da ist in der Regel Milch drin), für alle möglichen andere Süßigkeiten (da sind oft andere tierische Produkte drin, Buttereinfett, Bienenwachs bei Gummibärchen, Molkeerzeugnis...), für Nachtisch, Kuchen, für Teilchen. Lediglich wenn ich selbst gebacken habe, dann ohne Ei, Milch, Butter.
Im Sommer dann - durch die Bekanntschaft mit Berta (von der es Neues gibt) - der Entschluss jetzt wirklich konsequent auch auf Kuchen, Süßigkeiten & Co zu verzichten, die nicht rein pflanzlich sind und bei Einladungen einen veganen Kuchen mitzubringen, was ganz einfach und super funktioniert.
Übrigens ist es nicht so, dass ich all das Tierische vom Geschmack her nicht mag, es ist manchmal schwer, das Essen meines Mannes zu sehen und zu riechen. Und meine Konsequenz ist mir auch so wichtig, weil ich Sorge habe, wenn ich wieder anfange Ausnahmen zu machen, überrollt mich mein Jahrzehnte lang trainierter Geschmack. Der hat eben (noch) eine stärkere Kraft als die neue Ernährung. Doch das wird sich auch ändern und festigen und das alte überschreiben.
Ich habe mich bislang in keinster Weise auf eine gesunde Ernährung konzentriert. Nicht, dass ich das unwichtig finde, aber ich hatte darauf bisher einfach keinen Bock und auch keine Zeit, keinen 'Speicher' in meinem Kopf frei. Ich war beschäftigt, es hinzubekommen, vegan zu leben - während mein Mann weiter alles isst, weder Soja noch andere Ersatzprodukte mag und für uns beide damit eine gute alltagstaugliche, finanzierbare, leckere, zeitlich machbare und einfach Lösung zu finden. Und dabei weiter zusammen zu bleiben. :o)
Das bedeutet einfache Gerichte zu kochen, ohne immer neue Rezepte auszuprobieren und ewig in der Küche zu stehen. Essen, das uns beiden schmecken und sich leicht ergänzen und abwandeln lässt, um möglichst selten zwei Gerichte zuzubereiten. Mit ganz einfachen Zutaten. Experimente kann ich immer noch machen. Erst mal ging es um einen praktikablen Alltag. Es gibt als Basis Brot, Kartoffeln, Reis, Nudeln, Gemüse in unterschiedlichen Varianten und beides verbindende Soßen. Dazu je nach dem Fleisch, Fisch, Käse, Eier für meinen Mann, wobei Fleisch und Fisch selten und für mich eine vegane Alternative.
Es gibt auch Fertigprodukte und Fastfood - weils auch mal schneller gehen muss: Zum Beispiel Fritten mit Gyros für meinen Mann und Sojaschnitzel für mich. Oder auch Miracoli, wo mein Mann den Streukäse alleine hat. Oder selbstgemachte Hotdogs mit Bio-Würstchen aus dem Glas für meinen Mann und für mich Frankfurter-Tofu-Würstchen von Alnatura. Am Wochenende gerne Pizza mit Fertigteig und jeder kann sich seinen Belag frei wählen... Die Pizza ist besonders praktisch, weil wir gleich für zwei Tage Essen haben.
Es ist eine Herausforderung, das Essen umzustellen - von 'alles geht' nach 'rein pflanzlich'. Ich hätte es nicht geschafft, wenn ich es auch noch möglichst gesund und ausgewogen hätte machen wollen. So eine Umstellung ist nicht mit einem Fingerschnipp gemacht. Die Veränderung will langsam und stetig geschehen, damit sie überhaupt im Alltag machbar ist. Zumindest ist das bei mir so. Vielleicht ist es als Single leichter oder wenn sich beide zu einer Umstellung gleichzeitig entschließen. Beides nicht meine Voraussetzungen und keine Alternative.
Durch die Untersuchungsergebniss weiß ich jetzt, dass ich alleine durchs Weglassen der tierischen Produkte gesund genug lebe (ohne dass das meine Motivation war), auch ohne jeden Tag einen Gemüsemarkt zu überfallen. Ich habe nebenbei einiges abgenommen seit 2011, wobei davon ein Teil durch die Schokophase wieder dahin geschmolzen ist. Ich esse an veganem Süßen und Salzigen, worauf ich Lust habe. Ich denke schon seit über 10 Jahren nicht mehr an Kalorien. Mir geht es nicht ums Abnehmen. Wenns passiert: Schön, aber davon hängt mein Wohlbefinden nicht ab.
Ich fühle mich durch meine pflanzliche Ernährung insgesamt besser, auch weil ich nicht mehr gegen mein inneres schlechtes Gewissen arbeite, sondern mich dafür entschieden habe mein Mitgefühl mit den Tieren ernst zu nehmen. Auch wenns anstrengend war. Ich nehme ganz nebenbei viele Stoffe nicht mehr auf, die den Tieren zugeführt werden.
Was habe ich früher Puten- und Hühnchenfleisch und Aufschnitt gegessen! Ich bin froh, dass ich nicht mehr deren Wachstumhormone und Medikamente aufnehme, nicht das Gensoja, das sie meisten Kühe in den Massentieranlagen futtern und auch nicht deren Stress, den sie durch die Haltung, die Trennung von ihrem Familienteam und durch die Umstände der Schlachtung in ihrem Fleisch, ihrer Milch speichern und weitergeben. Das ist aber 'nur' ein Zusatzbonus für mich.
Meiner Erfahrung nach braucht man eine starke Motivation, um eine solche Ernähungsumstellung durchzuziehen. Für manche ist es die Gesundheit, die Umwelt, die Zukunft der Kinder - und für andere gibt es derzeit keine Grund, keine Motivation überhaupt am Essen etwas zu ändern, was für mich auch ok ist. Für mich war und ist meine Motivation das Mitgefühl mit den Tieren.
Ich mache zwischen einem Huhn und unserer Hündin Minu keinen Unterschied. Ich weiß Minu hat Gefühle, empfindet Schmerz, ist auf ihr Familienteam (uns) fixiert, vermisst uns wenn wir nicht da sind, sie freut sich wenn wir spielen, sie hat Angst, sie gähnt, sie pupst, sie ist intelligent. All diese Gefühle, Verhaltensweisen, Eigenschaften die ich habe, die hat sie auch. Und die haben auch die Hühner, Puten, Gänse, Kälber, Rinder, Schweine... Ich sehe da keinen Unterschied, sondern sehe Gemeinsamkeiten. Ich würde niemals meinen Hund schlachten oder ihn mästen oder seine Milch trinken und ihm dafür seine Welpen wegnehmen (wenn sie welche hätte) oder mir aus ihrem Fell einen Kragen an die Jacke nähen oder aus ihrer Haut Schuhe anfertigen lassen. Das ist so abwegig. Warum sollte ich es dann mit einem anderen Tier machen, nur weil ich seinen Namen nicht kenne?
Apropos: Unsere Hündin Minu war vor 14 Tagen beim Tierarzt, weil sie Zahnstein hatte. Um langfristig keine Entzündungen entstehen zu lassen, wurde der entfernt. Und weil sie elf Jahre alt ist, wurde vorher ihr Blut geprüft. Sie hat auch tolle Werte! Mich macht das so richtig froh, weil wir das Futter von Minu 2011 auch umgestellt haben. Sie bekam schon immer Trockenfutter, wir haben nur die Marke gewechselt (Yarrah Bio Veganes Hundefutter). Mein Mann gibt ihr immer wieder mal Käse oder sie bekommt eine Portion Nudeln pur mit oder Kartoffeln, Reis, sie mag gerne rohe Möhren mitessen. Als Leckerchen habe ich von DM Hasenfutter (meist vegan) entdeckt, das unsere Hündin über alles liebt und verträgt. Es sind Frucht- und Gemüsesorten in runde bunte Kringel (sieht aus wie Frootloops) gepresst.
Auf jeden Fall hatte ich schon ein bisschen Sorge und war unsicher, ob ich mich und auch unsere Hündin gesund ernähre. Schließlich weiche ich mit meiner Ernährung von der Norm ab. Ich habe gehandelt, weggelassen, ohne mir sonderlich Fachliteratur reinzuziehen, ob das gesund ist. Ich habe nur auf mein Gefühl gehört. Fragen besorgter Menschen und die wirksame jahrzehntelange Informationsverbreitung der milliardenschweren Nahrungsmittelindustrie, was gesund ist und was nicht, tun ihr übriges zur Verunsicherung dazu.
Deswegen ist für mich es so wichtig und besonders zu erfahren: Alles im grünen Bereich. Ich bin gesund. Meine Blutwerte sind gut. Meine Schilddrüsenwerte sind im Rahmen meiner Erkrankung gut. Und die von Minu auch. :o)
Wie es auf meinem veganen Weg weitergehen könnte lesen Sie hier: Veganes Leben: Schwungvoll genießen und Rezepte finden Sie hier Blog - Vegane Rezepte
Alles Liebe aus Köln
Anja Kolberg
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Ich
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Berta Füßchen: Sie lebt weiter...
Erinnern Sie sich an meine Geschichte über das Huhn, mit dem ich letzten Sommer zum Tierarzt gefahren bin und weswegen ich seit dem konsequent vegan lebe? Hier können Sie die Geschichte nachlesen: Berta Füßchen- Meine Ethik & die Folgen
Ich will Ihnen berichten wie es mit meiner bezaubernden Berta weitergegangen ist:
Berta wurde trotz ihrer Behinderung (das Hinken) von ihren Schwestern als das Huhn akzeptiert, das eben hinkt und nicht so schnell ist. Mein Onkel trug Berta sogar jeden Abend in den Hühnerstall, wenn sie nicht mehr laufen konnte. Ist das nicht rührend?
Eines Tages sah er einen großen Federberg im Hühnerpirk. Ein totes Huhn. Es war Berta, der Rücken war offen, Federn flogen rum. Ein Raubtier hatte sie getötet. Vermutlich ein Raubvogel, denn ein Fuchs würde seine Beute wohl mitnehmen. Sie war diejenige, die nicht so schnell fliehen konnte wie ihre Schwestern.
Ich bin traurig, dass sie nicht mehr lebt und ich bin froh, dass sie solange leben durfte. Ursprünglich wollte mein Onkel die Hühner vor dem Winter wohl schlachten. Weil ich nach dem Urlaub an ihnen so hing, hat er sie glaube ich erst mal behalten. Das fand ich so nett. Die Tiere haben dort (abgesehen davon, dass sie nicht frei entscheiden können, wo sie hinreisen möchten) den Himmel auf Erden. Wenn schon Tierhaltung, dann so wie bei meinem Onkel.
Das Berta jetzt dennoch nicht mehr lebt, weil zwar kein Mensch ihr Fleisch wollte, sondern ein Tier, ist Schicksal. Ein Happy End hat die Geschichte dennoch:
Beim Essen schaut meine Familie vom Tisch Richtung Garten. Sie beobachteten kurz nach ihrem Tod wie die Singvögel Bertas helle Federn in ihre Nistkästen transportierten und so für ein flauschiges Heim sorgten. In der Natur geht nichts verloren. Alles geht in einen neuen Prozess über.
Bertas wunderschönen Federkleid wird im Frühjahr flauschige Meisenbabies wärmen. Und ich werde mich immer an ihren wunderschönen Gesang erinnern. Glückliche Hühner singen eine beruhigende Melodie, die mich gleich entspannen lässt. Vielleicht werde ich daraus wirklich einmal eine CD machen.
Flauschige Grüße
Anja Kolberg
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Berta Füßchen- Meine Ethik & die Folgen - Teil 12
Darf ich vorstellen? Das ist Füßchen. Berta Füßchen.
Erst war sie mir gar nicht aufgefallen. Sie ist eines von acht Hühnern, die ich morgens bei meinen Ferien im Bergischen [Ich bin ein Landkind] in ihren großen Auslauf lies. Sie futterten Salatblätter mit Freude, gackerten stolz, wenn sie ein Ei gelegt hatten und verschmähten erstaunlicherweise Raupen.
Ich genoss ihre beruhigenden Töne, wenn sie sich unterhielten, beobachtete sie beim Streiten, wer die besten Leckereien aus dem Garten oder der Küche ergatterte. Jeden Morgen begrüßte ich sie mit 'Guten Morgen, Mädels' und zog die Leine des kleinen Tores an der Hühnerstalltüre hoch, aus der sie sich blitzschnell und manchmal zu drei Hühnern gleichzeitig quetschten. Meine Kamera hat ihre Schnelligkeit bei der Vorfreude auf ihren Auslauf eingefangen. Speedy Gonzales ist nichts dagegen. :o)
Am Ende der ersten Woche fiel mir auf, eines von ihnen humpelte. Als ich meiner Oma davon berichtete, überlegte sie, es könne sich vielleicht im Stall oder beim Scharren draußen verletzt haben. Sie erzählte von großen Staubwannen, die die Hühner sich zwischen den Sträuchern angelegt hätten, in denen sie badeten. Vielleicht wäre es dabei passiert und es würde bestimmt wieder übergehen. Wir warteten also erst mal ab und wollten sie weiter beobachten.
Das Huhn war ansonsten fit, es pickte, stritt sich mit ihren Schwestern um die Küchenabfälle, ergatterte auch nur etwas für sich, was schnell humpelnden Fußes hinter einem Strauch in Sicherheit gebracht und dort verspeist wurde. Nur trat sie mit dem rechten Fuß lediglich auf den Zehenspitzen auf, nahm immer wieder eine Schonhaltung ein und hinkte. Wenn sie schneller lief, wankte sie hin und her wie ein Schiff in Seenot.
Als es auch nach einigen Tagen noch humpelte, überlegte ich, was ich tun könnte. Was konnte das wohl sein am Fuß? War etwas gebrochen? Ich befürchtete, mein Onkel würde bei seiner Rückkehr kurzen Prozess mit dem Tier machen. Es ist eben in der Nutztierhaltung nicht üblich, ein einzelnes Huhn zu behandeln wie wir das in unserer Kultur mit unseren Hunden oder Katzen machen, ihnen einen Namen zu geben und zu ihnen eine Beziehung aufzubauen.
Hier war die Situation anders und ich konnte etwas tun, nämlich auf jeden Fall verhindern, dass das Huhn wegen seiner Verletzung gleich im Kochtopf landete.
Ich hatte durch die Beobachtung längst eine Beziehung zu ihr aufgebaut, erkannte ihre Stimme aus denen der anderen heraus. Was tun? Mit Hühnern kenne ich mich nicht aus. Meine Mutter erinnerte sich an ein Buch über Hühnerhaltung, das sie bei meinem Onkel mal gesehen hatte. Ich suchte alles ab und fand es nicht. Da unsere Internetverbindung inzwischen von unseren Skype-Telefonaten und unserer anderen Nutzung ausgeschöpft war, bat ich meinen Mann von Köln aus nachzuschauen, was es sein könnte. Er fand zu den Symptomen etwas von einem möglichen Abszeß am Ballen, der bebildert von den Besitzern geöffnet wurde. Ob es das war? Als Oma und ich das Huhn hoch hoben, war der rechte Fuß heiß, der linke kalt. Hm. Bei den anderen Hühnern waren beide Füße kalt.
Ich traute mir nicht zu, den Fuß zu behandeln. Aber wer sollte das sonst tun und konnte es? Ich dachte über den Besuch bei einer Tierärztin nach, auch unter der Gefahr, dafür belächelt zu werden. Wenn meine Hündin etwas hat, dann gehe ich mit ihr auch zum Tierarzt, warum nicht auch mit dem Huhn, das so wunderschöne Töne singt und die so wunderbar in ihrer Gruppe miteinander umgehen? Jedes Tier hat Gefühle und spürt Schmerzen, warum soll ich sagen: Es ist doch nur ein 'Nutztier' und es ist eben so, dass sie geschlachtet werden? Nein, nein, nein, das will ich nicht akzeptieren.
Jedes Leben zählt! Ich bringe nach Möglichkeit auch Wespen mittels eines Glases und einer Pappscheibe nach draußen, statt sie zu töten. Ich hatte keine Ruhe, geschweige denn konnte ich noch länger zusehen wie das Tierchen humpelte, auch wenn sie ansonsten fröhlich schien und auch nicht von ihren Schwestern gemobbt wurde.
Der zuständige Landtierarzt, wo mein Onkel sonst hinfuhr, war mir zuweit
weg. Im Branchenbuch fand ich eine Tierärztin in der Stadt. Würde sie
das Huhn überhaupt behandeln? Ich erreichte dort nur den
Anrufbeantworter, Sprechzeiten von 10 bis 12. Mir war wirklich schlecht. Warum,
ich weiß es nicht. Vielleicht vor Aufregung, weil ich
etwas tat, dass absolut unüblich war und aus Angst, ausgelacht und
belächelt zu werden. Wenn ich das machen würde - wie sollte ich das Huhn
in die Stadt transportieren? Meine Oma sagte, sie habe einige Kartons im
Keller, worin ich das Huhn transportieren könnte. Hm, ich nahm mir die
Nacht zum Überlegen, doch schon beim Einschlafen stand der Entschluss
fest: Ich fahre mit dem Huhn zu der Tierärztin, gleich was diese oder
andere sagen.
Im Keller fanden wir am nächsten Morgen einen stabilen passenden Karton, ich bohrte Luftlöcher in die Seiten und Oma legte noch zwei Handtücher in die Box ('damit sie sich schön hinein kuscheln kann') und ein Salatblatt als Proviant. Das Huhn lies sich leicht fangen und war schwups im Karton. Schnell den Deckel zu, eine Horrorvorstellung, es würde mir dort weglaufen. Doch der Karton hielt sicher und meine Mutter musste auch nicht mitfahren, um den Karton festzuhalten. Er passte genau vor den Vordersitz.
So fuhren Berta Füßchen, wie ich sie inzwischen getauft hatte und ich in die Stadt. Sie war ganz still. Ich hörte sie nur mal vorsichtig mit dem Schnabel gegen den Karton picken oder ein leises 'Uit Uit'. So süß! Bei der Tierärztin war ich die erste, die Praxis noch leer. Gott sei dank. Als ich den Karton auf dem Untersuchungstisch absetzte, sagte ich dass ich darin ein Huhn habe und wir deswegen die Fenster und Türen schließen müssten. Gesagt, getan. Dann sagte mir die Ärztin zuerst, dass sie das Huhn nicht behandeln dürfe, sobald die Eier gegessen werden oder irgendwann das Fleisch. Sie dürfe dem Tier keine Medikamente geben oder ähnliches, sie bräuchte das Bestandsbuch, wo die Hühner eingetragen sind... Das hatte mein Onkel bestimmt, aber wo? Ich wollte auf keinen Fall, dass das Tier Medikamente bekommt, wir hätten es ja nicht separieren können, um zu wissen, welches Ei von Berta ist. Als ich ihr sagte, dass ich das nicht wolle und die Geschichte erzählte, was ich im Internet als Möglichkeit gelesen hatte und ich mir das nicht zutraute, sagte sie, sie könne wohl mal gucken.
Die Helferin wurde dazu gerufen, doch Berta war ganz brav. Sie lies sich von mir hochnehmen und auf den Rücken drehen. Sie wehrte sich nicht, guckte blos, zwischendurch schloss sie die Augen, als würde sie entspannen.
Vor lauter Aufregung war ich mir auf einmal unsicher, ob es der rechte oder der linke Fuß war. Beide seien heiß und die Ballen geschwollen, so die Tierärztin. Gebrochen war der Fuß nicht, hm, an einen Abszeß glaubt sie auch nicht, vielleicht einen Gegenstand in den Ballen getreten? Was sie machen könnte, wäre Zugsalbe drauf und einen Verband drum. Und zur Sicherheit an beiden Füßen. Dann könnten wir das beobachten und sehen, ob nach einigen Tagen der Gegenstand raus ist. Ja, das passte.
Berta lies sich alles brav gefallen und innerhalb von wenigen Minuten saß sie wieder ganz still im Karton. Als ich bezahlen wollte, winkte die Tierärztin ab, sie hätte ja nicht viel gemacht. Doch so wollte ich das nicht, ich wollte für die Leistung der Tierärztin bezahlen. So sagte sie 5 Euro und ich war glücklich. Auf der Rückfahrt war ich richtig stolz auf mich, dass ich auf mein Gefühl gehört hatte und mich um das Tier gekümmert. Berta pickte gegen den Karton und manchmal sagte sie Uit uit. Hören Sie mal wie schön 'freie' Hühner singen, es ist ein beruhigendes Gedicht!
Meine Angst, von der Tierärztin belächelt oder gar ausgelacht zu werden, bestätigte sich nicht. Sie und ihre Helferin zeigten eher Mitgefühl für das Huhn und es bekam einige Streicheleinheiten. Nein, es käme nicht häufig vor, dass jemand mit einem Huhn in die Praxis kommt, antwortete mir die Tierärztin. Wenn die Tiere mit Antibiotika behandelt werden müssten, würde oft von den Haltern entschieden, sie zu schlachten. Sie fände das auch traurig, aber daran könne sie nichts machen. Nun, vielleicht habe ich Bertra zumindest davor bewahrt. Ich fühlte mich gut, weil ich die Situation und mein Bedürfnis ernst genommen und mein Bestes getan hatte. Das fühlte sich so viel besser an, als zu verdrängen.
Zwei Tage später ludt ich Berta wieder morgens zu mir ins Auto und wir ließen den Verband abmachen. Wir hätten das auch machen können, doch ich dachte, die Tierärztin hat das bessere Licht und kann sagen, ob ein Gegenstand im Ballen war oder nicht. Denn sie humpelte immer noch. Kein Gegenstand drin. Der Fuß noch heiß. Klassische Situation für Antibiotika, so die Tierärztin. Mist! Es sieht nach einer Entzündung aus, die unterschiedliche Ursachen haben könne. Mist! Alle Gebete waren nicht erhört worden. Jetzt musste der Onkel nach seiner Rückkehr entscheiden. Ich konnte das Huhn ja schlecht mit nach Hause nehmen. Nein, so die Tierärztin, das wäre keine gute Idee, denn es sind Gruppentiere, ein Huhn alleine geht ein. Und es gibt einen riesigen Streit und Mobbing, wenn sie als einzelnes Tier in eine neue Gruppe kommt. Wenn, dann müsse man mindestens zwei Tiere zusammentun.
Die Tierärztin strich eine Salbe auf den Fuß, legte wieder einen Verband an. Das war alles, was sie tun konnte. Der Haustierarzt müsste jetzt mit dem Onkel weiter machen, die Ursache finden...
Die Zukunft des Huhnes musste ich erst mal verdrängen. Wie soll ich das lösen? Ich hatte eine Beziehung zu dem Tier aufgebaut, erkenne seine Stimme, kann es inzwischen äußerlich von den anderen unterscheiden und muss es nun loslassen und die Gefahr eingehen, dass es früher oder später geschlachtet wird. Puh, anstrengend gerade für mich als Hochsensible schmerzhaft.
Mensch, was für ein Mist! Warum hatte es nicht geholfen? Wieder zu Hause war die Schwester meines Vaters zu Besuch, die früher einen großen Bauernhof mit Kühen und vielen Hühnern hatte. Ich befürchtete, dass sie mich für meine Aktion belächelte, doch sie erzählte auf meine Frage nach Hausmittelchen, was sie früher mit den Kühen gemacht hatten bei Entzündungen. Also Mittel, die man nehmen durfte, ohne dass sie in die Milch übergingen.
Das brachte mich auf die Idee, nochmal bei der Tierärztin anzurufen, was sie dem Huhn auf den Fuß geschmiert hatte. Lebertran-Zinksalbe, so die Helferin. Ich überlegte, ob ich die vielleicht in der Apotheke besorgen könnte, vielleicht würde das ja doch helfen? Die Apothekerin war sehr nett, sie erklärte mir, wie die Salbe wirkt (entzündungshemmend, antibakteriell, heilend) und auf meine Frage, ob ich sie wohl für ein Huhn anwenden könne, dass sie auch bei Schwangeren, Stillenden und Babys angewandt wird, also auch nicht fruchtschädlich ist.
Das wäre doch die Lösung für das Huhn. So legte ich meinem Onkel Freitag die Salbe und das von der Tierärztin schon beim ersten Besuch geschenkte Verbandsmaterial hin und die Hoffnung, dass es noch einige Mal das Verband gewechselt bekommt, statt im Suppentopf zu landen. Meine Berta. Mein Füßchen. Als ich mich am Samstag von den Hühnern verabschiedete und sie filmte, liefen alle Hühner irgendwann in andere Richtungen, nur Berta blieb bei mir am Zaun. Uit Uit, das Füßchen schon etwas mehr aufsetzend. Tränen laufen. Hoffnung, dass es leben darf.
Die Tiere haben dort wirklich ein lebenswertes Leben, schöner könnten sie es nicht haben. Gut, doch, wenn sie nicht nach einem oder zwei Jahren geschlachtet werden, weil sie weniger Eier legen. Die Hühner, die die Eier für den Supermarkt legen, haben weder so viel Platz, noch so ein schönes und gesundes Fell (Berta ist die schönste unter ihnen, einen weißen Haarkranz und ein ganz doll fedriges weiches Daunenkissen am Po.), bei keinem der Hühner fehlten Federn, sie haben viel Auslauf, können ihrem natürlichen Sozialverhalten und Bedürfnissen fröhnen, sehen das Tageslicht und die Sonne und den Regen und sind nach meinem Gefühl glücklich. Zumindest für die kurze Zeit, die sie dort leben, denn eigentlich können Hühner bis zu 15 Jahre alt werden.
Und wenn sie geschlachtet werden, dann geht es schnell und mit Respekt. Sie werden weder zusammengefercht, noch beengt über weite Strecken ohne Wasser über Autobahnen zu Schlachthöfen transportiert, noch im Akkord geschlachtet oder kopfüber hängend an einem scharfen Messer vorbei wie es vielleicht ihren Schwestern in den Massenställen geht. Ich muss mir auch eingestehen, dass meine Familie ja nicht aufhören wird, Eier zu essen. Ich selbst esse ja bisher Waffeln und Pillekuchen, in denen unter anderem Eier sind. Es kann also nicht die Lösung sein, die Hühner abzuschaffen und künftig wieder Eier aus der Massentierhaltung zu kaufen, denen es viel schlechter geht. Dann haben diese Hühner hier in der kleinen Gruppe mit so viel Platz das bessere Leben und auch Lebensende.
Trotzdem habe ich mir am Sonntag Seiten von Gnadenhöfen angeschaut, wo die 'ausgedienten Nutztiere' ihren Lebensabend verbringen dürfen, ohne dass sie etwas leisten müssen, um weiterleben zu dürfen. So schöne Bilder durfte ich dort sehen, wie Hühner zusammen leben mit Schafen, mit Kühen, mit Schweinen, mit Kaninchen. Dort dürfen sie ihren Lebensabend verbringen. Das hat mir gefallen und mich gleichzeitig sehr berührt. Ich erlaube mir zu träumen von einer besseren Welt, auch wenn ich nicht weiß, wie das umzusetzen sein soll. (Wie ich mir die Traumzukunft von Berta & ihren Schwestern vorstelle? Sie dürfen leben, bis sie sterben, gleich ob sie Eier legen oder nicht.)
Jeder, der beschließt genauer hinzuschauen, wird Dinge entdecken, die schmerzhaft sind. Mit meinem Mitgefühl für andere Wesen ist das für mich eine sehr anstrengende Sache. Es tut furchtbar weh, führt aber auch dazu, dass ich nicht mehr verdränge, sondern handle. In dem ich kein Fleisch mehr esse, keinen Fisch, keinen Käse. Ich kaufe für mich keine Milch mehr und keine Eier, keinen Quark. Ich versuche, mich rein pflanzlich zu ernähren. Meine Ausnahmen waren gekaufter Kuchen, Teilchen, Pillekuchen und Waffeln, dazu Schokolade und Eis. Das war inkonsequent, wenn ich jetzt an Berta denke und es tut mir leid, dass ich es nicht geschafft habe, darauf zu verzichten. Mir schmeckt es einfach zu gut und als Gast wollte ich es auch einfach machen, zumindest Kuchen zu essen.
Nach der Geschichte mit Berta und ihren wunderbaren Lauten, die noch jetzt in meinem Ohr sind und ihrem drohenden Schicksal vor Augen, möchte ich das nochmal überdenken. Ich weiß nicht, ob es mir gelingt. Es ist wie eine Sucht, von der loszukommen richtig schwer ist. Ja zu sagen und einem Genussdrang nachzugeben ist so viel leichter (zumindest kurzfristig gesehen) als ein 'nein' und der Verzicht.
So war es auch, als ich 2011 begann, auf Fleisch zu verzichten. Es war richtig schwer, diesem über Jahre antrainierten Essverhalten und Geschmackssinn Einhalt zu gebieten und etwas anders zu machen. Doch wer soll anfangen, etwas zu ändern, wenn nicht ich selbst? Wenn ich nicht selbst beginne, auf Kuchen und Süßes (mit Tierprodukten) zu verzichten und bei Besuch z.B. einen 'freien' Kuchen mitzubringen, kann ich dann hoffen, dass sich von alleine etwas ändert? Wohl kaum.
Eine Scheibe abschneiden kann ich mir von den jungen Leuten, so z.B. erzählt mir eine Großtante von ihrem Enkel, der sich vegetarisch ernährt und sich schon auf die Bratkartoffeln freute, die sie für ihn zubereitete. Als er erfuhr, dass sie mit Speck angebraten waren, sagte er: 'Oma, tut mir leid, die esse ich nicht.' und verzichtete. Wow, so konsequent und klar möchte ich auch werden.
Es ist nicht unmöglich und vielleicht ist mir Berta 'passiert', damit ich einen Schritt weiter gehe auf meinem Weg. Ich muss mir eingestehen, ich kann weder die Welt noch mich selbst an einem Tag ändern, so gerne ich das auch möchte. Einen Schritt nach dem anderen. Doch jeder Schritt weiter und auch jedes Beibehalten des bisher geschafften ist ein Erfolg. Ein Schritt ist das Schreiben dieses Beitrags und die darin investierte Zeit und Liebe.
Veränderung braucht eine starke Motivation. Bei mir war es das Mitgefühl mit den Tieren, das sich aus meiner Beobachtung unseres Hundes entwickelte. Ich sah ihre Gefühle, die den meinen glichen. Da waren Angst, Freude, Schmerzen - was ich auch fühlte. Wie alles angefangen hat mit meinem veganen Weg, lesen Sie hier: Warum ich mich vegan ernähre
Wussten Sie, dass Hühner Empathie empfinden und sehr intelligent sind? Quarks & Co berichtete darüber.
Bewegte Grüße von einer, die auf dem Weg ist, auf ihr Herz und ihre Gefühle zu hören, auch wenn es manchmal echt schwer ist.
Anja Kolberg
PS: Neuigkeiten vom Land: Mein Onkel hat den Verband abgemacht, damit Luft drankommt. Das Huhn lebt, humpelt weniger und meine Oma passt auf sie auf. *drück*
PPS: 25.11.13 Seit dem Erlebnis mit Berta verzichte ich auf alle Speisen mit Milch, Butter, anderen Molkereiprodukten, Eiern, Honig - damit sind auch meine monatelangen Ausnahmen (Süßes vom Bäcker, Schokolade, Süßigkeiten, Kuchen...) vom Tisch. Danke Berta, für diesen Schritt nach vorne. Ich habe seit dem einige neue Rezepte ausprobiert. Kuchen, die echt lecker sind und nebenbei vegan. Blog - Vegane Rezepte
PPPS: 23.1.14 Nachricht von Bertas Ende mit kleinem Happy End
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Thema: Blog - 2013, 2. Halbjahr, Blog - Landleben & Urlaub, Blog - Vegan werden und leben
Veganes Leben. Ich esse keine Tiere mehr.
Meine Ethik & die Folgen - Teil 11
Seit Mitte Januar 2011 bin ich auf dem Weg, mich möglichst pflanzlich (vegan) zu ernähren. Das letzte Mal habe ich über meine Erfahrungen im Mai berichtet. Der Alltag hat sich schnell eingestellt. Passend zur Jahreszeit finde ich immer neue Gerichte, die auch meinem Mann (Teilzeit-Vegetarier) schmecken, bzw. sich für ihn anpassen lassen.
Es macht mir nichts aus, auf Fleisch und Wurst zu verzichten. Es kommt mir immer absurder vor, wie ich andere Lebewesen essen konnte und doch ist es eigentlich kein Wunder: Ich sehe als Käuferin nicht den "Herstellungsprozess", sondern nur die fertige Wurstpackung im Regal. Manchmal kommt es mir vor wie eine verrückte Parallelwelt, wo die Konsumenten mit schönen Werbefotos geblendet werden, damit sie gar nicht auf die Idee kommen, darüber nachzudenken, wie die Tiere lebten. Warum sollten Kühe unglücklich sein, die auf der Produktverpackung auf grüner Wiese mit bunten Blumen vor blauem Himmel grasen? Oder Hühner, die durchs frische Stroh hüpfen? Schöne bunte Marketingwelt. Ja, wirklich eine verrückte Welt, wie eine Matrix.
Keiner will wirklich freiwillig hinter die Kulissen der "Tierproduktion" gucken und die Produzenten haben auch etwas davon, dass es so ist. Müsste die Bevölkerung aufgeklärt werden wie es den Tieren geht, wie sie leben und sterben - ich glaube das Eßverhalten würde sich rasch ändern.
Es ist ja leider nicht so, dass all der Käse, Eier, Milchprodukte, Wurst mir nicht gut geschmeckt haben. Ich mochte sie immer gerne. Und wenn mein Mann heute über den Salat Schafskäse bröckelt, der göttlich gut riecht und mir das Wasser im Mund zusammen läuft, dann fange ich innerlich an, mit mir zu verhandeln. Wenn ich dann meine Gedanken auf die Lebensbedingungen der Tiere lenke, vergeht mir wieder der Appetit. Schwer ist es trotzdem. Meine Geschmackserinnerung ist eben noch sehr präsent.
Mir ist ganz wichtig, jedem seine Essenswünsche zu lassen. Ich berichte hier von meinem Weg und Leben. Deswegen sind andere Wege weder besser noch schlechter als meiner. Nur weil für mich 2011 der richtige Zeitpunkt war, mit dem Konsum tierischer Produkte weitestgehend aufzuhören, muss kein anderer diesen Weg gehen. Natürlich wünsche ich mir das und es ist nicht leicht, wenn man hinter die Kulissen geblickt hat, aber ich kann andere auch gut lassen. Wenn mich jemand fragt, erzähle ich über meine Ernährung. Sonst nicht. Natürlich hier im Blog, das ist ja meine Seite. Vielleicht bewege ich Menschen durch mein Beispiel?
Da ich meist den Einkauf erledige, schlug mein Mann irgendwann vor, möglichst Bio-Milcherzeugnisse und Bioeier für ihn zu kaufen. Wurstaufschnitt möchte er keinen mehr hier zu Hause haben. Morgens trifft er sich mit anderen Handwerkern in einer Kaffeebude, dort isst er, wonach ihm ist. Als Suppenbeilage habe ich Biowürstchen entdeckt, die er gerne mag. Es ist Monate her, dass in unserer Küche Fleisch zubereitet worden ist. Ich habe meinem Mann angeboten, ihm Bio-Fleisch zukaufen, wenn er das möchte, aber ich bereite es nicht mehr zu. Das muss er dann schon selbst in die Hand nehmen, zum Beispiel Hackfleisch für Frikadellen machen. Da ich meist koche, entscheidet er sich glaube ich auch aus praktischen Gründen für mein Essen, statt selbst zu kochen, wobei ich viele Gerichte gefunden habe, die sich variieren lassen.
Ein paar Fragen und Antworten rund um mein veganes Leben:
Wie bist du auf die Idee gekommen, dich vegan zu ernähren? Ich vermutete schon länger, dass die Tiere nicht gut leben, fand es nie richtig, sie für mich zu töten und hatte vor, mich vegetarisch zu ernähren. Doch das klappte nie. Bis zum Winter 2010/2011. Da passierte das...
Wie konntest du dir die Bilder anschauen? Die sind doch grausam. Ja, finde ich auch. Ich hab viele Jahre nicht hingucken können. Und als ich mir die Bilder der Tierhaltung dann letzten Winter angeschaut habe, habe ich viel geweint. Doch meine Tränen waren nichts im Verhältnis zu dem, was die Tiere durchmachen, jeden Tag.
Es sind doch nur Tiere. Warum engagierst du dich so für sie? Ich sehe bei unserem Hund, dass er Gefühle hat wie auch ich. Sie hat Angst, empfindet Freude, kann Scheu sein und übermütigt, macht Quatsch und merkt genau, wenn es mir nicht gut geht. Mein Mann und ich leiden wie verrückt, wenn sie krank ist. Sie ist für uns wie ein Familienmitglied und kein Gegenstand. Ihre Augen, ihre Gesichtsmimik verrät viel über ihre Gefühle. Und ähnliches Verhalten sah ich bei Pferden. Ich kann sie gut mit unserem Hund vergleichen. Ich würde niemals zulassen, dass es unserem Hund schlecht geht, er leidet. Warum lasse ich es dann bei anderen Tieren zu? Tiere sind soziale Wesen, leben im Familienverbund. Was maße ich mir an als Mensch, sie einzusperren, zu quälen, von ihren Familienmitgliedern zu trennen, auszubeuten, zu mästen, zu töten? Nur weil ich es kann? Für meinen kurzen Genuss? Wie lange esse ich ein Steak? Wie wichtig ist mir mein Genuss? Ich will nicht, dass Tiere für mich leiden oder sterben. Natürlich ist diese Welt sehr groß. Ich fange bei mir im kleinen an...
Verzichtest du auf alle tierische Produkte? Nein. Zunächst einmal nutze ich weiter die Waren, die ich schon hatte (Lederschuhe, eine schafswollene Decke, ein Plümo aus Kamelhaar, Minus Ledergeschirr...). Ich fände es respektlos, die Sachen jetzt einfach wegzuwerfen. Ich achte jedoch bei Neuanschaffungen darauf, dass sie nicht tierischen Ursprungs sind. Schuhe gibt es z.B. sehr viele aus Lederimitat. Wenn ich eingeladen bin, esse ich auch normal gebackenen Kuchen oder löffle eine Hühnersuppe mit (lasse das Fleisch weg), um es für die Gastgeber einfacher zu machen. Wobei ich viele Gastgeber erlebe, die eine vegetarische Variante gekocht haben und sich viel Mühe geben. Das freut mich natürlich besonders. Morgens esse ich ein Croissant, das nicht tierfrei ist oder ein Milchbrötchen. Oder ich nehme auch von der Remoulade, die mein Mann sonst auf die Fritten gibt. Die ist auch nicht vegan. Einige Ausnahmen brauche ich noch. (Update: Seit dem Erlebnis mit Berta Füßchen im September 2013 esse ich keine tierischen Produkte mehr und ernähre mich ganz vegan. Wenn bei Einladungen nichts pflanzliches da ist, mache ich beide Augen zu und suche die Alternative mit möglichst wenig tierischen Inhaltsstoffen, um es für die Gastgeber und mich selbst einfach zu machen. Das ist mir wichtig. Doch wie geschrieben: In der Regel machen sich alle eine totale Mühe mit mir und das ist wundervoll!)
Hast du körperlich Veränderungen festgestellt? Ja. Ich habe ca. 18 kg in den letzten Monaten an Gewicht verloren, ohne auf das Essen zu achten. Ich habe so viel Pflanzenöl zum Beispiel in Salatsoßen zu mir genommen wie nie zuvor, ich esse abends Chips (ja, es gibt vegane), Schokolade (Zartbitter) usw. Vor zwei, drei Jahren habe ich mal gesagt: 'Irgendwann fällt das Gewicht von mir ab, ohne dass ich was dafür machen muss.' (Und dachte gleichzeitig: Was für eine verrückte Idee. Wie soll das denn gehen?) Doch genau so ist es gekommen. Ich musste mich dafür nicht anstrengen, kein Sport. Es ging einfach so. Ich sehe es als Geschenk der Tiere an mich an. Ich nehme es als angenehme Nebenwirkung an, denn ich mache die Ernährung ja nicht, um abzunehmen. Was passiert, passiert, wenn nicht, dann nicht. Es kann auch gut sein, dass ich wieder zunehme. Auch das ist dann o.k.
Mein Hausarzt und mein Schilddrüsen-Doc (habe Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, Hashimoto-Thyreoiditis) waren mit meinen Werten sehr zufrieden. Ich hatte im Sommer weniger Probleme mit meinen Lymphödemen in den Beinen als sonst. Übrigens machten mir gerade meine Ärzte Mut für den veganen Weg und nahmen mir Sorgen, die von außen an mich heran getragen wurden. Zum Beispiel erzählte mir mein Schilddrüsen-Doc, der in einer Arztfamiie in Indien aufgewachsen ist, dass es dort normal ist, sich vegan zu ernähren und er keine Zusatzprodukte nimmt. Mein Frauenärztin meinte, ich müsste mir keine Sorgen um Mangelerscheinungen machen, keine Zusatzpräparate einnehmen, solange ich mich mit Biogemüse z.B. aus dem Biomarkt versorge. Sie erzählte, Inder, die nach England ausgewandert waren und sich dort auch pflanzlich ernährten, hätten B12 Mangelerscheinungen auf der Insel bekommen. Das lag daran, dass sie kein naturbelassenes Gemüse vom Feld wie in Indien aßen, sondern Produkte, die aus den Gewächshäusern kamen. Deswegen sollte ich auf naturbelassenes Gemüse achten. Das fand ich richtig ermutigend.
Warum verzichtest du auch auf Eier? Die Tiere sterben doch daran nicht. Ja, das stimmt. Zumindest nicht unmittelbar. Aber indirekt schon. Die Hälfte der Hühner werden nach dem Schlüpfen getötet, weil sie keine Eier legen können, nämlich die männlichen Küken. Legehühner sind nach einem Jahr 'durch' und werden geschlachtet. Die Tiere sind einfach nicht für die Produktion so vieler Eier gemacht. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass die Urhühner nur einmal im Jahr Eier legten. Biohühner haben zwar mehr Platz und bekommen besseres Futter, doch an den männlichen Küken und daran, dass sie, wenn die Eierproduktion nachlässt, getötet werden, ändert sich nichts. [Hinter die Kulissen gucken.]
Warum nimmst du keine Kuhmilch mehr in den Kaffee? Warum schmierst du dir keine Butter mehr aufs Brot und nimmst auch sonst keine Milchprodukte mehr? Milchkühe geben doch einfach Milch... Auch hier sterben die Kühe natürlich nicht unmittelbar durch das Geben der Milch, das stimmt. Aber auch hier werden die Tiere - ohne Chance 'nein' zu sagen - ausgenutzt (Nutztiere). Eine Kuh gibt nur dann Milch, wenn sie ein Kälbchen bekommt. Das ist wie bei uns Frauen auch. Einmal im Jahr muss die Kuh ein Kälbchen gebären, sonst lässt der Milchfluss nach. Das Kälbchen wird in der Massenproduktion nicht lange bei ihrer Mutter bleiben. Was wird aus den Kälbchen? Nun, sind sie weiblich, werden aus ihnen neue Milchkühe. Sind sie männlich, werden sie früher oder später zu Fleisch verarbeitet (= zartes Kalbfleisch). Kühe können diese Lebensbedingungen nicht ewig mitmachen, nach einigen Jahren sind auch sie 'durch' und werden durch jüngere Kühe ersetzt. Ende: Der Weg zum Schlachter. Die Massenproduktion von heute hat nichts mehr mit der heilen Bauern- und Berghofwelt von früher zu tun. [Hinter die Kulissen gucken.]
Bei diesem ganzen System der Ausbeutung will ich nicht mehr mitmachen. Wenn ich bemerke, dass ich immer noch Ausnahmen mache, höre ich oft: "Man soll ja auch nicht so streng sein." Das stimmt. Auf der anderen Seite ist es ein blödes Gefühl zu wissen, ein Lebewesen muss für meinen Genuss leiden. Das finde ich nicht ok. Doch die Verdrängungsmechanismen sind ziemlich stark... Ich weiß, es wird mir gelingen, langfristig auch von meinen Ausnahmen noch Abstand zu nehmen.
Kannst du noch auswärts essen gehen? Ja. Ich gehe zwar selten aus, aber das geht gut. Zum Beispiel beim Thailänder ist das gar kein Problem. Beim Italiener habe ich mich für einen gemischten Salat entschieden. Die Soße war nicht vegan, das war aber ein Kompromiss, mit dem ich sehr gut leben konnte. In Köln gibt es einige Restaurants, die veganes Essen bieten, ich habe sie aber noch nicht ausprobiert.
Und essen bestellen? Machen wir gerne. Besonders für meinen Mann schön, weil er sich dann die Fleischvariante bestellen kann. Wir haben zwei Adressen: Beim Thailänder findet jeder von uns was. Beim Pizza-Dienst habe ich mir Nudeln mit scharfer Tomatensoße bestellt. Auch eine Lösung. Ja, es kann sein, dass die Nudeln mit Eiern waren. Doch ich konzentriere mich dann auf das große Ganze und das geht dann gut.
Warum eigentlich möglichst Bio-Produkte? Bei den tierischen Produkten, weil die Tiere genfreies Futter bekommen und bessere Lebensbedingungen haben, zum Beispiel mehr Auslauf und mehr Zeit, zu wachsen. (Klar, sie werden auch auf dem Biohof nicht totgestreichelt. Sterben müssen sie dort auch, aber wenigstens haben sie ein etwas besseres Leben gehabt, als ihre Freunde, die in Tierfabriken leben.) Bei den anderen Produkten kaufe ich möglichst bio, weil damit auch die Lebensbedingungen für alle besser sind. Es macht für die Anwohner einen Unterschied, ob die Felder gespritzt werden oder nicht. Irgendwer zahlt immer die Zeche. Wenn Wurst wenig kostet, ist das ein Zeichen, dass die Tiere keine guten Lebensbedingungen hatten. Wenn ich einen billigen Pullover kaufe, kann ich mir ausrechnen, dass der Arbeiter in der Produktion einen Hungerlohn bekommt. Wenn ich keinen gerechten Preis bezahle, zahlt ihn jemand anderes. Das Tier. Der Bauer. Der Arbeiter. Das will ich nicht mehr unterstützen. Und da ich nicht mehr Geld als vorher in der Tasche habe und wir auch keine reichen Menschen sind, bedeutet das: Weniger ist mehr... Wobei auch hier gilt: Langsame Schritte. Auch ich kaufe noch günstige Mode ein. Doch habe ich langfristig ein Ziel im Auge.
Kostet es nicht viel mehr Geld, bio einzukaufen? Bioprodukte sind teurer. Das stimmt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir unterm Strich nicht weniger Geld im Beutel haben. Fleisch ist auch teuer, das fällt ja schon als Ausgabe weg. Inzwischen habe ich kein Problem mehr, mehr Geld für Bio-Produkte zu zahlen.
Was isst du denn? Nur Gemüse und Obst? Ich esse Pflanzen und Produkte aus Pflanzen. Da kommt eine ganze Menge zusammen. :o) Es gibt viele leckere Sachen, die vegan sind und in normalem Supermarkt zu kaufen sind. Auch viele Gerichte habe ich ausprobiert, die schnell zuzubereiten sind, auch meinem Mann schmecken bzw. für ihn leicht verändert werden können. Einige habe ich in Blog - Vegan werden und leben schon vorgestellt (durchscrollen). Mehr davon in meinem nächsten Beitrag. Und hier gibt es viele weitere Rezepte Blog - Vegane Rezepte.
Hier geht es weiter: Berta Füßchen - Meine Ethik & die Folgen - Teil 12
Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2011, 2. Halbjahr, Blog - Vegan werden und leben
Veganes Essen wird zur Normalität
Meine Ethik & die Folgen - Teil 10
Seit Januar befinde ich mich auf dem Weg mit dem Ziel, ohne tierische Produkte zu leben. Mehr als drei Monate sind seit dem vergangen und inzwischen ist es normal für mich geworden, mich ohne Fleisch, Fisch, Wurst, Käse, Butter, Milch, Eier, Quark, Joghurt und Co. zu ernähren. Das wäre zuvor noch undenkbar für mich gewesen. Absolut undenkbar!
Eine zeitlang verfolgten mein Mann und ich früher die Sendung "Perfektes Dinner" auf VOX, bei dem eine Gruppe Kochbegeisterter sich gegenseitig eine Woche verköstigt. Wenn - selten - schon mal Vegetarier (verzichten nicht auf Milch- und Eierprodukte) darunter waren, fand ich das schon komisch. Veganer konnte ich kaum verstehen. Was sind das für komische Menschen? Warum machen die das? Was kann man da schon noch essen?
Ich grinse, während ich dies schreibe. Weil ich heute selber eine von "denen" bin. Und nicht nur das, sondern auch auf dem besten Wege, ein "Öko" zu werden, wo ich gleich an die Parodie von Dieter Krebs, den selbstgestrickten Norwegerpullover tragenden Öko "Martin" mit dem Lied "Ich bin der Martin, ne"? denken muss.
Denn seit 1. Mai beziehen wir Naturstrom und unterstützen mit jeder Kilowattstunde den Ausbau erneuerbarer Energien. Mein Mann erinnerte mich daran Anfang Mai - und ob wir darauf nicht mal anstoßen wollten. Nie wieder Atomstrom. Yeah! Das tut gut! Das Wechseln war viel leichter und unkomplizierter als gedacht.
Unsere Bank haben wir inzwischen auch gewechselt (war zugegeben mehr Arbeit), nachdem wir erfahren haben, dass unsere Bank Atomkonzerne unterstützt ... und andere Industrien, die ich nicht gut finde, die Rüstungsindustrie zum Beispiel... Jetzt sind wir bei der Ethikbank. Auch diese Konsequenz ist ein schöööönes Gefühl.
Eigentlich steht dabei nicht das Thema Öko, sondern vielmehr die Ethik im Vordergrund. Mehr und mehr so zu leben und zu handeln, wie es sich ethisch gut anfühlt (und wie ich auch behandelt werden möchte). (Mehr zu meinen Gründen, warum ich mich vegan ernähre, können Sie hier lesen.)
Mir ist wichtig, mir kleine Ausnahmen vom veganen Essen zu gönnen - dann wenn es mir wichtig ist, um kein Dogma draus zu machen. So habe ich bei meiner Oma frisch gebackene Waffeln (mit Eiern von glücklichen Hühnern) gegessen. Mir ist aufgefallen, dass ich sie besonders genossen habe. Wovon ich noch immer nicht "runter" bin, sind Teilchen vom Bäcker. Auch auf Honig zum Kochen fällt es mir noch schwer zu verzichten. Mal sehen, wann/ob es mir gelingt, sobald ich eine Alternative gefunden habe, ist es meist ein Klacks.
Ein Schritt nach dem anderen - und jeder einzelne mit Liebe und Zeit.
Vor zwei Wochen habe ich aus Frust einen Milka-Schokohasen verschlungen. Eigentlich wollte ich keine Milch-Schokolade mehr essen. Aber da musste es einfach sein. Ich tue mich ein bischen schwer damit, mir diese Ausnahmen zu gönnen, weil ich einerseits auch gerne konsequent sein möchte. Auf der anderen Seite: Wenn ich sehe, was ich schon alles im Gegensatz zu vorher nicht mehr esse, dann habe ich - zusammen mit meinem Mann, der oft auf Fleisch verzichtet - sicherlich insgesamt einem Schweinchen und zwei Hühnchen das Leben gerettet bzw. eine trauriges Dahinfristen erspart. Auch das ist ein Anfang. So machen viele kleine und mittlere Veränderungen ein großes Ganzes - und das ist toll!
Ich habe übrigens meine ersten veganen Schuhe erstanden, die toll gearbeitet sind:
Es ist noch ein Weg, bis es mir gelingt, wirklich tierfrei zu leben. Aber einige große Schritte auf dem Weg bin ich schon gegangen. Und das macht mich so richtig froh - und leicht. :o)
Hier wieder ein paar Blick auf meine Teller:
Das erste Bild nochmal im Detail: Warmer Salat auf Pizzabrot. Diesmal habe ich den eingefrorenen Brotteig (war die Hälfte) aufgetaut und auf einem Backblech verteilt, mit Oliven gespickt, mit Olivenöl bestrichten und gesalzen - dann gebacken. Dazu gab es den warmen Salat: Frische Chamgignons mit Zwiebeln anbraten. Salzen, pfeffern, Curry dazu. In eine Salatschüssel geben, wo schon frische Tomaten und etwas Salatgurke geschnitten warten. Obendrauf einen frischen grünen Salat, diesmal Fertiggepflückter aus der Tüte. Zum restlich in der Pfanne verbliebenen Öl habe ich noch etwas zugegeben, darin Pinienkerne geröstet, dann mit Balsamicoessig abgelöscht (hu, das spritzt und riecht stark nach Essig), dann Honig (vegane Alternative Agavensirup, Zucker, Rübenkraut oder ähnliches) hinzugeben und karamelisieren lassen - über den Salat geben. Durchrühen und auf das frische Pizzabrot geben. Das schmeckt so gut... Lange kann es nicht mehr dauern, bis ich es wieder esse!
Klöße (nicht 100% vegan, aber noch vorrätig) mit Apfelkompott und süß-saurem Gemüse (Pilze, Zwiebeln anbraten, Pustasalat aus dem Glas mit Sud dazu, Tomatenmark dazu, abschmecken). Nicht DAS Highlight, geht aber schnell.
Himmel un Äd (kölsch für Himmel und Erde). Erde = Kartoffelpüree (habe ihn mit Margarine und Sojamilch gemacht, schmeckte zwar, war aber keine optimale Lösung - da werde ich noch einiges ausprobieren müssen) mit vieeeeeel Zwiebeln und Apfelkompott = Himmel. Schmeckt auch ohne die klassische Blutwurst lecker und kann für fleischessende Gatten durch selbige ergänzt werden. Meinem Mann hat's auch ohne geschmeckt.
Hot Dogs. Mein Mann bekam die Fleischvariante (Denn's Biomarkt Würstchen im Glas) und ich Veggie Hot Dogs (hier nur noch die Verpackung, sie guckten unten und oben raus). Dazu die typischen Brötchen, Gürkchen und jede Menge Soße (da ist vieles vegan). Ich fand die Veggie Hot Dogs eßbar, zusammen mit dem ganzen Drumherum habe ich keinen riesigen Unterschied gemerkt (ich habe ja guten Willen), aber so ohne alles sind sie nicht mein Ding. Minu fand sie super. :o)
Zitronenkuchen. Äußerlich stark verbesserungswürdig (ist zusammengefallen, ich hätte ihn wohl länger in der Form abkühlen lassen, statt ihn gleich zu stürzen), innerlich noch ziemlich pampig (Mengenverteilung stimmte nicht), aber geschmacklich: Hmmmmm. Im Rezept waren Zucker und Mehl mit Tassen angegeben, das Fett aber mit Grammzahl. Beim Gedanken an meine unterschiedlichen Tassen kamen mir schon leichte Zweifel: Ich habe kleine Tassen, große Tassen, mittelgroße... Es wäre besser gewesen, für das Fett auch eine Tassenangabe zu haben. Nun denn, ich werde am Ball bleiben und am Rezept noch was tüfteln. Der Rand war so knusprig und der Teig so zitronig. Das erste Mal mit Sojamilch gebacken. Ich habe sie nicht rausgeschmeckt. Die Zitronenglasur habe ich weggelassen.
Streuselteilchen. Viel Streusel, eher zuviel. Trotzdem lecker. Würde ich unbedingt wieder mit Frucht machen (habe Marmelade genommen), vielleicht sogar mal Mandarinchen aus der Dose drauf. Dafür weniger Streusel und ein bisschen krümeliger (man siehe die Brocken...). Glasur habe ich wieder weggelassen. Hier das Rezept. Ich habe Margarine statt Butter genommen.
Übrigens habe ich einige vegetarische Grillalternativen probiert, die gut waren. Zum Beispiel "Vegetarisches Filet" und "Vegetarische Bratwurst" von Garden Gourmet. Das Filet war besonders lecker, die Wurst okay.
Ich habe so viele neue Rezepte zum Ausprobieren und schon einige Lieblinge unter den bisher ausprobierten. So kann es weiter gehen. :o)
Hier geht es weiter: Veganes Leben. Ich esse keine Tiere mehr. - Meine Ethik & die Folgen - Teil 11
Anja Kolberg
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Salat & Co
Meine Ethik & die Folgen - Teil 9
Was im Dezember noch an völlige Utopie grenzte, ist jetzt Realität: Lecker speisen ohne tierische Produkte. Ich find's schon fast verrückt, wie sehr sich eine Welt oder Vorstellung ändern kann.
Für alle, die auch Lust haben, sich mehr pflanzlich als tierisch zu ernähren, hier Abendessen-Ideen:
Blumenkohl-Nudeln (danke an Petra-Ute für das Rezept, das die italienische Mutter eines Freundes gerne kocht): Blumenkohlröschen in Gemüsebrühe kurz kochen, Spaghetti dazu (möglichst dünne, die nur 5 Minuten brauchen, z.B. No. 3 von Barilla, ) - vorher 1 mal durchbrechen. Parallel Pfanne auf den Herd, Zwiebeln in Olivenöl anbraten, wer will Knobi dazu, Pfeffer, Salz. Wenn die Nudeln gar sind - die Brühe ist fast verkocht - die Zwiebeln unter die Blumenkohlnudeln rühren. Evtl. noch mit Pfeffer/Salz abschmecken. Fertig. Schmeckt sehr lecker. Beim nächsten Mal würde ich mindestens 3 Zwiebeln nehmen. Das ist eine tolle Idee, die ich auch für andere Gerichte nehmen könnte, da die Zwiebeln eine herrliche Würze geben.
Kartoffel-Rucola-Salat (Rezept) mit Schnitzel. Beim nächsten Mal würde ich die Radieschen wie die Gurken in Stifte schneiden. Ich habe mehr Soße gemacht, als angegeben, das brauchte der Salat meines Erachtens. Dazu gab es Sojaschnitzel für mich und für meinen Mann ein Bio-Schweineschnitzel. Der Salat schmeckte uns beiden sehr: Grilltipp!
Foccacia mit Rucola-Salat: Gab es auch mal wieder. (Hier beschrieben.) Diesmal habe ich die Hälfte vom Hefeteig genommen und die andere Hälfte eingefroren, mal sehen, ob daraus nach dem Auftauen was wird. Grundlage war wieder das Brotrezept. Der Teig lässt sich prima am Tag vorher oder morgens vorbereiten, muss nur noch zwei Stunden, bevor er in den Backofen kommt, gehen. So sah das bei mir aus:
Nachdem der Teig vier Stunden im Kühlschrank war, habe ich die Hälfte auf dem Backblech verteilt und zwei Stunden in der Küche so stehen lassen. Danach habe ich Oliven auf den Teig gegeben und Salz darüber gestreut und ihn dieses Mal eine 1/4 Stunde im Backofen vorgebacken. (Beim letzten Mal war der Teig etwas matschig, weil ich die Tomaten gleich oben drauf gegeben habe, das wollte ich so vermeiden.)
So sah die Platte nach der 1/4 Stunde im Backofen drauf. Dann habe ich die gestückelten Tomaten aus der Dose darauf gegeben und noch etwas Salz darüber gestreut. Das ganze war dann noch eine 3/4 Stunde im Backofen, bis es so war wie ich wollte, nämlich möglichst durch. (Habe immer wieder mit einem Holzstäbchen getestet, ob noch Teig daran hängen blieb.)
Die Oberfläche war danach arg knusprig, ich dachte erst: Das schmeckt nicht, doch das Gegenteil war der Fall: Es schmeckte mit dem Salat darauf super!
Zum Rucola-Salat habe ich diesmal neben Tomaten auch Gurken gegeben. Wiederholenswert - finden mein Mann und ich.
Tipp für eine schnelle, schmackhafte Salatsauce: Die fertigen Salatmischungen von Alnatura (gibt es z.B. bei Globus). Nur noch Wasser und Essig (Öl kann man auch weglassen oder weniger nehmen, denn mir ist aufgefallen: Beim ersten Mal habe ich die Anleitung nicht vollständig durchgelesen und nur Essig und Wasser darunter gemischt, hat auch gut geschmeckt.)
Reis mit Pilzen - immer schnell gemacht. Diesmal mit ein paar frischen Streifen Bärlauch oben drauf. (Frische Champignons in der Pfanne mit Zwiebeln anbraten, mit Pfeffer, Salz, Curry abschmecken. Parallel Reis garen. Unter die Pilze mischen. Fertig.)
Gemüseburger mit frischem Salat und Backofenkartoffeln. Die Gemüseburger (von Alnatura: Fertigmischung muss nur noch mit heißem Wasser quellen, wird dann gebraten) schmecken übrigens auch kalt aufs Brötchen mit Ketchup als Frikadellenalternative. Diesmal gab es allerlei Reste zum grünen Salat: Gurke, Radieschen, ein Apfel... Lecker! ... und ich liiiiiebe Fassbrause dazu.
Nudeln mit selbstgemachtem Bärlauchpesto. Sieht gut aus - ist aber höllisch scharf, zwiebelig gewesen. Zurück bleibt lange ein Knobi-Geschmack. Nicht so unser Ding, lieber demnächst wieder Basilikumpesto - dank an Petra-Ute für das Rezept. (Zubereitung: Basilikumblätter - von einem ganzen Topf gezupft - in ein hohes Gefäß, Pinienkerne, Salz, Pfeffer dazu, nach Gefühl Öl hineingießen, pürieren und unter die heißen Nudeln mischen. Genauso bin ich mit der Packung Bärlauch vorgegangen, da ich keine Pinienkerne mehr da hatte, habe ich Cashews genommen, habe jetzt gelesen, Wallnüsse hätten gut dazu geschmeckt...)
Jetzt etwas, das uns nicht geschmeckt hat:
Wir mochten den Griesbrei von Dr. Oetker immer sehr gerne: Milch aufkochen, einstreuen, umrühren, fertig. Auf der Suche nach Milchersatz habe ich jetzt Kölln Drink Smelk Haferdrink Vanille ausprobiert. Uh, ich würde es nicht nochmal machen, es sei denn, mein Geschmackssinn wandelt sich wirklich schnell. Hat meinem Mann schon mal gar nicht und mir auch nicht wirklich geschmeckt. Ob ich wohl noch einen akzeptablen Milchersatz finden werde? (Update: Ja, kein Problem: Mandelmilch oder Reismilch von alpro. Köstlich.)
Für Minu habe ich mal wieder Leckerchen selbst gemacht. Das geht so einfach und die schmecken sogar mir sehr, dass Minu aufpassen muss, damit welche für sie übrig bleiben:
Ein Rezept habe ich dafür nicht. Ich nehme meist Mehl, Haferflocken, etwas Natron, Öl und mische noch einige Reste aus dem Kühlschrank hinzu: Zwiebel-Schmelz, Ketchup oder Tomatensauce, Sonnenblumenkerne, ein bischen Apfelsaft... Als Ei-Ersatz habe ich erstmals Sojamehl mit Wasser gemischt. Das hatte eine gute Konsistenz. Ich gebe dann nach Gefühl soviel Wasser darunter, bis der Teig sich gut auf dem Backblech ausrollen lässt. Meist lasse ich Minu am Teig ein bischen probieren. Mag sie ihn, mag sie auch das Ergebnis. Da die Leckerchen nach 15 Minuten backen über Nacht im Ofen austrocknen, sind sie relativ hart. Als Leckerchen-Alternative gibt es für Minu auch trockenes Brot, sie liebt es, wenn es so laut kracht und knackt.
Lecker ist der Thailänder. Hören Sie wie ich laut schlucke? Gemüse, scharfe Kokos-Curry-Sauce mit Erdnüssen und Kartoffeln, dazu Reis. War das lecker. Einzig der gebratene Tofu hätte weg bleiben können. Wiederholenswert - und vegetarisch! (Ich glaube sogar vegan, kann aber sein, dass Butter dran war.)
Hier geht es weiter: Veganes Essen wird zur Normalität - Meine Ethik & die Folgen - Teil 10
Ein schönes Wochenende!
Ihre Anja Kolberg
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- Frühere Beiträge finden Sie in der Rubrik: Blog
- Vegan werden und leben
Thema: Blog - 2011, 1. Halbjahr, Blog - Vegan werden und leben
Wie Hürden zu kleinen Abenteuern werden
Meine Ethik & die Folgen - Teil 8
Auf dem Weg zu einer veganen (rein pflanzlichen, also tierfreien) Lebensweise begegnen mir immer neue Aufgaben. Erst denke ich: Unlösbar. Wie soll das denn gehen? Dann beginne ich mich damit zu beschäftigen, recherchiere im Internet, lese, suche weiter und finde Lösungen. So ging es mir mit diesen Fragen:
- Was soll ich mir denn dann aufs Brot schmieren?
- Backen ohne Eier und Milchprodukte? Wie soll das denn gehen?
- Eine vegane Geburstagsparty?
- Was soll ich denn dann abends essen?
- Nichts Süßes mehr???
- Gibt es denn nur Soja und Tofu als Alternative?
- Was mache ich mit meinem fleischessenden Mann?
Inzwischen habe ich auf alle Fragen und Herausforderungen klasse Antworten gefunden. Wer meine bisherigen Beiträge zu diesem Thema verfolgt hat, weiß das. Es gibt zum Beispiel jede Menge Backrezepte, die ohne Milch und Ei auskommen. Mein Brotbelag bietet mir mehr Abwechslung als früher (ich war unabhängig von der ethischen Frage mit den Wurst- und Käsesorten geschmacklich sowieso "durch" und suchte Neues).
Wenn Sie durch meine früheren Beiträge stöbern möchten, hier sind sie noch einmal in Reihenfolge:
- Der Anfang: Meine Ethik ... und die Schwierigkeiten danach zu leben
- Essen möglichst ohne tierische Produkte - Meine Ethik & die Folgen
- Halbzeit-Veganeri - Meine Ethik & die Folgen (Teil 2)
- Glücklich sein & gut für mich sorgen - Meine Ethik & die Folgen (Teil 3)
- Meine Krücken - Meine Ethik & die Folgen (Teil 4)
- Das 'Warum' ist entscheidend - Meine Ethik & die Folgen (Teil 5)
- Geschmacks-Gewinn - Meine Ethik & die Folgen (Teil 6)
- Blick in den Kopftopf - Meine Ethik & die Folgen (Teil 7)
Meine neue Hürde: Ich brauche neue Schuhe. Fußbekleidung aus Leder sollte künftig auch tabu sein, wenn ich es ernst meine. Aber gibt es denn schöne Schuhe ohne Leder? Ich trage keine Schuhe mit hohen Absätzen und breit genug müssen sie für meine im Sommer schnell geschwollenen Füße auch sein. Andererseits bin ich auch nicht der "Springerstiefel-Typ". Was mag es da geben? Ich suchte und suchte und suchte... Zufällig liefen mir dann drei Adressen über den Weg. Die eine fand ich über einen Newsletter der interessanten Seite Utopia.de, wo ich jetzt das erste Mal bestellt habe (avocadostore.de).
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Thema: Blog - 2011, 1. Halbjahr, Blog - Vegan werden und leben
Blick in den Kopftopf
Meine Ethik & die Folgen - Teil 7
Was isst man, wenn man ohne Fleisch, Fisch, Milch, Käse, Eier, Sahne auskommen möche? Und wie soll das alles klappen, wenn der Partner weiterhin Tierisches essen möchte? Ich zweifle, ob es mit der veganen Ernährung klappen würde, wenn mein Mann nur kochen würde. Doch da ich seit Beginn meiner Auszeit vor einigen Jahren meistens koche und er mich unterstützt, in dem er oft auf eine Fleischbeilage verzichtet, geht es.
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Thema: Blog - 2011, 1. Halbjahr, Blog - Vegan werden und leben
Geschmacks-Gewinn
Meine Ethik & die Folgen - Teil 6
Donnerstag und Sonntag hatten meine Gäste Gelegenheit, die vegane Küche kennen zu lernen. Ich bin so glücklich, dass es ihnen gut geschmeckt hat. Mein Mann hat mich bei der Vorbereitung unterstützt und am Samstag die Zwiebelsuppe gekocht, die Salate mit vorbereitet. Wir sind dann ein tolles Team. :o)
Was ich meinen Gästen angeboten habe?
Donnerstag gab es Antipasti, verschiedene Sorten Oliven, die köstliche Oliventapenade, Brotaufstriche (ich finde das Wort "Mousse" stimmiger, wegen der ähnlichen Konsistenz und auch weil es leckerer klingt) von Tartex Cremisso (Meerrettich-Apfel, Paprika-Chili, Tomate Basilikum) und Zwergenwiese (Paprika-Peperoni, Rote Beete-Meerrettich), selbstgebackenes Fladenbrot, Melonen zwischendurch zum Neutralisieren und am Nachmittag zum Kaffee warteten zusätzlich Nussecken und Apfel-Marzipankuchen. Ab Mittag haben wir bei dem herrlichsten Wetter in der Sonne gesessen, schlemmt und gequatscht. Schöner kann ein Geburtstag nicht sein!
Ich habe das erste Mal Olivenöl mit Brot gegessen, schon öfter hatte ich diese Kombination beim Italiener gesehen, mich aber immer gefragt: Uh, wie kann man das essen? Seit letzter Woche lautet die Antwort: Weil es köstlich schmeckt! Ich hatte von VitaVerde, die auch die Oliventapenaden anbieten, Olivenöl bestellt. Der Geruchsunterschied alleine. Dieses Öl roch nach Urlaub, hm, frisch und zusammen mit dem selbstgebackenen Brot war es ein Gedicht: Ein Geschmacksgewinn. Jetzt kenne ich auch den Unterschied zwischen Olivenöl und gutem Olivenöl. Bisher war mir das egal, ich mochte es einfach nicht.
Sonntag gab es Französische Zwiebelsuppe mit Brotcroutons, Bohnen-Kartoffel-Salat, Rote-Beete-Salat, wieder verschiedene Brotaufstriche zum Probieren, die Produkte aus der Olivenmanufaktur, das selbstgebackene Brot diesmal mit kleingeschnittenen Oliven darin, Kokosmilchreis mit Blaubeeren oder Zimt & Zucker und die Nussecken (sie lassen sich wirklich sehr gut aufbewahren und vorbereiten). Lecker!
Eine rein pflanzliche Party: Das geht prima.
Abenteuerlich war die Zubereitung des Fladenbrotes. Obwohl einfach: Warmes Wasser, Trockenhefe, Mehl, Gewürze - über Nacht in den Kühlschrank, am nächsten Tag nach zwei Stunden in warmer Umgebung für 30 Minuten im Ofen backen. Aber... dieser Teig! Er ging und ging und ging. Als ich das erste Mal in den Kühlschrank schaute, hatte er den Deckel auf der Schüssel angehoben und war rausgekrabbelt und hatte ein weiteres Gefäß für sich eingenommen! Ich hatte Bilder vor Augen, wie der Kühlschrank aufspringt und der Hefeteig rausquillt :o) Nachdem ich ihn auf mehrere Schüssel aufteilte, war endlich Ruhe. :o)
Hier die Rezepte:
- Zwiebelsuppe
- Anti-Pasti
- Bohnen-Kartoffel-Salat (schmeckt auch ohne Speck, habe zur Soße noch Senf gegeben)
- Brot-Rezept
- Nussecken
- Apfelkuchen mit Zimt und Marzipan
- Kokosmilchreis
- Bezugsadresse Ölivenöl & Tapenaden
Von meinen Teilchen bin ich immer noch nicht weg, die erlaube ich mir mit Genuss. Wie schon geschrieben: Ich möchte meinen Weg mit kleinen Schritten und mit Liebe gehen. Genau so wie es geht.
Was es sonst noch zu essen bei uns gab?
- Gemüse-Burger von Alnatura mit Feldsalat und Backofenkartoffeln. Erfrischend schmeckten mir die Weintrauben im Salat. Links der Teller meines Mannes.
- Selbstgemachte Pizza: Heferezept klappt prima ohne Milch & Ei. Mein Belag: Tomatensauce, Zwiebeln, Mandarinen, Pilze. Kein Käse-Ersatz. Das andere Mal Spinat und Ruccola. Ist noch nicht optimal, teste weiter. Praktisch war, dass mein Mann 'seine' Seite vom Blech so belegen konnte wie er wollte und ich wie ich wollte.
- Kartoffel-Bohnen-Gullasch. Perfekt für zwei Tage. (Rezept nicht mehr online. Aus meiner Erinnerung: Paprikapulver, Zwiebeln, Tomatenmark in Öl anbraten. Mit Tomatenstückchen aus der Dose ablöschen, Glas Stangen- oder Strauchbohnen und gewürfelte Kartoffeln dazu.)
- Toastbrot mit verschiedenen Aufstrichen, Oliven, Olivenöl.
- "Chili sin carne" (einfach mal googlen) mit Soja-Geschnetzelten. Das erste Mal probiert, schmeckten uns die Geschnezelten, die an Hackfleisch erinnern ganz gut. Klitzekleines bischen wie Gummi gaben sie nach, sonst eine gute Alternative. Wir würden das nächste Mal den Koriander weglassen. Sauerrahm brauchten wir auch nicht.
- Himmel & Äd. Kölsches Gericht: Kartoffelpüree mit Apfelkompott und gebratenen Zwiebeln, die Blutwurst blieb weg. YamYam!
Für unseren Hund habe ich probiert, selber Leckerchen zu machen. Aus Mehl, Haferflocken, Öl, Sonnenblumenkernen und einem Rest Tomatensauce habe ich durch Ausprobieren einen Teig gemacht und daraus runde Knübbelchen gerollt. Die kamen dann 10-15 Minuten bei 180 Grad in den Ofen und blieben dort anschließend bei abgeschaltetem Ofen über Nacht, so waren sie am nächsten Tag richtig feste und hart. Minu liebt sie und hat schon alle weggefuttert.
Fleisch wird für mich zusehends unwichtiger. Ganz kurz hatte ich am Abend nach dem Unfall Heißhunger auf Wurst, dem ich nicht nachgeben brauchte. Ich konnte meinem Mann ein anderes Mal mit Leichtigkeit zuschauen, als er sich Frikadellen zubereitete und sie zum Abendessen verputzte. Kein Reiz vorhanden. *Hüpf*
Weiter geht's hier mit: Blick in den Kopftopf- Meine Ethik & die Folgen - Teil 7
Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2011, 1. Halbjahr, Blog - Vegan werden und leben
Das 'Warum' ist entscheidend
Meine Ethik & die Folgen - Teil 5
Mein Verzichtgefühl auf altbekanntes Essen verschwindet mehr und mehr und flackert nur noch auf, wenn ich besonders appetitlich zubereitete Speisen mit Fleisch oder Milchprodukten sehe oder rieche... Doch das geht vorbei und neue Lebensqualität macht sich breit.
"Wir haben in den letzten Wochen selten zweimal das Gleiche gegessen", bemerkte mein Mann, als wir abends Gemüseburger von Altnatura (haben uns beiden sehr gut geschmeckt) mit Backofenkartoffeln und Feldsalat (mit Essig-Öl-Senf-Pfeffer-Salz-Honig-Soße) auf dem Teller hatten.
Stimmt. Dabei gehöre ich nicht zu den Menschen, die am liebsten in der Küche stehen und die aufwändigsten Sachen probieren. Ich verbringe oft nur 1/2 Stunde Zubereitungszeit in der Küche und koche meist soviel, dass am zweiten Tag noch was zum Warmmachen übrig bleibt. Bisher schmeckte das meiste, was ich ausprobierte. Gott sei dank, muss ich sagen. Denn wenn's das nicht getan hätte, wäre es ein ganzes Stück schwieriger geworden. Obwohl:
Weil ich mich mit den Lebensbedingungen der Tiere beschäftigte und ein Mitgefühl für sie entwickelte, schaffe ich es, auf Käse, Ei, Wurst & Co. zu verzichten. Ich brauche mir nur vorzustellen, wie die Tiere vorm Schlachter warten und schon brauche ich das Fleisch nicht mehr. Oder ich denke an das Leben der Hennen in der Legebatterie oder an die flauschigen männlichen Küken, die auf riesigen Produktionsstraßen ihrem Schicksal entgegenfahren. Wie würde ich mich fühlen würde, wenn ich ein Kind hätte und es mir nach kurzer Zeit genommen wird, wie es den Kühen jedes Jahr erleben? Wie wichtig sind diese Lebensmittel dann noch?
Diese Gedanken helfen mir auf das zu verzichten, was mir schmeckt oder bisher schmeckte. Es gelingt mir nicht immer, denn bei fertigen Backwaren werde ich noch weich. Das ist ein Grund dafür, warum ich immer wieder neue Backrezepte ausprobiere, so dass ich immer weniger auf die Nachmittagssüßigkeiten aus der Bäckerei ausweichen muss. Das tolle: Ich finde immer wieder leckere Sachen.
Köstlichen Apfelkuchen zum Beispiel. (Wie in einem Kommentar unter dem Rezept angeregt, habe ich Rosinen, Walnüsse und Puddingpulver ergänzt.) Der Kuchen schmeckt prima. Ich würde nicht darauf kommen, dass darin weder Milch, noch Eier noch Butter enthalten sind. Auch meinem Mann hat er sehr geschmeckt.
Okay, ich musste auch schon Frösche küssen. Gar nicht lecker war ein Schoko-Bananenkuchen aus der veganen Vollwertküche. Das lag aber an meinen Fehlern und weniger am Rezept: In den Teig kamen getrocknete pürierte Datteln, ich nutzte Feigen, weil ich gar nicht auf die Idee kam, es handle sich um unterschiedliche Früchte... Und den Mandelmus für die Schokocreme machte ich selbst, beim Pürieren verbrannten die Mandeln. Ergebnis: Es schmeckte bitter. Wohlweislich belegte ich nur zwei Stücke vom Kuchen mit Bananen und dem Mus. Puh, was habe ich beim Probieren das Gesicht verzogen und mein Mann fands auch grausig. Ich werde den Kuchen nicht nochmal machen, wohl aber dem veganen Vollwertkochbuch, eine weitere Chance geben. Darin sind viele appetitanregende Fotos, die mich beim Blättern neugierig machten.
Wer weiß: Vielleicht handelt es sich bei dem geküssten Frosch doch um einen Prinzen? Ich habe es nur noch nicht erkannt?
Ich stehe mit meiner Unwissenheit nicht alleine da, das merke ich, wenn ich mich über meine Umstellung austausche: Mit einer Verkäuferin in der Bäckerei kam ich ins Gespräch, als ich ablehnte, diesmal etwas Süßes zu kaufen. Ich erzählte, ich habe diesmal selbst - ohne Ei, Milch und Butter - gebacken und sei auf dem Weg, Veganerin zu sein. Sie fragte, ob aus gesundheitlichen (würde jeder wohl sofort verstehen) oder aus anderen Gründen. Als ich ihr sagte, aus Mitgefühl, war ihre Reaktion: "Wieso? Kühe müssen doch gemolken werden? Es gibt doch extra Milchkühe." Ich berichtete ihr, obwohl ich neben einem Bauernhof groß geworden bin, war mir auch nicht klar gewesen, dass die Kühe für die Milch Nachwuchs bekommen müssen. Die Frau guckte betroffen und erzählte dann, dass ihre Tochter seit Jahren keine Milch mehr nimmt und zum Frühstück Haferflocken in Soja-Milch erwärmt (die von Alpro Soja würde ihr am besten schmecken) und dann noch Äpfel hinein schneidet und Zimt und Zucker darauf gibt. Leckere Idee!
Derweil macht mich die Milch-/Joghurt-/Käse-/Wurstwerbung immer wütender. Was werden wir mit Heile-Welt-Bildern für dumm verkauft!
Es kommt mir vor, als gäbe es zwei Welten: Die, in der ich bisher gelebt
habe. Genug Wasser, genug zu Essen, gute Versorgung, Frieden, Alltag.
Freiheit, soweit ich sie mir erlaube.
Die Parallelwelt: Menschen
leiden unter Hunger, Durst, Krankheiten, unwürdigen Arbeitsbedingungen,
Unterdrückung, Kriminalität und Krieg. Tiere werden in großen und
kleinen Produktionsstätten tagtäglich ausgebeutet und getötet.
Das Kuriose: Die wenigsten von uns wollen, dass es in dieser Parallelwelt so zugeht (und es sie gibt). Warum gibt es sie dann noch? Vielleicht, weil vielen im Alltag die Zeit fehlt, wirklich hinzuschauen oder weil hinschauen weh tut und wir die Konsequenzen ahnen, die es hat, wenn wir hinschauen. Das Verlassen eines vermeintlich sicheren, bequemen und altbekannten Weges ist alles andere als leicht.
Deswegen ist das Warum entscheidend. Nur, wer eine Motivation hat, die aus dem Inneren kommt, ist bereit, einen neuen Weg einzuschlagen - mit allen Unannehmlichkeiten und Unsicherheiten, die uns auf dem neuen Pfad erwarten.
"Du kannst die Welt nicht ändern. Das bewirkt sowieso nichts. Du kannst den Tieren nicht helfen." So oder so ähnlich lauteten Reaktionen, die ich hörte. Ich sehe das anders. Ich möchte nicht länger in Lethargie verharren und mich dadurch innerlich abschneiden - wie ich es unbewusst lange getan habe. Ich möchte etwas tun, getreu dem Zitat von Gandhi.
Als Einzelperson trage ich einen kleinen Anteil dazu bei, dass sich die Welt verändert. Das empfinde ich besser als zu resignieren. Viele Menschen, die alle ein bisschen tun, haben Erfolg! Hier nur einige Beispiele:
- Britische Bevölkerung wehren sich erfolgreich gegen den Bau einer Tierfabrik mit über 3700 Kühen - Meldung EU-Umweltbüro vom 17.2.2011 ist offline
- Erfolg für Umweltaktivist/innen: Japanisches Industrieschiff bricht illegale Walfangsaison vorzeitig ab Bericht Focus
- Weltweit größter Teehersteller stoppt vor Beginn einer neuen PETA-Kampagne alle Tierversuche für Tee [PETA Bericht offline]
- "100 Millionen Menschen könnten zusätzlich ernährt werden, wenn die Industrieländer ihren Fleischverbrauch um nur 10% reduzieren würden. - An einem Tag, an dem wir uns vegetarisch ernähren, sparen wir bis zu 90 Badewannen voll Wasser. - Durch eine Reduktion des Fleischkonsums könnten der Klimawandel entscheidend begrenzt und die durch ihn verursachten Kosten um weltweit 20 Milliarden US-Dollar verringert werden. " Bericht auf halbzeitvegetarier.de, Webseite inzwischen offline
Jeder einzelne von uns hat also Macht. Deswegen beteilige ich mich weiterhin an Protestaktionen der Umweltverbände, Tierschutzorganisationen und schreibe Unternehmen an, um Änderungen anzustupsen. Heute zum Beispiel Hersteller von Mode in Übergrößen, damit auch sie künftig Kleidung nach GOTS-Standards produzieren und anbieten. Diese Standards sorgen für eine sozialverträgliche und umweltschonende Kleidungsproduktion.
Mir macht das so richtig Spaß! Ist ein bisschen wie Robin Hood spielen.
Es ist etwas in Bewegung. Ursprung dessen sind auch die vielen Verbraucher, die beim Einkauf genauer nachfragen, die Produkte aus der Massentierhaltung links liegen lassen oder sich mehr und mehr informieren. Die Zeitschrift Schrot & Korn, welche in vielen Bioläden kostenlos ausliegt und hier im Internet gelesen werden kann, finde ich sehr informativ (im Internet mit Bioladen-Suche).
In der Küche haben wir diese Woche Französische Zwiebelsuppe gekocht. Lecker! Mein Mann hat sich Käse in seine Suppentasse gerieben, ich habe dazu Brot mit Brotaufstrich gegessen. Die Suppe schmeckt auch am zweiten Tag noch toll. Einfach + vegan. Geschmeckt hat auch die Reis-Möhrensuppe (ca. 100 gr Reis und 300 gr geriebene Möhren mit 1,5 Liter Gemüsebrühe gar kochen, mit Gewürzen abschmecken).
Weiter geht's hier mit Geschmacks-Gewinn - Meine Ethik & die Folgen - Teil 6
Trällernde Grüße aus Köln
Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2011, 1. Halbjahr, Blog - Vegan werden und leben
Meine Krücken
Meine Ethik & die Folgen - Teil 4
Ich finde durch die Beschäftigung mit der veganen Lebensweise Interesse und Freude daran, mich gesünder zu ernähren. Ich tausche mich mit Gleichgesinnten aus, lese viel und erfahre mehr über die Auswirkungen bestimmter Lebensmittel. Vieles davon wusste ich schon lange, aber heute interessiert es mich und vernetzt sich dazu mit meiner Motivation. Ich öffne mich zunehmend dafür, diese Informationen zu verarbeiten und daraus Konsequenzen zu ziehen. Natürlich weiterhin Schrittchen für Schrittchen. Denn:
Es ist für mich nicht möglich, meine Ernährung auf rein pflanzlich und gesund umzustellen. Ich brauche Krücken, die mich bildlich gesprochen auf die andere Seite der Ernährung bringen.
Gehhilfen sind nicht ideal. Optimal wäre vielleicht, alleine zu laufen, aber das schaffe ich nicht und die Krücken machen die Sache merklich einfacher und in vielen Fällen (siehe Beinbruch) ein Vorwärtskommen überhaupt erst möglich.
So ist es auch bei mir. Ich brauche kleine Helfer, die mich auf die andere Seite begleiten, auch wenn sie manchen vielleicht aufschreien lassen - bei dem Gedanken muss ich schmunzeln - oder wider Ernährungsregeln sind. :o) Die waren und sind mir aber wurscht.
Was diese Krücken für mich sind? Zucker. Weißmehl. Süße Backwaren aus der Bäckerei (definitiv nicht vegan). Am Abend Chips.
Nicht ideal, aber sehr hilfreich. Sie machen mir das Leben leichter und helfen mir, die andere Seite zu erreichen. Und das ist himmlisch!
Vor vierzehn Tagen begann ich, statt Kaffee mit Milch und Zucker, stark gesüßten Espresso zu trinken, um von meinem Schuss Milch auch noch weg zu kommen. Das ging, ich vermisste die Milch nicht. Allerdings frage ich mich zwischendurch immer wieder mal: Was trinke ich da eigentlich für eine schwarze Brühe?
Bis Anfang zwanzig schmeckte mir Kaffee gar nicht, dann war ich mit meiner Chefin auf der Ambiente in Frankfurt und an den Ständen wurde von unseren Lieferanten Kaffee ausgeschenkt, ich wollte erst ablehnen, dann meinte meine Chefin, ich solle ihn mal mit ganz viel Zucker probieren, so hätte sie sich auch an Kaffee gewöhnt. So fand ich Gefallen an dem Getränk... Zuletzt wie so viele Kaffeeliebhaber habe ich ihn sehr oft und meist mit aufgeschäumter Milch getrunken, in unserer Küche steht ein großer Milchaufschäumer und ein Kaffeevollautomat.
Das schwarze Wasser habe ich oft nur halb ausgetrunken. Ist mir beim Kaffee mit Milch nicht passiert.
Möchten Sie ein paar Blicke in unsere Kochtöpfe werfen?
Besonders lecker fand ich Nudeln mit selbstgemachtem Pesto - ein Gedicht! Warum habe ich das nicht schon früher gemacht? Die Nudeln dufteten so intensiv nach Basilikum. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen. Das will ich noch ganz oft machen. (Basilikum von einem ganzen Topf ernten, Öl, Salz, Pfeffer und Pinienkerne - ich habe zwei Beutel genommen - nach Geschmack dazu, purieren und unter die gekochten Nudeln geben.) Schmeckte auch ohne Parmesan.
Bohneneintopf. Den hatte ich selbst noch nie gemacht. Im Biosupermarkt lächelte mich auf der Suche nach neuen Sprossen, die Tüte "Bunte Hülsenfrüchte" an. Inhalt: Rote Nierenbohnen. Schwarze Bohnen. Weiße Bohnen. Mungobohnen. Braune Linsen. Grüne Linsen. Kichererbsen und Gelbe Orientlinsen. Auf der Rückseite las ich eine einfache Anleitung für die Zubereitung, man brauchte Lauch und Möhren, die ich noch zu Hause hatte. Ich habe die Hülsenfrüchte nach Verpackungsanleitung zubereitet, Möhren, Sellerie, Lauch und Kartoffeln hinzu gegeben, mit Gemüsebrühe gewürzt. Lecker! Nach einer Stunde war das Gericht fertig. (Ich hatte die Mischung nicht 12 Stunden wie angegeben, sondern nur 4 eingeweicht, hat auch so funktioniert.) Meinem Mann hat's auch ohne Fleischeinlage geschmeckt, er hat sich lediglich noch etwas Essig untergemischt. (Natürlich wäre ihm Speck und Wurst dazu lieber gewesen. Ich find's klasse, dass er sich so auf seine Art beteiligt.) Dazu gab's Brot mit verschiedenen Aufstrichen. Lecker. Der Eintopf reichte für zwei Tage, ein tolles Wintergericht.
Einen Abend habe ich meinem Mann Bio-Würstchen für Hot-Dogs erwärmt und mir den leckeren Rote-Beete-Salat gemacht, dazu habe ich Brot mit Brotaufstrich gegessen.
Besonders lecker ist der Brotaufstrich 'Cremisso Basilikum-Tomate' von Tartex (im 180 gr Glas), wenn dann noch frische Tomaten oben drauf kommen, kann ich gar nicht mehr aufhören, so lecker schmeckt das. Gut schmeckt mir auch "Rote Beete-Meerrettich-Streich" von Zwergenwiese. Diese beiden zusammen auf einer Scheibe Brot sieht toll: Orange und pink! (Das erste Foto ist nichts geworden, ich musste nochmal knipsen, da hatte ich aber eine Schnitte schon verputzt.) Meinem Mann schmeckte Zwiebelschmelz von Zwergenwiese als Alternative zu Griebenschmalz.
Als Nachtisch gab es mehrmals in unterschiedlicher Zusammenstellung Obstsalat. Besonders die Melone: Lecker. (Auch so eine Krücke: Das Obst ist weder saisonal noch regional. Es wird von irgendwoher importiert, ist gespritzt... Egal. Jetzt ist es erstmal lecker und eine herrliche Alternative zu Vollmilchschoki oder altbekanntem Nachtisch wie Vanillepudding, Quarkspeise...)
Eine Herausforderung sind die Ruccola-Keimsprossen (im Gegensatz zu den unkomplizierten Mungobohnen-Mischungen). Ruccola ist definitiv nicht für mein Keimglas geeignet, da sie nach dem Einweichen eine glitschige Hülle bilden und das Sieb verstopfen. Ein Wässern ist so, ohne die winzigen Samen zu verlieren, kaum möglich. Heute habe ich mir ein anderes Keimgerät gekauft, es sind drei übereinander liegende Siebe mit einer Abtropfmöglichkeit. Darauf liegen die Sprossen nebeneinander und nicht mehr übereinander. Hoffentlich klappt es, denn die Idee, Ruccola-Sprossen zu essen, finde ich verlockend!
Wenn's schnell gehen soll oder ich keine Lust habe, lange in der Küche zu stehen, mache ich Backofenkartoffeln (einfach rohe Kartoffeln in Würfel oder Spalten schneiden, gerne auch mit Schale und mit einem Öl-Pfeffer-Salz-Gemisch vermengen, auf ein Backblech bei 200-250 Grad goldbraun backen, ob sie gar sind, teste ich immer mit einem Piekser, dauert ca. 20-30 Minuten) oder Backofenfritten (aus der Tüte) mit dem Soja-Schnitzel (das mir immer noch gut schmeckt, aber kein Bio-Soja ist) und meinem Mann ein paniertes Bio-Schweineschnitzel (habe ich in Denns Biosupermarkt im Kühlfach entdeckt). Alternativ Nudeln mit Tomatensoße aus dem Glas oder mit Ketchup.
Ich wünsche Ihnen ein zauberhaftes Wochenende!
Hier geht es weiter auf meinem Weg zu einem veganen Leben, mit dem es mir gut geht: Das 'Warum' ist entscheidend - Meine Ethik & die Folgen - Teil 5
Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2011, 1. Halbjahr, Blog - Vegan werden und leben
Glücklich sein & gut für mich sorgen
Meine Ethik & die Folgen - Teil 3
Seit einigen Tagen fühle ich mich fröhlicher und beschwingter. Da ist Leichtigkeit, ein Gefühl von Befreiung, als hätte ich eine Schwere abgestreift, die Jahre in mir zu Hause war. Das ist toooooooohooooll! *Grins-über-beide-Backen*
Dienstag früh war ich zum ersten Mal seit meiner Entscheidung, mich möglichst pflanzlich zu ernähren, eingeladen. Eine gemeinsame Freundin hatte Babsi und mich zum Frühstück eingeladen. Eigentlich waren wir Anfang Dezember zur Hausbesichtigung verabredet, doch der Termin fiel wegen des Beinbruchs meines Mannes ins Wasser. Jetzt kann ich endlich wieder Termine machen, mein Mann kann sich immer besser bewegen.
Vom Frühstückstisch hätte ich mir Brot und Marmelade genommen, ich hatte nicht mit dem gerechnet, was uns erwartete: Neben Wurst- und Käseaufschnitt hatte sie bedacht, dass ich mich anders ernähren möchte. So haben wir drei nach Herzenslust verschiedene vegane Streichpasten, köstlichen Chocoladen-Zartbitter-Aufstrich (Rapunzel), selbstgemachten Obst- und Rote-Beete-Salat - welchen ich unbedingt auch machen muss, ich hätte ihn leeressen können - und noch viele Leckereien mehr gestestet. Eine tolle Idee. Liebe Steffi, das war ein traumhafter Vormittag und ein tolles Ambiente. Was für ein schönes Zuhause und für ein Glücksgefühl für mich, ich habe mich so wohl gefühlt, danke nochmal über diesen Weg!
Ich habe gemerkt: Es gibt so viele Möglichkeiten, pflanzlich zu genießen. Einen Moment ist es mir schwer gefallen, keinen Lachs zu essen oder keine Mozarella-Kugeln, dann habe ich die köstlichen Alternativen gesehen und es war gut. Zum Beispiel den Rote-Beete-Salat, deren Rezept Steffi mir und Ihnen verrät: 5 Knollen rote Beete, Enden abschneiden und kochen, bis sie weich sind, dauert mindestens eine Stunde. Zum Schutz vor ihren hervorragenden Färbeeigenschaften Einmalhandschuhe überstreifen und rote Beete unter kaltem Wasser abschrecken, dabei deren Haut abstreifen. Rote-Beete in Würfel schneiden. Soße aus Zwiebeln, Essig, Öl, Senf, Zucker, Pfeffer & Salz machen. Fertisch! Danke für das Rezept, Steffi!
Am Wochenende habe ich vegane Nussecken gebacken. Köstlich! Heute habe ich die letzten verputzt, sie halten sich prima - ohne in eine Dose gefüllt zu werden.
Die Nussecken sind ein schönes Mitbringsel, das habe ich gestern Nachmittag ausprobiert. Da war ich bei einer weiteren Freundin zur Wohnungsbesichtigung ans Rheinufer nach Mülheim eingeladen. Seufz! Ein Traum, ein Ort zum Sein, liebe Anna-Katharina. Ich sehne mich dem Sommer entgegen und sehe mich auf deiner Terrasse sitzen, schreiben und genießen. Der Austausch mit dir hat mir so gut getan.
Der Dienstag war mein Energie-Aufladetag - dank der Zeit, die ich mit Menschen verbracht habe, dir mir am Herzen liegen. Es ist ein Geschenk für mich, Menschen zu kennen, mit denen ich über die Themen sprechen kann, die meine Seele bewegen und bei denen ich mich angenommen fühle wie ich bin.
Mit meiner Blumen-Freundin Petra-Ute kann ich mich auch wunderbar über Rezepte austauschen. Hier eines von ihr, welches zum Beispiel zu Kartoffeln, Nudeln oder Reis schmeckt: Zwiebeln und Pilze in der Pfanne anbraten, Pusta-Salat inkl. süß-saurem Einmachwasser (nach Bedarf) in die Pfanne geben, mit Tomatenmark binden. Geht ruckizucki & ist lecker! Danke, liebe Petra-Ute.
Vegane Ernährung ist auf einmal so einfach! Es macht mir Spaß mich über darüber auszutauschen, wie viele leckere pflanzliche Rezepte es gibt. Mir läuft das Wasser bei dem Gedanken im Mund zusammen.
Eine prima Erleichterung fürs Einkaufen ist die Liste auf Rezeptefuchs.de von veganen Lebensmitteln, die es bei normalen Supermärkten zu kaufen gibt, inklusive Abbildung und Angabe Inhaltsstoffe, Preis, EAN-Code usw. Da sind auch Minzschoko-Produkte bei. Juchuuuuu!!!! Als ich in der Suchfunktion 'Schokolade' eingab, warf er 6 Seiten mit Produkten raus. Alleine das macht mich glücklich! Hüpfihüpf!
Wallnüsse, Paranüsse, Haselnüsse, Cashewkerne, Honig-Frühstückspops von Alnatura (zum Wegfuttern) - so sieht ab und an unser Snack beim TV aus.
Montag Abend habe ich für meinen Mann Gullasch warm gemacht, den Petra-Ute Guido geschenkt hatte. Das roch verlockend, das Wasser lief mir im Munde zusammen und mein Inneres sagte: "Nun iss schon, mach kein Dogma draus!" Als ich es mir erlaubt hatte: "Okay, dann esse ich davon mit." - war der Appetit darauf verflogen. Ich stelle mich nicht unter Druck, ewig auf tierisches zu verzichten. Sowas mag mein Inneres nicht. Im Moment möchte ich einfach nichts tierisches essen, deswegen nehme ich meine Bedürfnisse ernst.
Ebenso nehme ich die Bedürfnisse meines Mannes ernst, tierische Produkte essen zu wollen. Es ist mir wichtig, ihm das zu lassen, was ihm schmeckt und wichtig ist. Ich fühle mich unwohl, wenn mich jemand missionieren will, daher mache ich das auch nicht bei ihm, obwohl es für mich bequemer wäre, wenn wir gemeinsam diesen Weg gehen würden. Der freie Wille ist ein hohes Gut für mich.
Gut für mich sorgen, heißt für mich auch, mich zu schützen vor Themen, die mir nicht gut tun. Nur, wenn ich selbst wirklich dafür aufgeschlossen bin, etwas aufzunehmen, dann ist der richtige Zeitpunkt. Ich habe jahrelang die Themen weggeklickt, wenn es um Ernährung ging oder Umwelt oder Tierhaltung. Es tauchte in meinem Bewusstsein als Information auf und ich habe es weggeschoben. Nicht wichtig. Zuviel. Will ich nicht. Ganz wichtiger Selbstschutz. Inzwischen bin ich dafür aufgeschlossen und mehr und mehr verändert sich mein Leben.
Ein Schritt weiter auf dem Weg: LEBEN WIE ICH ES WILL!
Hier geht es weiter auf meinem Weg: Meine Krücken. Meine Ethik & die Folgen - Teil 4
Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2011, 1. Halbjahr, Blog - Mich selbst annehmen, Blog - Vegan werden und leben
Halbzeit-Veganerin
Meine Ethik & die Folgen - Teil 2
Es ist mir wurscht, dass Kühe pupsen und diese Gase nicht gut für die Umwelt sind. "Was raus muss, muss raus", sagt meine Oma immer. Ich denke bisher nicht groß darüber nach, was Zucker, Weißmehl oder Kaffee für meine Gesundheit bedeuten. Doch je mehr ich mich über Massentierhaltung informiere, desto bewusster werden mir dessen Konsequenzen für die Umwelt, für die Menschen und meine Gesundheit. Mein Wissen vernetzt sich, neue Themen kommen hinzu. Wissen verändert mich.
Ich verstehe allmählich, dass unser enormer Fleischkonsum den Menschen in Entwicklungsländern das Essen wegnimmt. Warum? Die Besitzer der Fleischfabriken brauchen Futter für die Tiere, welches zum Teil aus Entwicklungsländern importiert wird, statt dort den Einheimischen als Nahrung zur Verfügung zu stehen. Dafür wird dort - um Platz für den Anbau zu haben - u.a. der Regenwald gerodet und große Monokulturen z.B. an Sojapflanzen, Palmpflanzen (für Palmöl) angelegt. Der Spiegel berichtete darüber 1987 (!): "Das Vieh der Reichen frißt das Brot der Armen".
Aus 10 kg (andere Quellen schreiben 5 kg) Getreide wird 1 kg Rindfleisch gewonnen. Das klingt erst mal nicht bemerkenswert, blicke ich auf die Gesamtzahlen, wird mir schwindelig: 2009 gab es alleine in der EU 88,9 Millionen Rinder, weltweit waren es 977,3 Millionen (Quelle: "Überblick Rindfleisch" vom 15.2.2010 herausgegeben vom Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Freistaat Sachsen. Artikel nicht mehr online.) Bei diesen Zahlen handelt es sich "nur" um die Rinder, es gibt noch Geflügel, Schweine, Schafe... (Weitere Quellen, Artkel ebenfalls nicht mehr online waren vebu.de - sowie "Ökologische Folgen des Fleischkonsums" von vegetarismus.ch)
Wir sind ein Tier-liebendes Land, unsere Haustiere sind wie Familienmitglieder für uns. Das Herz geht uns über, wenn wir kleine Küken, Ferkelchen oder Lämmer sehen. Gleichzeitig essen wir Spanferkel, Osterlamm oder lassen zu, dass die Hälfte aller Küken geschreddert oder vergast werden. Warum passiert das? Wer glaubt, Tiere leiden nicht, wenn sie geschlachtet werden, kann sich anschauen, was Paul McCartney in seinem Film Wände aus Glas dazu zeigt und sagt: "Wenn Schlachthäuser Wände aus Glas hätten, wäre jeder Vegetarier."
Wenn jeder von uns wüsste, was das Tier erlebt hat, dessen Schnitzel ich auf dem Teller habe oder was das Huhn durchleben musste, dessen Nugget ich gerade aus der Fastfoodtüte hole: Wir würden kein Fleisch mehr essen. Ich bin mir sicher. Wir sind keine schlechten Menschen. Wir sind mitfühlende Wesen, die nicht wollen, dass es anderen schlecht geht oder sie für uns leiden müssen.
Das Problem ist wohl eher, dass wir nicht wissen, was sich in den Tierfabriken abspielt, auf den Transportwegen und in den Schlachthäusern. Was ich mir in den letzten Wochen an Fotos, Videos (vieles musste ich stoppen) und Berichten angeschaut und durchgelesen habe, ist so Lebewesen verachtend, dass ich kein Fleisch mehr essen kann, auch keines aus der Biohaltung. Auch wenn die Tiere dort bessere Lebensbedingungen haben, als in der Massentierhaltung, müssen sie auch dort ihr Leben im Schlachthaus lassen, weil wir ihr Fleisch wollen. Ich kaufe für mich persönlich keine Eier mehr (es könnte sein, dass ich beim Pillekuchen meiner Oma schwach werde...) und versuche darauf zu achten, Lebensmittel zu kaufen, in denen keine Eier (meist aus Legebatterien) gelandet sind. Bei Backwaren will es mir noch nicht gelingen.
Auch die Milch wird mir immer mehr zuwider auch wenn ich es noch nicht gänzlich schaffe, sie aus meiner Ernährung zu streichen. Ich will nicht, dass die Kühe einmal im Jahr zwangsgeschwängert werden, nur damit ich Milchkaffee trinken kann. Nein, verflixt nochmal nein! Ich wusste wirklich nicht, dass Kühe ein Kälbchen bekommen müssen, um Milch zu geben, obwohl es logisch ist. Sie sind Säugetiere. Jede Mutter - auch ich ohne ein Kind - kann fühlen, wie grausig es sein mag, wenn einem das Kind weggenommen wird. Für die Milchkühe ist dies ein jährlich wiederkehrende Realität. Das alles passiert, damit ich in meiner Bequemlichkeit und gewohnten Geschmackswelt bleiben kann und riesige Konzerne weiterhin Geld scheffeln? Ich will das nicht mehr. Ich habe wirklich gedacht, Kühe geben einfach Milch, weil es deren Natur ist und ich dachte, alle Kühe dürfen raus auf die Wiese und dort grasen (und pupsen). Nein, ich wusste nicht - oder wollte nicht wissen, dass es heutzutage riesige Milchfabriken gibt, in denen möglichst viele Kühe leben und kaum ihren natürlichen Bedürfnissen Raum geben können, geschweige den Himmel und die Wiese sehen. Ich würde durchdrehen, wenn ich eingesperrt und von anderen bestimmt würde.
Das alles scheint heute nötig, damit die Milch in Massen produziert werden kann, um preiswert im Supermarktregal feil geboten zu werden. Warum zeigt kein Hersteller bei der Milch- und Joghurtwerbung wie die Tiere real leben? Mit den grünen Wiesen und den Heile-Welt-Bildern fühle ich mich mehr als veräppelt und hinters Licht geführt. Ich spüre wie Wut in mir hochsteigt. Ich hoffe, dass ich es mit der Zeit schaffe, auf die Kaffeemilch zu verzichten.
Doch mein Motto bleibt: Einen Schritt nach dem anderen. Es bleibt mir wichtig, mich in der Umstellung meiner Ernährung nicht zu überfordern, sondern mit langsamen und liebevollen Schritten vorwärts zu gehen. So wie es mir möglich ist, deswegen gehört die Kaffeemilch noch dazu.
Es ist mir wichtig, zu schreiben, dass ich keine Landwirte verteufle. Ich bin in einem Dörfchen aufgewachsen, in dem es zu meiner Kinderzeit drei Bauernhöfe mit je ca. 30 Kühen gab, einen direkt neben unserem Haus, der einzige, der heute noch existiert. Auch meine Familie hatte als ich Teenager war einen Jungbullen, der im Sommer auf der Wiese war und im Winter im Stall stand. Die Eltern meines Vaters hatten früher Landwirtschaft, meine Tante hatte früher einen Bauernhof, ich kenne viele Landwirte persönlich.
Das sind alles Menschen, die das Herz am rechten Fleck haben und liebevoll mit ihren Tieren umgehen. Die Kühe sahen außer im Winter, wo sie im warmen Stall lebten, die Sonne und konnten auf der Weide grasen. Das sind andere Zustände als die in den riesig großen Betrieben.
Es ändert sich vieles in unserer Gesellschaft. Was früher noch alltäglich war, ist heute undenkbar. So wurden früher die Hofhunde an Ketten gehalten, mehr als ein halbes Jahrhundert später ist das nicht mehr vorstellbar, längst dürfen sie mit aufs Sofa und wir regen uns über die Kettenhunde in anderen Ländern auf. Früher machte man sich keine Gedanken darüber, das war einfach so.
Genauso ist es heute mit dem enormen Fleischkonsum. Man macht sich keine Gedanken darüber. Es ist so, unser normales tägliches Leben. Ich glaube, dass sich auch das mit den Jahrzehnten ändern wird. Die Zeiten verändern uns alle. Wir werden sensibler - für die Gefühle der Tiere und für uns selbst auch.
Das einzig Gute an all den traurigen Tatsachen ist: Jetzt weiß ich es und ich kann handeln! Ich kann mir Alternativen suchen, anders essen, anders einkaufen, mich weiter informieren.
Es macht mir Spaß, mich mit meiner Ernährung auseinander zu setzen. Mir ist immer noch egal, dass die Kühe pupsen, mir ist aber längst nicht mehr egal, wie die Tiere gehalten werden und welche Auswirkung die Massentierhaltung hat. Doch selbst dort machen meine Gedanken nicht stopp. Als nächstes steht Waschpulver auf meiner Einkaufsliste. Diesmal werde ich nicht wahllos ins Regal greifen, sondern mal schauen, was es für grüne Alternativen gibt, für die der Regenwald nicht abgeholzt wird. Was für ein Glück, dass es das Internet gibt!
Meine Einkäufe dauern länger, weil ich genauer hinschaue: Was steht an Inhaltsstoffen auf der Verpackung? Auf den Inhaltsangaben im Bioladen las ich zum Beispiel "Palmöl". War Palmöl nicht ein Grund, warum die grüne Lunge der Erde zerstört wird? Gibt es da Unterschiede? Welche? Durch Zufall stieß ich auf einen Artikel von Alnatura und ihr konsequentes Nachforschen zum Thema Bio-Palmöl. Dies zeigt, wie umfassend so ein Thema ist, welcher Verbraucher blickt da noch durch?
Insgesamt wäre es konsequenter, wenn ich mich von dem ernähren würde, was bei uns saisonal zu kaufen ist. Vielleicht werde ich wie meine Eltern und Generationen zuvor im Spätsommer Obst einkochen, Gemüse sauer einlegen oder selbst Brot backen. Als meine Mutter an MS erkrankte, stellten wir unsere Ernährung auf Vollwertkost um und ernährten uns zwei Jahre fleischlos. Mein Papa machte Brotaufstrich und Ketchup selbst, wir haben Sellerieschnitzel gegessen, es wurde Obst gedörrt. Bis heute backt mein Papa das Brot selbst. Das ist vielleicht lecker!
Durch die Auseinandersetzung mit dem Thema in den letzten Wochen kann ich jetzt selbst und bewusst entscheiden: Ich will das. Ich bin längst nicht mehr in der Situation, dass ich muss, weil wir mit der ganzen Familie die Ernährung umgestellt haben. Heute bin ich aus mir heraus motiviert - und ich will. Das ist ein himmlischer und starker Unterschied.
Um Obst und Gemüse einzumachen bräuchte ich Land, Zeit und eine dicke Portion Lust. Ein eigener Gemüse- und Obstgarten, oh ja, das ist Arbeit. Ich erinnere mich an früher. Wir hatten sogar ein oder zwei Jahre einen eigenen Kartoffelacker. In einer Zeitschrift las ich, dass man 100 m² Garten braucht, um eine vierköpfige Familie von Frühling bis Herbst mit Gemüse und Obst zu versorgen und 250 m², wenn es für ein ganzes Jahr reichen soll. Wer in der Stadt oder in Stadtrandgebieten hat das schon? Ganz zu schweigen von dem Equipment, dem Einkocher, den Weck-Gläsern, die man zum Einkochen braucht. Das ist alles zu besorgen, wenn ich will und das Wissen wie es geht ist ist noch in den Generationen unserer Eltern und Großeltern vorhanden.
Als ich klein war, kam meine Großtante in der Apfelzeit zum Einmachen zu uns. Dann wurden Wäschebütten voller Äpfel im Akkord geschält, gekocht, passiert, in ausgekochte Einmachgläser gefüllt und im Einkocher versenkt. Anschließend wurden die Gläser mit Küchenhandtüchern abgedeckt und nach dem Abkühlen im Keller oder Vorratsraum gelagert. Ich sehe die Regale mit eingekochten Birnen, Stachelbeeren, Pflaumen, Kirschen, Kürbis, Bohnen und Apfelmus in Gläsern vor mir. Hm, köstlich! Keine Frage: Auch ein Haufen Arbeit, der mir als Kind keinen Spaß gemacht hat, weil ich helfen "musste". Heute würde das anders aussehen, weil ich mich frei und bewusst dafür entscheiden würde - oder auch dagegen.
Eine Straße weiter verrotten im Herbst/Winter die Äpfel am Apfelbaum. Auch meine Eltern erzählten mir, dass sie mehrere Eimer Äpfel geschenkt bekommen haben. Keiner wollte die Äpfel haben. "Zu viel Arbeit." "Was ist da schon dran?" Auch ich habe einen Eimer mitgenommen und ein paar Tüten Apfelkompott eingefroren. Wer macht heute noch ein? Karen Duve schreibt in ihrem Buch "Anständig essen", dass sie bei den Preisen eingelegter Früchte im Bioladen darüber nachdenkt, selbst einzukochen. So führt der höhere Preis von Lebensmitteln im Bioladen zum Nutzen der Ressourcen vor Ort. Dinge, die weggeschmissen werden, finden wieder Beachtung. Nicht umsonst bringen immer mehr Verlage Bücher über den eigenen Gemüsegarten raus. Die Nachfrage ist da, mehr Menschen haben Lust auf das eigene Grün. Und in den Städten erlebt der Schrebergarten eine Renaissance.
Neben dem Einmachen, dem Besuch im Supermarkt, auf dem Markt, im Bioladen oder in einem Hofladen gibt es noch andere Möglichkeiten, regelmäßig frisches Gemüse - eine der Ernährungsalternativen für mich - zu bekommen. So überlegen wir, ob wir die Gemüsetüte über das Reformhaus bestellen wie wir das vor einigen Jahren mal machten. Darin gab es oft Gemüse aus der Region mit Namen, die wir noch nie gehört hatten und super schmeckte: Postelein-Salat zum Beispiel. Einzig der wiederkehrende Hokaido-Kürbis hat uns zur Absage getrieben. Aber es gibt ja viele solcher Angebote. Wenn ich will, werde ich eine Alternative finden.
Der Begriff "Halbzeit-Vegetarier" gefällt meinem Mann. Er möchte nicht auf Fleisch, Wurst und Käse verzichten, ist damit einverstanden, weniger zu konsumieren. Die Idee: Zwei halbe Vegetarier sind ein Ganzer. Auf der Suche nach Biofleisch für ihn fragte ich letzte Woche an der Fleischtheke bei Globus nach. Auskunft: Haben sie nicht, auch nicht absehbar. In den Biosupermärkten wurde ich fündig. Preischeck: Das Bio-Hackfleisch kostet mehr als das dreifache des "normalen" aus dem Supermarkt. Das hat zur Konsequenz, dass ich weniger davon einkaufe, denn die Menge des uns zur Vergügung stehenden Budgets bleibt das Gleiche. Das Biofleisch schmeckt meinem Mann besser und der Wert der Lebensmittel nimmt zu. Es ist wieder etwas besonderes, ein Stück Fleisch auf dem Tisch zu haben. In unserer Kindheit gab es nur einmal oder zweimal in der Woche Fleisch zu essen. Warum da nicht wieder hinkommen?
Minu braucht neues Hundefutter. Warum nicht mal schauen, ob es für sie eine tierfreie Alternative gibt? Bei meinen Recherchen stieß ich auf eine erschreckende Information: Im Labor werden an Hunden Versuche für die Hundefutterindustrie durchgeführt. Damit hatte ich nicht gerechnet. Kann das sein? Minu würde die Versuche an ihren Freunden verhindern, wenn sie könnte! Ich habe eine tierfreundliche Alternative für sie gefunden: Yarrah Bio Vegetarisches Hundefutter, welches als Alleinfutter geeignet ist. Wie ich gelesen habe, ist es gesundheitlich okay, obwohl keine tierischen Stoffe enthalten sind. Es ist teurer als ihr bisheriges Futter (3,33 €/kg statt 2,60€/kg), doch wir haben beschlossen: Das ist es uns wert. Das allerallerbeste ist aber: Sie mag es und verträgt es! Die Umstellung ist kein Problem, die Verdauung klappt prima - was bei einer Futterumstellung keine Selbstverständlichkeit ist. *Hüpf*
Ein Schrittchen nach dem anderen!
Die Frage: "Was isst du jetzt eigentlich?" höre ich immer wieder. Also, wovon werde ich satt?
Aufs Brot schmiere ich inzwischen neben der Marmelade verschiedene Brotaufstriche. Der Brotaufstrich "Sonnen-Tomate" von Zwergenwiese roch erst was komisch, jetzt habe ich mich an den Geschmack gewöhnt. Ganz lecker fand ich 'Tartex Pâté Steinpilz & Cranberry'. Mit 1.99€ ein ganz schöner Happen, dafür schmiere ich mir weniger aufs Brot. Ich wundere mich über meine Einstellung zum Preisgefüge, aber auch hier gewinnen wie die Lebensmittel dadurch an Wert. Mir wird so schnell nichts mehr schlecht. Ich überlege genau, was ich kaufe und brauche und was nicht. Ich kaufe weniger und bewusster ein.
Zum Abendessen gab es diese Leckereien: Reis mit Pilzen (frische Champignons mit Zwiebeln anbraten, würzen mit Salz, Pfeffer, Curry - dazu gibt's Reis). Gemüsesuppe mit Laugenbretzel. Feldsalat mit Radieschen und Kartoffeln. Als Nachtisch Apple-Crumble (Äpfel klein schneiden und mit Streuseln aus Margarine, Mehl, Zucker, Zimt überbacken). Backofenfritten mit Ketchup. Nudeln mit Zimt und Zucker. Wirsing mit Kartoffeln. Grünkohl mit Kartoffeln. Weißkohl mit Soja-Schnitzel (von LeGusto, Aldi-Süd). Letzteres hat so echt nach Fleisch geschmeckt, dass ich zweimal nachgeguckt habe, ob es pflanzlich ist. Davon habe ich mir erneut welche gekauft. Ausprobiert habe ich auch Falafel von Garden Gourmet (weiß nicht mehr wo ich sie gekauft habe). Diese Kichererbensbällchen waren ganz lecker, nur zu stark gewürzt. Meinem Mann haben sie gar nicht geschmeckt und uns beiden sind sie den ganzen Abend aufgestoßen. Ich würde eher mal probieren, welche selbst zu machen.
Beim Blick in die Vorratsschublade wurde ich traurig, als ich die Packung Milchreis sah, da ich keine Milch mehr nehmen möchte .... Doch auch dafür fand sich eine Lösung: Ein Rezept, in dem die Kuhmilch durch Kokosmilch ersetzt wird. Den leichten Kokosgeschmack fand ich gut, es schmeckte lecker - auch meinem Göttergatten, der ein eingeschworener Milchreisfreak ist!
Besonders gerne mag ich Sprossen. Immer wieder mal habe ich sie im Supermarkt fertig gekauft, bis ich mir im Reformhaus ein eigenes Keimglas und Samen gekauft habe. Seit dem ich die Streichpasten wiederentdeckt habe, brauche ich kaum Butter/Margarine mehr aufs Brot. Ein Gaumenschmaus ist die selbstgezogene Sprossenmischung oben drauf. Oh, da gibt es leckere und pikante Sorten, z.B. rote Beete, Senf, Radieschen...
Diese Bio-Einkaufsquellen habe ich in Köln besucht: Alnatura-Supermarkt Bayenthal (dort fand ich es angenehm, schön hell, umfassendes Angebot, tolle Gemüse- und Obsttheke) - Denn's Biosupermarkt (einen Parkplatz auf der Dürener Straße finden ist eine Herausforderung, die Preise waren wie überall in dem Sektor) - Reformhaus: Preise gefühlt noch höher, aber dort gibt es viele Sachen, die ich woanders nicht gefunden habe, zum Beispiel Ei-Ersatz. Allerdings meinte die Verkäuferin, dass ich davon eher enttäuscht sein werde. Ich habe es noch nicht gekauft, dafür gaaaaaanz leckeres Brot.
Im Kühlschrank warten noch Soja-Drink (als Milchersatz), Soja-Sahne und Soja-Schnetzel als Hack-Alternative auf ihre Geschmacksprobe. Kommt mir vor wie eine Dschungelprüfung. Vielleicht brauche ich noch ein bisschen Zeit. Denn die Zeit ändert mich ... und meinen Geschmack. Ein Beispiel waren die Schoko Reiswaffeln Zartbitter von dennree. Erst dachte ich "Bäh - nie wieder". Die angebrochene Packung lies ich liegen. Gerade habe ich sie nochmal probiert und sie schmeckten mir! Erstaunlich. Sollte ich dem geräucherten Tofu noch mal eine Chance geben? Anfang zwanzig mochte ich keinen Kaffee, heute ist er ein Genuss für mich. Der Geschmack ändert sich und was mir zuerst nicht schmeckte, schmeckt auf einmal! Hm.
Schade, dass Lactose Milchzucker ist, ich hatte Minz-Zartbitter-Stäbchen gefunden, die sonst pflanzlich waren. Hoffentlich finde ich eine rein pflanzliche Alternative, die schmeckten richtig gut... Es gibt jede Menge Leckereien, die rein pflanzlich sind: Viele Chipssorten zum Beispiel, Salzstangen, Studentenfutter, 85%Schokolade (puh, trocken) und natürlich Obst!
Ich liebe und schätze die Macht, die ich als Verbraucherin habe, immer mehr. Und ich nutze sie.
Wissen macht Spaß! Hingucken tut weh, weckt aber Kräfte in mir, die die Hilfslosigkeit, die ich bisher gespürt habe, vertreiben. Ich bin froh, dass ich meinen Blog habe, denn für das Schreiben eines Beitrags beschäftige ich mich nochmals intensiver mit dem Thema. Dieser ist über mehrere Tage entstanden, daher gab es einige Tage nichts neues im Blog.
Es macht mir Spaß, endlich zu handeln und mich aktiv für mein seelisches Wohlbefinden, mein körperliches und das meiner Tierfreunde einzusetzen. Ob das ewig anhält, kann ich nicht wissen. Das ist nicht wichtig, es zählt der Moment für mich.
Ja, in diesem Moment bin ich glücklich. Das sage ich, obwohl ich viele grausige Bilder gesehen habe, die mich tief getroffen haben. Das sage ich, obwohl ich noch Schwierigkeiten mit dem Verzicht auf Milchprodukte habe, aber ich merke, dass es von Woche zu Woche besser wird. Ich bin glücklich, weil ich mich nicht mehr machtlos fühle, sondern als eine machtvolle Verbraucherin. Ein tolles Gefühl.
Ich fühle mich befreiter, endlich hingeguckt zu haben auf das, was ich jahrelang verdrängt habe. Diese Verdrängung war glaube ich anstrengend und es ist ein leichtes Gefühl, mehr und mehr nach meiner Ethik zu handeln.
Beschwingte Grüße von einer Halbzeit-Veganerin (Veganer ernähren sich rein pflanzlich, während Vegetarier Milchprodukte, Eier und Fisch essen)
Anja Kolberg
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Hier lesen Sie die Vorgeschichte zu meinem Artikel:
- So fing alles an
- Ich kam ans Überlegen
- ... und ins Handeln
- Hier geht es weiter: Glücklich sein & gut für mich sorgen - Meine Ethik & die Folgen - Teil 3
Thema: Blog - 2011, 1. Halbjahr, Blog - Vegan werden und leben
Essen möglichst ohne tierische Produkte
Meine Ethik & die Folgen - Teil 1
23.1.2011 - erste Überlegungen
Nachdem ich mir alles von der Seele geschrieben hatte, begann die Praxis: Was sind Essensalternativen, wenn ich mich ohne Fleisch, Eier und Milchprodukte - also vegan - ernähren möchte? Neben Sojaprodukten, Tofu & Co. greifen Veganer vorwiegend zu Hülsenfrüchten, Getreideprodukten, Obst und Gemüse. Ich mache mir eine Einkaufsliste von Produkten, die angeblich gut schmecken sollen und im Supermarkt zu finden sind.
Online lässt sich vieles an Lebensmittel bestellen, das scheint ein großer Markt zu sein. Ich will aber erst mal sehen, was ich vor Ort bekommen kann.
Mein Mann meint, ich sei radikal, weil ich keine tierischen Produkte mehr essen will. Erst bin ich entsetzt, doch dann denke ich: Er hat Recht. Ich bin radikal. Ich habe Bilder gesehen und Geschichten gelesen, die es für mich im Moment nicht möglich machen, zur Tagesordnung überzugehen und weiter zu essen wie vorher. Ich will im Moment auch keinen Wurst-Aufschnitt, Käse, Milch, Butter, Eier für mich persönlich neu kaufen, selbst wenn darauf Bio steht. Versuche meinen eigenen Weg durch den Dschungel zu finden. Mit meinen eigenen Regeln, denn wirklich konsequent bin ich nicht: Letzte Woche gab es zum Tortellinisalat ein Schnitzel aus der Tiefkühltruhe. Ich nehme die immer noch vorrätige Discountermilch in den Kaffee (weil in großen Mengen noch bei uns vorrätig) und schmiere Butter und Frischkäse aufs Brot. Es ist mein Misch-Masch-Weg. Mein Mann wird weiterhin sein Fleisch essen und Wurst und ..., allerdings mit dem Bio-Siegel, um den Tieren bessere Haltungsbedigungen zu ermöglichen. Es entscheidet jeder für sich.
Ich weiß noch nicht, wie ich damit umgehe, wenn ich eingeladen bin und es Fleisch gibt. Am Buffet kann ich mir aussuchen, was ich will, aber wenn am Tisch das Essen ausgegeben wird? Diesen Gedanken schiebe ich jetzt erst mal weg. Eins nach dem anderen, denn für mich ist wichtig, langfristig etwas zu ändern. Ob ich bei einer Einladung dann das Fleisch essen könnte oder ich mich unwohl dabei fühle? Gegen meinen Willen will ich nichts essen, auch wenn mein verändertes Eßverhalten verständlicherweise erst einmal für die anderen komisch sein wird.
Vielleicht bin ich in ein paar Wochen genau in meinem alten Muster. Hoffentlich erinnere ich mich dann an das, was ich gesehen habe und denke um.
24.1.2011 - Es wird konkreter - der erste Einkauf
Ich habe Foodwatch angeschrieben und gefragt, ob sie wegen der irreführenden Heile-Welt-Bilder auf den Eier- und Milchverpackungen eine Kampagne starten könnten.
Im riesigen Globus-Supermarkt habe ich mich mit meiner Einkaufsliste nach alternativen Produkten umgeschaut. Es ist kein Problem Bio-Milch, Bio-Käse, Bio-Butter oder Bio-Joghurt zu finden, ganz anders sieht das bei Bio-Wurstaufschnitt für meinen Mann aus. Ganze neun (!) verschiedene Wurstpackungen finde ich im Regal zwischen hundert anderen Sorten, die nicht Bio sind. Unfassbar, dass das Angebot so begrenzt ist! Der verpackte Inhalt (80gr) ist geringer als bei den anderen Packungen, der Preis natürlich höher als bei der No-Name-Massenware. Bei Aldi habe ich schon mehr Auswahl an Bio-Wurst gesehen. Da ich selbst keine Wurst essen will, greife ich zu Bärlauch-Brotaufstrich von Alnatura und wo ich schon mal im Regal bin, auch zur Getreidemischung für Gemüseburger und Bio-Mayonnaise. Wenn schon Mayo, dann wenigstens mit Eiern von einigermaßen gut gehaltenen Hühnern... Im Bioregal gibt es dann auch Gläser mit haltbarer Biowurst, nehme für meinen Mann Leberwurst im Glas mit. Scheibenkäse haben wir noch genügend im Kühlschrank, hier brauche ich erst mal nicht nach Ersatz zu suchen.
Im Kühlregal finde ich eine Soja-Ecke und nehme Bio-Margerine Alsan-Bio mit, einen Tetrapack Soja-Drink, der wie Milch aussieht und Soja "Joghurt" mit Frucht. Bin sehr skeptisch.
Was soll ich abends kochen? Auf meiner Suche finde ich Nudeln ohne Ei (100% Hartweizengries, sind hell wie "normale" Eiernudeln) und Pesto ohne Parmesan. Das ist schon mal eine Mahlzeit. Dann greife ich im China-Regal zu Grüner-Curry-Chilli-Soße, auf der ein Rezept steht, hole dafür Mais in der Dose (es gibt kaum eine ohne Zucker, habe ich nie drauf geachtet), frischen Basilikum und Chillischoten. Ich werde das Gericht teilen, mein Mann bekommt dazu noch vorhandenes Hühnchenfleisch und ich hole mir geräucherten Tofu dazu. Himmel, lass es bitte schmecken.
Für Minu fehlen noch Leckerchen. Ich finde in diesem Supermarkt keine Hundekekse ohne Fleisch oder tierische Fette und denke nicht darüber nach, was letzteres sein könnte... Ich habe nämlich gelesen, dass sich hinter 'tierische Fette' Fischabfälle verstecken lassen. Nicht drüber nachdenken, Anja. Greife zu Minus geliebten Kaustangen, natürlich tierisch. Ist mir jetzt egal. Bleibe bei meiner Strategie: Einen Schritt nach dem anderen.
Bin stolz über die ersten Schritte. Es wird kein Spaziergang, das ist mir inzwischen klar. Es kann aber einer werden. :o) Bin guter Dinge!
Finde auf der Seite Donnerstag ist Veggie-Tag eine umfangreiche Rezeptsammlung.
Erster veganer Produkttest:
alpro soya 4 x 125gr "Joghurt" (Joghurt steht nicht drauf, Verpackung
sieht aber so aus) Geschmacksrichtung Kirsch/Heidelbeere. Sieht aus wie
Fruchtjoghurt. Riecht aber anders, obwohl der Fruchtgeruch im
Vordergrund steht. Mein Mann probiert Heidelbeere, ich Kirsch.
Mein
Fazit: Anfang und Ende schmeckt fruchtig, aber die Mitte nach einem
Hauch von Sägespänen, fast muffig. Habe aber noch nie Soja bewusst
gegessen, vielleicht ist das der typische Sojageschmack? Es geht, aber
nur, weil ich weiß, dass dafür keine Kuh auf ihr Kälbchen verzichten
muss. Note 3.
Fazit meines Mannes: Eßbar, schmeckte aber nach
Tannennadelholz. Note 3. (Update nach 1 Woche: Ich habe ich die andere
Hälfte des Viererpacks gegessen, mein Mann weigerte sich ;o). Ich bin
völlig erstaunt: Das Sojaprodukt hat mir geschmeckt wie Joghurt, ich
habe kein Muff mehr geschmeckt. Ich bin baff! Ändert sich der
Geschmackssinn so schnell?)
31.1.2011 - eine Woche später
(Update Beinbruch meines Mannes: Schrauben sind raus. Alles gut gelaufen. ABER es wird noch Wochen dauern, bis er das Bein wieder normal belasten kann. Gut, dass wir das nicht von Anfang an wussten. Durchatmen. Weitergehen.)
Mich beschleicht das Gefühl, das ich besser drauf bin, seit dem ich kein Fleisch mehr esse. Ich bin weniger niedergeschlagen und traurig. Ich überlege - in Bezug auf die Eiskristallexperimente des japanischen Wissenschaftlers Masaru Emoto - ob sich die Gefühle/das Befinden der Tiere auf deren Fleisch übertragen können?
Das waren meine Lösungen bisher für's Abend essen: Das chinesische Curry-Gericht (s.o.) mit geräuchertem Tofu (ist mir ewig lange aufgestoßen, lieber nicht mehr) und Reis. Mehrmals Nudeln/Schupfnudeln (da waren bestimmt Eier drin) mit Zimt und Zucker. Kartoffeln mit Grünkohl untereinander (Stich Butter war am Kartoffelpüree, ich will meinen Mann nicht vergraulen...). Nudeln mit sehr leckerer Soße aus Zwiebeln, Maronen - und Milch. Spinat mit Kartoffeln - und einem Bio-Eierkuchen.
Auf meinem Frühstücksbrötchen landete meist Marmelade, Honig, Rübenkraut, auch mal Nutella oder noch vorhandener Frischkäse. Die Alsan-Bio-Margarine ist nicht vergleichbar mit Butter, aber es geht. Ranzig geschmeckt hat der Alnatura Bioaufstrich Bärlauch. Den hole ich mich nicht nochmal. Seit Samstag habe ich einen neuen Lieblingsbrotaufstrich, der so köstlich ist, das ich gar nicht genug davon bekommen kann und ihn mir heute Abend unter den Kartoffelpüree (mit Milch und Butter) gemisch habe: Vita Verde Tapenade aus schwarzen Oliven, pikant gewürzt mit Chili, Knoblauch und Kräutern. Der Inhaber von Vita Verde kennt die griechischen Bauern persönlich, gibt ihnen laut Bioladenbesitzer direkt das Geld - fairer Handel in Bestform! Schmeckt alleine deswegen doppelt.
Der Bio-Wurstaufschnitt von Alnatura hat meinem Mann nur zum Teil geschmeckt. Die Sommer-Salami war ein Reinfall (Minu hat sich gefreut), die feine Schinkenwurst soll ich unbedingt wieder mitbringen. Aldi Süd hat ein großes Bio-Wurstsortiment, es hat meinem Mann geschmeckt, was ich mitgebracht habe. Bio-Fleisch gibt es dort bis auf Hackfleisch nicht. Bei Lidl habe ich keinen Bio-Wurstaufschnitt oder Biofleisch gefunden, dafür leckere Bio Reiswaffeln Zartbitter für mich. :o) Damit bin ich bei meinem Lieblingsthema: Schokolade. Milchschokolade war bislang ja meine Lieblingssüßigkeit, jetzt übe ich mich in Zartbitter-Schokolade, da hier meist keine oder kaum Milch ("kann Spuren von Milch enthalten") drin ist. Die Nasch-Alternative am Abend: Bio-Bananen (schmecken viel besser als die normalen) und jede Menge Studentenfutter, Paranüsse, Walnüsse, Haselnüsse... Die Auswahl ist groß. Auch Erdnüsse gesalzen oder Salzstangen. Natürlich kein 100% Ersatz für die heißgeliebte Milchschokolade - aber besser als nix. Es gibt 'ne Menge Alternativen, ich bin erstaunt.
Die nächsten Tage werde ich einen Biosupermarkt aufsuchen und dort nach Neuigkeiten stöbern. Bisher fällt es mir am schwersten auf Milchprodukte und Eier zu verzichten, wirklich gelungen ist es mir nicht. Stolz bin ich, dass ich schon auf vieles verzichte: Käse, statt zweimal wöchentlich "schönen" Milchkaffee (mit ganz viel aufgeschäumter Milch) gibt es wie jeden Wochentag Kaffee nur mit einem Schuss Milch. Das geht auch. Ich bin auf dem Weg und habe ja schon einige köstliche Alternativen entdeckt. Ich glaube inzwischen: Ein leckeres Leben ohne tierische Produkte - und vor allen Dingen ohne Verzicht - ist möglich.
Das Essen ist teurer, dafür merke ich schon jetzt, dass ich bewusster einkaufe und esse. Mir wird der Wert der Lebensmittel deutlicher und das ist ein schönes Gefühl.
Vier Linktipps, für alle, die sich mehr mit dem Thema beschäftigen möchten: Auf der Seite Meine-Landwirtschaft konnte man abstimmen, wie Sie die 100€ verteilen würden, die der EU-Bürger im Durschschnitt jährlich für die gemeinsame Agrarpolitik zahlt. Auf der Seite des Vegetarierbund Deutschland sind die Folgen des Fleischkonsums von der Zerstörung des Regenwaldes bis zum Hunger in der dritten Welt übersichtlich dargestellt. Wenn Sie aktiv werden wollen: Der Deutschlandfunk berichtet über Bauern, die sich gegen Hühnermastbetriebe wehren, die Zulieferer für europas größten Hühnerschlachthof in Wietze bei Celle werden sollen. Auf der Seite von Peta e.V. konnten Sie online gegen den Megaschlachthof protestieren.
Am 27.1. Donnerstag habe ich auf der Suche nach einer heilen Hühnerwelt das Buch "Hühner halten - artgerecht und natürlich" vom Kosmos-Verlag durchgeblättert. Darin laß ich, dass die ursprünglichen Wildhühner nur einmal im Jahr Eier legten, nämlich um Nachwuchs zu bekommen. Im Buch fand ich keine Anleitung, was mit den männlichen Küken gemacht wird, falls eine der Hennen ihre Eier ausbrüten darf, wohl aber dass die Legeleistung der Hühner nach einigen Jahren nachlässt. Über die Lebenserwartung der Hühner stand dort, dass man darüber keine Aussage machen könne, da sich wohl niemand ein Huhn hält, das keine Eier mehr legt!
Ich war entsetzt und berichtete meiner Blumenfreundin Petra davon. Sie erzählte mir von ihrem Lieblingsblumenlieferanten, dessen Hühner keine Eier legen müssen, dafür ein zauberhaft schönes Hühnerhaus besitzen und dreimal täglich besucht werden. Sein Huhn Erna sei mit jetzt mit zwölf Jahren gestorben und ihr Lebensgefährte, Hahn Otto, wachte neben ihr.
Ist die Geschichte nicht einfach schön? Das Bild hat mich sehr berührt, wie ein altes Ehepaar und es zeigt das Gefühlsleben der Tiere, welches unser eigenem scheinbar sehr nahe kommt.
Von dem gekauften Sojadrink habe ich bisher nicht probiert, ich scheue mich. Habe auf dieser Seite über vegetarische Alternativen zu Fleisch, Wurst und Fisch gelesen und werde das mal mit in den Supermarkt nehmen. Bei diesen Dingen bin ich immer noch skeptisch, es kommt mir so künstlich vor, auch wenn Tofu laut vebu.de seit über 2000 Jahren ein wichtiger Bestandteil der ostasiatischen Küche ist.
Anja Kolberg
PS: Den Ursprung zu diesem Artikel lesen Sie hier und den nachfolgenden Artikel hier.
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Thema: Blog - 2011, 1. Halbjahr, Blog - Vegan werden und leben
Meine Ethik ... und die Schwierigkeiten danach zu leben
Dieser Artikel ist über Wochen entstanden. Er bedeutet mir viel. Ich habe weiterführende Links bewusst unter dem Artikel und nicht darin platziert, da einige Bilder enthalten sind, die meine Seele stark berührt haben und so jeder zum Schluss entscheiden kann, was er sich anschauen möchte.
Etwas bewegt sich in mir, seit ich über die Situation der Pferde in Irland erfahren habe und mich damit beschäftige. Zu sehen, wie es diesen Tieren geht, berührt mich sehr. Was seit ewigen Zeiten so war, kann anders werden wie auch das Beispiel der deutschen Organisation Equiwent e.V. rund um einen deutschen Hufschmied zeigt, die Pferden in Rumänien und damit auch ihren Besitzern helfen, z.B. in dem sie diese schulen, besser mit ihren Tieren umzugehen.
Viel Leid passiert, ohne dass ich selbst groß darüber nachdenke, weil es schon immer so gemacht wurde oder ich gar nicht weiß, welche Konsequenzen mein Handeln hat.
Ein Beispiel: Ich möchte ja gerne mal nach Wien und habe die romantische Vorstellung, dort mit einer Pferdekutsche die Stadt zu erkunden. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass dies für die Pferde Stress ist, weil sie z.B. von Autos angehupt werden, die Autogase einatmen. Nachdem ich das weiß, würde ich niemals mehr auf die Idee kommen, mich in eine Pferdekutsche zu setzen!
Auf dem Weg, herauszufinden, wer in Irland aktiv ist, dem ich vertrauen kann, wandelte ich immer weiter auf den Pfaden des Tierschutzes, fand dabei auch Organisationen und Menschen, die sich für die Hunde dort engagieren. Zwangsläufig wurde ich bei meiner langen Internetrecherche auch auf schwarze Schafe aufmerksam, die angeblich systematisch Hunde aus Krisengebieten importieren, um sie gewinnbringend weiter zu vermitteln. Worte wie Tierschutzmafia begegneten mir. Stunden beschäftigte ich mich mit lesen und dann saß ich da, völlig desillusioniert, traurig, erschöpft von den Bildern und Geschichten. Ich wollte doch nur den Pferden in Irland helfen, dabei eine verlässliche Information zu bekommen, einen Verein zu finden, der dort so arbeitet wie ich mir das wünsche: Es war eine zeitraubende und energiezehrende Sache. Das war vor drei Wochen und ich musste das alles erst einmal verdauen, bis ich die nächste Recherche startete.
Dabei fand ich auch Organisationen, deren Einsatz ich sehr bewundere. Zum Beispiel die Seite der Animals Angels, die sich europaweit für die Tiere auf Tiertransporten und das Schicksal von "Milch"kühen einsetzen.
Zuerst dachte ich: "Warum das denn? Die Kühe haben es doch gut!" und dachte an grasende Kühe, ihr Muhen, die köstliche Milch. Meine Illusion zerplatzte. Auf der Seite der Animals Angels erfuhr ich, dass Kühe, um regelmäßig Milch geben zu können, einmal im Jahr ein Kälbchen bekommen müssen. Das wusste ich gar nicht und ich bin neben einem Bauernhof groß geworden. Dieses Kälbchen wird den Müttern nach der Geburt weggenommen, damit ich als Verbraucherin statt dessen die Milch bekomme. Die Kuh ruft noch Tage nach ihrem Nachwuchs.
Ist mir das bewusst, wenn ich Milch im Supermarkt kaufe, auf dessen Packung einige "glückliche" Kühe auf der Wiese grasen? Nein. Weiß ich als Verbraucherin, dass viele der Milchkühe nie eine Wiese oder den blauen Himmel sehen und statt dessen zu Hunderten in Tierfabriken leben, weil das wirtschaftlicher ist? Nein. Auf der Seite der Animals Angels erfuhr ich noch mehr über die Situation der Milchkühe und Tiere auf Transporten. Starke Nerven waren gefragt. Wenn ich jetzt wieder darüber schreibe, merke ich wie mir die Tränen über die Wange laufen. Gestern sah ich in einem Prospekt einen Bildband über Kühe, unter dem stand, dass Kühe zu den sanftesten Lebewesen gehören, die es gibt.
Kein Platz für das einzelne Tierschicksal in der „Nutztierhaltung“, das zeigt auch der heimliche Besuch der Autorin Karen Duve mit den Tierschützern von Die Tierfreunde e.V. (heute Animal Rights Watch) auf einer Biohühner-Farm. Ich war erschrocken über die Zustände dort. Ein Huhn hing kopfüber durch die Gitter, es hatte sich mit dem Fuß verfangen. Die Beobachter befreiten das Huhn und nahmen es mit, es hatte sich das Bein gebrochen. Seine Geschichte hat ein gutes Ende: Beim Tierarzt wurde das Bein gegipst, heute lebt das Huhn Rudi putzmunter bei der Autorin. Den Artgenossen geht es laut deren Berichten nicht so gut. Mir war nicht bewusst, dass ca. die Hälfte der Küken getötet werden, weil sie keine Eier legen (die männlichen eben) oder Hühner nur ca. ein Jahr leben, weil sie dann nach ihrem Legemarathon völlig ausgelaugt sind. Nach einem Jahr müssen die Ställe desinfiziert werden und die Hühner werden als Suppenhühner „endverwertet“. Ich hatte mich bewusst vor einem Jahr entschieden, nur noch Bio-Eier zu kaufen, weil die Hühner dort mehr Auslauf haben als bei den anderen Haltungsformen.
Die Filme und Bilder von Die-Tierfreunde haben mich aus meinen heile-Welt-Gedanken geholt. Es wird wohl nicht immer kontrolliert, ob der Auslauf den Tieren stets zur Verfügung steht, in der Zwischenzeit wartet der enge Stall. Klar, auch in dieser Branche gibt es Menschen, die gut zu ihren Tieren sind. Aber woher will ich das als Verbraucherin wissen?
Auch Bio geht auf auf Kosten der Tiere, denn langfristig lassen sie dabei ihr Leben. Ich glaube, keiner von diesen Tieren würde sich diese Situation freiwillig aussuchen.
Ich kann das Leben der Biohühner in keinster Weise mit der glücklichen Situation vergleichen, in der die Hühner im Garten meines Onkels leben, mit ihren so beruhigenden Stimmen, ihren flauschigen Federn und ihrem Gackern, während sie zwischen den Sträuchern nach Naschereien suchen.
Auf meinem Rechercheweg begenete mir wieder eine Geschichte, die mir das Leid der Tiere verdeutlicht hat und am eigenen Körper spürbar werden lies. Ich hatte sie vor einem Jahr schon mal "angelesen" und wollte und konnte dann nicht weiter darüber nachdenken, weil ich damals nicht die Konsequenzen wollte, die das bis zum Ende darüber nachdenken haben würde.
Die Geschichte in meinen Worten: Wenn es Superwesen geben würde, die stärker wären als wir Menschen, die unser Fleisch mögen, unsere Haut, unsere Milch, unser Haar, unsere Kinder. Wesen, die die Möglichkeit hätten, uns ohne weiteres einzufangen, in Käfigen in kleinen Gruppen zu halten und nach belieben zu mästen, die - wenn der richtige Zeitpunkt ist - uns aus den engen Käfigen befreien, um uns dann stundenlang ohne Wasser und Nahrung über heiße Autobahnen zu transportieren mit dem Ziel, uns in Schlachthäusern zusammen zu treiben und zu töten. Letzteres gelinge nicht immer auf anhieb, so dass wir manchmal noch mitbekommen, was dann geschieht. Manche von uns landen in Versuchslaboren, wo getestet wird, ob Kosmetika Entzündungen bei den Superwesen hervorrufen könnten oder uns werden Krankheiten angezüchtet, damit sie die Wirksamkeit ihrer Medikamente testen können. Diese Vorstellung ist grausam und dreht mir den Magen um.
Für mich ist das keine Wirklichkeit, für die Tiere ist das alltägliche Realität. Nur weil ich glaube, sie bekommen das nicht mit, ach für die ist das nicht schlimm, das war schon immer so, heißt das nicht, dass sie nicht die gleichen Gefühle haben wie ich sie in ihrer Situation hätte. Was nehme ich mir als Mensch heraus, über die Wesen zu bestimmen, die ich in Käfige, Ställe, Transportboxen zwingen kann? Wie unterscheide ich mich von diesem Superwesen?? Hier begann meine Ethik und mein Mitgefühl.
Denn die Wahrheit wurde mir immer deutlicher: Ich als Konsumentin entscheide über das Schicksal der Tiere. Mit jeder Packung Fleischwurst, jedem Schnitzel, Hähnchenfilet, jeder Packung Billigmilch, jeder Scheibe Käse, welche ich kaufe, fälle ich ein Urteil über ein Tier. Das ist so, auch wenn es mir nicht bewusst ist und ich es sehr leicht ausblenden kann. Und nicht nur das, ich entscheide mit dem Preis auch darüber, wie die Tiere gehalten werden. Je billiger der Preis, desto unwürdiger die Lebensumstände, mit denen die Tiere leben müssen. Eine unbewusst und schnell getroffene Entscheidung für wenige Minuten Genuss.
Ich entscheide mit dem Kauf von Milchprodukten, dass die Kühe so leben, wie sie leben. Ich entscheide, dass sie von ihren Kälbchen getrennt werden, dass sie so hochgezüchtet werden, dass sie fast nicht mehr stehen können, Hüftschäden haben von ihren riesigen Eutern. Manche Kühe geben in ihrem Lebensjahrzehnt bis zu 100.000 Liter Milch!
Wissen Sie, was das grausigste an der ganzen Geschichte ist?
Es schmeckt mir, mein bisheriges Eßverhalten. Richtig gut sogar. Ich liebe Joghurt, Käse, Butter, Leberwurst, Hähnchenbrustaufschnitt. Ich liebe Eierkuchen, Gebäck, Kuchen. Ich liebe Hühnerfleisch. Ich mag ab und an Currywurst und einen Cheeseburger essen.
Die Vorstellung, auf tierische Produkte zu verzichten, um den Tieren ihr Leid zu ersparen, fällt mir sehr sehr schwer. So leicht lassen sich die Bilder und Gedanken wegwischen, nicht umsonst sind die riesigen Stallungen hinter Mauern verborgen und nicht auf den Verpackungen abgebildet. Ich soll sie als Konsument nicht sehen, statt dessen lachen mich auf den Verkaufsverpackungen Bildern von wenigen Hühnern auf Strohboden oder pickend auf der Wiese an. Damit wird mir eine heile Welt vorgegaukelt, die weit entfernt von der Realität ist.
Will ich die Wahrheit überhaupt hören? Will ich die Wahrheit sehen? Ich muss Tiere ja nicht töten. Müsste ich in einem Schlachthaus arbeiten, wäre ich innerlich tot, ohne Gefühle. Aber so: Ich gehe in einen Supermarkt, in dem die Wurst, das Fleisch, der Käse appetitlich verpackt in großen Mengen liegt. Ein Lebensmittel wie Brot oder Möhren. Was interessieren mich beim Kauf die Tiere und ihr Leiden?
Was für eine Zwickmühle: Auf der einen Seite meine Ethik, mein Wunsch, den Tieren kein Leid zuzufügen, ihnen Massentierhaltung zu ersparen und auf der anderen Seite mein Genusswunsch nach tierischen Produkten.
Nachdem ich einige Tage Abstand von meinen Recherchen genommen hatte, kochte ich sonntags Rinderrouladen. Ich hatte das Fleisch vor Weihnachten gekauft und eingefroren. Mein Mann liebt die Rouladen und ist sonst derjenige, der das Fleisch zubereitet, ich mag das Zubereiten von rotem rohen Fleisch nicht. Da mein Mann aber wegen seines Beinbruchs nicht kochen kann, gab ich mich Sonntag vor zwei Wochen an die Arbeit, die Rouladen zuzubereiten und beobachtete, wie meine Stimmung sank. Das rote Fleisch, das Blut, der Geruch. Ich biss die Zähne zusammen, mein Mann saß am Esszimmertisch, füllte und rollte die Rouladen, das war eine Hilfe. Ich briet sie an, stand unter Hochspannung, kurz vorm Explodieren. Nachdem sie vor sich hin köchelten, bekam ich einen Putzflash, wusch die Arbeitsplatte bis in den letzten Winkel mit heißem Wasser ab, den Boden und obwohl ich kein Putzfreak bin, räumte ich die gesamte Besteckschublade aus, um sie sauber zu machen. Ich weinte und wusste nicht, warum, wusste, es ist irgendetwas gehörig falsch und ich musste mich abreagieren.
Dann der krasse Wandel: Das angebratene Fleisch roch herrlich, ich bekam Appetit und aß die Rouladen. Zwar fühlte ich mich nicht so unbefangen wie wenn mein Mann sie zubereitet hat und ich den Rohzustand nicht erlebe, aber es schmeckte mir. Nach dem Essen stellte ich mich lange unter die heiße Dusche und dann brachen die Tränen aus mir heraus. Ich fühlte mich schrecklich und erinnerte mich.
Als ich klein war, hielt mein Vater Schafe. Jeden Frühling wuchs die Herde um kleine Lämmchen und wir Kinder hatten Freude an diesen Tieren. Es kam auch vor, dass ein Muttertier ein Schäfchen nicht annahm.
So war es auch mit einem auf wackeligen Beinen stehenden Schäfchen mit schwarzem Kopf und schwarzen Füßchen. Mein Vater legte es auf ein Strohbett unter die Rotlichtlampe und wir gaben ihm die Flasche. Wir hatten Glück, es überlebte und wir tauften es Morle. (Ich wuchs zu einer Zeit heran, wo wir dies Wort positiv assoziierten. Heute würde es anders heißen.) Morle wurde immer kräftiger, das Böckchen reagierte sogar, wenn wir es riefen. Es war uns ans Herz gewachsen. Ich weiß nicht mehr genau wie es sich verhielt, aber eines Tages war Morle nicht mehr da. Wie andere Schafe der Herde hatte es das Schicksal, geschlachtet zu werden. Ich weiß heute nicht mehr, wie ich damals reagiert habe, ich kann mich nur noch daran erinnern, dass ich das Fleisch nicht essen wollte, was auf meinem Teller war. Ich hasse heute noch Schafsfleisch!
Vor einem Jahr tauchte dieses Schäfchen in einer Phantasiereise auf und mir wurde der Verlust, den ich als Kind erlitten hatte, wieder bewusst. Mehr als eine Stunde konnte ich mich kaum beruhigen, auch jetzt laufen wieder die Tränen und an jenem Sonntag wurde ich wieder daran erinnert. Mein Freund war tot.
Keiner der Erwachsenen hatte wohl damals damit gerechnet, wie es ist, wenn wir Kinder, ich besonders, zu einem Schaf eine besondere Beziehung aufbauen. Seit der Zeit gibt es eine Wunde, die schmerzt, wenn ich Tiere leiden sehe.
Auch durch Minu, unseren Hund, der seit 2003 bei uns lebt, ist dieses Gefühl intensiviert worden. Wir erleben Minu, wie sie Freude hat, schläft, schnarcht, rülpst, Angst hat, ausgelassen ist und auch, wenn sie Schmerzen oder Streß hat. Wir erleben ein Wesen, das in vielen Dingen gleich fühlt wie wir. Und mein Mann und ich leiden, wenn es unserem Familienmitglied nicht gut geht. Es ist eine Verbindung da, an ihren Augen und ihrer Mimik kann ich so viel ablesen. Bin ich froh, dass wir in einem Land leben, in dem kein Hundefleisch gegessen wird.
Letzten Sonntag beim Blick auf unseren Frühstückstisch sahen mein Mann und ich uns das erste Mal an, wieviele der Dinge, die wir essen, von Tieren stammen: Wurst, Käse, Butter, die Milch im Kaffee, die Eier in der Remoulade. In so vielen Lebensmitteln sind tierische Produkte enthalten, inklusive Gummibärchen und Schokolade. Übrig blieben auf dem Tisch übrigens nur Brötchen, Marmelade und Rübenkraut.
Wieviele Fleischprodukte habe ich schon entsorgt, weil ihr Verfallsdatum überschritten war oder ich zu viel zubereitet hatte? Bei einem Preis von nicht mal einem Euro für eine Packung Fleischwurst ist das kein großer finanzieller Verlust. Für das Tier sah das anders aus. Für diese Scheibe Wurst ist es gestorben.
Auf der Seite der Tierschutzorganisation Peta e.V. entdeckte ich vor einem Jahr (das war 2010) die Broschüre Veggie Starter Kit, bei der es ums vegetarische Essen geht. Doch ich schaffte es damals nicht, die Inhalte in meinen Alltag zu integrieren. Mein Schweinehund, meine Gewohnheit und mein über Jahrzehnte antrainierter Geschmackssinn waren stärker als ich.
Schaffe ich es wirklich, mich meiner Ethik entsprechend zu ernähren? Ich glaube, es braucht lange, um mich umzustellen, um Ersatz für gewohnte Gerichte zu finden, für den gewohnten Aufschnitt aufs Brot. Ob es tatsächlich so ist, weiß ich nicht. Es erinnert mich an den Anfang einer Diät mit x Rezepten: Mühsam ist er. Einkaufszettel schreiben. Die richtigen Lebensmittel im richtigen Laden finden. Zubereiten.
Mein Problem: Ich mag (bisher?) kein Tofu und auch die Streichpasten als Brotaufstrich mag ich nicht besonders. Mein Geschmackssinn ist an bestimmte Lebensmittel gewöhnt. Das Einkaufen im Supermarkt funktioniert wie im Schlaf. Eine Packung Wurst ist schnell gekauft, geöffnet und mit Butter auf ein Brötchen geschmiert. Dagegen einen Salat zubereiten, dauert länger.
Wie lange dauert es, bis sich mein über Jahrzehnte antrainierter Geschmackssinn verändert? Wie lange dauert es, geschmackliche attraktive Alternativen zu finden? Wie lange dauert es, bis ich weiß wo ich was einkaufen kann, was mir/uns schmeckt?
Wird es mir gelingen, Leckeres zu finden, das mich wirklich befriedigt? Oder ist es wie ein Sucht und ich komme von dem gewohnten Geschmack nicht los wie schon vor einem Jahr, wische mein schlechtes Gewissen einfach weg?
Mein Mann hat als ersten Schritt vorgeschlagen, bei tierischen Produkten Bio-Produkte zu kaufen, um so wenigstens etwas bessere Lebensbedingungen für die Tiere zu gewährleisten. Auch wenn diese Produkte teurer sind und es bedeutet, dass wir insgesamt weniger davon kaufen können. Wenn ich alleine leben würde, wäre ich wohl radikaler, würde versuchen, ganz auf die tierischen Lebensmittel zu verzichten, aber ob mir das wirklich gelingen würde, weiß ich natürlich auch nicht. Gesagt oder geschrieben ist sowas leicht.
Meine Motivation ist nicht meine Gesundheit. Meine Motivation ist einzig mein Mitgefühl, ich möchte nicht für das Leid der Tiere verantwortlich sein. Mich grausen die Bilder, die ich gesehen habe, die Geschichten, die ich gelesen habe. Mein Bruder, der als Fotograf für eine Tageszeitung arbeitet, sagte, es müsste jeder, der Fleisch ist, mal in ein Schlachthaus gehen, danach würde kaum einer noch Fleisch essen...
So gilt es einen Kompromiss zu finden. Ob er uns gelingt? Ich hoffe es. Im Moment ist der Kühlschrank noch voll, in der Kühltruhe ist noch Fleisch und Milch haben wir noch genügend - vom Discounter - im Vorrat. Ich will sie aufbrauchen, fände es grausam, sie zu entsorgen. Was, wenn diese Lebensmittel aufgebraucht sind? Wird es mir gelingen, entsprechend meiner Ethik zu leben? Oder werde ich meiner Gewohnheit erliegen und die Gedanken an das Schicksal der Tiere ausblenden wie ich es schon so oft gemacht habe?
Zeitweise hatte ich überlegt, hier im Blog ein Projekt ins Leben zu rufen, wie es ist Vegetarierin zu werden. Doch ich habe mich dafür entschieden, mich nicht so unter Druck zu setzen, ich habe auch Angst, zu scheitern.
Ich brauche Zeit, mich umzustellen. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass es mir gelingt, Schritt für Schritt weniger tierische Produkte zu konsumieren. Denn es bedeutet aus heutiger Sicht Verzicht. Verzicht von gewohntem Einkaufsverhalten, von gewohntem Genuss, was für mich auch Lebensqualität bedeutet.
Ich wünsche mir, einen Ausgleich zu finden, der nicht auf Kosten Anderer geht.
Ich als Verbraucherin habe mehr Macht als ich mir vorstellen kann. Ich entscheide beim Einkauf. Was auf Dauer in den Regalen liegen bleibt, wird nicht mehr nachbestellt.
Ich habe die Macht, das Leben der Tiere entscheidend zu verändern.
Die Macht der Verbraucher ist in ihrer Gesamtheit gigantisch. Und das finde ich ein tolles Gefühl, eine schöne Sicht auf die Zukunft, wenn ich es schaffe, mich für das zu entscheiden, was mein Herz wirklich will.
In der letzten Woche habe ich beobachtet, wie die zunehmende Beschäftigung mit dem Thema dafür sorgt, dass meine Sensibilität zunimmt. Immer mehr erfahre ich. Ich arbeite mich tiefer in die Materie ein, immer mehr fällt mir bei meinen Recherchen auf und wird mir bewusst. Wie können Fernsehköche, die doch Vorbildfunktion haben, weiterhin Stopfleber nutzen, Bettwarengeschäfte Daunen aus Lebendrupf anbieten und Supermärkte das Fleisch dieser Gänse? Warum wird für die Palmölgewinnung, welches für Biossprit genutzt werden soll, Regenwald zerstört?
Mir fällt eine Fernsehreihe auf ZDF-Neo ein, die über die Situation der Textilindustrie Indiens berichtet, in dem junge Engländer dort vor Ort jede Station von der Baumwollgewinnung bis zur Fertigung als Arbeiter durchlaufen. Danach veränderte sich ihr Einkaufsverhalten in der Heimat stark und auch ich als Zuschauerin kam ans Nachdenken. Abfall wurde in den Slums einfach hinter einer Mauer entsorgt, Kinder arbeiteten in der Textilfabrik. Ich unterstütze diese Zustände, wenn ich billige Kleidung haben möchte.
Ich bin als Verbraucherin mit diesen weitreichenden Konsequenzen überfordert und wünsche mir Hilfe, zum Beispiel durch ein Ethik-Siegel, welches gewährleistet, dass dieses Produkt weder die Lebensgrundlage von Einheimischen zerstört, noch schädliche Umweltkonsequenzen hat oder Tieren Leid zu fügt. Ein Zeichen dafür, dass das Unternehmen seinen Lieferanten faire Preise zahlt, den Mitarbeitern faire Arbeitsbedingungen bietet und die Umwelt schützt.
Ich konsumiere nicht nur Produkte, die in Deutschland produziert werden, mein Konsumverhalten betrifft Produktionsstätten in der ganzen Welt.
Auch bei den Lebensmitteln wird mir klar: Selbst wenn jeder nur noch Biofleisch und Biomilch kauft, werden diese Lebensmittel nicht in der gleichen Menge zur Verfügung stehen wie bei der bisherigen Massentierhaltung.
Egal wie ich es drehe und wende:
Wenn ich meiner Ethik konsequent folge, verändert sich mein Einkaufs- und Konsumverhalten. Bio-Essen, Öko-Kleidung, Öko-Bettdecken sind teuer. Ich werde weniger einkaufen, weil ich für die gleiche Menge Geld nicht mehr die gleiche Menge an Ware gekommen werde. Ich glaube nicht, dass dieser Verzicht für mich bedeutet, unglücklicher zu leben. Diese Entscheidung lässt mich bewusster leben und aktiver werden. Ich schaue genauer hin, frage nach, packe künftig nicht mehr wie mechanisch Produkte in meinen Einkaufswagen.
Erste Prüfungen.
Inzwischen habe ich die ersten Erfahrungen mit meinem Wunsch, fleischlos zu essen, gesammelt.
Ich habe versucht, den Wurstaufschnitt und den Scheibenkäse wegzulassen. Es hat geklappt. Statt dessen habe ich mangels Alternativen Marmelade, Honig, Rübenkraut und Nutella aufs Brot geschmiert, die Butter blieb, ebenso wie der Frischkäse und wie die Milch für den Kaffee.
Ich hatte einen Abend vor, einen Tortellinisalat zuzubereiten. Normalerweise gehört da gekochter Schinken rein. Soll ich den wirklich weglassen? Wird mir nicht etwas fehlen? Ich spürte regelrecht Gier auf den gekochten Schinken. Dennoch habe ich es geschafft, ihn wegzulassen. Und der Salat hat wahrhaftig auch so geschmeckt.
Freitag Abend hatte ich keine Lust zu kochen und wir beschlossen etwas beim Bringdienst zu bestellen. Wie gewohnt freute ich mich schon auf mein Hühnchen mit Reis, Gemüse und Erdnuss-Soße. Halt, fiel mir ein, dann esse ich ja Fleisch. Mist! Ich spürte Sehnsucht nach genau diesem Essen! Dann handle ich aber gegen meinen Wunsch, kein Fleisch mehr zu essen. Mist! Mist! Mist! Das war so schwer! Ich schaute auf der Speisekarte nach fleischlosen Alternativen und fand eine vegetarische Pizza - natürlich mit Käse, aber ich will ja spielerisch schrittchenweise voran kommen und kein Dogma aufstellen. Die Pizza schmeckte im Vergleich zu meinem Ursprungswunsch nicht so gut, war aber ein Ersatz, der mich satt machte.
Ich bin stolz, dass ich es geschafft habe, einige Male auf tierische Produkte zu verzichten! Das "alte" Essen schmeckt mir bisher immer noch besser, aber das neue, das spüre ich schon jetzt, macht mich glücklich. Ich merke, dass ich das Fleisch oder den Aufschnitt nicht essen will, weil ich mehr weiß als vorher.
Heute, am Sonntag, den 23.1.11 habe ich mich erneut durchs Internet gewühlt, um mehr über vegetarisches Essen heraus zu finden. Das hat mir Sicherheit gegeben. Ich fühle mich beschwingt und froh, ein kleines bischen weiter auf dem Weg. Ob ich ankomme? Ich weiß es nicht, einen Versuch ist es allemale wert.
Anja Kolberg
PS: Mit diesem Artikel ist etwas ins Rollen gekommen: So ging es weiter auf meinem Weg, mich vegan zu ernähren
Hier Links aus dem Bericht. Bitte beachten Sie, dass ich für die Inhalte der verlinkten Seiten keine Haftung übernehme, dafür sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich. Bitte achten Sie beim Öffnen auf Ihre Gefühle, manche Bilder und Informationen können schmerzen. Seit der Veröffentlichung des Artikels im Januar 2011 haben sich viele Seiten verändert, deswegen gibt es einige Originalquellen nicht mehr. Mein Bericht über die Pferde in Irland - Equiwent e.V. - Animals Angels e.V. - Die Tierfreunde e.V./Animal Rights Watch - bitte VORSICHT beim Öffnen, es können schockierende Bilder dabeo sein (unfassbar, was die Aktivisten leisten) - Peta e.V. - Palmöl/Regenwald - Die vegetarische Initiative - Das V-Heft vegetarisch essen - ProVeg (früher Vegetarierbund) - Go Veggie - Peta-Kids - Die Peta-Broschüre mit Geschichte Superwesen ist leider nicht mehr online - Albert Schweitzer Stiftung
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Thema: Blog - 2011, 1. Halbjahr, Blog - Vegan werden und leben
Wenn Tiere nur Ware sind - Pferde in Irland
Update 27.02.2021: Den ursprünglichen Artikel fasse ich hier in Kurzform zusammen:
Richtig in Bewegung gebracht, mich vegan zu ernähren, war ein Bericht am 23. November 2010 in den Abend-Nachrichten über ausgesetzte, hungernde Pferde in Irland, denen es an Futter und tierärztlicher Versorgung mangelte. Auf der Insel herrschte damals aufgrund einer Immobilien- und Bankenkrise große finanzielle Not - mit Auswirkungen auch auf die Tiere.
Die Bilder gingen mir nicht aus dem Kopf und ich blieb betroffen zurück. Ich wollte nicht in diesem Gemütszustand bleiben. Zu der Zeit lag mein Mann mit Beinbruch im Krankenhaus, heißt ich hatte Lust und Zeit, den Abend anders zu gestalten und begann sogleich im Internet zu recherchieren.
Seit dem unsere Hündin Minu in unser Leben kam, bin ich viel empfindsamer für das Leid von Tieren geworden. Ich fühle mit ihnen. Ich fühle deren Leid und das schmerzt. Schon jahrelang war mir bewusst, dass es sich für mich nicht richtig anfühlt, tierische Produkte zu konsumieren und dieses Bewusstsein verdichtete sich immer mehr. Also, was gibt es in einer solchen Situation besseres, als in meiner freien Zeit etwas FÜR das zu tun, das mir wirklich wichtig ist?
Die nachfolgenden Tage und Wochen schrieb ich verschiedene Tierschutzorganisationen an, um mehr über die Situation vor Ort zu erfahren, was bereits getan wird und was ich tun kann. Auch die tierschutzpolitischen Sprecher der Parteien, Vertreter im Europaparlament kontaktierte ich, um zu fragen, ob eventuelle EU-Zahlungen an eine Verbesserung des Tierschutzgesetzes auf der Insel geknüpft werden könnten. Das war zwar nicht möglich, aber ich erfuhr, dass an einer Überarbeitung des Tierschutzgesetzes gearbeitet wurde.
Mir ist durch die vielen Recherchen aufgefallen, dass es auch in der Tierschutz-Branche schwarze Schafe gibt. Deswegen ist es wichtig, genau hinzuschauen, zu hinterfragen.
Ich fand seriöse Tierschutzorganisationen vor Ort, an die ich spendete. Es tat mir gut, zu wissen, dass ich einen Beitrag habe leisten können, wenn ich damit das Leid der Tiere auch nicht auflösen konnte.
Mir ging es danach schon besser. Es war überhaupt wichtig für mich, nicht länger wegzuschauen, sondern aktiv durch mein Kümmern etwas zu tun.
All meine Schritte und die Antworten der verschiedenen Stellen dokumentierte ich in einer laaaaangen Tagebuchform in diesem Beitrag, was keiner mehr liest. Deswegen habe ich alles hier gekürzt auf den Punkt gebracht.
Seit diesem Ereignis sind zehn Jahre vergangen. Der damalige TV-Bericht hat mich sensibilisiert, mir gezeigt wie sehr mir das Wohl der Tiere am Herzen liegt und was ich alles in Bewegung setzen kann, wenn mir etwas wirklich wichtig ist.
Denn ich wurde Veganerin! Alleine das: Ein Glück - für die Tiere und für mich.
Wie ich es geschafft habe, von meiner durchschnittlichen, gut bürgerlichen Ernährung Veganerin zu werden? Darüber habe ich weiter geschrieben. Einfach war es nicht! Meine Ethik ... und die Schwierigkeiten danach zu leben.
Anja Kolberg
Thema: Blog - 2010, 2. Halbjahr, Blog - Vegan werden und leben
Tierschutz beim Eierkauf
Ich dachte, Bodenhaltung sei gut für Hühner. Es ist auch besser als die Käfighaltung (Kleingruppenhaltung) wie ich jetzt bei der Tierschutzorganisation 4 Pfoten gelesen habe. Ich war immer unsicher beim Eierkauf, was ich nehmen sollte. Mir wäre am liebsten die Hühner würden so draußen rumlaufen und scharren wie bei meiner Oma und meinem Onkel aufm Land. Da haben sie einen eigenen Bereich mit Sträuchern, mit Grün, eine Hütte mit Stange, Nester... Als ich das Bild von der Bodenhaltung gesehen habe, war ich richtig erschrocken. Mit so vielen Hühnern hatte ich nicht gerechnet. Ich hatte es mir anders vorgestellt.
Die Freilandhaltung, am besten noch Biohaltung trifft noch am ehesten meine Vorstellung. Ich bin froh, dass ich hier jetzt endlich Sicherheit habe. Die Beschreibung der unterschiedlichen Haltungsformen auf der Tierschutz-Webseite hat mir geholfen, meine Entscheidung zu treffen. Wenn Sie sich auch informieren möchten: Hier geht es zur Webseite von 4 Pfoten. Noch besser wäre es wohl, die Eier auf dem kleinen Bauernhof zu erwerben, wo man sieht, dass wenige Tiere draußen rumpicken und scharren... (ohne eine große versteckte Halle, wo dann eine Legebatterie ist). Aber einen Anfang kann ich so wenigstens machen.
Es gibt viele Webseiten mit mehr Hinweisen zum Kaufverhalten, ausführlichen Informationen wie man Tiere schützen kann, Informationen zu Haltungsbedingungen, Teilnahme an Online-Petitionen und vieles mehr:
- Animals Angels sind für und bei den Tieren auf Tiertransporten und Märkten
- Tierrechtsorganisation Peta
- Albert Schweitzer Stiftung für die Umwelt - tolles Engagement gegen die Massentierhaltung
Das zu lesen und möglichst immer mehr danach zu handeln, finde ich für mich sinnvoll. So kann ich einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass die Welt ein Stückchen besser wird.
Anja Kolberg
Thema: Blog - 2009, 2. Halbjahr, Blog - Vegan werden und leben
Maus(e)tod?
Tatort: Unser Garten.
Tatzeit: Letzten Sonntag, 1.30 Uhr
Ein paar Stunden zuvor: Eine Mausefalle wird aufgesetzt. Mäuse nämlich flitzen des Nachts immer über unsere Terrasse. Wir wollen sie ins Feld umsiedeln. Missglückt ist Tage zuvor der Marshmallow-Köder. Nicht, weil er der Maus nicht geschmeckt hat, sondern durch den Regen so verklebt ist, dass die Maus ihn genüsslich auffuttern konnte, ohne dass das Türchen zufiel. Diesmal ist ein Stück Waffel unser Lockvogel.
1.30 Uhr: Wir kommen von einer Fete (im Bergischen - eine Freundin wurde 40 und ich habe gaaaanz viele Leute von früher wieder gesehen - das war toll!) und diesmal ist die Falle wirklich zugeschnappt. Ein winzig kleines Spitzmäuschen sitzt darin und putzt sich. Sieht süß aus. Direkt morgen früh bringen wir sie ins Feld.
Der Morgen danach: Guido will die Maus ins Feld bringen, während ich mit Minu unsere Runde drehe. Als ich auf die Terasse sehe, hockt mein Mann neben der Maus am Boden: "Ich glaube, sie liegt in den letzten Zügen." Entsetzen bei mir. Nein, wir wollten doch, dass die Maus lebt! Ich schaue mir die Maus an, die auf dem Rücken liegt und sich windet, sehr langsam in ihren Bewegungen. "Ob sie Bauchschmerzen hat, weil sie zuviel gefressen hat?" frage ich meinen Mann. "Glaube ich nicht." "Oder ihr ist zu kalt geworden", schließlich stand die Mausefalle auf den Holzkästen und da war es windig, kalt und nass und wir haben darüber natürlich nicht nachgedacht. Mist!
Was tun? "Weißt du was, ich hole eine Kiste und dann holen wir sie rein. Dort ist es etwas wärmer und vielleicht erholt sie sich ja." sage ich und laufe ins Haus. Mein Mann hebt das winzige Ding am Schwanz hoch und legt sie in die Kiste. Sie bewegt sich immer noch. Wir verschwenden nicht wirklich einen Gedanken daran, dass sie abhauen könnte, weil sie so schwach ist und kaum noch Leben zu sehen ist. Drinnen nehme ich etwas Küchenpapier, um sie ganz vorsichtig warm zu reiben. Ich habe keine Angst vor ihr, sie tut mir wirklich leid. Meinem Mann geht es ähnlich. Seit dem wir Minu haben, kann ich kein Tier mehr leiden sehen.
Die Rettungsaktion startet: Ganz vorsichtig streichle ich mit dem Papier über ihr Fell. Das scheint ihr gut zu tun. Dann fängt sie an zu zittern. Und was macht mein Mann? Ich höre den Wasserhahn laufen, dann legt er eine Wärmflasche unter die Kiste und wir starren gespannt auf die Maus. Sie hat noch ganz zarte Füßchen. Ist es vielleicht noch ein Baby? Die Wärme scheint ihr gut zu tun. Sie fiept ein bischen. Aha, Hoffnung keimt auf. Das Futter, das mein Mann noch in die Kiste legt, rührt sie zwar nicht an, aber sie bewegt sich immer mehr. Die Nase bewegt sie wie ein Ameisenbär. Süß! Sicherheitshalber stellen wir die Kiste wieder nach draußen, mein Mann legt die Wärmflasche darunter und ich baue darüber aus dem Küchenpapier ein Zelt.
Wir kommen auch gar nicht mehr auf den Gedanken, sie wieder in die Falle zu legen. "Sie bekommt eine Gnadenfrist und darf noch einige Zeit in unserem Garten bleiben" beschließen wir. "Vielleicht will sie auch zu ihrer Mutter zurück", grüble ich. Wir schließen die Türe und frühstücken erst einmal in Ruhe. Ich weiß gar nicht, wie oft wir uns die Finger waschen, aber das leidende Tierchen war uns wichtiger. Als wir danach wieder in die Kiste schauen, ist sie leer. Die Maus hat sich erholt und ist wieder unterwegs. Jetzt freuen wir uns richtig. Was für ein Erfolg.
Kitschig? Nein, nicht für uns, sondern ein unbeschreiblich warmes und gutes Gefühl.
Von der Mauserettungsfront
Anja & Team
Thema: Blog - 2007, 2. Halbjahr, Blog - Garten - Herbst, Blog - Vegan werden und leben
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