Teil 22: Die Weitsicht nach innen und außen und noch ein Geschenk!

Nachdem ich einen ganzen Tag mit Hilfe verschiedener Musikvideos zur Ablenkung von dem Krach draußen meine Urlaubserlebnisse aufgeschrieben hatte, wollte ich meinen Körper und meine Seele mit einem Walkingspaziergang am Meer verwöhnen. Ich zog Schuhe und eine warme Jacke an, holte die Stöcke raus und maschierte Richtung Loekken los.

Nach einer dreiviertel Stunde erreichte ich eine Treppe, die mich schon Tage zuvor magisch angezogen hatte, da man von dort eine etwas steilere Düne hochklettern konnte. Gar nicht so einfach, den Sand bis zur ersten Stufe zu überwinden. Wie bei einem Fitnessgerät, wo man auf der Stelle steht und Stufen nimmt. :-)

Dann setzte ich mich oben auf das Plateau und genoß die Aussicht auf die Nordsee und das Glück einer trockenen Sitzgelegenheit.

Der einsetzende Nieselregen störte mich nicht. Was für ein Glück, dieser Blick.

Ich spürte, wie ich innerlich zur Ruhe kam und aufatmete. Was hatte ich das vermisst und letztes Jahr so oft gemacht, die hohe Aussicht von der Düne auf das Meer zu genießen.

Ich konnte meine Gedanken hier einfach ziehen lassen. Frei.

Mehrmals hatte ich in den vergangenen Wochen überlegt, nach Hause zu fahren und den Urlaub abzubrechen. Jetzt war ich froh, durchgehalten zu haben.

Auf einmal verstand ich, dass ich im Urlaub doch bekommen hatte, was ich mir zu Anfang so sehnlichst wünschte:

Ich wollte Ruhe und Erholung im Urlaub haben – die habe ich auch bekommen, aber anders, als ich wollte: Nicht im Liegestuhl lesend oder mit dem Blick aufs Meer schreibend, sondern durch die Walkingausflüge, die ich gemacht habe, um der Baustelle zu entfliehen.

Ich wollte an mir selbst arbeiten. Ich habe intensive Arbeit an mir selbst erfahren. Aber anders als geplant. Geplant war ein im letzten Urlaub begonnenes Fachbuch über Scham weiter durchzuarbeiten und mit meinen inneren Anteilen zu arbeiten – und zwar im Ferienhaus schreibend. Bekommen habe ich intensive Arbeit an mir selbst, aber durch all die Abenteuer, die ich bestanden habe – außerhalb und innerhalb des Hauses.

Ich wollte schreiben und war traurig, dass es mir einfach nicht gelang, weil mir die Ruhe fehlte. An diesem Tag schrieb ich viele Stunden in einem Rutsch unsere Erlebnisse auf. (Es wurde daraus das größte zusammenhängende Blogprojekt, das ich bisher gemacht habe.)

Mir fiel das Zitat von der mir sehr geschätzten Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross ein: "Eines weiß ich ganz bestimmt: Wir mögen nicht immer bekommen, was wir wollen. Aber wir bekommen immer das, was wir wirklich brauchen." Wie wahr!

Irgendwie werden wir doch geleitet und geschützt auf unserem Weg durch das Leben.

Als ich beschwingt von diesen Erkenntnissen im strömenden Regen zurück ging, traute ich meinen Augen nicht. Ich sah etwas großes schwarzes am Strand, das sich bewegte. Wahrhaftig eine Robbe!!!

Ich lief los und begrüßte sie vor Begeisterung mit stürmischen Rufen, was sie natürlich erschreckte. Übrig blieben die spannenden Spuren im Sand, die sie beim Robben ins Wasser hinterlies:

Ich sah der Robbe nach, die im Meer verschwand, freute mich unbändig und bedankte mich beim Himmel für so viel Glück.

Und während ich weiter meines Weges ging, meist den Blick auf den Boden, um zu sehen, wohin ich trat, dachte ich überrascht wieder: Was ist denn das?

Da hatte sich die Robbe erneut vor mir an den Strand gewagt!

Diesmal war ich etwas vorsichtiger und sie etwas vertrauensseliger.

Ich konnte vorsichtig näher an sie heran gehen, sie einen Moment beobachten und sie mich, bis sie wieder ins Nass robbte.

Endlich hatte ich eine Robbe in freier Wildbahn gesehen. Seit 2002 warte ich darauf. Und diesen Urlaub, wo ich niemals damit gerechnet hatte, sehe ich sie. Und nicht nur sie, sondern auch Delphine! Was für ein Glück!

Den ganzen Rückweg war ich wie auf Drogen, sang laut vor mich hin und bekam mein Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Zu Hause angekommen, war ich durch und durch nass vom Regen und so froh wie nach zwanzig Mal Achterbahn fahren.

Hier geht es weiter mit Teil 23: Ende gut, alles gut

Beschwingte Grüße,

Ihre Anja Kolberg

* * * Bisher erschienen:

Dänemark - eine besondere Urlaubsreise - erzählt in 24 Episoden

Teil 1: Angekommen am Meer - Das Ferienhaus

Teil 2: Das erste mal am Strand - wo ist der Ausgang?

Teil 3: Schöner Bummel-Sonntag in Loekken

Teil 4: Die erste Prüfung beginnt

Teil 5: Pech und Glück liegen nah beieinander. Wilde Blüten und Strandbuggyspaß

Teil 6: Aktiv werden. Wie kann ich mir beistehen?

Teil 7: Es tut sich was. Hoffnung. War das denn immer schon so? Hochsensiblität.

Teil 8: Die Chancen im Unglück entdecken – Entscheidung

Teil 9: Die Stärke der Natur und wie kommen wir da blos wieder raus?

Teil 10: Festgefahrene Situation

Teil 11: Und nu? Helfer in der Not.

Teil 12: Die nächste Prüfung überrascht uns am Abend

Teil 13: Wie kommen wir da wieder rein?

Teil 14: Hilfe von außen muss her. Aber wer und wo?

Teil 15: Ob das wirklich klappt?

Teil 16: Warum passierte das alles? Die Ursache finden und dann...

Teil 17: Ein kleines Wunder

Teil 18: Ich liebe den Nordseesturm. Tagsüber.

Teil 19: Der Küste entlang in den Norden. Wanderdüne Rudbjerg Knudde und Loenstrup. Hirtshals und Noerlev Strand.

Teil 20: Dieses Kribbeln am Strand 

Teil 21: Heidelandschaft und besondere Geschenke dieser Reise 

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Erstellt durch: Anja Kolberg am Freitag, 22 Dezember, 2017
Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Dänemark, Blog - Walking
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