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Danke 2017! Wie ich nebenbei 40 kg verloren habe
Von Stunde zu Stunde wird es an diesem Sylvester-Sonntag ruhiger. Eigentlich toll, dass weder heute noch an Heilig Abend die Möglichkeit zum Einkaufen war. Das hat diese Tage entschleunigt und mehr Ruhe gebracht.
Ich mag Rückblick halten auf mein Jahr 2017 und mir dafür Zeit nehmen. Mal sehen wie lange ich brauche, bis der Blogeintrag online geht. Wir haben jetzt 15.37 Uhr.
Was war wichtig in 2017 für mich?
Vor allem die gesundheitliche Veränderung.
2016 endete völlig unerwartet mit einem Arztgespräch, das mich aus der Bahn warf. Die emotionslosen Worte: "Kompressionsstrümpfe tragen. Lebenslänglich." lösten erst mal viele Tränen aus. Ich brauchte Zeit, um das zu verarbeiten. Im Blog konnte ich darüber erst schreiben, als ich für mich einen Weg gefunden hatte, mit der Diagnose und den Folgen umzugehen. Das war im April.
Was ich alles seit der Diagnose in 2017 für meine Gesundheit getan habe?
- Einen Ratgeber zu Lipödem gelesen und viel im Internet recherchiert, um die Krankheit zu verstehen und was ich tun kann.
- Die maßgefertigte, flachgestrickte Kompressionswäsche getragen: Die ersten gingen "nur" bis in die Leiste, seit dem Frühsommer bis zum Bauchnabel, also Strumpfhosen. So gut wie jeden Tag habe ich sie getragen. Im Sommer: Ein Abenteuer! Einziger Spaßfaktor, dass ich mir die Farbe Aquablau für die Strumphhose aussuchte. Mein Bruder meinte: Schlumpffarbe. Ich war also Schlumpfine. :-)
- Aquajogging gemacht, obwohl ich mich mit Kleidergröße 52/54 nicht wirklich ins Schwimmbad traute. Dabei war es wirklich ok. Nach zwei Kursen war aber Schluss, weil ich stimmungsmäßig nicht gut auf Chlorwasser reagiere und meine Haut juckte.
- Ein Untertischfahrrad gekauft, damit ich während des Sitzens meine Beine bewegen kann. Dafür den Schreibtisch erhöht bzw. mit meinem Mann zusammen neu gebaut und gleich das Büro frisch angestrichen. :-) (Dies Fahrrad kommt seit dem Dauerwalking weniger zum Einsatz, weil es sich damit so wackelig arbeiten lässt.)
- Mich dafür eingesetzt, dass ich einen besseren Facharzt finde. Puh! Könnte besser werden...
- Mich dafür eingesetzt, dass ich Manuelle Lymphdrainage erhalte.
- Die pfiffigen Physiotherapeutinnen gefragt, was ich noch für meine Beine tun kann. Sie zeigten mir Faszientraining, wodurch auch die Schmerzen nachließen.
- Im Februar lies ich einen wurzelgefüllten Zahn ziehen und durch ein Keramikimplantat ersetzen. Die Entscheidung bis dahin war intensiv, weil ich das beste für mich rausfinden wollte (Brücke? Einfach die Lücke lassen? Gar nichts machen? Implantat? Titan? Keramik? Welcher Ansatz? Welcher Behandler?) Das Ziel: Meinen Körper von Giften entlasten.
- Im Zuge der Zahn-OP habe ich u.a. vier Wochen Gluten (also Mehlerzeugnisse aus Weizen, Roggen, Hafer, Dinkel, Grünkern, Gerste...) sowie Zucker und industriell hergestellte Produkte weg gelassen. Auch kein Soja, keine veganen Ersatzprodukte mehr. Da ich schon länger wusste, dass dies gut für meine Gesundheit ist (habe eine chronische Unterfunktion und Entzündung der Schilddrüse namens Hashimoto) und vielleicht auch helfen könnte, meine mich mürbe machenden Konzentrationsprobleme zu lösen, blieb ich über die vier Wochen hinaus dabei. Fiel mir leichter als vorher gedacht. Erschreckend zu sehen, in wie vielen Produkten Zucker enthalten ist. Es gibt kaum ein industriell hergestelltes Lebensmittel ohne Zucker. Gerade ist mir aufgefallen, dass meine Biogemüsebrühe auch Zucker enthält. Irgendwann werde ich wohl vieles selbst machen, das ist wohl am einfachsten...
- Mitte Januar 2017 mit Spazieren gehen begonnen, weil ich testen wollte, ob die Oberschenkelstrümpfe wirklich halten und nicht wieder rutschten. Dann habe ich weiter gemacht. Immer dann, wenn meine Beine schmerzten, vor allen Dingen die Kniekehlen vom Kompresssionsstoff eingeschnürt waren, zog ich mir Jogginghose, Tshirt, Schuhe und Jacke an und ging los. Irgendwann mit Walkingstöcken, weil mich eine andere Walkerin darauf aufmerksam machte, dass dies doch noch intensiver sei. Selten ging ich einen Tag nicht walken. Die zwei Wochen bei Oma im Sommer nicht, nicht jeden Tag im Urlaub und im Herbst weniger, weil ich erkältet war oder einfach zu viele Termine waren. (Bin dankbar, dass ich mir die Zeit frei einteilen kann. Bei einem 9-to-5 Job im Büro wäre das viel schwerer gewesen.) Inzwischen starte ich auch schon mal von zu Hause aus, ohne bis zum nahen Weiher zu fahren. Hier berichte ich über mein Walking: Blog - Walking
- Im Frühjahr besuchte ich einen Ernährungskurs, um meinen Körper besser zu verstehen. Seit dem habe ich öfter intermittierend gefastet. Also die nächtliche Fastenzeit ausgeweitet, so lange wie es ging. Ich habe viel Obst gegessen und abends hauptsächlich warme Gemüsegerichte mit Kartoffeln, selten glutenfreien Nudeln oder mit Reis. Ziel ist mich ganz einfach rohköstlich zu ernähren. (Ich könnte dazu viel mehr schreiben, will es aber nicht zu lange machen. Vielleicht ein anderes Mal.) Auf meinem Weg geht es mal vorwärts, mal zurück oder ich bleibe auch mal stehen. Im Moment brauche ich die gekochte Kost noch. Und auch auf jeden Fall die Gourmetrohkost, die sehr nusslastig ist, viele Fette nutzt usw. Mal sehen, wann sich das ändert. Auf jeden Fall erschließt sich mir dadurch eine völlig neue Welt. Es passiert wohl vielen Veganern, dass sie früher oder später bei der Rohkost landen. Rohkosttorten habe ich schon einige ausprobiert: Lecker! Ich lasse mir hier alle Freiheit, die ich brauche. Wenn ich Hunger habe, esse ich, wenn nicht, nicht. Vegane Rezepte (auch mit Zucker, Gluten und Co.), die ich ausprobierte, gibt es hier: Blog - Vegane Rezepte
- Ziel insgesamt ist, meinen Körper so wenig wie möglich mit unnatürlichen Einflüssen zu belasten. Die Palette der Handlungsmöglichkeiten ist groß, was ich weglassen kann. Drogerieartikel, Kosmetika zum Beispiel. Ich nutze keine Cremes oder Schminke, letzteres liegt daran, dass ich nach der Renovierung unseres Hauses (vermutlich war das Abbeizen der Holztreppe ursächlich) eine Kontaktallergie entwickelte und sich die Haut um meine Augen entzündet, wenn sie mit Cremes oder Schminke in Verbindung kommt. Deo und Zahnpasta habe ich schon länger durch Natron (Baking Soda von Bobs Red Mill, das lt. letzten Informationen noch natürlich abgebaut wird) ersetzt. Oft dusche ich einfach nur mit Wasser. Erschreckend, was alles an Chemie in den Produkten steckt. Da unsere Haut so durchlässig ist, gelangt dies auch in unsereren Körper. Ich will das nicht mehr.
Ergebnisse dieser Reise durch das Jahr:
- Mein Gewicht ist um aktuell 40 kg gesunken. Das ist einfach so passiert. Mein Ziel war ja nicht abzunehmen. Mein Ziel war, gesünder zu werden. Deswegen fehlt mir jeglicher Druck, den ich von früheren Gewichtsreduzierungen kenne. Das ist so eine Freiheit! Ich esse, wann ich will und wie viel ich will, bis ich satt bin. Ich trage nun Kleidergröße 42/44. Im Prospekt eines Kompressionswarenhersteller las ich vor einem Jahr, was ich für meine Gesundheit tun kann: Normalgewicht erreichen. Das fand ich ein gutes Ziel. Wie nebenbei wird mein Gewicht immer normaler. Ich hätte mir nicht erträumen lassen, dass das noch mal möglich ist. Aber es passierte einfach. Wie ein Dankeschön meines Körpers für die unternommen Schritte. Die sinkende Zahl auf der Waage hat mir das Jahr leichter gemacht und war auch Antrieb. Ich habe nicht wie bei Diäten früher die Gedanken: "Wann kann ich endlich wieder normal essen?" Weil ich begriffen habe, welches Essen gut für meinen Körper ist und was nicht. Und wenn ich ein Warum habe, fällt es mir einfach leichter, dabei zu bleiben. Ich will nicht sagen ewig und immer. Aber jetzt ist es so und es ist gut so.
- Ich fühle mich beweglicher, fitter. So habe ich es auch im Urlaub geschafft, uns aus einer misslichen Lage zu befreien. (Wir hatten uns aus dem Haus ausgeschlossen ... Hier die Geschichte)
- Meine Konzentrationsprobleme sind oft weg. Vor einigen Wochen tauchten sie mal wieder auf und dann wieder ab. Inzwischen kann ich sie auch als Zeichen der Entgiftung meines Körpers sehen. Ich versuche dann zu tun, was geht: Walken geht immer. Eine Maschine Wäsche anstellen. Aufräumen. Tagebuch schreiben und horchen, was gerade in mir los ist ...
- Seit dem Tragen der Kompressionsstrümpfe habe ich an jedem Oberschenkel oben 15 cm Umfang verloren. Ich weiß das so genau, weil die Beine für die Anfertigung ausgemessen werden und ich mir Kopien der Maßzettel erfragt habe.
- Ich habe wieder Lust, Kleidung anzuprobieren. Es macht Freude, in ein normales Geschäft zu gehen und einfach was anzuprobieren. Die Auswahl im Normalgrößenbereich ist vielseitiger.
- Im November habe ich mir einen Rock gekauft. Wissen Sie wie lange ich davon schon geträumt habe? Früher habe ich total gerne Röcke getragen. Doch die letzten Jahre fühlte ich mich mit den Beinen einfach nicht wohl bei einem Rock. Eigentlich wollte ich mit dem Rockkauf ja auch warten, bis sich mein Gewicht eingependelt hat, aber dann dachte ich: "Nicht nur das Ziel feiern, sondern auch den Weg!" und gönnte mir das neue Outfit. :-)
- Die Schmerzen in den Beinen, die mich Ende 2016 zur Notfallsprechstunde eines Gefäßchirurgen brachten, sind von Woche zu Woche weniger geworden. Das ist soooo gut!
- Ich kann die Beine wieder übereinander schlagen. :-)
- Ich habe ein stärkeres Selbstbewusstsein. Mir ist wichtig zu schreiben, dass ich mich mit den 40 kg mehr auch gut, wertvoll und richtig gefühlt habe und auch beweglich war. Aber so ist es noch schöner und leichter. Nie hätte ich mir das erträumt, dass ich das so leicht schaffe! Vor einigen Jahren habe ich mal gesagt: "Eines Tages fallen alle Kilos von mir ab." - ohne zu wissen wie. Jetzt war es soweit.
- Mein Kardiologe (hatte so komisches Herzklopfen über längeren Zeitraum, das mich beunruhigte) sagte im Dezember, dass lt. Statistik (hoffentlich habe ich die Zahl richtig im Kopf) nur 0,3% der Menschen mit einem BMI über 40 es schaffen, wieder normalgewichtig zu werden und ich hätte das geschafft. Er war begeistert und das tut einfach gut. Er meinte, mein Herz würde wohl meinen, es sei in einen neuen Körper transplantiert worden und müsse sich daran erst mal gewöhnen. Schöne Erklärung. :-))
Es gibt so viel mehr schönes in meinem Jahr. Doch meine gesundheitliche Veränderung war das allerwichtigste.
Inzwischen finde ich die Kompressionsstrümpfe nicht mehr so schlimm wie am Anfang. Da machten sie mich aggressiv, dieser Druck von außen auf die Beine... Puh! Heute habe ich das Gefühl, ich werde an den Beinen lieb gehalten. Auch die anfänglichen Bedenken, dass ich durch den zusätzlichen Stoff nicht mehr in meine Schuhe passe oder eine größere Hose brauchte, waren unbegründet. Es wurde alles gut.
Ich hatte das große Glück, auf meinem Weg Menschen zu begegnen, die mir geholfen haben. Zum Beispiel meine geliebte Sanifee! Die Mitarbeiterin aus dem Sanitätshaus, die meine Beine ausmaß, machte mir so Mut, als ich das erste mal, noch völlig niedergeschlagen bei ihr war. "Frau Kolberg, wir schaffen das. Ich suche Ihnen einen schönen Stoff aus. Sie werden sehen, das wird besser werden." Und so wurde es von Mal zu Mal. Jetzt freuen wir uns beide über die wundervollen Veränderungen, die mein Körper dieses Jahr durchgemacht hat.
Wie bei einem Schmetterling, der aus seinem Kokon geschlüpft ist.
2017 hatte es wirklich in sich. Und ich habe es gemeistert! Ich bin richtig richtig stolz auf mich. Erstaunlich, was Leidensdruck alles in Bewegung bringen kann. Ohne den hätte ich den Weg nicht geschafft. Es ist noch lange nicht gut, es gibt noch viel zu tun, aber so viel ist schon erreicht. Und das feiere ich jetzt!
Was noch in 2017 wichtig für mich war: Die Auszeit bei meiner Oma. Die herausfordernden Erlebnisse und Geschenke in unserem Dänemark-Urlaub. Die heilsame Zeit beim Walken in der Natur ... Manches habe ich im Blog geteilt. Sie können es lesen, wenn Sie durch die beiden Halbjahre scrollen:
Danke - 2017, dass du da warst und mich so richtig durchgeschüttelt hast. Es tut immer wieder gut, zu erfahren, dass vielleicht Pech oder Unglück am Anfang eines Weges stehen, aber Glück und Freude an seinem Ende auf uns warten.
Danke, dass Sie Teil meines kleinen Universums sind und mich lesen!
Alles erdenklich Gute für Ihr 2018
Anja Kolberg
PS: Online geht der Blogbeitrag um 17.54 Uhr. Und ich versuche jetzt nicht, ihn noch xmal durchzulesen, zu optimieren, sondern ihn so stehen zu lassen wie er ist: Wahrscheinlich mit Fehlern, wahrscheinlich noch besser zu machen und doch genau richtig so wie er ist. :-)
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Körper & Schmerzen
Teil 24: Impressionen von der See
Zum Abschied von unserer Reise in den hohen Norden sende ich Ihnen einige Wahrnehmungen aus dem Urlaub:
Das Rauschen des Meeres. Die Freiheit der im Wind segelnden Möven. Das kalte Glücksgegühl, wenn das Meer die Beine umspielt und den sanften und gleichzeitig rauhen Untergrund des Sandes unter nackten Füßen.
Die Magie der Tiere und ihre heilsame Wirkung auf uns Menschen.
Wie die Langsamkeit der Schnecke, die doch mit stetigem Fortschritt ihren Weg macht.
Das gemütliche Prasseln des Regens. Die schönen Formen, die die Tropfen machen, wenn sie Holzplanken berühren. Das Glück der Stille in der Natur.
Das Gefühl heil aus brenzligen Situationen heraus gekommen zu sein. Die Demut, Glück haben zu dürfen und Hilfe in der Not zu bekommen.
Das Gefühl, sich immer neu zu verstehen, Frieden zu schließen und sich zu verzeihen. Die Kraft, die in Beziehungen und in jedem von uns wohnt. Die Chance, etwas zu schaffen, wenn wir etwas wirklich erreichen wollen.
Minus süßes sich die Augen mit den Pfoten putzen und ihr Königinnenblick, als mein Mann sie im Strandbuggy zog. Das Gefühl von samtig flauschig weichen Hundeohren. Unser Schatz wird Heilig Abend 15 Jahre.
Den Duft von pinkfarbenen Heckenrosen. Der sauerfrische Geschmack von Sanddorn ...
... und eine große Umarmung aus Köln.
Das war mein Adventskalender 2017. Mein bisher größtes zusammenhängendes Textprojekt für den Blog und eine ganz schöne Herausforderung. Den Text hatte ich im Urlaub fertig geschrieben, anschließend zu Hause überarbeitet und weil es so viel war, kam ich auf die Idee: "Da mache ich einen Adventskalender draus."
Im Dezember habe ich ihn Tag für Tag in die Blogsoftware übertragen, Korrektur gelesen und illustriert. Ich wollte es ja schön haben. :-) So erstellte ich über 290 Illustrationen und war täglich bis zu zwei Stunden mit dem Bereitstellen des neuen Türchens für den nächsten Tag beschäftigt. Hab ich mir vorher irgendwie nicht so zeitintensiv vorgestellt. Gut so, sonst wäre er gar nicht erst entstanden. :-)
So habe ich die intensive Schreiberfahrung genossen und ich hoffe, es hat Ihnen gefallen und vielleicht sogar gut getan.
Hier die Fragen zu meinem besonderen Reisebericht:
- Was hat Ihnen am besten gefallen?
- Welche Stelle meiner Urlaubsgeschichte haben Sie jetzt am stärksten in Erinnerung? (Das, was Ihnen zuerst einfällt.)
- Was haben Sie für sich aus meinen Erlebnissen mitgenommen?
Schreiben Sie einfach drauf los, was Ihnen in den Sinn kommt. Es gibt kein richtig oder falsch, kein zu wenig oder zu viel, nur einfach Ihre persönlichen Empfindungen und die sind immer richtig.
Ich freue mich auf jede einzelne Zuschrift, die ich alle lesen werde.
Bitte schicken an meine Mailadresse
ak (at) anjakolberg.de
Nun einfach und munter drauf los! Mail öffnen
Ich wünsche Ihnen von Herzen schöne Weihnachtstage!
Ihre Anja Kolberg
* * * Hier alle Folgen in der Übersicht * * *
Dänemark - eine besondere Urlaubsreise - erzählt in 24 Episoden
Teil 1: Angekommen am Meer - Das Ferienhaus
Teil 2: Das erste mal am Strand - wo ist der Ausgang?
Teil 3: Schöner Bummel-Sonntag in Loekken
Teil 4: Die erste Prüfung beginnt
Teil 5: Pech und Glück liegen nah beieinander. Wilde Blüten und Strandbuggyspaß
Teil 6: Aktiv werden. Wie kann ich mir beistehen?
Teil 7: Es tut sich was. Hoffnung. War das denn immer schon so? Hochsensiblität.
Teil 8: Die Chancen im Unglück entdecken – Entscheidung
Teil 9: Die Stärke der Natur und wie kommen wir da blos wieder raus?
Teil 10: Festgefahrene Situation
Teil 11: Und nu? Helfer in der Not.
Teil 12: Die nächste Prüfung überrascht uns am Abend
Teil 13: Wie kommen wir da wieder rein?
Teil 14: Hilfe von außen muss her. Aber wer und wo?
Teil 15: Ob das wirklich klappt?
Teil 16: Warum passierte das alles? Die Ursache finden und dann...
Teil 18: Ich liebe den Nordseesturm. Tagsüber.
Teil 20: Dieses Kribbeln am Strand
Teil 21: Heidelandschaft und besondere Geschenke dieser Reise
Teil 22: Die Weitsicht nach innen und außen und noch ein Geschenk!
Teil 24: Impressionen von der See
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Teil 23: Ende gut, alles gut
Die letzten Urlaubsstunden verflogen im nu. Am letzten Abend brachten wir Minu spät zum 'Gute Nacht Pipi' raus und wurden mit einem grandiosen Sternehimmel beschenkt. Weil hier keine Straßenlampen oder Häuser Licht streuen, sind die Sterne besonders gut zu sehen.
Da möchte ich gerne auf dem Boden liegen und nur in den Himmel schauen. Atemberaubend, so viele silbrig glänzende kleine und große Punkte. Uahh, wäre es nicht so kalt und laut vom Wind gewesen, sicherlich eine gute Idee. Husch, schnell wieder rein ins warme Haus. Doch erst noch etwas zur Mülltonne bringen. Huch, was war denn das?
In einem zwei Meter Kreis um die Tonne lag unser Müll verteilt auf dem Boden. Wir leuchteten mit der Taschenlampe. Wie kam der Müll da raus? Der metallene Deckel des Müllbehälters war fest verschlossen. Das schwere Holztor, welches das Grundstück abschloss, ebenfalls. Hm. Es war klar, dass es kein Mensch gewesen war.
Aber welches Tier? Abends hatte es frischen Fisch gegeben, vielleicht fühlte es sich vom Geruch der Tüte angezogen, die im Müll gelandet war? Die Müllbehälter bestanden aus einem runden Drahtgerüst, das vorne mit einem Bügel verschlossen wurde, oben war ein schwerer Deckel drauf. In die Öffnung wurde ein dicker, fester Papierbeutel geklemmt.
Diesen Beutel hatte irgendwer vorne in etwa 40 cm Höhe durch den etwa 2 bis 5 cm schmalen Spalt gezogen und einen Beutel nach dem anderen rausgeholt. Unter anderem auch eine große Plastikbox, in der ein Kilo Trauben gewesen waren und die viel breiter war als der Spalt. Wer das da raus gefriemelt hatte, musste ganz schön Kraft in den Pfoten gehabt haben und nicht gerade klein gewesen sein.
Wir sammelten alles wieder ein, sicherten die Tonne mit einem neuen Beutel und verschwanden schnell im Haus. Ein bischen unheimlich war es schon. Ob es hier Waschbären gab? Wir suchten im Internet. Wahrhaftig. Die gab es hier. Die Beschreibung könnte passen. Uns war abends immer aufgefallen, dass Minu ausführlich an einer Seite den Hang hinter dem Haus rauf schnüffelte. Mir war ein großes Loch zwischen den Sträuchern aufgefallen und ich dachte, vielleicht wäre es ein Kaninchenbau. Nun war es wohl eher ein Waschbärbau!
Irgendwie war ich froh, dass es unser letzter Abend war. Obwohl ich tierlieb und -begeistert bin, hatte ich nicht viel Lust, diesem Räuber nachts zu begegnen und mich dabei gehörig zu erschrecken. :-)
Noch zwei Fotos von Nachtstimmungen: In der zweiten Woche leuchtete der Vollmond vom Himmel und machte alles hell draußen. Zum Glück schliefen wir drei alle schlecht in dieser Nacht und tapsten durch das Ferienhaus: So konnten wir den Mond sehen, der sich über Meer spiegelte. Das sah magisch aus.
Was haben wir für einen Urlaub erlebt!
Ich habe so viel gelernt:
Herausforderungen, Baustellen, Schwierigkeiten, Schicksalswendungen wird es im Leben immer wieder geben. Ich kann sie nicht verhindern, so gut ich auch bin und lebe. Wichtig ist nicht, ob uns etwas passiert (es wird wahrscheinlich) oder was uns widerfährt, sondern wie wir mit der Situation, aber vor allen Dingen miteinander und mit uns selbst umgehen. Und dies wird uns mit den Jahren und Erfahrungen mit immer größerer Sicherheit und Gelassenheit gelingen.
So herausfordernd die Situationen waren, so viel Hilfe war auch da. Menschen, die uns zur Seite standen. Vor allem die Präsenz der anderen Menschen war wichtig. Von außen hat man einen neutraleren Blick, weil man emotional unbeteiligt ist, als wenn man selbst in der Notsituation steckt. Es war für mich wichtig, dass die Menschen einfach da waren. Die Frauen und der Mann am Strand zum Beispiel: Ihre Aufmerksamkeit und ihr Mitüberlegen war so eine Hilfe, natürlich auch die Tat. Oder der nette Nachbar. Dass sie mir zur Seite standen, hat mir Kraft gegeben.
Mit meiner Freundin Ariane, mit der ich einige Weiterbildungen besuchte, arbeiteten wir schon mal gegenseitig in Einzelaufstellungen an unseren Themen. Durch die darin gesammelte Selbsterfahrung wurde mir klar: Was wir für das Finden einer in uns selbst stimmigen Lösung brauchen, ist nicht ein Mensch, der leitet, der sich stark einbringt, sondern eher die liebevolle, wohlwollende, an uns glaubende Großmutter, die im Schaukelstuhl in der Ecke sitzt, strickt und dem spielenden Kind ihre Aufmerksamkeit alleine durch ihre Präsenz schenkt.
Das war für mich damals eine ganz wichtige Erkenntnis. Also wenn Ariane einfach da war und mit ihrer Aufmerksamkeit die Energie und Konzentration hoch hielt, konnte ich für mich mein Thema mit Hilfe von Einzelaufstellungen selbst lösen. Mir half das Dasein, die liebevolle Aufmerksamkeit. Manchmal hilft auch einfach ein Taschentuch reichen und Stille oder auch interessiert Fragen zu stellen und zuzuhören. So mag ich es am liebsten.
Im Urlaub hatten die Helfer genau das getan: Sie waren da. Wie wundervoll!
So ist es auch im Leben: Was wir für unseren Weg von außen brauchen, um unsere Ziele zu erreichen, ist liebevolle Aufmerksamkeit, Zuspruch, Glaube. So schön!
Ein Urlaub muss für die Erfüllung vieler Bedürnisse herhalten, die im Alltag einfach zu kurz kommen: Schlaf nachholen. Endlich die Füße hochlegen. Endlich Zeit miteinander verbringen. Endlich mehr bewegen. ... Es ist nicht einfach, damit umzugehen, wenn diese Hoffnungen über den Haufen geworfen werden und Bedürfnisse torpediert werden - wie bei mir zum Beispiel durch die Baustelle.
Dann einen Weg zu finden, gut mit sich selbst und der Situation umzugehen, ist ein wichtiger Weg. Wir alle schaffen das, mal schwerer, mal einfacher auf unserem Weg. Uns passieren solche Herausforderungen nicht ohne Grund, nicht ohne Nutzen für unsere weitere Entwicklung. Auch wenn die Geschenke erst mal in ganz schäbiger Folie verpackt sind, wir zweifeln, mit dem Schicksal hadern, wütend oder traurig sind:
Die wahre Schönheit der Inhalte zeigt sich zum Schluss und wenn wir sie sehen können, erfahren wir den wahren Reichtum dieser Lebensstürme.
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Das nächste Mal hätte ich aber nichts dagegen, wenn es langweilige laue Lüftchen wären. ;o)
Das waren meine Urlaubserlebnisse Dänemark 2017. Schön, dass Sie mit mir gereist sind.
Hier das letzte Türchen mit stimmungsvollen Inspirationen zum Abschluss: Teil 24: Impressionen von der See
Ihre Anja Kolberg
* * * Bisher erschienen:
Dänemark - eine besondere Urlaubsreise - erzählt in 24 Episoden
Teil 1: Angekommen am Meer - Das Ferienhaus
Teil 2: Das erste mal am Strand - wo ist der Ausgang?
Teil 3: Schöner Bummel-Sonntag in Loekken
Teil 4: Die erste Prüfung beginnt
Teil 5: Pech und Glück liegen nah beieinander. Wilde Blüten und Strandbuggyspaß
Teil 6: Aktiv werden. Wie kann ich mir beistehen?
Teil 7: Es tut sich was. Hoffnung. War das denn immer schon so? Hochsensiblität.
Teil 8: Die Chancen im Unglück entdecken – Entscheidung
Teil 9: Die Stärke der Natur und wie kommen wir da blos wieder raus?
Teil 10: Festgefahrene Situation
Teil 11: Und nu? Helfer in der Not.
Teil 12: Die nächste Prüfung überrascht uns am Abend
Teil 13: Wie kommen wir da wieder rein?
Teil 14: Hilfe von außen muss her. Aber wer und wo?
Teil 15: Ob das wirklich klappt?
Teil 16: Warum passierte das alles? Die Ursache finden und dann...
Teil 18: Ich liebe den Nordseesturm. Tagsüber.
Teil 20: Dieses Kribbeln am Strand
Teil 21: Heidelandschaft und besondere Geschenke dieser Reise
Teil 22: Die Weitsicht nach innen und außen und noch ein Geschenk!
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Dänemark
Teil 22: Die Weitsicht nach innen und außen und noch ein Geschenk!
Nachdem ich einen ganzen Tag mit Hilfe verschiedener Musikvideos zur Ablenkung von dem Krach draußen meine Urlaubserlebnisse aufgeschrieben hatte, wollte ich meinen Körper und meine Seele mit einem Walkingspaziergang am Meer verwöhnen. Ich zog Schuhe und eine warme Jacke an, holte die Stöcke raus und maschierte Richtung Loekken los.
Nach einer dreiviertel Stunde erreichte ich eine Treppe, die mich schon Tage zuvor magisch angezogen hatte, da man von dort eine etwas steilere Düne hochklettern konnte. Gar nicht so einfach, den Sand bis zur ersten Stufe zu überwinden. Wie bei einem Fitnessgerät, wo man auf der Stelle steht und Stufen nimmt. :-)
Dann setzte ich mich oben auf das Plateau und genoß die Aussicht auf die Nordsee und das Glück einer trockenen Sitzgelegenheit.
Der einsetzende Nieselregen störte mich nicht. Was für ein Glück, dieser Blick.
Ich spürte, wie ich innerlich zur Ruhe kam und aufatmete. Was hatte ich das vermisst und letztes Jahr so oft gemacht, die hohe Aussicht von der Düne auf das Meer zu genießen.
Ich konnte meine Gedanken hier einfach ziehen lassen. Frei.
Mehrmals hatte ich in den vergangenen Wochen überlegt, nach Hause zu fahren und den Urlaub abzubrechen. Jetzt war ich froh, durchgehalten zu haben.
Auf einmal verstand ich, dass ich im Urlaub doch bekommen hatte, was ich mir zu Anfang so sehnlichst wünschte:
Ich wollte Ruhe und Erholung im Urlaub haben – die habe ich auch bekommen, aber anders, als ich wollte: Nicht im Liegestuhl lesend oder mit dem Blick aufs Meer schreibend, sondern durch die Walkingausflüge, die ich gemacht habe, um der Baustelle zu entfliehen.
Ich wollte an mir selbst arbeiten. Ich habe intensive Arbeit an mir selbst erfahren. Aber anders als geplant. Geplant war ein im letzten Urlaub begonnenes Fachbuch über Scham weiter durchzuarbeiten und mit meinen inneren Anteilen zu arbeiten – und zwar im Ferienhaus schreibend. Bekommen habe ich intensive Arbeit an mir selbst, aber durch all die Abenteuer, die ich bestanden habe – außerhalb und innerhalb des Hauses.
Ich wollte schreiben und war traurig, dass es mir einfach nicht gelang, weil mir die Ruhe fehlte. An diesem Tag schrieb ich viele Stunden in einem Rutsch unsere Erlebnisse auf. (Es wurde daraus das größte zusammenhängende Blogprojekt, das ich bisher gemacht habe.)
Mir fiel das Zitat von der mir sehr geschätzten Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross ein: "Eines weiß ich ganz bestimmt: Wir mögen nicht immer bekommen, was wir wollen. Aber wir bekommen immer das, was wir wirklich brauchen." Wie wahr!
Irgendwie werden wir doch geleitet und geschützt auf unserem Weg durch das Leben.
Als ich beschwingt von diesen Erkenntnissen im strömenden Regen zurück ging, traute ich meinen Augen nicht. Ich sah etwas großes schwarzes am Strand, das sich bewegte. Wahrhaftig eine Robbe!!!
Ich lief los und begrüßte sie vor Begeisterung mit stürmischen Rufen, was sie natürlich erschreckte. Übrig blieben die spannenden Spuren im Sand, die sie beim Robben ins Wasser hinterlies:
Ich sah der Robbe nach, die im Meer verschwand, freute mich unbändig und bedankte mich beim Himmel für so viel Glück.
Und während ich weiter meines Weges ging, meist den Blick auf den Boden, um zu sehen, wohin ich trat, dachte ich überrascht wieder: Was ist denn das?
Da hatte sich die Robbe erneut vor mir an den Strand gewagt!
Diesmal war ich etwas vorsichtiger und sie etwas vertrauensseliger.
Ich konnte vorsichtig näher an sie heran gehen, sie einen Moment beobachten und sie mich, bis sie wieder ins Nass robbte.
Endlich hatte ich eine Robbe in freier Wildbahn gesehen. Seit 2002 warte ich darauf. Und diesen Urlaub, wo ich niemals damit gerechnet hatte, sehe ich sie. Und nicht nur sie, sondern auch Delphine! Was für ein Glück!
Den ganzen Rückweg war ich wie auf Drogen, sang laut vor mich hin und bekam mein Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Zu Hause angekommen, war ich durch und durch nass vom Regen und so froh wie nach zwanzig Mal Achterbahn fahren.
Hier geht es weiter mit Teil 23: Ende gut, alles gut
Beschwingte Grüße,
Ihre Anja Kolberg
* * * Bisher erschienen:
Dänemark - eine besondere Urlaubsreise - erzählt in 24 Episoden
Teil 1: Angekommen am Meer - Das Ferienhaus
Teil 2: Das erste mal am Strand - wo ist der Ausgang?
Teil 3: Schöner Bummel-Sonntag in Loekken
Teil 4: Die erste Prüfung beginnt
Teil 5: Pech und Glück liegen nah beieinander. Wilde Blüten und Strandbuggyspaß
Teil 6: Aktiv werden. Wie kann ich mir beistehen?
Teil 7: Es tut sich was. Hoffnung. War das denn immer schon so? Hochsensiblität.
Teil 8: Die Chancen im Unglück entdecken – Entscheidung
Teil 9: Die Stärke der Natur und wie kommen wir da blos wieder raus?
Teil 10: Festgefahrene Situation
Teil 11: Und nu? Helfer in der Not.
Teil 12: Die nächste Prüfung überrascht uns am Abend
Teil 13: Wie kommen wir da wieder rein?
Teil 14: Hilfe von außen muss her. Aber wer und wo?
Teil 15: Ob das wirklich klappt?
Teil 16: Warum passierte das alles? Die Ursache finden und dann...
Teil 18: Ich liebe den Nordseesturm. Tagsüber.
Teil 20: Dieses Kribbeln am Strand
Teil 21: Heidelandschaft und besondere Geschenke dieser Reise
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Dänemark, Blog - Walking
Teil 21: Heidelandschaft und besondere Geschenke dieser Reise
Dienstag in der letzten Ferienwoche hatte ich das starke Bedürfnis nach Ruhe und so entschloss ich mich, nochmal die grüne, stille Strecke durch die Heide zu laufen und als krönenden Abschluss die Weitsicht oben auf dem Dünenberg zu genießen. Obwohl Regen gemeldet war machte ich mich auf den Weg. Meine Softshelljacke ist zum Glück wind- und bis zu einem gewissen Grad auch wasserdicht.
Ich kam vorbei an Sanddornbüschen. Diese saure Frucht ist so gesund, dass ich viele der gelben Vitamin-C-Beeren naschte. Direkt vom Strauch in den Mund. Lecker!
Was hat das gut getan, durch die Stille der Natur zu gehen, immer wieder Pausen zu machen, um am Harz der Kiefern zu riechen oder Irish Moos auf dem Boden der Lichtungen zu entdecken:
Flitzenden Eichhörnchen zuzuschauen und winzig kleine Pilze im Moos zu bestaunen:
Auf einem der Dächer sah ich Auerhühner. (Die schwarzen Striche oben auf dem Dach.) Deren eigentümliches Klackern hatte ich vorher nur in den Abendstunden in den Dünen gehört und von weitem eines hochfliegen sehen.
Vom Weg durch die bergige Landschaft aus genoss ich die Aussicht über die Dünenhügel bis zum Wasser
und die Jammerbucht entlang:
Die Kartoffelrosen rochen einfach himmlisch und ihr vitaminreiches Fruchtmark lies ich mir auch schmecken:
Ich wollte nicht wie beim letzten Besuch gleich zum Wasser runter gehen, sondern wählte schmale Pfade durch die menschenleere Landschaft. Morgens hatte es gefroren und die Kälte war am Nachmittag immer noch zu spüren. Der Wind frischte auf.
Feuerrot waren meine Hände, als es stärker zu regnen begann. Aber in mir drin war es warm und voller Lebensfreude! Dank Google Maps fand ich einen neuen Weg Richtung Strand. Er führte mich durch das Dünental hinauf auf eine Anhöhe.
Als ich auf der Dünenspitze stand, wurde ich von einem atemberaubenden Blick auf das Meer und in die andere Richtung auf die vielen Häuschen, die sich in die Dünen schmiegten, belohnt. Wegen dem ungemütlichen Wetter war kein Mensch zu sehen. Ich war mit der Natur alleine.
Welch ein grandioses Farbenspiel: Es war kaum Wind, deswegen war das Meer fast glatt. Das zeigte sich in türkisfarbenen Schattierungen wie meine Wand im Büro, dazu die Farbe des cremigen Sandes und die Blauschattierungen des wolkenverhangenen Himmels. Ein Feuerwerk für meine Augen und meine Seele. Vor Rührung flossen mir die Tränen, so schön war das.
Ich war so dankbar, diesen über drei Stunden dauernden Ausflug gemacht zu haben.
Wow! Wieder wurde mir was klar:
Das hätte ich nicht gesehen, wenn mich die Bauarbeiten nicht raus getrieben hätten, weil ich ansonsten sicherlich im gemütlicheren Haus geblieben wäre. Ich wäre nicht so weit gewalkt, wenn ich wegen der schmerzhaften Diagnose Lipödem im Dezember nicht 2017 begonnen hätte mit Walking. Wenn ich durch meine Ernährungsumstellung bis dahin nicht über 30 kg abgenommen hätte und durch das Walking so trainiert wäre: Es wäre schwer für mich gewesen, durch die schmale Luke in der Kellerdecke zu steigen, um uns wieder aufzuschließen.
Ich begriff die Geschenke, die ich bekommen hatte und bedankte mich beim Himmel. Rückblickend machte alles Sinn und fügte sich zusammen: Die Lipödem-Diagnose, das Rutschen der ersten Kompressionsstrümpfe und das Losgehen, um ihren Halt zu testen, die Zahn-OP mit den damit empfohlenen Ernährungsveränderungen, die Schmerzen in den Beinen, die mich im Laufe des Jahres immer wieder zum Walking gebracht hatten. Die Baustelle, deren Lärm mich zur Bewegung außerhalb zwang.
So schwer ist es, das zu sehen, wenn ich in der vertrackten Situation steckte. So stimmig war es jetzt. Ich war in dem Moment voller Glück und Dankbarkeit erfüllt.
Ich hatte das Gefühl, dass ich als Belohnung für dieses Begreifen diesen atemberaubenden Blick am menschenleeren Strand geschenkt bekommen hätte und walkte beseelt zur Wasserkannte hinunter. Doch dann kam es noch besser!
Auf dem Meer sah ich zwei schwarze Punkte: Möven, die sich auf dem Wasser schaukeln ließen. Aber was war das? Hatte ich da schwarze Rückenflossen auf- und abtauchen gesehen? Ich ging näher Richtung Wasserkante, zückte mein Smartphone, das wollte ich aufnehmen. Ich suchte auf der großen Fläche des Meeres die beiden Möven als Fixpunkte und nahm ein Video auf. Da wieder etwas schwarzes. Ich sah gebannt auf das Wasser und suchte es nach den Tieren ab.
Wahrhaftig, das waren schwarze Rückenflossen, zwei Stück. Nach zwei Mintuten hörte ich auf zu filmen, ein Foto glückte mir nicht. Ich hatte wirklich zwei Delphine gesehen, an der Küste Dänemarks! Wie geil war das denn? Ich konnte mein Glück kaum fassen! Ich habe diese Tiere noch nie in der freien Wildbahn gesehen. Für mich war das ein kleines Wunder.
Ich hatte wirklich das Gefühl, die sind ein Geschenk des Himmels an mich für all die bestandenen Herausforderungen. Unfassbar! Ich konnte es kaum begreifen. Ich war so beglückt wie Sie an meinem Gesicht unten sehen können.
In dem Moment war ich überzeugt, dass die beiden nur für mich da aufgetaucht sind, nachdem ich all die Lernaufgaben und die Geschenke entdeckt, begriffen und mich dafür bedankt hatte. Denn es ist sauschwer, sich auf die mies eingepackten Geschenke des Lebens einzustellen, frohen Herzens und offen für die Botschaft. Ich kenne keinen, der sagt: „Super, da kommt die nächste Lernaufgabe. Ich leide zwar gerade wie Hund, mein Urlaub wird durchkreuzt, aber hey egal, es wird ein gutes Ende haben.“ Also ich kann das in jedem Falle nicht. Kann ja noch werden. Was ich aber immer besser kann, ist damit immer früher meinen Frieden schließen, mir gut zureden, für mich einstehen, an ein gutes Ende denken und für mich in der Zwischenzeit gut sorgen. Und das ist klasse!
Im Ferienhaus guckte ich mir die Videos mehrmals an und recherchierte im Netz, ob es dort oben wirklich Dephine gab. Ja, so war es: Es gibt dunkelgraue Tümmler oben an der Nordsee. Sie tauchen alleine oder zu zweit auf, mit Vorliebe in flachem Gewässer. Das passte. Hüüüüüüüüüüüüüüüühüpf! Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass ich an der Nordsee in freier Wildbahn Delphine sehe. Und jetzt war das einfach passiert!
Das war der Punkt, wo ich mir vornahm, über diesen ganz besonderen Urlaub ausführlich für den Blog zu schreiben und meine Erlebnisse mit Ihnen zu teilen.
Hier geht es weiter mit Teil 22: Die Weitsicht nach innen und außen und noch ein Geschenk!
* * * Bisher erschienen:
Dänemark - eine besondere Urlaubsreise - erzählt in 24 Episoden
Teil 1: Angekommen am Meer - Das Ferienhaus
Teil 2: Das erste mal am Strand - wo ist der Ausgang?
Teil 3: Schöner Bummel-Sonntag in Loekken
Teil 4: Die erste Prüfung beginnt
Teil 5: Pech und Glück liegen nah beieinander. Wilde Blüten und Strandbuggyspaß
Teil 6: Aktiv werden. Wie kann ich mir beistehen?
Teil 7: Es tut sich was. Hoffnung. War das denn immer schon so? Hochsensiblität.
Teil 8: Die Chancen im Unglück entdecken – Entscheidung
Teil 9: Die Stärke der Natur und wie kommen wir da blos wieder raus?
Teil 10: Festgefahrene Situation
Teil 11: Und nu? Helfer in der Not.
Teil 12: Die nächste Prüfung überrascht uns am Abend
Teil 13: Wie kommen wir da wieder rein?
Teil 14: Hilfe von außen muss her. Aber wer und wo?
Teil 15: Ob das wirklich klappt?
Teil 16: Warum passierte das alles? Die Ursache finden und dann...
Teil 18: Ich liebe den Nordseesturm. Tagsüber.
Teil 20: Dieses Kribbeln am Strand
Ihre Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Dänemark, Blog - Walking
Teil 20: Dieses Kribbeln am Strand
Hier ein paar Inspirationen vom bunten Leben am Nordsee-Herbststrand in Dänemark:
Bei Wind und schönem Wetter fuhren am Meer Paraglider, die an ihre dreirädgrigen, niedrigen Fahrgestelle große Segel gespannt hatten. Sie erreichten eine enorme Geschwindigkeit.
Die bunten Segel vor dem blauen Himmel sahen einfach toll aus.
Auch junge Frauen drehten mit den Gefährten ihre Runden auf der breiten Fläche. Ein Sport mit körperlicher Herausforderung.
Eine Gruppe junger Leute hatte sich Geschirre angezogen, an denen Schirme befestigt wurden, dann stiegen sie auf Skateboards mit großen Gummireifen und ließen sich in atemberaubender Speed über den Strand ziehen. Das Spiel mit dem Wind war nicht einfach, der Schirm klappte immer wieder in sich zusammen, aber wenn es klappte, nahmen sie unglaublich schnell Tempo auf.
So schöne Momente am Strand: Ich sah einen älteren Herrn, der die Klappe seines Kombis geöffnet hatte und auf der Kannte Platz nahm. Um ihn herum spielten seine Enkelkinder: Zwei Jungs im Alter um die zehn Jahre versuchten mit einer Schaltafel das Wasser aufzuhalten, ein Mädchen spielte mit dem Hund, ein anderes hielt einen Drachen.
Bei einem der starken Schauer beobachtete ich vom Wintergarten aus acht junge Mädchen in Regenbekleidung von Fuß bis Kopf, die mit einer grauhaarigen Frau den Weg zum Strand runter gingen. Auf dem Rücken sah ich einige rote Stäbe in ihrem Rucksack und wurde neugierig. Nach einer viertel Stunde sagte mein Mann, guck mal: Am Strand schwebten neun rote Drachen im Wind. (Bild unten) Was sah das schön aus!
Ich liebe es, mit den nackten Beinen durchs Meerwasser zu schlürfen. So oft wie möglich. Zwischen all dem Regenwetter schien die Sonne eines nachmittags, doch es war ziemlich frisch draußen. Sollte ich warten, ob es wieder wärmer werden würde? Unklar, ob ich wegen des instabiles Wetters im Urlaub überhaupt noch einmal in der Sonne am Wasser würde laufen können. Also jetzt oder nie!
Gut für die Beine ist es allemale. Ich zog die kurze Hose an und mehrere Pullover und Shirts übereinander an. Puh, es war schon arg kalt in der kurzen Hose, so jetzt allen Mut zusammen genommen und mit den nackten Füßen ins W........ Ah! Kalt. Sehr kalt!
Zuerst schmerzte das Wasser an den Füßen, so dass ich mich fragte, warum ich so verrückt war, das im Oktober zu machen. Irgendwann wurde es durch den kalten Wind an den nassen Beinen im Wasser angenehmer als draußen und kurz darauf war es mir wahrhaftig egal, ob ich im Wasser stand
und mir die Wellen bis an die Knie spritzten oder ich nur über den Sand lief, ich hatte mich daran gewöhnt und es war einfach schön!
Doch es gibt Menschen, die sind viiiiiiel abgehärteter:
Bei Wind und Wetter habe ich einige - meist ältere - Herrschaften gesehen, die nackig in die Fluten gestiegen sind. Hier ist es durch das flache Wasser leicht ins Meer zu gehen. Kaum Steine, kaum schneidende Muscheln. Mut erfordert es auf jeden Fall, ganz mit dem Körper unterzutauchen. Manche fuhren mit dem Auto bis ans Wasser, zogen sich komplett aus und stiegen in die Fluten, kamen fluchs wieder raus, rubbelten sich mit Handtüchern ab, zogen sich an und fuhren wieder weg.
Mir machte ja schon das Tauchen mit den Füßen ins Wasser etwas aus. Die Belohnung: Den ganzen Abend warme Füße!
Was gibt es noch am Strand zu erleben?
Natürlich Strandgut: Muscheln waren selten zu finden. Ein Glück, denn Minu knackt sie gerne und aufgrund ihres hohen Alters bekommt ihr das im Magen gar nicht gut.
Ein besonderer Fund war diese unversehrte Krabbe. Die Möven nehmen sie meist auseinander und dann sind nur noch Einzelteile zu entdecken...
Schon vom weitem sah ich etwas merkwürdig blaues, großes, rundes am Strand liegen. Was war das blos?
Wikipedia meinte, es sei eine riesige Wurzelmundqualle.
Ich liiiiiebe es, wenn Minus Ohren im Wind fliegen, weil das so lustig aussieht. Besonders quirlig ist sie nicht mehr, dafür etwas mutiger. Als mein Mann mit den Füßen ins Wasser ging, machte sie es ihm wahrhaftig nach. Sonst meidet sie Wasser, wo es eben geht.
Hmmmm, am Strand sind sooo viele spannende Gerüche. Manchmal bewegte sich nur ihre Nase.
Selfie mit Minu.
Diese beiden Strandbesucher spielen Kubb oder auch Wikingerschach/-kegeln, bei dem die Holzklötze des Gegners mit einem Wurf umgeschmissen werden sollen.
Auf dem Weg zurück zum Haus viel mir ein nasser Schmetterling ins Blickfeld, der am Strand lag. Lebte er noch?
Ich hob ihn vorsichtig auf. Seine Fühler bewegten sich etwas.
Er war zu nass und zu schwach, um zu fliegen. Was tun? Ich nahm ihn mit auf den Weg zurück zum Ferienhaus. In den Dünen sind so viele Heckenrosen, dort wollte ich ihn in der Sonne absetzen.
In einer duftenden Rosenblüte konnte er trocknen, Pollen naschen, sich stärken und dann vielleicht wieder fliegen.
Diese süße Schnecke begegnete mir auf dem Weg zum Ferienhaus. Damit endete mein Spaziergang am Meer.
Das tolle an kaltem, nassen Herbstwetter: Das anschließende Kuscheln im Warmen!
Das schnell wechselnde Wetter oben am Meer lehrt eines jeden Tag aufs Neue:
Nichts auf später verschieben. Es gibt nur jetzt als den richtigen Moment. Sonst ist das Wetter schon wieder weg, es regnet, die Sonne ist untergegangen. Eine wundervolle Erziehung zum Jetzt.
Hier geht es weiter mit Teil 21: Heidelandschaft und ein besonderen Geschenke dieser Reise
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Dänemark - eine besondere Urlaubsreise - erzählt in 24 Episoden
Teil 1: Angekommen am Meer - Das Ferienhaus
Teil 2: Das erste mal am Strand - wo ist der Ausgang?
Teil 3: Schöner Bummel-Sonntag in Loekken
Teil 4: Die erste Prüfung beginnt
Teil 5: Pech und Glück liegen nah beieinander. Wilde Blüten und Strandbuggyspaß
Teil 6: Aktiv werden. Wie kann ich mir beistehen?
Teil 7: Es tut sich was. Hoffnung. War das denn immer schon so? Hochsensiblität.
Teil 8: Die Chancen im Unglück entdecken – Entscheidung
Teil 9: Die Stärke der Natur und wie kommen wir da blos wieder raus?
Teil 10: Festgefahrene Situation
Teil 11: Und nu? Helfer in der Not.
Teil 12: Die nächste Prüfung überrascht uns am Abend
Teil 13: Wie kommen wir da wieder rein?
Teil 14: Hilfe von außen muss her. Aber wer und wo?
Teil 15: Ob das wirklich klappt?
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Teil 18: Ich liebe den Nordseesturm. Tagsüber.
Im nächsten Teil passiert etwas, dass ich mir nie erträumt hätte ...
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Dänemark, Blog - Hundemami
Teil 19: Der Küste entlang in den Norden. Wanderdüne Rudbjerg Knudde und Loenstrup. Hirtshals und Noerlev Strand.
Für Donnerstag in der zweiten Woche hatten wir uns wegen des schönen Wetters einen Ausflug zum Rudbjerg Knudde vorgenommen. Das ist eine der Attraktionen in der Gegend, dementsprechend "viele" Menschen waren auf einem Fleck zu sehen. :-) Der Leuchtturm (Fyr) inmitten der riesig hohen Wanderdüne direkt an der Steilküste hatte es uns schon 2008 angetan.
Der Leuchtturm zierte 2009 den Tischkalender, vielleicht kommt er Ihnen daher bekannt vor. Viele Motive vom Meer bereichern die Tischkalender und Minikarten.
Vorbei an Sanddornbüschen und grasenden Kühen und Schafen führte ein neu angelegter Weg zur Düne.
Beim letzten Mal war der Sand ganz weich und man kam kaum die Düne hoch, weil der Untergrund immer wieder wegrutschte. Jetzt war es ein leichtes, die hohe Düne zu erklimmen. Der Sturm der letzten Tage und der Regen hatte die Oberfläche des Sandes zu faszinierenden Gebilden geformt, die einen festen Untergrund bildeten. Wow!
Oben angekommen wurden wir mit einer grandiosen Aussicht bis ins Hinterland, nach Loenstrup und darüber hinaus belohnt.
Erstaunt stellten wir fest, was der Wind in den vergangenen Jahren geleistet hatte: Der Sandberg war Richtung Land gewandert. Damals guckte nur die Spitze des Leuchtturms raus, der Eingang war wie zwei dort ehemals stehende Häuser verschüttet, dicht umschlossen von der Wanderdüne. Über dem 50 Meter hohen Küstenkliff liegt zwischen 20 und 50 Meter hoch der Flugsand, der sich beständig verändert.
Im Gegensatz zu vor neun Jahren (Bild oben) war der Leuchtturm nun wie zu seiner Erbauung vollständig frei gelegt, einschließlich seines Eingangs. Von den Wärterhäusern waren wieder die Fundamente zu sehen. (Bild unten) Was waren für Massen an Sand bewegt worden!
Der Fyr konnte jetzt sogar bestiegen werden. Eine Betonmauer (Bild unten) stützte den Leuchtturm zum Kliff ab, denn direkt dahinter geht es in die Tiefe. Da die Steilküste immer näher rückt, soll der Leuchtturm aus Sicherheitsgründen wohl irgendwann abgerissen werden. Was sehr schade wäre, er sieht einfach grandios aus.
Der damalige Parkplatz zu Fuße des Sandberges war inzwischen verschüttet. Beeindruckend, was die Naturgewalten leisten!
Ein schöner Ausflug. Anschließend ging es weiter ins benachbarte Loenstrup - ein in den Hügeln der Steilküste gelegenes, charmantes Fischerdörfchen. Wie viel farbenfroher sah die Küste nun im Herbst aus. Zuletzt hatten wir sie im Winter gesehen, nachdem lange Schnee gelegen hatte und das Gras braun war.
Auch in Loenstrup werden wie in Loekken die Fischerboote mit einer Seilwinde an den Strand und sogar den Berg hochgezogen.
Sieht doch herrlich aus, oder?
Da ist zu verschmerzen, dass hier im Zentrum die breiten Strände wegen der Steilküste fehlen, dafür genießen die Ferienhäuser von dort oben eine tollen Panoramablick aufs Meer.
Am Nachmittag walkte ich bei herrlichstem Sonnenschein am Strand entlang. Was für eine Wohltat!
Die Augen schließen. Atmen. Die Strahlen der Sonne genießen. In solchen Momenten bin ich soooo dankbar und froh. Im nächsten Türchen gibt es ein paar mehr Inspirationen vom bunten Strandleben im Herbst.
Als ich heim kam, hatten die Handwerker Feierabend. Der Freitag vormittag der zweiten Woche war auch schnell überstanden. (Während ich diese Zeilen zum Ende unseres Urlaubes schreibe, klackert die Nagelpistole und die Kreissäge heult. Alle Urlauber, die hier am Haus vorbei kommen, halten an, um das Bauspektakel zu betrachten.) Dann war wieder Wochenende! Hüpf!
Als ich Sonntags in einem nahegelegenen Supermarkt die Zeitung und für meinen Mann Brötchen kaufte, beobachtete ich Handwerker, die in dem Feriendorf die Dächer sanierten, ein Bagger fuhr, die Musik dröhnte. Plötzlich war ich heilfroh, dass auf unserer Baustelle Wochenende war. Wohl keine Selbstverständlichkeit.
Das Wochenende verbrachten wir mit Lesen, langen Spaziergängen, Ausschlafen, einen Tee draußen beim Sonnenuntergang mit einem schönen Vogelkonzert trinken, das wechselnde Aprilwetter und die Ruhe am Ferienhaus den ganzen Tag genießen. Ich wusste diesen Luxus soooo zu schätzen!
Montag war es trocken und somit gingen auch die Bauarbeiten weiter. Der Wind stand so günstig, dass wir dennoch auf der anderen Seite des Balkons relativ geschützt in der Morgensonne frühstücken konnten. Ich fands so klasse, dass mir der Lärm weniger ausmachte.
Wir entschlossen uns zu einem Ausflug nach Hirtshals - die Stadt an der Spitze zwischen Jammer- und Tannisbucht. Letztere endet ganz oben im Norden Dänemarks mit Skagen, wo sich Nord- und Ostsee die Hände geben.
Von der Hafenstadt im Norden der Jammerbucht starten viele Fährlinien Richtung Norwegen und dort kann man gut frischen Fisch kaufen. Den Leuchtturm wollten wir uns auch anschauen. Übrigens zierte sein Ebenbild den Tischkalender 2015 und ist noch im Minikarten-Set Balsam zu finden.
Für meinen Mann kauften wir am Hafen in Gaardboe's Fiskehandel Scholle und Seelachs. Am Leuchtturm genossen wir die Aussicht aufs Meer. Bei einer Umrundung trat ich fast auf eine Schlange, die sich am Wegesrand sonnte. Gut, dass ich nicht draufgetreten bin und Minu mit ihrer neugierigen Nase fern geblieben war, da ich voraus ging.
Nachher fanden wir heraus, es war eine Kreuzotter, durchaus für Kinder und Senioren - sicherlich auch für Hunde - gefährlich, weil giftig. Uns hat sie nichts getan, ich glaube, es war ihr einfach zu kalt, denn sie bewegte sich kaum und war froh über die wärmenden Sonnenstrahlen.
Auf dem Rückweg statteten wir Noerlev Strand einen Besuch ab, wo wir im März 2010 zu meinem 40. Geburtstag drei Wochen Urlaub machen. Das Häuschen hatte eingekuschelt in eine flache Düne gleich oberhalb vom Strand gestanden. So sah es dort 2010 aus:
Ich fand das Häuschen so schön, weil man auf der Couch lesend direkt durch das Sprossenfenster aufs wenige Meter entfernte Meer schauen konnte.
Und die Zweierbank auf der Terrasse war auch toll.
Als wir 2017 an den Strand kamen, sah es anders aus. Scheinbar hatte auch hier ein Sturm ganze Arbeit geleistet. Unser Haus und auch die Nachbarhäuser, die an der Dünenkannte gestanden hatten, waren nicht mehr da. Schade! Neue Häuser standen jetzt mehrere Meter weiter in wohl sicherem Abstand.
So ist das Leben am Meer mit der Natur. Alles ist in beständiger Veränderung.
Hier geht es weiter mit Teil 20: Dieses Kribbeln am Strand
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Dänemark
Teil 18: Ich liebe den Nordseesturm. Tagsüber.
Während ich den Blogartikel in Dänemark schrieb, klackerte der Regen wie Metallperlen gegen die Scheiben. Der Horizont dunkelgrau, das Meer etwas heller - als wollte die Welt untergehen. Plötzlich regnet es so stark, der Wind peitschte die Tropfen waagerecht gegen die Scheiben - ein Gefühl, als fährt das Haus durch eine rieisge Waschstraße. Klasse!
Ein Sturm ist ein Naturspektakel. So urgemütlich dem schnell wechselnden Wolkenspiel am Himmel zuzuschauen.
Innerhalb weniger Minuten kann sich das Wetter drehen von blauem Himmel und Sonnenschein zu Wolkenbruch.
Wenn es richtig stürmt und der Wind vom Meer kommt, dauert es nicht lange und Meersalz und Sand bilden einen schmierigen Film auf den Scheiben. Klarer Durchblick nicht möglich. Das Team aus Regen und Wind wäscht sie anschließend sauberer als ich das mit dem Putzlappen könnte. Frau muss ja auch nicht in jedem Moment klare Scheiben haben. ;o)
Trockene Momente nutzten wir für einen Spaziergang. Das Meer hatte sich fast bis zur Düne vorgewagt.
Ich mag es, der Gewalt des Windes zuzuschauen, wie er die Wellen hochpeitscht, den Sand über den Strand fegt oder den Strandhafer kämmt. Dann ist so nah am Meer richtig was los.
Der Sturm schwemmt jede Menge Strandgut an: Flaschen, Kisten, Seile und spannende Algenformationen wie dieser kleine Baum hier. Seine Blätter waren fest und elastisch wie Plastik.
Wenn es jedoch dunkel wird, der Wind ums Haus pfeift, ist mir der Sturm unheimlich. Am Abend dreht er nochmal richtig auf und all die klackernden, schlagenden, peitschenden Geräusche sind schwer einzuordnen, eben weil man nichts sieht. Die Abluftrohre der Abzugshaube über dem Herd rauschten.
Die großen Glasscheiben bogen sich bei den plötzlichen Böen, der Luftzug war spürbar. Irgendwo schlug etwas auf einander. Was tagsüber noch spannend ist, wird nachts gespenstig. Häuser mit Meerblick bekommen durch die ungeschütztere Lage mehr Wind ab, als wenn man unten im Dünental liegt.
Hier ein altes Haus, dessen Besitzer den immerwährenden Kampf gegen die Urkraft des Meeres aufgegeben haben.
Wenn es besonders laut klappert, denke ich darüber nach, ob sich etwas lösen könnte. Beruhigend ist der Gedanke, dass die Häuser hier schon viel mehr erlebt haben, als diesen einen Sturm und ich übe mich in Vertrauen. Ich weiß gar nicht wie viele Stundenkilometer Windgeschwindigkeit wir schon erlebt haben. So lange die Dänen ruhig bleiben, tun wir es ihnen gleich.
2015 machte ich bei Sturm einen Ausflug an den Stand: Wow, das voll Leben spüren!
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Dänemark
Teil 17: Ein kleines Wunder
Das Wochenende war Salbe für meine Seele und meinen Körper:
Ruhe. Bewegung. Lesen. Füße hoch. Ein Mittagsschläfchen machen.
Draußen im Sonnenuntergang essen. Die Konzerte der Natur genießen.
Walken. Atmen. Urlauben! Endlich. Was für ein Geschenk.
Montag in der zweiten Woche passierte dann ein kleines Wunder: In der Nacht war der Sturm stärker geworden und auch der Regen. Es war halb acht als ich wach wurde und nebenan noch keine Geräusche vernahm. Leise keimte die Hoffnung, die Handwerker würden bei dem Wetter an dem Tag vielleicht nicht am Dach arbeiten. So war es auch. Wir checkten die Wetterapp. Es sollte so bleiben. Die Baustelle ruhte: Welch ein Segen!
Wir drei genossen das stürmische Wetter und die Naturgewalten von innen und außen zu beobachten. Jeder machte, was er gerne mag. Ich mag es, einfach in die Natur zu schauen, zu lesen, zu schreiben. Den Sichtschutz montierten wir ab, da er einfach zu laut und instabil bei den Windstärken war.
Ich holte mir in einem trockenen Moment die Sonnenliege von draußen rein und machte es mir darauf hinter den großen Fenstern, von wo aus ich das Wetter nah beobachten konnte, so richtig gemütlich mit Lesestoff, Tee und einer kuschligen Decke. Herrlich!
Ich bin so dankbar, dass wir diese Ruhe geschenkt bekamen. In einem Newsletter las ich zu der Zeit ein Zitat von Hermann Hesse: "Das Paradies pflegt sich erst dann als Paradies zu erkennen zu geben, wenn wir aus ihm vertrieben sind." Wie wahr.
Wie oft hatten wir schon Urlaub hier in Dänemark gemacht, ohne Baulärm zu haben. Aber ich wusste es gar nicht zu schätzen. Und wie viel Glück hatten wir in den letzten beiden Urlauben gehabt, ohne Bauarbeiten. Ja, erkennen kann ich das Glück oder Paradies erst dann, wenn ich es nicht mehr habe. Bei wie vielen Dingen im Leben ist das ähnlich.
So bin ich dankbar für den Sturm und seine Auswirkungen auf die Baustelle. Dankbar, mich erholen zu können und aufzuatmen. Ich nahm mir vor, die Ruhe im Ferienhaus zu genießen, so lange es ginge und mich - wenn der Krach wieder begann - auf Ausflüge und vielleicht auf die Arbeit an mir selbst konzentrieren. Es lässt sich intensiv arbeiten am Inneren, wenn der Stress ausbricht, weil dann die Wunde so greifbar ist. Schön ist es, einen solchen Zeitpunkt selbst bestimmen zu können. Eine Herausforderung, wenn sie mir wie so oft im Leben unvorbereitet vor die Nase gesetzt wird und meine Bedürfnisse torpediert.
Ein Segen für meine innere Unabhängigkeit und inneren Frieden wäre es, wenn ich egal was im Außen passiert, innerlich ruhig und gelassen bleibe. Also gleich, welcher Krach, welche Gerüche, welche Ausblicke oder andere stressige Wahrnehmungen und Situationen. Ich bin mir bewusst, dass dies die Königsdisziplin ist und ich auf dem Weg gehend nicht gleich das Ziel erreichen muss.
Donnerstag in der zweiten Woche war der Sturm vorbei. Die Bauarbeiten begannen wieder. Doch hatte ich mich in den Tagen zuvor so erholt und an die Situation gewöhnt, dass ich damit meinen Frieden schließen konnte. Welch Glück!
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Ich freue mich auf den nächsten Beitrag!
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Dänemark, Blog - Kleines Glück im Alltag
Teil 16: Warum passierte das alles? Die Ursache finden und dann...
Nachdem der Adrenalinschub vorbei war, ging es mir nicht gut. Mein ganzer Körper schmerzte von den beiden Stürzen, dem Hochstemmen, Hochklettern und auch dem Stress. Nacken und die Schultern fühlten sich ebenso wund an wie die Handgelenke. Mein Mann schaute nach, ob ich Verletzungen hatte und rieb mir den Nacken mit einer Muskelsalbe ein.
Dieser Urlaub war so verrückt! Warum passierte uns das alles? Was war blos los?
Noch nie hatten wir in einer solchen Intensität Herausforderungen im Urlaub zu meistern. Ich hatte Sorge, dass es so weiter geht und ich gar nicht mehr zu Ruhe komme. Es musste endlich aufhören mit den "Abenteuern". Ich wollte nur noch wirklichen Urlaub und Frieden haben.
Ich ging ins Bett und legte Heilungsmusik auf, um mich zu beruhigen und weinte. Ich nahm Bachblüten Notfalltropfen und versprühte Lavendelöl. Langsam kam ich zur Ruhe und dachte immer wieder über all das vergangene nach. Die Baustelle. Das Festfahren am Strand. Das Ausschließen auf dem Balkon. Wo hatte das alles seinen Anfang genommen?
Mir fiel eine Situation ein, als wir in Köln losgefahren waren und uns stritten, weil mir aus Unachtsamkeit etwas am Wagen passiert war, da ich morgens um halb vier noch müde und unkonzentriert war. Damit hatte es begonnen. Wie ein roter Faden zogen sich die Themen Schuld, einander verstehen, für sich selbst einstehen, Lösungen im Blick haben, Mitgefühl und Verzeihen durch die Herausforderungen.
Mir wurde auf einmal klar: Egal was uns widerfährt und wie sehr uns das stresst oder wir uns ärgern wie ungerecht eine Sache ist oder auch wie unverständlich die Reaktion von anderen: Wichtig ist nicht, ob oder was uns widerfährt, sondern wie wir anschließend mit uns selbst und den anderen umgehen.
Am nächsten Morgen sprach ich mit meinem Mann darüber. Wir bekamen zwei Tage später eine kleine Situation "geschenkt", um unsere Gefühle nochmal zu durchleben und konnten nochmal darüber sprechen und weiteres verstehen.
Das Schicksal ärgert uns ja nicht nur, dahinter verbirgt sich meiner Auffassung nach ein Grund. Und mir war die Lernaufgabe dahinter klar geworden. Ich nahm mir vor, mich nun so gut es ging, auf das Gute konzentrieren und zu versuchen, das Beste aus dem Urlaub wie er nunmal war zu machen. Die Schultern, Beine und Arme waren noch vierzehn Tage von blauen Flecken überzogen, doch das war zu verschmerzen.
Es ist bis auf eine rätselhafte Begebenheit am letzten Abend nichts stressiges mehr passiert. Wir hatten verstanden, was zu lernen war und dann war es gut.
Von da an passierten nur noch schöne Dinge und ich hatte den Eindruck, ich werde belohnt wie noch nie zuvor in einem Dänemark-Urlaub. Genießen Sie mit mir nun den Norden, das Meer, die Kraft der Natur, kleine und große Wunder und Geschenke!
Hier geht weiter mit Teil 17: Ein kleines Wunder
* * * Bisher erschienen:
Dänemark - eine besondere Urlaubsreise - erzählt in 24 Episoden
Teil 1: Angekommen am Meer - Das Ferienhaus
Teil 2: Das erste mal am Strand - wo ist der Ausgang?
Teil 3: Schöner Bummel-Sonntag in Loekken
Teil 4: Die erste Prüfung beginnt
Teil 5: Pech und Glück liegen nah beieinander. Wilde Blüten und Strandbuggyspaß
Teil 6: Aktiv werden. Wie kann ich mir beistehen?
Teil 7: Es tut sich was. Hoffnung. War das denn immer schon so? Hochsensiblität.
Teil 8: Die Chancen im Unglück entdecken – Entscheidung
Teil 9: Die Stärke der Natur und wie kommen wir da blos wieder raus?
Teil 10: Festgefahrene Situation
Teil 11: Und nu? Helfer in der Not.
Teil 12: Die nächste Prüfung überrascht uns am Abend
Teil 13: Wie kommen wir da wieder rein?
Teil 14: Hilfe von außen muss her. Aber wer und wo?
Teil 15: Ob das wirklich klappt?
Dänemark ist so schön!
Ihre Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Dänemark, Blog - Dunkle Tage
Teil 15: Ob das wirklich klappt?
Ich teilte meine Beobachtungen mit und fragte den Nachbarn, ob er vielleicht mit mir gucken würde, ob da irgendwas in der Kellerdecke zu sehen wäre. Wir gingen in den Keller, machten Licht und ich fand die Stelle, worüber sich mein Schlafzimmer befand. Wahrhaftig, da etwas in die Holzdecke eingelassen, es sah aus wie eine Luke. "Super, da wäre ich nie drauf gekommen. Gut, dass Sie gefragt haben!" sagte ich zu meinem Begleiter.
"Hoffentlich ist sie nicht abgeschlossen." Ich überlegte: "Und genau da steht das Doppelbett drauf, ein Stuhl und der Koffer. Aber wir können ja mal probieren." Ich drehte an dem Knopf. Sie war nicht abgeschlossen. Der Nachbar, viel größer als ich, versuchte die Klappe über seinem Kopf mit der Hand anzuheben. Immerhin, einen kleinen Spalt ließ sie sich öffnen. Allerdings war die Kellerdecke hoch und die Luke wegen dem darauf stehenden Gewicht kaum zu heben.
"Wir brauchen was, um etwas dazwischen zu stecken, damit es nicht immer wieder zugeht." meinte mein Helfer. Ich fand schmale Holzbalken, die wir dazwischen klemmten. Hm, immer noch viel zu schmal und von oben viel zu viel Gewicht, um da rein zu kommen. Würde das überhaupt gehen: Das schwere Bett hochheben?
"Wissen Sie was, ich brauche was stabiles, wo ich mich draufstellen kann, dann gucke ich mal", sagte ich. Ich fand zwei Böcke und in der Garage eine Schaltafel. Der Platz unter der Luke war eng, aber es passte. Ich stellte mich gebückt auf das gebaute Podest und wollte mit Kopf, Nacken und Schultern die Klappe in die Höhe stemmen. Mit aller Kraft drückte ich dagegen und konnte wahrhaftig das Gewicht von Bett, Stuhl und Koffer bewegen. Der Spalt war jetzt ca. 30 cm hoch, dass ich theoretisch durch klettern könnte. Allerdings war es auch etwas gefährlich. Wenn ich abrutschte, konnte mir die Luke mit dem Gewicht auf den Nacken schlagen. Ich musste ja die ganze Zeit das Gewicht von oben halten.
Trotzdem. Ein Lichtblick. "Das könnte gehen", freute ich mich. "Ja, aber sie brauchen was zur Absicherung, damit sie sich nicht verletzen", entgegnete mein Nachbar.
Er wollte sich in der Garage nach was passendem umsehen. Ich versuchte mit der Hand über die Luke zu greifen und die inzwischen herunter gepurzelte Wäsche zur Seite zu schieben, damit der Ballast leichter wurde. Ich hörte wie nebenan Glasflaschen auf den Betonboden gestellt wurden.
Aber wie sollte ich da hochkommen? Der Höhenunterschied zwischen dem Podest und dem Fußboden in der oberen Etage war zu hoch. Ich hätte nicht genug Kraft, um mich selbst dort hochzuheben und das Gewicht auf der Luke hochzustemmen. Mein Mann wohl wahrscheinlich, aber der war ja noch draußen auf dem Balkon.
"Jetzt brauche ich nur noch eine Leiter, damit ich seitlich an der Wand hochklettern kann. Ich gucke mal", sagte ich. Während ich suchte, kletterte der Nachbar auf die Böcke, wuchtete Luke, Bett & Co. hoch und klemmte einen leeren Wasserkasten unter das angehobene Bett, so dass es gesichert war und ich nicht am Nacken oder Bauch gequetscht würde, sollte ich abrutschen und das ganze Gewicht auf mich fallen. Ungefährlich war es nicht. Doch das war mir egal.
Ich wollte da rein. Ich wollte alles versuchen, um da endlich wieder rein zu kommen und meinen Frieden zu haben.
Im Keller fand ich eine Trittleiter. Die stellte ich gegen die Wand neben die aufgebauten Böcke. Ich hielt mich oben fest und mit den Füßen kletterte ich Tritt für Tritt auf der Leiter empor, während ich die Luke mit Kopf und Schultern gegen den Druck von Bett und Stuhl weiter hochhob und so mit meinem Körper höher kam. Irgendwann war ich so weit, dass ich mit dem Fuß auf den Teppichboden gelangen konnte und zog mich Zentimeter für Zentimeter durch den schmalen Spalt hoch. Dann war ich drin und die Luke schlug zu.
Es hatte geklappt! Ich war wahrhaftig rein gekommen!!!!
Aus eigner Körperkraft hatte ich es geschafft und dank Hilfe von außen. HÜPF!
Voller Glückseligkeit öffnete ich meinem Mann die Terrassentüre, der es kaum glauben konnte. Minu kam freudig auf mich zugelaufen. Schnell schloss ich die Haustüre auf und rannte wieder in den Keller. Der hilfsbereite Nachbar hatte schon angefangen, alles wegzuräumen. Heilfroh bedankte ich mich für seine Hilfe und bekräftigte nochmal, dass wir es ohne seine Hilfe nicht geschafft hätten, weil ich gar nicht auf die Luke gekommen wäre. Erst durch seine Frage sei ich darauf gekommen.
Er wünschte uns noch einen schönen Urlaub und verabschiedete sich. Ich fragte nach seiner Adresse, damit ich mich bedanken könne und er kam mit hoch. Dort schilderten wir ihm den Hergang ausführlicher, weil er verständlicherweise nicht verstand, wie wir uns ausgeschlossen hatten, da es ja üblich ist, dass sich Terrassentüren wieder aufschieben lassen, solange man sie nicht von innen verschließt. Wir zeigten ihm die nun neu kennen gelernten, verhängnisvollen "dänischen Schnappschlösser", die heutzutage so sicherlich nicht mehr gebaut werden.
Nach dem Urlaub schickten wir ihm und seiner Familie ein Dankeschön. Einige Zeit später erhielten wir eine süße Karte, worauf die beiden meinten, dass das kleine abendliche Abenteuer auch ihre Urlaubserinnerungen bereichert hätte und ihre Kinder fänden die Geschichte superspannend. :-))
Was bin ich froh, dass Hilfe da ist, wenn wir sie brauchen und ich danach frage. Was bin ich froh, dass wir so einen glücklichen Ausgang erleben durften. Was bin ich froh, dass ich als Kind im Stall die schmale, an der Wand befestigte Leiter durch ein schmales Loch auf den Heuboden klettern musste, um Heu runter zu werfen. All das konnte ich jetzt nutzen!
Wie verrückt war unser Erlebnis? Terrassentüren, die sich nicht von außen öffnen lassen, obwohl sie nicht abgeschlossen waren. Wie oft war das an diesen Türen schon passiert? Wie viele Situationen sind uns eingefallen, wo man draußen auf dem Balkon steht und die Türen zum Wohnraum zuzieht. Was, wenn hier alte Leute urlaubten, die können nicht mal eben vom Balkon springen? Was ein Glück, dass die Nachbarn noch wach waren und so vertrauensvoll, mir zu öffnen, mitzukommen und zu helfen.
Danke, lieber Himmel, danke!
Hier geht es weiter mit Teil 16: Warum passierte das alles? Die Ursache finden und dann...
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Wie ging der Urlaub weiter?
Ihre Anja Kolberg
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Teil 14: Hilfe von außen muss her. Aber wer und wo?
Von wo konnte denn Hilfe kommen, wo war ein Haus bewohnt? Zwei Häuser unterhalb von uns brannte noch Licht. Wer weiß wie lange noch. Es war ja schon spät am Abend und wenn wir wirklich irgendwo anrufen müssten, wäre wohl je früher je besser. Ich hatte dort ein Auto mit deutschen Kennzeichen gesehen, also keine Schwierigkeit, mich verständlich zu machen.
Auf den Balkon würde ich nicht mehr so leicht von außen klettern können. Es war für Minu besser, wenn mein Mann oben blieb. Ich hatte wenigstens Schluffen an und könnte runter laufen (und war in dem Moment froh, dass ich einen BH anhatte.)
Vielleicht hatten die Nachbarn ein Handy. Ich sprach mein Vorhaben mit meinem Mann ab und rannte die dunkle Straße herunter. Ich konnte den Eingang nicht sehen, wusste vom Vorbeigehen, dass wie bei uns ein schweres Holztor Eingang und Einfahrt begrenzte. Ich versuchte das ca. 1,20 hohe Tor zu öffnen. Keine Chance, es war so dunkel, ich konnte nichts sehen. Es nützte nichts, ich musste drüber klettern. Meine Füße fanden den Boden nicht, mein Hintern schon. Aua.
Wo war die Haustüre? Es war zu dunkel, ich fand sie nicht. Beherzt klopfte ich gegen das mit Jalusien verhangene, erhellte Fenster. Nichts passierte. Nochmal.
Eine junge Frau zog die Jalusien nach oben, neben ihr ein kleines, etwa drei Jahre altes Mädchen. Ich sah wie sie etwas nach hinten sagte, dann öffnete sie das Fenster. "Guten Abend, verzeihen Sie die Störung. Danke, dass Sie aufmachen. Wir brauchen Hilfe", sagte ich gleich. "Wir haben uns ausgeschlossen und kommen nicht mehr rein."
"Oh nein, warten Sie, ich mache Ihnen die Türe auf." Ich hörte wie sich eine Tür öffnete, das Außenlicht ging an und sah nun auch den seitlich gelegenen Eingang. Die Frau hatte das Kind auf dem Arm, hinter ihr erschien ein junger Mann, der gerade eine Pfanne abtrocknete.
"Wir haben ein Problem. Wir haben uns ausgeschlossen und kommen nicht mehr ins Haus rein. Es ist alles abgeschlossen. Wir haben nichts dabei. Kein Handy, auch keine Telefonnummer von der Agentur. Nichts." Die Frau fragte: "Wissen Sie denn, wo Sie gebucht haben?" Mir fiel in dem Moment nicht ein wie die Agentur hieß.
"Draußen am Zaun ist bei uns am Briefkasten ein Schild mit der Nummer der Agentur. Haben Sie vielleicht ein Handy und eine Taschenlampe, damit wir dort anrufen können?" (Voller Vertrauen, dass dort ein Anrufbeantworter lief und eine Notfallnummer angegeben war. Es gab auf jeden Fall eine in der Hausmappe, aber an die kam ich ja nicht ran...)
Der junge Mann stimmte zu, nahm Handy und Taschenlampe und folgte mir. Wieder auf dem Grundstück sagte ich meinem Mann, dass der Nachbar freundlicherweise mitgekommen wäre und wir nun nach der Nummer schauen und bei der Hausverwaltung anrufen würden. Der Nachbar sah das offene Garagentor. "Können Sie nicht von der Garage aus ins Haus?" Ich verneinte, da wäre kein Zugang, alles nur der Bereich des Hausbesitzers ohne Aufgang nach oben.
Halt. Als wir das Bett in meinem Schlafzimmer verschoben hatten, waren mir doch Metallschienen in einer Ecke auf dem Teppich aufgefallen. Ich hatte mich gefragt, was wohl darunter verborgen war. Vielleicht war ja da ein Zugang zum Obergeschoss?
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Ob das die Lösung war?
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Teil 13: Wie kommen wir da wieder rein?
Der Gedanke: Ist das wahr? Haben wir uns wirklich ausgeschlossen? war kein Traum, er war Realität. Um uns herum war es dunkel. Das Wohnzimmer hell beleuchtet. Wir guckten uns um. Auf dem Balkon standen vier Stühle, eine Liege, ein Tisch und ein Kasten Bier.
Da war nichts, das uns half, reinzukommen. Wir guckten runter. Dunkelheit. Es blieb uns gar nichts anderes übrig, als vom Balkon zu springen. Mein Mann fand meine Idee alles andere als gut, weiß er aufgrund seines Berufs als Schornsteinfeger doch wie gefährlich das ist.
Mir war das egal, irgendwas musste passieren und ich hatte die Terrassentüre zugezogen. Ich kletterte an der Stelle über das Balkongeländer, wo ich vermutete, dass statt Steinen unter mir der Hang mit Rasen war und wo es nicht ganz zwei Meter bis zum Boden waren. Ich wollte es einfach probieren.
Ich versuchte an der Hauswand mit dem Fuß Halt zu finden. Nichts. Fand ich denn sonst irgendwo Halt? Nein. Ich musste loslassen. Meine Oberarme sind nicht so kräftig, dass sie mich halten können, so dass ich mich hätte hängen lassen und so langsam runter gekommen wäre. Also lies ich los.
Und landete auf dem Rasen, fiel nach hinten auf den Po und Rücken. Ein Uffff entfleuchte mir. Der Aufprall schmerzte, kurzer Check: Alles noch heile. Ein Glück. Also auf und weiter.
Um zu sehen, ob die Haustüre vielleicht doch nicht abgeschlossen war wie von meinem Mann befürchtet, lief ich erst mal ums Haus. In den letzten Tagen war die Türe bei Wind öfter aufgesprungen, deswegen hatten wir sie abgeschlossen und den Schlüssel stecken lassen, falls unsere 14jährige Hündin Minu mal schnell musste und wir dann nicht lange nach dem Schlüssel suchen brauchten.
Ich kletterte im Dunklen die Treppe zur Eingangstüre hoch. Abgeschlossen.
Dann suchte ich die Fenster ab, doch nirgendwo war ein Fenster offen. Ich lief auf die andere Seite des Hauses. Das Badfenster konnte ich erkennen, es war gekippt in ca. 3 Meter Höhe, doch viel zu hoch und so klein wie ein Blatt Papier. Keine Chance, da rein zu kommen.
Ich ging zurück zum Parkplatz, worüber der Balkon trohnte und teilte meinem Mann mit, dass wir nichts offen gelassen hatten. Der fluchte und raufte sich die Haare. Für den Bruchteil einer Sekunde stellte ich mir vor, dass wir wieder oben drin und alles gut gegangen wäre, ohne Probleme und stundenlangen Aufwand.
"Guck mal, ob du was in der Garage findest, irgendeinen Draht, vielleicht kann ich damit die Schiebetüre öffnen", fiel ihm ein. Mit aller Kraft hob ich das zum Glück nicht abgeschlossene schwere Garagentor in die Höhe.
Mit der Hand tastete ich nach einem Lichtschalter. Gefunden. Ich suchte die Räume nach Werkzeug ab. Fand zwei Schraubenzieher und eine Lampe mit längerem Kabel. Zum Glück war neben dem Tor gleich die Steckdose für die Waschmaschine. Dort schloss ich die Lampe an, gab sie und die Schraubenzieher durch das Geländer nach oben.
Ich sah mich unten um. Theoretisch könnten wir beide zur Not im Keller übernachten. Hier war es warm und trocken. Ich sah eine Leiter, mit deren Hilfe mein Mann sicher nach unten kommen könnte. Nicht auszudenken, er würde runter springen und sich wie vor einigen Jahren das Bein brechen. (Er erzählte mir später, dass er wohl versucht hätte, mit beiden Beinen aufzukommen, was gefährlicher gewesen wäre als dass was ich gemacht hatte: Mich einfach fallen lassen.)
Aber wenn wir nicht mehr auf dem Balkon wären, wie sollte das mit Minu oben gehen? Erfahrungsgemäß würde sie irgendwann Panik bekommen, wenn wir nicht wieder auftauchen würden. Sie hätte die Bude zwar nicht auseinander genommen, dafür war sie schon zu alt, aber es wäre kein gutes Gefühl gewesen. So war es gut, dass sie ihr Herrchen durch die Scheibe anschauen und hören konnte, wenn auch ihm nicht helfen. ;o)
"Die Schraubenzieher sind zu dick. Ich brauch einen Draht." Wieder den Keller durchsucht. Da Kleiderbügel aus der Reinigung. Ich reichte zwei durch die Brüstung nach oben. Von oben nach einiger Zeit ein Fluchen. Er sagte, er würde nicht ans Schloss kommen. Sch....
Was nun? Noch länger probieren? Die Zeit schritt voran...
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Es bleibt spannend ...
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Teil 12: Die nächste Prüfung überrascht uns am Abend
Am nächsten Tag versuchte ich das Hämmern, Kreischen, Scheppern der Baustelle umzudeuten, mich selbst zu hypnotisieren, damit mir die Geräusche nicht mehr so viel ausmachten. Versuche, mich zu beruhigen.
Das war mir bei den ersten nachbarschaftlichen Bauarbeiten schon mal gelungen, als viele tagelang eine Putzschicht der Wand zu unserem Haus mit Boschhammer und per Hand abgeschlagen wurde.
Damals hatte ich mir vorgestellt, meine Zähne würden von kleinen Zwergen bearbeitet, die diese Geräusche machten. Das ging eine ganze zeitlang gut, die Situation war anstrengend, aber ich konnte so damit umgehen. Als es aber viel länger dauerte als geplant und neue Stressoren dazu kamen, kippte die Wirkung meiner Hilfe.
Beim Frühstück habe ich meinen Mann gebeten, laut Musik aufzulegen, die wir beide mögen und von der Störung ablenkt. Später habe ich über die Kopfhörer Musik gehört. Ansonsten habe ich mich in Dankbarkeit geübt, mich für all das Gute bedankt, um das Energiefeld zu verbessern und in Resonanz mit etwas positivem, statt negativem zu gehen.
Wir machten einen Ausflug nach Loekken, spazierten mit Minu zur Mole, ließen uns den Wind um die Nase wehen und genossen das schöne Dänemarkgefühl von Freiheit.
Und Freitag gegen eins war Wochenende. Endlich! Die Handwerker hatten Hammer, Kreissäge und Stemmeisen weggelegt und würden uns bis Montag in Ruhe lassen. HÜHÜPF!
Jetzt konnten wir uns entspannen und die Naturgeräusche genießen!
Es war kalt draußen und windig. Also machte ich es mir drinnen vor den großen Terrassenfenstern mit Blick auf das Meer gemütlich. Der Sichtschutz lenkte den Blick wunderbar.
Ich bereitete mir einen Bananen-Schokodrink zu, stellte die beiden Korbsessel zusammen, legte mir ein Kissen in den Rücken und schnappte mir "Halali", das neue Buch von Ingrid Noll. Jaaaaaaa: Lesen! Das herrliche und so sehr ersehnte Urlaubsgefühl stellte sich wieder ein.
Nun fühlte ich mich ungestört, sicher und geborgen und entspannte von Minute zu Minute mehr. Ich atmete auf und ein und aus ...
Freitag Abend frischte der Wind auf. Es war kurz nach 20 Uhr, unser Wohnzimmer hell erleuchtet. Der Fernseher lief. Minu lag in ihrem Körbchen. Draußen war es dunkel und laut. Der Sichtschutz klapperte immer lauter. „Sollen wir den Tisch noch davor schieben, damit es besser hält?“, fragte ich meinen Mann. Der nickte. Ich zog mir Schluffen an, mein Mann wollte nichts an die Füße ziehen, gut ja, ein T-Shirt zog er über.
Da draußen Mückenschwärme die letzten Tage vor unserem Fenster schwebten und die von Licht magisch angezogen werden, zog ich die Glastüre am Balkon zu, damit uns nicht noch mehr im Wohnraum ärgerten. Wir stellten den Tisch vor den Sichtschutz, brrr frisch, schnell wieder rein in das gemütliche Wohnzimmer und weiter Fernseh schauen. Ich wollte die Türe aufziehen.
Es ging nicht. Sie war verschlossen. Das konnte doch nicht sein! Nein! Von drinnen guckte uns Minu an. Wir versuchten die Türen mit den Händen offen zu schieben. Keine Chance. Die andere Seite probiert. Es ging nicht. Keine der vier Glastüren war von außen zu öffnen! Das darf nicht wahr sein! Was war diesen Urlaub nur los?!
Da standen wir auf dem Balkon, ich in Jogginghose, Schluffen und T-Shirt (zum Glück auch mit BH...). Mein Mann in kurzer Hose, Shirt, nackten Füßen. Kein Handy dabei, keine Telefonnummer von irgendwem, nix. Rundherum Dunkelheit. Hier in der Einsamkeit gibt es keine Straßenbeleuchtung. Keine Außenbeleuchtung. Unter uns irgendwo in ca. 1, 80 bis 2,20 Meter war der Boden.
Der Wind brauste laut und kalt ums Haus. Weiter oberhalb war ein Haus hell beleuchtet, auf der Terrasse johlten junge beschwipste Dänen in Bademänteln. Wer sollte uns hier rufen hören?
Diese Situation fühlte sich so schräg an. Wir stehen draußen in der Dunkelheit, ausgeschlossen, drinnen hell erleuchtet ginge der Urlaub weiter.
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Was für ein Urlaub! (Einen Abenteuerurlaub hatten wir eigentlich nicht gebucht ...)
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Dänemark
Teil 11: Und nu? Helfer in der Not.
"Da muss noch was festeres drunter", so der ältere Herr. Aber was soll das hier am Strand sein? Mein Mann machte sich mit ihm auf die Suche. Ich krabbelte noch weiter unter das Auto. Der Sand war ganz fest um das Rad und in den Radkasten rechts und links gepresst. Langsam wurde es frei. Mein Mund war trocken, ich konnte kaum schlucken.
Doch ich hatte den Antrieb, da wieder raus zu kommen, so lange die Flut noch weit weg war, Licht vorhanden und vor allen Dingen Menschen, die uns helfen konnten – das taten sie alleine durch ihre wohlwollende, positive Präsenz. Alle eingebrachten Ideen wurden umgesetzt und ausprobiert. Minu war ganz ruhig in ihrer Transportkiste. Wahrscheinlich die ruhigste von uns allen.
Mein Mann kam mit einem großen Betonstück wieder, (wie hatte er das blos tragen können?), auch der nette Helfer brachte Beton mit, was wohl von den Bunkern abgebrochen war. Die wollten sie unter das rechte Vorderrad legen. Wir buddelten, was das Zeug hält. Reicht nicht, noch tiefer. Ich wollte den Unterboden vorne noch weiter frei legen, weil ich Angst hatte, wir würden uns den beim Rausfahren aufreißen. Nein, das würde nicht passieren, wir würden hoch kommen, keine Gefahr. Ich glaubte einfach den Menschen um mich herum.
Wir könnten es probieren. Ich solle wieder fahren, weil mein Mann mehr Kraft zum Schieben hätte, die Heckklappe aufmachen, dann könnten sie alle von hinten schieben und ich sollte links runter Richtung Meer fahren, wo fester Boden sei. Wir schauten uns die Stelle links an, um nicht ins Meer zu fahren. Ja, das müsste gehen. Vorne rechts unter dem Reifen lagen die Betonstücke, hinten standen die drei Senioren und mein Mann.
"OK, jetzt Gang rein uns los!" Das machte ich vorsichtig. Erst bewegte sich der Wagen nicht, dann ein wenig und dann fuhr ich aus der Kuhle raus, Richtung Wasserkannte. Ich stoppte gar nicht erst, sondern fuhr noch einige Meter weiter, so dass der Wagen wirklich wieder festen Boden unter sich hatte. Hinter mir hörte ich ein Jubeln und sah glückliche Gesichter. Ich stoppte den Wagen, mehrere schwere Betonblöcke waren mir vom Herzen gefallen. WAS FÜR EIN GLÜCK!
Ich lief sofort zu unseren Helfern zurück, hob die Arme und umarmte einen nach dem anderen. Die kölsche Herzlichkeit bekamen sie körperlich zu spüren.
"Vielen Dank, dass Sie uns geholfen haben. Ohne Sie hätten wir das nicht geschafft. Sie sind unsere Engel." Ich sagte, wir würden nie wieder am Strand fahren. Eine Helferin guckte lachend: "Ach wieso, das kann doch mal passieren. Gestern haben wir auch einem geholfen, der sich festgefahren hatte." :-)
Auf dem Rückweg nach Noerre Lyngby, wo wir auf den Strand aufgefahren waren, fuhren wir mit so großer Vorsicht wie möglich, der Boden wurde mit den Augen abgesucht. Das Gefühl, dann endlich wieder Asphalt unter den Reifen zu haben: Unbeschreiblich sicher! Es war offensichtlich nichts am Auto dran. Wir hatten das Abenteuer unbeschadet überstanden. HÜPF!
Am ersten Supermarkt hielten wir an, um etwas zu trinken zu kaufen. "Weißt du, worauf ich jetzt richtig Lust hab? Auf Fritten!" Auf keinen Fall hatte ich nach der Anstrengung noch Lust, zu Hause etwas zu kochen. Mein Mann auch nicht. Wir waren von oben bis unten voll Sand. Das Auto innen und außen voller weißen Körner. Jetzt musste diese Belohnung sein. Wir fanden neben einem Imbiss in Loekken gleich einen Parkplatz, konnten draußen in der Sonne mit Minu sitzen und unseren Schock bei Fritten, für meinen Mann mit Bratfisch verdauen.
Zu Hause steckte ich unsere Sachen in die Waschmaschine, die für mich so wichtig war, damit ich meine Kompressionswäsche alle zwei Tage waschen konnte. Wir machten den frisch erstandenen Sichtschutz auf dem Balkon fest. Anschließend wuschen wir uns den Sand aus den Ohren. Durchatmen. Was für ein Tag!
Rückblickend (heute am 2. Advent 2017 in Köln, wo ich diesen Text für die Veröffentlichung überarbeite und illustriere) bleibt ein schönes Gefühl zurück. Es war aufregend und so berührend, wie uns geholfen worden war und wir auch offen für Hilfe waren.
Es wäre für meinen Geschmack völlig ausreichend gewesen, wenn wir ab da keine Abenteuer mehr gehabt hätten. Doch es sollte anders sein...
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Auf spannendes weiterlesen ... und ein Happy End,
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Teil 10: Festgefahrene Situation
Mein Mann lenkte auf den Sandberg zu. Wir kamen einige Meter weit, dann drehten die Reifen drehten durch und der Wagen bewegte sich keinen Centimenter mehr weiter. Ohoh.
Rückwärtsgang. Der Wagen bewegte sich auch in diese Richtung nicht, die Reifen drehten weiter durch. Schluck. Wir gucken uns an. Passierte das gerade wirklich? Wir steckten im Sand fest!
Ich stieg aus, um es mit Schieben zu probieren. Keine Chance bei dem schweren Wagen. Hoch oben auf der Klippe saßen zwei Männer und beobachteten uns. Ich hörte, wie einer von denen sagte: "Jetzt haben sie sich festgefahren." Ja, stimmt. Vielleicht hätte ich das auch gesagt, wenn ich da gesessen hätte. So Kommentare als selbst Betroffene zu hören, sind in dem Moment nervig und schon gar nicht hilfreich. (Gut, die andere Seite mal zu erleben.)
Am Auto spazierten zwei Seniorinnen mit ihren Hunden vorbei. Mit vereinter Kraft würde es vielleicht klappen, hoffte ich. Ich fragte die beiden Frauen: „Wir haben uns festgefahren. Könnten Sie vielleicht mit schieben?“
Sofort stimmten die Urlauber – es waren auch Deutsche - zu. Eine der Frauen rief noch ihren Gatten herbei. Wir gaben uns alle Mühe, doch auch zu vier Schiebenden bewegte sich der Wagen nicht. Wäre auch zu schön gewesen.
Der Senior meinte, wir müssten die Reifen freibuddeln, so kämen wir nicht raus. Der älteren Dame neben mir, mit rotem Haar, Brille und mit zwei Dackeln, sagte ich, während ich mir die Jacke auszog: "So ein Mist. Ich habe gelesen, wir können hier entlang fahren. Doch es gibt keinen Ausgang mehr in Loekken und jetzt das, oh nein." Sie meinte, man hätte hier bisher auch fahren können, die Brücke wäre erst vor kurzem kaputt gegangen.
Meine innere Sorgen-Maschine war angesprungen. Sie arbeitet in Milisekunden alle möglichen Szenarien durch:
Angst, da nicht selbst rauskommen. Womöglich einen Abschleppwagen besorgen müssen. In dieser verlassenen Gegend sicherlich keine Sache von fünf Minuten, ganz zu schweigen von den Kosten. Es war schon später Nachmittag. Und was, wenn die Flut kam? Wie hoch stieg die hier?
Mein Mann und ich schmissen uns in den weichen Sand, um die Situation von unten zu begutachten. Die Sonne brannte. Der Sand war zum Glück trocken. Weiterhin kaum Wind. Der Wagen war vorne unten auf dem Strand aufgesetzt und die Reifen im Sand eingegraben. Wir versuchten, die Vorderreifen mit der Hand frei zu schaufeln. Eine der Damen fragte, ob wir nicht etwas zum Buddeln dabei hätten. Eine Schaufel oder so. Normalerweise gehören wir ja zu den Eichhörnchen unter den Urlaubern und haben alles mögliche dabei. An einen Klappspaten haben wir bisher nicht gedacht. Wir überlegen, ihn künftig auf die Liste zu setzen. :-)
Ich suchte den Wagen ab und fand eine feste Parkscheibe aus Kunststoff und den Eiskratzer. So lagen und knieten wir zum Teil zu fünft um die Front des Autos im Sand. Ist das nicht toll, wie sich die Senioren einfach so einbrachten? Mehrfach sagte ich ihnen wie froh ich war, dass sie da waren. Alleine die moralische Unterstützung täte so gut!
Es war unglaublich viel Sand vorne um das Auto und die Vorderreifen hatten sich tief eingegraben. Der Motorraum lag unten auf. Ich hörte wie der Mann fragte, ob wir ein Abschleppseil dabei hätten, worauf mein Mann entgegnete, das ginge nicht, weil wir einen Automatikantrieb haben, deswegen hätten wir auch kein Abschleppseil dabei. Mir wurde anders - müssten wir sogar einen Kranwagen bestellen? Und wie sollte der hier in der Gegend zu finden sein?
Wir buddelten weiter. „Haben Sie nichts zum Unterlegen dabei?“ fragte der Senior. Wir haben nur durchgehende Fußmatten, die befestigt sind. Mein Mann fand aber mein Kniekissen, das ich für Fotos immer dabei hatte, wenn ich mich auf den Boden knie, um einen schöneren Aufnahmewinkel zu bekommen. Sonst war da nichts im Auto. Wir legten es rechts unter den Reifen. Eine der Frauen hatte die Idee, nicht an der Motorhaube zu schieben, sondern die Fenster aufzumachen, damit wir an den Türholmen schieben konnten und wir so keine Beule in die Haube bekämen. Gute Idee! Daran hätten wir in der Aufregung nicht gedacht.
Die Matte lag unter, ich setzte mich ans Lenkrad. Die Kraft meines Mannes war beim Schieben besser genutzt. Ich versuchte den Rückwärtsgang, gab vorsichtig Gas und alle schoben. Der Wagen bewegte sich nicht, die Reifen drehten durch. Motor wieder aus. Mein Mann zog das angefetzte Kniekissen weg. (Oben ein Foto, das ich zu Hause von dem guten Stück machte, bevor ich es in den Müll verabschiedete.)
Wieder kein Erfolg. Würden wir da ohne einen Abschleppwagen wieder rauskommen? Und rechtzeitig vor der Flut? Hatte der Wagen Schaden genommen durch das Aufsetzen und konnten wir mit ihm wieder nach Hause fahren?
Glauben Sie mir: In diesem Moment dachte ich, wie klein dagegen das Problem der Baustelle doch ist und versprach mir - wenn wir aus der Situation heile wieder rauskommen würden - zu üben, sie mit allen Unannehmlichkeiten anzunehmen.
Hier geht es weiter mit Teil 11: Und nu? Helfer in der Not.
* * * Bisher erschienen:
Dänemark - eine besondere Urlaubsreise - erzählt in 24 Episoden
Teil 1: Angekommen am Meer - Das Ferienhaus
Teil 2: Das erste mal am Strand - wo ist der Ausgang?
Teil 3: Schöner Bummel-Sonntag in Loekken
Teil 4: Die erste Prüfung beginnt
Teil 5: Pech und Glück liegen nah beieinander. Wilde Blüten und Strandbuggyspaß
Teil 6: Aktiv werden. Wie kann ich mir beistehen?
Teil 7: Es tut sich was. Hoffnung. War das denn immer schon so? Hochsensiblität.
Teil 8: Die Chancen im Unglück entdecken – Entscheidung
Teil 9: Die Stärke der Natur und wie kommen wir da blos wieder raus?
Liebe Grüße
Ihre Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Dänemark, Blog - Dunkle Tage
Teil 9: Die Stärke der Natur und wie kommen wir da blos wieder raus?
Wir kamen an einem Campingplatz vorbei, wo wir ein stabilen Sichtschutz, verstärkt mit Besenstilen fanden. Eigentlich ein Windschutz für den Strand. Wir würden ihn am Balkongeländer befestigen. Der nette Verkäufer schenkte uns die passende Kordel dafür. Super. Das ging ja flott!
Dann also auf nach Noerre Lyngby. Dieser Ort nördlich von Loekken liegt an der Steilküste. Zugänge zum Strand gibt es nur über steile Treppen (solange sie denn stehen und nicht durch Sturm, Unterspülungen, Landwegbruch unbrauchbar werden) oder über die geteerte Straße in der Ortsmitte zum Meer hinunter. 2008 urlaubten wir an diesem Ferienort.
Das hübsche rote Häuschen, das wir damals in Noerre Lyngby bewohnten, stand 2008 gut 25 Meter weg von der vielen Meter hohen Steilküste. Eine grandiose Aussicht war es von da oben auf das Meer. Besonders der Blick von der Haustüre gen Sonnenuntergang über dem Horizont hatte es mir angetan. Diese einmalig Stimmung von "nach Hause kommen", "ankommen", "bei mir selbst sein" fing ich in einem Foto ein. Heute weiß ich: Das wird es so nicht wieder geben. Das Foto ziert den Kalender Auf dem Weg zu mir selbst im Dezember 2018. Hier können Sie es sich anschauen und sogar nach Hause holen.
Neben uns befand sich ein mit dicken Steinen eingefasster alter Friedhof, der gerade bei Nebel, den wir im Februar oft hatten, herrlich mystisch aussah.
Es gab an der Abbruchkannte bizarres zu sehen, wie eine abgebrochene Straße oder diese leeren Hinweisschilder:
Am Strand fanden wir damals Gebäudeteile von Häusern, die sich die Natur von oben runter geholt hatte.
Ein bisschen mulmig war es schon, da oben zu wohnen, wenn es auch noch 25 Meter waren. Neben uns das süße schwarze Häuschen stand bedenklich näher am Abgrund:
Wir waren neugierig: Wie würde es jetzt - neun Jahre später - dort aussehen? Stand das schwarze Häuschen noch? Wie hatte sich die Küste verändert?
2017 standen wir an der Stelle, wo wir einst in unserem roten Haus gewohnt hatten. Das Haus und große Teiles des Grundstückes waren verschwunden! Nur noch Teile des Fundamentes waren zu sehen. Es war wohl abgerissen worden, bevor es hinunter kippen konnte.
Was für ein komisches Gefühl, dass jetzt die Abbruchkante da war, wo wir mal schliefen. Auch der Friedhof war zur Hälfte vom Meer geholt worden. Klar, das kleine schwarze Haus war auch nicht mehr da und weitere, die damals noch auf Fotos zu sehen waren.
In den letzten Jahrzehnten waren viele Hundert Meter Steilküste dem Meer zum Opfer gefallen, damit auch Kirchen, Höfe und viele Ferienhäuser. Jetzt also auch das hübsche rote Holzhaus, in dem wir damals wohnten. Komisches Gefühl.
Wir wollten uns die Steilküste unten vom Meer aus anschauen und fuhren - wie auch hier in Noerre Lyngby üblich und erlaubt - mit dem Auto runter zum Strand.
Ich hatte in Touristeninformationen gelesen, dass wir von Noerre Lyngby im Norden bis nach Loekken gen Süden am Strand entlang fahren konnten. Dann würden wir Richtung unseres Ferienhauses fahren und konnten die Strandabschnitte bis Loekken sehen.
Die Strecke führte kilometerlang am türkisfarbenen Meer vorbei.
Auf der anderen Seite die Steilküste. Kaum Menschen, nur ein paar Autos auf dem so breiten, flachen und festen Sandstrand. Es war später Nachmittag, herrlich warm, die Sonne schien, kaum Wind.
Rund 8 km fuhren wir an der scheinbar ewig gleichen Küste entlang bis wir kurz vor Loekken die ersten Bunker passierten. Diese Überbleibsel aus dem zweiten Weltkrieg säumen die Nordseeküste in Dänemark. Mal stehen sie am Strand, weil sie von der Steilküste runtergefallen und freigespült wurden, was wirklich keine Augenweide ist, mal sind sie versteckt in den Dünen von Gras und Sand überwachsen.
In Hirtshals ganz im Norden, gibt es sogar ein Bunkermuseum, weil an dieser strategisch wichtigen Stelle wohl sehr viele Betonklötze im Boden liegen. Nördlich von Loekken stehen sie, freigespült, mit Graphiti besprüht und ein wenig unheimlich.
Hier sehen Sie welche rechts im Bild. Die beiden folgenden Fotos stammen von Februar 2008. Ein bisschen verschwinden die Bunker im winterlichen Licht vor der Steilküste:
Auf dem folgenden Foto ist deutlicher zu erkennen, was das für Riesen sind. Positiv ist wohl, dass sie heute dem Schutz der Küste vor der Stärke der Natur dienen.
Im September 2017 auf dem Weg nach Hause passierten wir auch diese Stelle mit den vielen Bunkern am Strand mit dem Auto. Die Breite des Strandes nimmt an dieser Stelle stark ab, ist nur noch wenige Meter breit. Wir waren gezwungen, eine Kurve um die Steilküste zu fahren, um zum Ausgang nach Loekken zu kommen.
Der Sand hatte sich an dieser Engstelle durch den Wind aufgetürmt und war nicht so fest und ebenerdig wie das ganze Stück zuvor. Sollten wir weiter fahren und es riskieren oder umkehren? Fünfzehn Minuten waren wir bestimmt am Strand entlang gefahren. Geschätzte 300 Meter hinter der Enge musste die Ausfahrt nach Loekken sein.
Mein Mann fuhr los. Die Reifen verloren den Halt auf dem feinsandigen, sehr trockenen Untergrund, die Reifen drehten leicht durch, das Auto rutschte und kippte etwas Richtung Meer ab. Eine Schrecksekunde, doch wir kamen durch.
Puh, Glück gehabt. Mein Herz pochte. Jetzt nur noch raus.
Wo war denn der Ausgang? Wir sahen große Sandkipper, die für Küstenschutzmaßnahmen Sand von der einen Seite Loekkens zur anderen brachten. Deren Reifen sind so hoch ist, dass gefühlt zwei Menschen übereinander stehen müssten, um die Reifenspitze zu erreichen.
Die Kipper fuhren durch das Meerwasser. Warum fuhren sie nicht näher zur Küste durch den Sand? Wir suchten mit den Augen den Ausgang und sahen dann, dass wir erst einen Fluss passieren mussten und eine Brücke über diesen führte. Wenige Meter weiter war klar: Die Brücke zum Ausgang war gesperrt!
Bestimmt dreizig Zentimeter tief war der Abgrund davor, der Sand war weggebrochen. Das vom Regen ablaufende Wasser hatte einen tiefen Graben in den Untergrund gebuddelt. Da konnten wir nicht drüber fahren. Und nun? (In Noerre Lyngby bei der Strandauffahrt hatte kein Hinweis gestanden, dass die Ausfahrt in Loekken gesperrt ist.)
Sollten wir durch die Wasserkannte fahren wie die Lkw? Das sah gefährlich aus, wir wussten nicht, ob der Boden uns hielt. Ich bin beim Spaziergang an der Wasserkante mal knietief im Sand versunken, weil der kleinsteinige Boden darunter unterspült war.
Wie hoch war das Meerwasser? Wenn es den Unterboden des Autos umspülte war das Salzwasser sicherlich nicht gut für die Karrosserie. Doch eine andere Möglichkeit gab es nicht. Wir kamen hier nicht raus.
Wir beschlossen zu drehen und wieder zurück nach Noerre Lyngby zu fahren. Das bedeutete, dass wir wieder durch die Sandwehe mussten. Von dieser Seite aus war der Weg darüber etwas steiler und auch feinsandiger, nicht so fest wie auf der anderen Seite. Wir konnten nicht so gut Schwung holen. Oh nein. Würden wir das schaffen?
Lies weiter in Teil 10: Festgefahrene Situation
* * * Bisher erschienen:
Dänemark - eine besondere Urlaubsreise - erzählt in 24 Episoden
Teil 1: Angekommen am Meer - Das Ferienhaus
Teil 2: Das erste mal am Strand - wo ist der Ausgang?
Teil 3: Schöner Bummel-Sonntag in Loekken
Teil 4: Die erste Prüfung beginnt
Teil 5: Pech und Glück liegen nah beieinander. Wilde Blüten und Strandbuggyspaß
Teil 6: Aktiv werden. Wie kann ich mir beistehen?
Teil 7: Es tut sich was. Hoffnung. War das denn immer schon so? Hochsensiblität.
Teil 8: Die Chancen im Unglück entdecken – Entscheidung
Bis morgen,
Ihre Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Dänemark
Teil 8: Die Chancen im Unglück entdecken – Entscheidung
Ich wollte die Walkingrunde nutzen, um in Ruhe nachzudenken, womit ich mich am wohlsten fühlte und eine Entscheidung finden. Mein Mann überließ mir die Entscheidung. Dafür eignet sich das Gehen durch die Natur wunderbar.
Eine Herausforderung wie ich sie gerade im Urlaub erlebte, bot auch Chancen:
Nach innen zu schauen und zu heilen, was verletzt ist. Arbeit am Selbst geht besonders dann gut, wenn die Wunden aufbrechen, so wie es im letzten Jahr durch den krachenden Wochenendbesuch im Urlaub geschehen war. Ergebnis war durch das stundenlange Schreiben eine der intensivsten Selbstbegegnungen, die ich in dem Jahr hatte.
Vielleicht ging es auch darum, etwas mehr zu lernen, den Lärm im Außen zu lassen und zu üben, mich auf mich selbst zu konzentrieren? Ziel: Unabhängigkeit von äußeren Einflüssen erlangen.
Das klang eigentlich toll.
Die Flucht-Walkingtour war eine reine Freude: Ich passierte Waldabschnitte zwischen weiter Heidelandschaft.
Die meisten Häuser in dieser Gegend hatten begrünte Dachflächen,
auf manchen wuchsen sogar kleine Tännchen.
Ein Weißdorn stand am Wegesrand voller roter Früchte.
Eine Bank mitten in der Landschaft,
daneben ein Buchregal. Wie klasse!
Und dann fand ich den Weg Richtung Meer. Ich erklomm über einen schmalen Pfad einen kleinen Berg, den 43 Meter hohen Oernbjerg (Adlerberg).
Von dort aus ergab sich ein toller Blick über das Gebiet und die Jammerbucht:
Sieht ein bisschen aus wie in Auenland, wo die Hobbits wohnen. :-)
In herrlich hügeliger und grüner Landschaft ging eine steile Treppe Richtung Meer.
Hier in der Natur und Stille war ich einfach froh und glücklich. Ganz bei mir, klar, ruhig. So viele wundervolle Eindrücke. Zwei Stunden war ich unterwegs und es hatte mir einfach gut getan!
Während dieses Walkings am Donnerstag Mittag war mein Entschluss gereift:
Ich wollte im Haus wohnen bleiben und wie von meinem Mann vorgeschlagen einen Sichtschutz kaufen, um etwas privater sein zu können und auch weniger konfrontiert mit der Baustelle.
Wenn mir der Lärm zuviel würde, wollte ich Kopfhörer tragen, bzw. könnten wir Musik im Haus zum Beispiel beim Frühstück aufdrehen, um die Geräusche zu übertönen. Und ich wollte üben, meine Gedanken besonders im Haus immer wieder auf positive Impulse zu lenken.
Damit die Vorstellung "Drei Wochen nur Lärm" erträglicher wurde, wollte ich die Zeit in Abschnitte aufteilen:
Das Wochenende, wo Ruhe auf der Baustelle war, wollte ich möglichst im Haus bleiben und das tun, was ich mir so ersehnt hatte: Schlafen, Faulenzen, Lesen, Schreiben, aufs Meer schauen.
Und während der anderen Zeit möglichst viel unterwegs sein, bis die Handwerker Feierabend hatten: Zum Beispiel bummeln, einige Sehenswürdigkeiten anschauen, wenn das Wetter passte am Strand picknicken und lesen. Wenn mein Mann Lust hatte, mit ihm zusammen, sonst eben alleine. Und natürlich viel walken zu gehen.
Als letzte Option, nur im Notfall, aber sie zu haben, war wichtig: Wenn es ganz unerträglich würde, wirklich früher abzureisen. Wenn Bedürfnisse und Pläne über den Haufen geschmissen werden, ist das herausfordernd. Gut, dieser Urlaub sollte also eine besondere Herausforderung des Schicksals sein. Ich war bereit sie anzunehmen.
Alleine, als ich die Entscheidung für mich gefunden hatte, ging es mir schon etwas besser. Mein Mann war auch froh, dass kein Umzug anstand. Minu war es glaube ich wurscht. :-)
Die deutsche Agentur wollte uns, obwohl wir nicht erneut buchten, die 10% als kleine Wiedergutmachung erlassen - sei es für den Sichtschutz oder ein Fluchtfrühstück außerhalb. Alleine deren Zuhören, Mitüberlegen und Mitgefühl hatte gut getan.
Wir beschlossen am späten Nachmittag, einen Ausflug zu machen, nach einem Sichtschutz Ausschau zu halten und einmal auf dem Weg wollten wir nach Noerre Lyngby fahren, wo wir im Februar 2008 Urlaub in einem Häuschen an der Steilküste gemacht hatten. Jo, und damit rutschten wir wenige Stunden später ins Abenteuer.
Hier geht es weiter mit Teil 9: Die Stärke der Natur und wie kommen wir da blos wieder raus?
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Dänemark - eine besondere Urlaubsreise - erzählt in 24 Episoden
Teil 1: Angekommen am Meer - Das Ferienhaus
Teil 2: Das erste mal am Strand - wo ist der Ausgang?
Teil 3: Schöner Bummel-Sonntag in Loekken
Teil 4: Die erste Prüfung beginnt
Teil 5: Pech und Glück liegen nah beieinander. Wilde Blüten und Strandbuggyspaß
Teil 6: Aktiv werden. Wie kann ich mir beistehen?
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Teil 7: Es tut sich was. Hoffnung. War das denn immer schon so? Hochsensiblität.
Als wir von der Besichtigung der Hausalternativen zurück kamen, entdeckten wir einen weiteren Gesellen auf der Baustelle. Auf einmal ging es vorwärts. Sie hatten schon auf der zweiten Dachfläche mit dem Abriss der Bedachung begonnen. Toll!
Hatte der Anruf vielleicht doch etwas bewirkt und der Chef einen weiteren Mitarbeiter zur Baustelle geschickt? Vielleicht würden sie doch eher als in drei Wochen fertig und wir hätten noch eine Woche wirklichen Urlaub? Hoffnung keimte auf.
Ich konnte im Haus nicht nachdenken, deswegen schnappte ich mir meine Walkingstöcke und ging los. Als Ziel hatte ich mir eine Gegend etwas weiter entfernt ausgesucht, wo in einer Heidelandschaft noch ein freies Haus für uns stand. Auf dem Weg dorthin hörte ich Bagger arbeiten. Hm, also war auch dort keine wirkliche Ruhe. Auf der schmalen Straße rumpelte ein großer mit Dreck beladener Lkw an mir vorbei.
Mir wurde schmerzhaft klar: Es gibt keine Garantie, in einem anderen Haus in unserem Urlaub Ruhe zu haben.
Wie war das vorher in Dänemark Urlauben gewesen? Hatten wir denn vorher nie Baustellen in der Nähe gehabt?
2005 im Bjerregard - einem großen Ferienhausgebiet im Süden Dänemarks in der Nähe des Ringkoeping Fjord - wurde etwa zwei Häuser entfernt ein neues Haus gebaut. Es hatte mir damals nichts ausgemacht, zumindest erinnere ich mich nicht daran. Gut, es lag auch nicht in Blicklinie und war weiter entfernt von uns als dieses Jahr war.
Aber worin lag der große Unterschied zu heute?
Der Unterschied waren die Belastungen, die ich von 2011 bis 2015 durch die Sanierungen der direkten Nachbarhäuser zu Hause erfahren hatte. Durch die damit einhergehenden Beeinträchtigungen (Krach, Schmutz, Erschütterungen, Sorge um Beschädigungen...) war ich ausgebrannt und müde, da ich kaum Ruhe und Regeneration gefunden hatte. (Seit dem mir das passiert ist, kann ich andere so gut verstehen, die über ähnliche Erfahrungen sprechen.)
Mein Stresssystem läuft bei lauten Geräuschen, den ich unangenehm finde, auf Hochtouren. Entspannung unmöglich.
Verstärkend wirkt meine Hochsensibilität. Das bedeutet unter anderem, dass ich Stressauslöser aber auch schöne Dinge intensiver wahrnehme. (Über meine Hochsensiblilität habe ich hier ausführlicher berichtet.)
Ich übe, mich nicht mit anderen zu vergleichen oder dafür zu verurteilen, dass ich so empfindsam bin. Zum Beispiel statt "Sei doch wie dein Mann, der macht sich nichts draus." mir zu sagen: "Ich bin wie ich bin in Ordnung. Jeder ist anders. Jeder hat woanders seine Stärken und seine Schwächen. Das ist ok so." oder statt: "Warum bist du so empfindlich. Stell dich nicht so an." mir zu sagen: "Ich darf empfindsam sein. Es ist völlig in Ordnung, dass mir die Situation zu schaffen macht." Zwei Möglichkeiten von unzähligen.
Komisch. Mir viel auf, dass sich diese Stressauslöser in den beiden letzten Urlauben leise an mich heran geschlichen hatten, als solle ich lernen, damit wieder besser umzugehen.
Vor zwei Jahren (Bericht hier) zum Ende der zweiten Bauphase in unserer Kölner Nachbarschaft war ich völlig ausgelaugt und mit den Nerven am Ende. Der Nachbarin auf der anderen Seite ging es ähnlich. Im Urlaub hielt ich die Luft an, ob wirklich wie mir von der Vermietungsagentur versichert wurde, keine Bauarbieten im Ferienhausgebiet seien. Danach hatte ich zuvor nie gefragt.
Zum Glück waren dort nur Urlauber, keine werkelnden Arbeiter oder Eigentümer. Sonntags kam nur ein Däne zu seinem Haus und renovierte das Dach. Da das aber relativ weit weg war, ich es hören, aber nicht gleichzeitig sehen konnte, gelang es mir, dies auszublenden und mich immer wieder auf mich konzentrieren. Eine gute Übung!
Letztes Jahr, 2016 wurde es etwas intensiver. In der 70er Jahre Ferienhaussiedlung am Meer renovierten alle Besitzer mehr oder weniger ihre Häuschen. Da hörte ich mal kurz ein Schleifen, dann wurde gestrichen, was ja nicht zu hören ist. Das zu sehen macht mir nicht so viel aus, wie es zu hören. (Es gibt Streßpunkte bezogen auf unsere Sinneskanäle, wo man besonders empfindlich ist. Bei mir sind es Geräusche, bei anderen was sie sehen oder riechen...).
Diese Arbeiten dauerten ein paar Stunden und es war vorbei. Auch die riesigen Bagger am Strand, die große Steine bewegten oder die Sägearbeiten an einem oben gelegenen neuen Ferienhaus konnte ich ausblenden. Es war erträglich, wenn auch nicht schön.
Dann stoppte von jetzt auf gleich meine Erholung: Ich genoss Samstag in der zweiten Woche die über dem Meer untergehende Sonne auf unserer kleinen Terrasse im blauen Holzhäuschen wie wohl die meisten in dieser abgeschiedenen Siedlung. Ein Traum!
Plötzlich polterte ein voll beladener VW-Bus den Kiesweg herunter, fuhr knapp an unserer Terrasse vorbei und bremste neben dem grünen Haus neben uns. Es stiegen zwei Erwachsene, drei kreischende Kinder und ein bellender Hund aus. Die Lautstärke änderte sich schlagartig von Naturgeräuschen zu High Live.
Der Mann begann mit einem Hochdruckreiniger das Haus von außen zu reinigen. Dahin war die Abendstimmung. Ich wollte wegen der immer mehr werdenden Mücken sowieso reingehen. Bis in die späte Nacht hörten wir ihn durch die dünnen Holzwände arbeiten. Am nächsten Tag ging es gleich in der früh weiter: Der Rasen wurde gemäht, das Haus gestrichen.
Wie sollte ich das aushalten? Die ersten vierzehn Tage lang hatte ich es so genossen, auf der Terrasse zu frühstücken, zu lesen und aufs Meer zu schauen. Diese Erholung hat mir so geholfen und gut getan. Und nun? (2017 dachte ich darüber: Welch ein Luxus - 14 Tage Ruhe!)
Es widerstrebte mir, mich von dem Krach nach drinnen ins Haus vertreiben zu lassen. Auf keinen Fall wollte ich meinen Glücksplatz an der frischen Luft mit Blick aufs Meer hergeben.
Ich zog mir Kopfhörer an - womit ich mich normalerweise gar nicht konzentrieren kann, doch mit einer noch nie gehörten Musik (einer Mischung aus Entspannung und Techno würde ich es beschreiben) funktionierte es wunderbar - und schrieb mir stundenlang meinen ganzen Frust über diese Situation von der Seele. Schaute nach innen, fand einen verletzten Anteil und arbeitete mit ihm, schenkte ihm Aufmerksamkeit.
Gleichzeitig war mir durch das Gesetz der Anziehung klar, dass es gut war, mir gute Gedanken wegen der Baustelle zu machen und keine negativen. So schwer das ausgerechnet in einer solchen Situation auch ist.
Am Nachmittag war ich müde geschrieben und wir drei machten einen Ausflug zum Leuchtturm. Ich wünschte mir, die Nachbarn wären dann weg, alles nur eine Fata Morgana gewesen. Die Kinder waren im Schulalter, sie mussten ja auch zur Schule.
Als wir zurück waren, sahen wir keinen Bus mehr vor dem umgestrichenen Haus neben uns. Stille. So laut wie die Wikinger über uns hergefallen waren, so leise waren sie gegangen. Ich war so unendlich erleichtert und dankbar. Mein Urlaubsglück war wieder hergestellt!
Diese Erfahrungen in den beiden vergangenen Urlauben waren Kleinigkeiten im Vergleich zu dem, was uns in diesem Jahr wiederfuhr und Winzigkeiten im Gegensatz zu dem, was die mehrjährigen Bauarbeiten der Nachbarn in Köln an Spuren bei mir hinterlassen hatten.
Irgendwie habe ich das Gefühl, ich wäre - wie von oben geleitet - von Jahr zu Jahr wieder mit etwas mehr Lärm beschallt worden, um zu üben, wieder mit solchen Belastungen umzugehen. Dieses Jahr war wirklich die Meisterarbeit. :-)
Aber es gibt auch Situationen, die sind unangenehmer als die Baustelle wie Sie bald lesen werden...
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Teil 6: Aktiv werden. Wie kann ich mir beistehen?
Als wir von unserem Strandbuggy-Picknick am Strand Dienstag späten Nachmittag nach Hause kamen, hatten die Arbeiter zum Glück Feierabend. Aufatmen. Wenn die Arbeiten vorüber sind, kann ich mir meist nicht vorstellen, warum der Lärm so stressig für mich ist. Ach, war vielleicht doch alles nicht so schlimm?
Doch innerlich fand ich keine Ruhe. Das Problem war ja nicht wirklich weg, nur weil nebenan Feierabend war. Und langsam war klar: Das war keine 2-Tages-Baustelle nebenan. Das dauerte länger und schlich sich in meine Urlaubsfreude herein. Was hatte ich denn für Handlungsmöglichkeiten?
In der Hausmappe las ich unter Lärmbelästigung: "Während sie Urlaub machen, geht das Leben in Dänemark weiter. Es kann deshalb durchaus sein, dass sie Lärm von Baustellen, Restaurants, Flugzeugen, Autos, Motorbooten, Landwirtschaft, Militärübungen u.a. hören können. Wir sind davon überzeugt, dass unsere Urlaubsgäste dafür Verständnis haben, das wir dafür keine Verantwortung übernehmen können."
Diese Aussage hinterließ bei mir einen fahlen Geschmack.
Abends schrieb ich an die deutsche Vermittlungsagentur und schilderte die Situation, auch wenn ich wusste, dass sich die dänische Agentur vor Ort aus der Verantwortung zieht. Mir war einfach wichtig mitzuteilen, wie es mir ging und für meine Bedürfnisse einzustehen.
Mittwoch Morgen ging der Baustellenalltag weiter mit dem ganzen Programm. Die Handwerker hatten die Musik aufgedreht. Gefühlt kamen die zwei Mann nicht vorwärts. Von den acht Dachflächen war gerade eine einzige abgerissen, die Dämmung entfernt und ein Regenschutz aufgetackert. Der Kompressor lief.
Ich fühlte mich auf dem Balkon - wo wir hätten wieder so schön frühstücken können - überhaupt nicht mehr wohl, sondern beobachtet und beobachtend. Ständig mit der Baustelle beschäftigt, da von dort Krach kommt und sie genau auf der Höhe sind, wo sie uns in die Wohnung gucken konnten. Das war das Gegenteil von Erholung für mich.
Selbst hinter dem Haus hörte man sie wirken. Meine Laune sank in den Keller. Ich war im Schockzustand und in alten Verletzungen aus den Bauphasen der Nachbarschaft in Köln gefangen. Musste ich meine Herzenswünsche des auf dem Balkon Lesens und Schreibens an den Nagel hängen? Selbst im Haus bei geschlossenem Fenster war all das Wirken zu hören. Dafür waren wir 950 km gefahren?
Musste ich den ganzen Tag über Kopfhörer Musik hören, um bei mir sein zu können? Oder den Tag über fliehen, bis die Arbeiten gegen Abend ruhten? Ich fand das so ungerecht. Was für ein furchtbares Gefühl, mich "zu Hause" nicht wohlzufühlen. Der Gedanke, bei schönem Wetter nicht mehr draußen essen zu können, sondern nur noch drinnen, war unerträglich.
Mein Mann fand die Baustelle auch nicht toll, aber wiederholte, dass ihm der Lärm nichts ausmachte. Er als Handwerker fand sie eher interessant. Was ihm was ausmachte, war dass ich damit Stress hatte. Was sollte ich tun? Ich fuhr mit dem Auto zum Strand, wollte dort den Wagen abstellen, walken gehen und mich dann vielleicht etwas neben das Auto in die Campingstühle setzen und lesen bzw. schreiben.
Im Auto änderte meinen Plan. Ich fuhr zur dänischen Vermietungsagentur vor Ort in Loekken und erzählte dort von der Situation und wie unglücklich ich damit sei. Man wollte sich mal schlau machen, wie lange das denn ginge. (Ich spreche kein Dänisch und wäre selbst mit Englich mit der Situation - auch wegen dem inneren Stresspegel - an meine Grenzen gestoßen.)
Danach ging es mir ein klitzekleines bisschen besser. Es hatte einfach gut getan, etwas zu unternehmen. Aktiv zu werden. Danach fuhr ich zum Strand, zog mich um, erklomm die hohe Düne, vor der ich geparkt hatte und genoss eine grandiose Aussicht über das Meer und das Dünengebiet. Hach, war das schön hier!
Danach walkte ich bis zu den Strandhäuschen in Loekken, was ungefähr 6 km eine Strecke waren. Wow, toll, dass ich das geschafft hatte! Ich war stolz auf mich.
Zurück am Auto wollte ich eigentlich mit dem Campingstuhl etwas Lesen. Das neue Ingrid Noll Buch hatte ich dabei. Doch es war kühl und zu windig, um draußen zu sitzen. Ich probierte es drinnen, doch im Auto fühlte ich mich wie eingesperrt. Also Zähne zusammen beißen und zurück ins Haus.
Dort erwartete mich die Nachricht der dänischen Vermietungsagentur, dass die Bauarbeiten für drei Wochen (= genau unsere Urlaubszeit) geplant seien. Der Chef der Baufirma hätte aber gesagt sie würden versuchen, leiser zu arbeiten (witzig). Die gute Nachricht sei noch, dass sie freitags um eins Feierabend machen würden und wir dann ja das ganze Wochenende Ruhe hätten. (Unfassbar! Durchatmen, sonst platzt du gleich, Anja) Ansonsten schrieb die Frau, sie könne nichts weiter für mich tun und verwies auf den oben zitierten Passus. Mitgefühl? Lösungen? Nein. Ich war wütend, enttäuscht, traurig.
Mein innerer Kümmerer wurde aktiv. Ich überlegte, was ich für mich tun könnte.
Wäre ein anderes Haus eine Lösung? Gleich wie es ausging, es war einfach wichtig für mich, alles zu versuchen, damit es mir besser ging und gut für mich und meine Bedürfnisse einzustehen.
Ich schrieb nochmal an die deutsche Agentur, die uns das Haus vermittelt hatte, von denen ich noch nichts gehört hatte und fragte, ob es möglich sei, dass wir nach einer Woche in ein anderes, ruhigeres Haus umziehen und uns ein Teil der für die drei Wochen gezahlten Miete erstattet würde. Kurz darauf klingelte mein Handy, eine freundliche Mitarbeiterin der deutschen Agentur teilte mir ihr Mitgefühl mit, hörte sich meine Idee an und sagte, sie wolle schauen, welche Häuser frei wären. Sie wären bereit 10% des gezahlten Hauspreises zu erstatten, wenn wir erneut buchen würden.
Mit der dänischen Agentur, wo das Haus unter Vertrag ist, wollte sie zumindest über eine Umbuchung sprechen. Sie vermutete aber, dass es keine Erstattung geben würde, da jedes Haus einem anderen Eigentümer gehört und unserer ja nichts für die Baustelle seines Nachbarn könnte.
Keine super befriedigende Antwort. Aber wie gut hatte alleine das Mitgefühl, das Zuhören und Kümmern getan.
Im Internet recherchierte ich nach Hausalternativen. Ich sah mir die abends eingetroffenen Vorschläge der Agentur an. Mein Mann und ich diskutierten hin und her. Es war für mich kein Urlaub, sondern ein Alptraum. Es machte mir puren Stress, hier zu sein. Schwierig war, dass wir genau das optimale Haus gefunden hatten: Toller Meerblick, nah zum Strand, ein abgeschlossenes Grundstück, Waschmaschine, W-Lan ...
Keines der noch freien Häuser konnte da mithalten. Es war heftig, nochmal ein Haus voll zu bezahlen, wo wir unseren Urlaub ja schon bezahlt hatten.
Donnerstag früh beim Spaziergang mit Minu sahen wir uns zwei Ausweichquartiere in der Nähe an. Das eine lag unscharmant nur mit Blick auf eine Straße, weit ab vom Meer und das andere in einem Waldgebiet. Der Blick ging nur wenige Meter in schäbige Tannen hinein. Außerdem hörte man von dort die Schnellstraße und irgendwo hörte ich Bagger. Seufz. Abgeschlossen waren die Grundstücke auch nicht.
Was war die richtige Lösung?
Im Haus bleiben und den Baulärm irgendwie versuchen auszuhalten, Kopfhörer tragen, mehrere Stunden am Tag wegfahren (statt da zu bleiben und das zu tun, was ich eigentlich wollte: Lesen, schlafen, schreiben, aufs Meer schauen), vielleicht einen Sichtschutz kaufen, damit wir etwas mehr Privatsphäre hatten?
Oder packen, das Haus reinigen, uns auf das neue Haus einstellen, Stress mit Minu haben, weil sie vielleicht ausbüchsen will, den Meerblick missen? Oder ganz nach Hause fahren? Die Zeit drängte nach einer Entscheidung, wenn wir wirklich das Haus zum Wochenende wechseln wollten.
Erst mal gingen wir zum Haus zurück, um zu frühstücken und entdeckten wahrhaftig etwas Positives auf der Baustelle...
Hier geht es weiter mit Türchen 7: Es tut sich was. Hoffnung. War das denn immer schon so? Hochsensiblität.
* * * Bisher erschienen:
Dänemark - eine besondere Urlaubsreise - erzählt in 24 Episoden
Teil 1: Angekommen am Meer - Das Ferienhaus
Teil 2: Das erste mal am Strand - wo ist der Ausgang?
Teil 3: Schöner Bummel-Sonntag in Loekken
Teil 4: Die erste Prüfung beginnt
Teil 5: Pech und Glück liegen nah beieinander. Wilde Blüten und Strandbuggyspaß
Bis morgen,
Ihre Anja Kolberg
PS: Heute hatte ich auch ein Glückserlebnis. Prof. Dr. Ingrid Gerhard vom Netzwerk Frauengesundheit hat meine Tischkalender empfohlen. Sie glauben gar nicht wie sehr ich mich darüber freue. Ein Geschenk für mich!
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Dänemark, Blog - Dunkle Tage
Teil 5: Pech und Glück liegen nah beieinander. Wilde Blüten und Strandbuggyspaß
Ab 7 Uhr am Dienstag war der Urlaubsschlaf beendet. Die Handwerker warfen große Platten vom Dach in den Container. Ich habe in den Bausituationen zu Hause gelernt wie wichtig es ist, in solch stressigen Momenten, wo ich nicht so leicht davon laufen kann, meine Aufmerksamkeit auf Schönes zu richten. Also brachen wir mit Minu zu einem Spaziergang durch die schöne Dünengegend auf.
Dieser alte und scheinbar verlassene Bauernhof hatte eine tolle Ausstrahlung:
Am Wegesrand entdecken wir tolle Blüten:
Oben der rote Klee oder diese rot-grünen Perlen:
Wicken in gelb:
und in lila:
Hornveilchen:
Margeriten:
Lungenkraut:
Schafsgarbe:
Und natürlich die unglaublich gut duftenden Kartoffelrosen, die in großen Büschen überall an der Küste anzutreffen sind. An ihnen habe ich so oft es geht gerochen, weil diese Düfte sich beruhigend auswirken. Hier gab es sie in weiß
und in pink:
Löwenmäulchen:
Strand-Grasnelken:
Glockenblumen:
Was für ein schöner Ausflug durch die Natur. Die wilden Blüten anzuschauen, durch die bewachsene Hügellandschaft zu gehen, hat einfach gut getan.
Zurück am Haus wollten wir allem Baugedöns zutrotz auf dem Balkon Frühstücken.
Keine gute Idee. Während wir da saßen, wurde viel Material per Lkw angeliefert und vor unserem Haus parkte ein Tanklaster und brachte uns Öl. Urlaubsatmosphäre? Nein. Die Hoffnung einer einwöchigen Baustelle, so dass wir noch zwei Wochen wirklichen Urlaub hatten, schwand dahin.
Mein Mann kann selbst größten Krach ausblenden und dabei entspannen. Er liebt auch Kopfhörer auf den Ohren und kann bei Musik und Hörspielen abschalten. Wie unterschiedlich wir sind. Wenn er zu Hause fernsieht und ich arbeite noch, trägt er einen Kopfhörer. Wenn man den Reciever ausschaltet, verliert der Kopfhörer seine Funkverbindung und er beginnt laut zu krachen und zu rauschen. Mir ist das mal passiert, da habe ich mich so erschrocken, dass ich ihn vom Kopf gerissen habe. Nun wunderte ich mich im Arbeitszimmer mal über den merkwürdigen Krach und stand auf, um zu sehen, woher der kam. Mein Mann lag auf dem Sofa, surfte auf seinem Tablett und der Kopfhörer rauschte so laut, dass ich es nebenan hörte. Ihn hatte das gar nicht gestört! Ein Phänomen. Manchmal wünsche ich mir diese Fähigkeit, störende Geräusche auszublenden. Ich hab sie nicht und lerne, damit zu leben.
Ich musste weg von dem Krach. Also fuhr ich in die nächst größere Stadt, in das ca. 30 km entfernte Hjoering (ca. 25.000 Einwohner). Auch größere Städte haben meist die typischen anderthalbgeschossigen Häuser, rote Ziegeldächer, oft dicht an der Straße stehend. Ich bummelte durch die Fußgängerzone, wo es auch höhere Gebäude gab.
Wie schon sonntags in Loekken fand ich schöne Klamottenläden, die typischen Gebrauchtwaren- oder Antikgeschäfte, Sportgeschäfte, Cafés, Restaurants, sogar ein Shoppingcenter mit Deko- und Einrichtungswaren. Doch charmanter fand ich das kleinere Loekken.
Hjoering war schnell angeschaut. Besonders schön fand ich diese alte Hausfassade. Ich hätte Museen oder Parks anschauen können, aber darauf hatte ich keine Lust. Und nun? Zurück in den Krach ins Ferienhaus? Nein. Ich fuhr nach Loekken, wo ich sonntags ein Geschäft mit Strandzubehör und Drachen gesehen hatte. Ob die vielleicht so faltbare Strandstühle hatten, die ich am Tag zuvor am Strand gesehen hatte?
Die freundliche Verkäuferin zeigte mir einen klappbaren Stuhl aus Holz, der mit Stoff bezogen war. Allerdings saß man darauf fast auf dem Boden. Das würde uns keine Freude machen, davon wieder aufzustehen. Ich sagte ihr, wir suchten etwas höheres wie Stühle. Sie guckte mich einen Moment an, sagte so was verkaufe sie nicht im Laden, aber sie hätte da vielleicht etwas für mich.
Ich solle mal mitkommen. Sie lies den Laden unbeaufsichtigt und ging mit mir durch die schmale Gasse hinter das Haus. Da standen zwei faltbare Campingstühle wie ich sie mir vorgestellt hatte. Von Sand überzogen, leichter Rost am Rahmen (was hier bei der salzigen Luft schnell passiert) und voll funktionsfähig. Zwei Urlauber hätten die Stühle da gelassen.
Sie wären kostenfrei, ich könne sie so mitnehmen. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Damit ließe sich selbst bei starkem Baustellenlärm die Zeit am Meer tagsüber verbringen. Ich musste nicht noch lange suchen, wo ich genau so Stühle in der Gegend finden konnte. Da war mir einfach so eine klasse Lösung geschickt worden! Hüpf! Ich schleppte die Stühle zum Auto und fuhr erfreut nach Hause.
Es war trockenes Wetter und wenig Wind. Meinen Mann lud ich am Nachmittag zum Picknick am Strand ein. Wenn wir nicht auf dem Balkon in Ruhe sitzen und das Meer genießen können, dann dort in jedem Falle. Dann könnten wir auch Minus Wagen ausprobieren. Wir hatten für Minu einen Strandbuggy gekauft. Letztes Jahr konnte sie weite Strecken nicht mehr gehen und wir mussten unsere Spaziergänge oft abbrechen.
So kam mein Mann auf die Idee, einen faltbaren Strandbuggy mitzunehmen, darin könne Minu sitzen und wir weiter spazieren gehen. Gedacht, gemacht. Wir hatten so viel Spaß alleine bei dem Gedanken und als wir zu Hause den Buggy ausprobierten guckte Minu ganz freudig.
Also auf zum Strand! Es war herrlich gleich in der Nähe der Wasserkannte im Windschatten des Autos zu sitzen. Etwas trinken und essen, das Meer beobachten, klasse.
Die Krönung war dann Minu, die wie die Queen im Wagen saß und sich über den Strand ziehen lies.
Es fehlte nur noch, dass sie winkte.
In diesem Moment dort am Strand war ich einfach glücklich. Der Himmel hatte mir diese Strandstühle beschehrt und wir wären wohl nicht mit dem Auto zum Picknick an den Strand gefahren, wenn uns die Baustelle nicht von unserer genialen Aussicht auf dem Balkon vertrieben hätte. So konnten wir ganz nach am Wasser eine schöne Zeit verbringen. Pech und Glück können so nah bei einander liegen.
Guckt sie nicht einfach zufrieden?
Soviel für heute vom Meer.
Hier geht es weiter mit Teil 6: Aktiv werden. Wie kann ich mir beistehen?
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Teil 2: Das erste mal am Strand - wo ist der Ausgang?
Teil 3: Schöner Bummel-Sonntag in Loekken
Teil 4: Die erste Prüfung beginnt
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Dänemark, Blog - Hundemami
Teil 4: Die erste Prüfung beginnt
Am ersten Montagmorgen unseres dreiwöchigen Urlaubs wurde ich gegen sieben Uhr von seltsamem Krach geweckt und dachte unser Hund würde etwas anstellen. Stand auf. Minu schlief seelenruhig. Ich ging den Geräuschen nach. Unterhalb von uns stand ein riesiges Ferienhaus. Männer bauten darum mit Geklapper und Geschepper ein Gerüst auf. Ein weißer Lieferwagen mit Aufschrift "Tournemester" (Schreinermeister) stand davor. Konnte das wahr sein? Eine Baustelle?
Seit dem zu Hause in Köln ab 2011 jeweils neue Nachbarn die beiden direkten Reihenhäuser neben uns weit über ein Jahr sanierten - nicht zur gleichen Zeit, sondern mit einem Abstand von ca. anderthalb Jahren, bin ich davon richtig geschädigt. Die von 1926 stammenden Häuser wurden komplett erntkernt bzw. zum Teil abgerissen und wieder aufgebaut. Das bedeutete Baulärm von Montag früh um sieben bis Samstag abend. Noch nicht mal sonntags war Ruhe, weil die Inhaber dann aktiv wurden.
Während dessen versuchte ich in meinem Homeoffice zu arbeiten oder sonntags zumindest Ruhe zu finden. Wofür ich anfangs noch gute Lösungen hatte, damit umzugehen, fand ich nachher keine Ruhe mehr.
Es war nur noch schädigender Stress für meine Gesundheit wie ich heute weiß. Ein Teil meiner Konzentrationsprobleme, Erschöpfung und Ausgebrannt sein der letzten Jahre hat meiner Meinung nach genau mit dem Baulärm zu tun. Dauerstress über einen so langen Zeitraum führt zum Ausbrennen der Nebennieren. Das ist nicht so schnell wieder behoben. Kein Spaß für den Körper. Früher hat mir Baulärm nichts ausgemacht. Ich habe es gar nicht so stark wahr genommen wie jetzt. Da hatte ich diese Erfahrung auch noch nicht gemacht.
Seit dieser Erfahrung reagiere ich auf Baulärm, besonders an meinem Wohnort: Mein Herz rast, ich bin innerlich unruhig, mir wird heiß und kalt, der Hals geht zu, die Stimmung in den Keller, meine Nacken- und Rückenmuskulatur verspannt sich und ich kann mich nicht mehr konzentrieren oder mit meiner Aufmerksamkeit bei mir sein, geschweige denn entspannen. Stress pur. Also das Gegenteil von Urlaub und Erholung.
Beruhigende Prognosen stellten wir erst noch an, während wir am ersten Tag noch oberhalb der Baustelle auf dem Balkon frühstückten. Ausgerechnet rechts Richtung Meerblick, unterhalb vom schönen Sitzplatz entstand die Baustelle. Ach, vielleicht muss ja nur die Regenrinne neu gemacht werden oder was am Dach repariert. Das Gerüst sprach jedoch für einen Umfang von mehr als einem Tag. Vielleicht eine Woche?
Ich dachte erstmal: Ich lenke mich ab. Es gibt hier noch so viel zu gucken und vielleicht war das alles ein kurzer Schreck und die Baustelle wieder weg, wenn ich zurück nach Hause komme. Mein Mann hatte Rückenschmerzen und wollte sich ausruhen - ihm machte der Baulärm nichts aus. Ich musste raus. Im Haus kam ich gar nicht zur Ruhe. Also fuhr ich alleine 9 km am Strand mit dem Auto entlang.
Den nächsten Ort konnte ich so gut erreichen. Das Wetter war traumhaft. Ich wollte mir die in Blockhus ebenfalls am Strand stehenden weißen Badehäuschen mal aus der Nähe anschauen.
Herrlich sahen die weißen Würfel vor dieser Kulisse aus.
Die Häuschen sind ganz unterschiedlich eingerichtet. Mal praktisch, mal schnuckelig.
Und in unterschiedlichem Zustand. Manche zeigen Rostspuren, das Holz ist verwittert, in andere möchte man gleich einziehen. :-)
Am Strand hatte ich Urlauber gesehen, die mit Campingstühlen neben dem Auto saßen, etwas tranken, den Ausblick genossen.
Wäre das auch etwas für uns? Falls ich im Haus nicht mehr entspannen könnte, zumindest hier am Strand sitzen und entspannen? Doch woher Campingstühle bekommen? Ich versuchte, mich so gut es ging, während meines Ausflugs abzulenken, mich auf die schöne Natur zu konzentrieren und mir Gutes zu tun.
In einem Supermarkt in Blockhus sah ich einen ähnlichen veganen Brotaufstrich wie ich ihn verwende. Beruhigend, falls ich nicht genug dabei hatte. Für meinen Mann fand ich wieder eine Süßigkeit zum Nachmittagskaffee. Den könnten wir auf der Terrasse bei dem tollen Wetter jetzt genießen!
Als ich zurück kam, war das Gerüst aufgebaut und ein großer Container geliefert worden. Die Handwerker hatten begonnen, das Dach abzureißen. Das sah aus, als würde es mehr als eine Woche dauern. Was tun? Ich versuchte irgendwie die Fassung zu bewahren, doch meine Stimmung sank in den Keller. Ich hatte Sorge, gar keine Ruhe finden zu können. Deswegen waren wir doch hierhin gefahren.
Den Tee versuchte ich in der Sonne zu genießen, während nebenan eine Plane aufs Dach geschlagen wurde. Ein Handwerker mit einem Hilfsarbeiter, der so gar nichts von der Arbeit zu verstehen schien, auch die Sprache nicht, waren die einzigen auf der Baustelle. Mein Mann, selbst Handwerker, fand es hoch interessant, dies zu beobachten. Ich fands furchtbar und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ich fühlte mich so in meinem Urlaubsfrieden, meinen Plänen gestört. Was tun?
Ich musste wieder weg. Da das Wetter sonnig war, brach ich zu einem Ausflug an den Strand auf. Ich wollte mit den nackten Beinen durchs Wasser laufen. Etwas, das ich einfach liebe! Hm, tat das gut!
Ich hatte Freude den rasend schnellen Strandläufern zuzusehen, wie sie versuchen, den flachen Wellen davon zulaufen. So putzige winzige Vögel:
Als ich zurück zu unserem Ferienhaus kam, hatten die Handwerker Feierabend. Die vom Wochenende so geschätzte Stille war wieder hergestellt. Ein Segen. War das mit der Baustelle wirklich so schlimm? Doch kaum blickte ich aus dem Fenster dorthin, ging es mir wieder mies. So sah der Sonnenuntergang vom Balkontisch am Montag Abend aus. Zum Glück verdeckt der rechts stehende Nadelbaum den größten Teil der dahinter liegenden Dachflächen.
Ein Teil von mir wollte das alles nicht wahrhaben. Ich bin jetzt (3.12.) beim Korrigieren und Illustrieren des in Dänemark geschriebenen Artikels froh, dass ich vor Ort Schritt für Schritt eine Lösung entwickelte, wie ich mit der Situation umgehen konnte, damit es mir möglichst gut ging. Eine enorme psychische Leistung. Da solche Störungen und Herausforderungen immer wieder im Leben passieren können, war es mir auch wichtig, hier im Blog darüber zu schreiben. Vielleicht finden Sie sich darin wieder und können etwas für sich mitnehmen. Ich brauche es auch als Erinnerung für ein nächstes Mal.
Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich am Donnerstag der ersten Woche dachte: "Die Baustelle ist mir doch wirklich piepegal, wenn wir hier nur wieder rauskommen." Zum Ende des Urlaubs habe ich begriffen, was ich davon hatte, dass diese Baustelle und noch viel mehr Abenteuer dort oben passiert sind. Daran möchte ich Sie teilhaben lassen - und an der Schönheit der Natur und dass in jedem Grauen auch ein Geschenk für uns liegt.
Hier geht es weiter mit Teil 5: Pech und Glück liegen nah beieinander. Wilde Blüten und Strandbuggyspaß
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Teil 1: Angekommen am Meer - Das Ferienhaus
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Teil 3: Schöner Bummel-Sonntag in Loekken
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Teil 3: Schöner Bummel-Sonntag in Loekken
Am ersten Sonntag wollte ich beim sechs Kilometer entfernten Ferienhausvermittler Bescheid geben, dass bei uns ein Wasserschlauch draußen defekt war. Und wo ich schon im Städtchen Loekken war, guckte ich mir gleich mal die Kleinstadt an. Loekken hat rund 1500 Einwohner (ist viel für für dort oben, es gibt nur wenige Städte) und liegt gleich am Meer.
Ganz typisch für Dänemark: Die anderthalbgeschossigen Häuser, Bürgersteige, die direkt am Haus vorbei führen. Besonders schön finde ich die gelb getünchten Häuser mit den roten Dächern. Irgendwie macht das bei jedem Wetter gute Laune.
Am Fuß der Dünen fand ich dieses alte, reetgedeckte Fischerhaus. Hatte was märchenhaftes.
Besonders gut gefällt mir die Fußgängerzone in Loekken, die wirklich etwas besonderes ist. In dieser Kombination (Nähe Meer, schöne Geschäfte dicht beeinander, Supermärkte, Gastronomie, einfach und gut überschaubar, gut erreichbar, genügend Parkplätze) habe ich das bisher selten in Dänemark gesehen. (Ribbe und Tonder können noch mithalten.) Viele Geschäfte hatten sonntags geöffnet. Tolle Klamotten- und Dekoläden, Bernsteingeschäfte, Sportartikel ... Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst rein sollte:
Den Dänen sagt man ja einen besonders stilsicheren Einrichtungsgeschmack nach.
Eine Bonbonmanufaktur gibt es auch. Man kann hier zuschauen, wie die Bonbons per Hand und Maschine gerollt werden und wer mag gleich nebenan kaufen:
Im Mittelpunkt reiht sich ein Lokal mit Außengastronomie an das nächste. Auch etwas besonderes. Ich kann mir gut vorstellen, was hier im Sommer los ist!
Richtung Strand gibt es eine Surfstation und ein Surfcafe:
Loekken ist auch bekannt für die Fischerboote, die an den Strand gezogen werden:
Die Fischer verkaufen fangfrischen Fisch direkt vom Boot aus.
Auf der weit ins Meer reichenden Mole machen es sich viele Möven gemütlich und man hat eine tolle Sicht auf die Küste:
Minu mag die Seeluft. Hmmmmm, riecht so interessant nach Fisch und Meer:
Bekannt ist der Ort auch für die hübschen weißen Badehäuschen (485 gibt es), die während der warmen Monate am Strand stehen. Im Herbst werden sie in geschütztere Bereiche gebracht. Auf dem Foto sieht man, dass einige schon abtransportiert wurden. Von innen sind sie vom Besitzer ganz individuell mit Tisch, Stühlen oder Bänken, auch einer Küche ausgestattet. Übernachten darf man darin leider nicht.
Es gibt im Ort einige Supermärkte. Im ersten fand ich gleich ein tolles Gemüse- und Obstsortiment. Sogar ein langes Regal nur mit Bioprodukten:
Super, mein Essen war gesichert. :-)
Mit einem Teilchen für meinen Mann und super Laune kehrte ich ins Ferienhaus zurück. Wir genossen eine Tasse Tee und Kaffee auf dem Balkon und gingen mit Minu am Strand spazieren, wo die Sonne sooo schön unterging:
Ich war so beglückt und dankbar, an so einem schönen Ort sein zu können, das Ferienhaus gut ausgesucht, toller Meerblick. Endlich hatten wir Urlaub! Endlich Ruhe, Entspannung und Natur. Ich war so reif dafür. Mit einem guten Gefühl schlief ich Sonntag ein.
... und dann kam der Montag.
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Teil 1: Angekommen am Meer - Das Ferienhaus
Teil 2: Das erste mal am Strand - wo ist der Ausgang?
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Dänemark
Teil 2: Das erste mal am Strand - wo ist der Ausgang?
Am ersten Abend ging ich mit Sportschuhen und Stöcken hinunter zum Meer. Ob ich hier walken könnte? Zu schön die Vorstellung, an der Wasserkannte entlang zu laufen, die Meeresluft einzuatmen, die Küste zu erkunden. Die Luft war angenehm, der Wind kam vom Land, daher kaum Wellen. Auch wenn dadurch der typische Meeresduft nicht wahnehmbar war: Hmmmm, ich war endlich am Meer!
Zu meiner Freude eignete sich dieser Strand hervorragend zum Walken. Wir hatten schon Strände, wo der Sand in kleinen, weichen Hügeln war, die bei jedem Schritt nachgaben, so dass die Beine wegrutschen oder wo viele große und kleine Steine waren. Alles schön, aber nicht gut zum Walken. Hier war der Strand fest. Die Walkingstöcke versanken nicht im Sand, der Boden gab nur leicht nach. Prima!
Als ich einige Zeit unterwegs war, bemerkte ich im Augenwinkel etwas Schwarzes im Wasser. Ich guckte genauer hin und sah einen schwarzen Kopf im Wasser, der immer mal wieder auftauchte. War das wie im letzten Urlaub wieder ein Surfer? Ich guckte genauer hin. Nein, es war definitiv kein Mensch mit oder ohne Surfbrett im Wasser. War es etwa ein Seehund?
Meine Begeisterung für Robben hat eine Geschichte: 2002 waren wir an der Nordsee in Holland in Ferien. Ich war mit Rückenschmerzen in Urlaub gefahren. Die Matratze in der Ferienwohnung war so weich, also Gift für meinen Rücken. Nachts war ich deswegen mehrere Stunden wach, setzte mich an den Esszimmertisch, schrieb etwas, legte mich für eine Stunde auf das Sofa, welches ein wenig fester war. Ich konnte nicht lange liegen, nicht lange sitzen.
Als ich morgens um sechs Uhr an der Deichkannte entlang spazierte, traurig, dass ich keine Ruhe und keinen Schlaf fand und im Urlaub Schmerzen hatte, tauchte plötzlich wenige Meter neben mir im Wasser eine Robbe auf und guckte mich mit ihren großen Augen an.
Ich war so überrascht. Glück durchflutete mich und
Sofort änderte sich meine Stimmung. Ich habe gesungen und war fröhlich. Ich habe die Robbe nach dieser Begegnung nicht wieder gesehen, aber sie hatte mich aus meinem Tief raus gerissen und von da an wurde es auch ein klein wenig besser mit dem Rücken. Noch heute wird mir warm ums Herz, wenn ich an diese Begegnung denke. Ich liebe Tiere!
Deswegen suche ich nach Robben in freier Wildbahn. Ich möchte dieses Glück wieder empfinden.
Um mir nun gerade am Strand sicher zu sein, dass ich keine auf dem Meer schaukelnde Möve falsch deutete, wollte ich die Robbe fotographieren. Ich holte mein Handy raus und versuchte, sie - oder was ich für eine Robbe hielt - auf der großen Fläche des Meeres einzufangen.
Keine Chance, der Kopf war schon wieder weg, es war dämrig und die Aufnahmen verwackelt. Hatte ich mich geirrt? Robben sind in Dänemark am Limfjord und der Ostseeküste zu sehen, seltener an der Nordsee, wo wir urlaubten. 2016 sind wir lange am Limfjord entlang gefahren, weil im Reiseführer stand, dort seien die Meeresbewohner zu sehen. Keine einzige zeigte sich uns.
Über die Freude am Meer und den schwimmenden Begleiter hatte ich gar nicht gemerkt wie es dunkler geworden war. Die Küstenlinie aus den hohen Dünen – also riesigen mit Gras bewachsenen Sandhaufen - sah in der Dämmerung vom Meer völlig gleich aus. Wo war der Ausgang zu unserem Haus?
Die Entfernung von der Wasserlinie bis zu den nicht sichtbaren Pfaden über die Düne zu den Ferienhäusern war so weit voneinander entfernt, dass es schwer zu erkennen war. Ich hatte mir die Zeit gemerkt, wann ich losgelaufen war und an welcher Stelle ich gedreht hatte, also war klar, wo ich ungefähr wieder hin musste. Aber war ich in gleichem Tempo gewalkt und ich hatte doch auch Pause gemacht. Ich hatte noch nicht mal die Adresse unseres Hauses im Kopf. Wie sollte ich, falls ich an der falschen Stelle durch die dunkeln Dünen musste, zwischen all den Häusern unseres finden?
Unruhe stieg in mir auf und ich walkte schneller. Zum Glück hatte ich mein Handy eingepackt, aber von der praktischen Ortung über Google Maps noch überhaupt keine Ahnung und auch nicht unser Haus als Standort eingepflegt. Als Notlösung fiel mir ein, meinen Mann anzurufen und ihn zu bitten, mit dem Auto zum Strand zu fahren und Blinkzeichen zu geben, damit ich eine Orientierung hätte. Aber eigentlich wollte ich das alleine schaffen. Also suchte ich erstmal weiter. Meine Augen sind nicht mehr die besten bei Dunkelheit. Räusper.
Irgendwann entdeckte ich einen weißen Masten und erinnerte mich, dass ein solcher an unserem Ausgang gestanden hatte. Ich hatte den Weg gefunden. War ich erleichtert!
Am nächsten Tag traf ich ein älteres Ehepaar mit zwei süßen Hunden am Strand. Wir unterhielten uns in beidseits ungeübten Englisch einfach wunderbar. Die Frau erzählte mir, dass eine Bekannte in ihrem Haus übernachtet hatte und auch gleich am ersten Tag am Strand entlang spazierte und in einer kleinen Imbissbude etwas essen ging, um dann fest zu stellen, dass sie nicht mehr wusste, wohin sie musste. Sie bestellte sich ein Taxi, was hier bei den weiten Anfahrtswegen wohl sehr teuer gewesen war.
Die beiden machten mich deswegen auf die Strandausgangsnummern aufmerksam. (Unten ein Bild aufgenommen am Tag bei Sonnenschein aus relativer Nähe.) Kleine, grüne Schilder mit durchnummeriereten Zahlen, die gleich am Dünenfuß stehen. Gut, wenn man sich diese gleich beim ersten Betreten des Strandes merkt. In den Feriengebieten tauchen die hilfreichen Pfade zum Strand über die Dünen mit grünen "Sti Strand" Schildern auf.
Dass die Küstenlinie in weiten Strecken so ähnlich aussieht, hatte ich noch in keinem Urlaub vorher gehabt.
Vermutlich macht sie vielen Neuankömmlingen zu schaffen, nachher merkt man sich bestimmte Fixpunkte wie eine besonders hohe Düne oder einen Wasserlauf, der zum Strand führt oder wie ich den Flaggenmast. Doch wenn es dunkel ist - bei dem breiten Strand - muss man auch die Hinweisschilder erst mal finden und die Zahlen erkennen können. Was für ein Abenteuer!
Als ich auf dem Weg hoch zu unserem Haus unterwegs war, lachte ich mich erstmal erleichtert schlapp über mein Abenteuer und dachte, dieser kleine Schreck wäre jetzt genug für den Urlaub gewesen. Wäre da nicht dieses komische Gefühl gewesen.
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Dänemark, Blog - Walking
Dänemark - eine besondere Urlaubsreise - erzählt in 24 Episoden
Mittwoch, 11. Oktober 2017. Es ist halb sieben am Morgen in der Jammerbucht, Nordwestjytland, Dänemark. Stockduster ist es noch. Das Meer rauscht. Der Wind kommt vom Meer und transportiert das stete Brechen der Wellen den Hang hinauf in unser Ferienhaus. Ich sitze am Esszimmertisch und tippe meine Geschichte mit Hilfe einer externen Tastatur in mein Tablett.
In zwei Tagen werden wir nach Hause fahren, zurück nach Köln. Drei Wochen Urlaub sind vorbei. Seit 2003, seit dem unsere Hündin Minu als Welpe zu uns kam, verbringen wir in Dänemark unsere Ferien. Es ist das erste Mal in den 14 Jahren, dass ich mich wieder auf Zuhause freue und nicht traurig bin, wieder vom Meer wegfahren zu müssen. Noch nie hatten wir einen so abenteuerreichen Urlaub. Unfreiwillig.
So sehr habe ich mich auf unseren einzigen Urlaub in diesem Jahr gefreut. Wir waren erschöpft und urlaubsreif. Lesen wollte ich drinnen oder draußen mit Blick auf das Meer so wie im letzten Jahr. Zur Ruhe kommen. Neben zwei Romanen hatte ich ein Fachbuch im Gepäck, das ich im letzten Urlaub begonnen hatte, durchzuarbeiten. Herrlich, endlich dafür wieder Zeit zu haben. Ich wollte mit mir selbst arbeiten, schreiben und auch entspannen. Soweit meine Vorfreude und Pläne.
Die ersten zwei Tage waren vielversprechend und dann änderte sich unser Urlaub und ich zweifelte, dass sich meine Hoffnungen überhaupt erfüllen könnten.
Unsere Urlaubserlebnisse und wie sich zum Schluss wirklich wunderbar erfüllte, was ich mir wünschte, nur völlig anders als gedacht - habe aufgeschrieben. 24 Beiträge sind daraus entstanden, die ich im Advent veröffentliche. Jeden Adventstag einen - immer ab 12 Uhr online. Mein etwas anderer Adventskalender - meine kleine Glücksgeschichte in diesem Jahr, aus der ich viel für mich mitnehmen konnte - beginnt heute.
Los geht's mit Teil 1: Angekommen am Meer - Das Ferienhaus
Viel Freude!
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Türchen 1: Angekommen am Meer - Das Ferienhaus
915 km fuhren wir Ende September gen Norden bis an die Spitze Dänemarks in die Jammerbucht. Gegen halb vier von Köln losgefahren, kamen wir gegen 14.30 Uhr am Meer an. Bis auf einen winzigen Stau und eine Umleitung waren wir dieses Jahr gut durchgekommen.
Unser Lebensmittelpunkt für die nächsten drei Wochen lag leicht erhöht an einem Hang. Vom Balkon und Wohnraum aus schauten wir über die Dünen und wenige Ferienhäuser hinweg auf das Meer, fast 90 Grad im Blickwinkel von links nach rechts. Was für eine tolle Aussicht!
Der hinter der schützenden Düne liegende Strand war flach und menschenleer. Ca. 150 Meter waren es bis zum Wasser.
Autos befahren hier den festen Sandboden. Was von Dänen wie Urlaubern genutzt wird. Zum Beispiel, um ein Picknick am Strand zu machen, zum nächsten Ort zu fahren, die Hunde auszuführen oder das Paragliding-Equipment zu transportieren.
Obwohl Autos fast die ganze Jammerbucht am Strand fahren dürfen, ist es in unserer Urlaubszeit nicht zu gefährlichen Situationen zwischen Fußgängern und den fahrenden Autos gekommen und ein großer Parkplatz war der Strand auch nicht. Das mag im Sommer anders sein.
Ein Steinhaus war in diesem Jahr unser Zuhause. Eigentlich typisch für die Vermietung sind Holzhäuser, von innen wunderbar gemütlich - dänisch hygellig - eingerichtet, von außen schwarz, rot, blau, grau, grün angestrichen. Die Fensterrahmen meist in weiß. Ein Geschoss hoch, dann gleich das Dach drauf. Viele haben Elektroheizung und einen mit Holz zu befeuernden Kaminofen. So gemütlich ist der bei usseligem Wetter, wenn das Feuer brennt und den vom kalten Wind abgekühlten Körper aufwärmt. Wir sind damals hier auf den Geschmack gekommen und haben zu Hause auch einen Kaminofen eingebaut.
Dieses Jahr war alles etwas anders, so hatten wir keinen Kaminofen, sondern eine Ölheizung. Wir wohnten im ersten Stock, über uns ein Flachdach, unter uns ein in sich geschlossener Keller mit Heizungsraum, Abstellräumen vom Vermieter und der Waschmaschine, die wir nutzen konnten. Wenn man das Garagentor aus Holz nicht mit Schwung und beiden Armen öffnete, war es kaum in die Höhe zu bekommen, so schwer war das Material.
Der Keller verschwand zur Hälfte im Hang. Dadurch, dass wir in der ersten Etage wohnten, ergab sich der grandiose Meerblick von dort oben.
Ein Holzzaun, Heckenrosen und Holunder umliefen das Grundstück. Wir hatten einen gepflasterten Parkplatz und herrlich weichen Rasen rund ums Haus. Das geschlossene Grundstück war praktisch für den Urlaub mit Hund, wir konnten Minu so frei laufen lassen. Auch Rasen oder die gepflasterte Fläche am Haus waren untypisch, da viele Holzhäuser direkt an der Nordsee auf wilden Naturgrundstücken ohne sichtbare Grenzen standen. Was nun schöner ist, ich kann mich nicht entscheiden. Beides hat etwas für sich.
Hinter dem Haus befand sich am Eingang ein kleiner Innenhof, der ebenfalls mit einem schweren Schiebetor geschlossen war. An der Mauer machten unzählige Schnecken Rast. Herrlich der Blick bei der Ankunft auf ihre Gehäuse. Entschleunigung pur.
Süß mit Nachwuchs:
Viele Eigenarten der Ferienhäuser waren wir durch unsere zehn Aufenthalte in Dänemark schon gewohnt.
Die Schlafzimmer waren meist so eng, dass man kaum ums Bett gehen konnte. Einen Kleiderschrank zu haben: Glückssache. Diesmal war der einzige, eintürige Schrank schon mit Staubsauger und Putzutensilien vollgestellt. Wir schoben deswegen das Bett so in die Ecke, dass es nur über eine Seite erreichbar war. Dafür ergab sich Platz für einen Stuhl, worauf der offene Koffer – unser Kleiderschrank – Platz fand. Typisch in den Ferienhäusern: Statt Schrank Hakenleisten an der Wand. Praktisch!
Steckdosen haben hier meist einen eingebauten An- und Ausschalter. So kann das Elektrogerät eingesteckt bleiben und durch den Steckdosenschalter bedient werden. Das haben wir zu Hause - mittels aufgestecktem Adapter - bei einigen Geräten inzwischen übernommen.
Als ich die runde Papierleuchte über dem Esszimmertisch anmachen wollte, fand ich keine Möglichkeit, sie anzuknipsen. Erst als wir dem Kabel der Deckenleuchte folgten, entdeckten wir den Lichtschalter ganz unten in der Raumecke, etwa 5 cm oberhalb des Fußbodens neben der Steckdose. So ungewöhnlich waren hier die Lösungen. :-)
Ich war so glücklich, als ich unsere Aussicht sah und als wir begriffen, dass wir Minu wirklich frei laufen lassen konnten. Klasse! Bald waren die mitgebrachten Lebensmittel verstaut und für alles einen Platz gefunden.
So verlebten wir nach der Ankunft zwei ganz tolle Tage - bei Sonnenschein, mit Essen auf dem das Haus an drei Seiten umlaufenden Balkon. Die Vögel zwitscherten, das Meer rauschte. Wunderbar.
Diese Ruhe hatte ich gesucht und sie bringt mich herrlich runter und ganz zu mir. Ich freute mich auf viele Tage auf dem Balkon zu sitzen und zu schreiben, auch auf der Liege mit Blick aufs Meer zu entspannen, den Wellen zu lauschen - alternativ drinnen vom Esszimmer aus bei Regen und Wind. Ich mag es, nur die Natur zu hören, keine Musik, Stille. Welch ein Glück, da sein zu dürfen! Endlich konnten wir uns von unserem Alltag erholen.
Nach dem ersten Abendessen auf dem Balkon ging ich das erste Mal an den Strand walken …
Türchen
2: Das erste mal am Strand - wo ist der Ausgang? Kommen Sie
mit mir ans Meer!
* * *
Bisher veröffentlicht:
Der Adventskalender ist gestartet
* * *
Viel Freude beim Lesen!
Ihre Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Dänemark
9 Dinge, die gegen Novemberblues helfen
Grauer Himmel, Regen und Kälte. Tage, an denen es nicht richtig hell wird, sind Dünger für den Novemberblues. Im Idealfall ist es auch noch Montag, die Straßen überfüllt, die Finger werden selbst bei bollernder Heizung nicht warm - so wie an diesem Tag, wo ich diesen Artikel schreibe. Die Stimmung könnte besser sein. Was tun?
Hier 9 Dinge, die mir helfen, um dem November-Stimmungstief ein Schnippchen zu schlagen:
1. Schönes zum Rausgucken vor dem Fenster
Ich habe die Blumenkästen vor dem Fenster neu bepflanzt. Bei der Floristin meines Vertrauens fand ich das Minibäumchen, Zapfen, Christrose, Silberdraht (der kleine Busch rechts vor dem Bäumchen) und Moosplatten.
Das Rehkitz aus gestanztem Blech hatte ich schon vor einiger Zeit erstanden. Zusammen ergibt alles eine wunderbare Winterlandschaft. Ich freue mich schon auf den Anblick, wenn Schneeflocken darauf liegen.
Nun freue ich mich - gleich bei welchem Wetter - wenn ich aus dem Fenster gucke oder wenn ich nach Hause komme und dorthin blicke.
* ~ *
2. Licht hilft bei Dunkelheit
Die Adventslichter habe ich einfach schon im November aufgehangen. Mit Lichtern geschmückt zaubert der beleuchtete Blumenkasten auch bei einem sehr trüben Nachmittag ein Lächeln auf mein Gesicht. Überhaupt brauche ich Licht - denn Licht vertreibt Dunkelheit.
So erhellt ein Licht-Wasserfall unsere Küche und knipst in mir ein Licht an. Auch Kerzenschein tut mir einfach gut.
(Das Kerzenbild ist eine E-Card: Klicken, in der Übersicht etwas nach unten scrollen, Karte aussuchen und verschicken.)
* ~ *
3. Was Warmes trinken
Ich mag Tee. Gerne frische Pfefferminze aufgeschüttet, Ingwer frisch gerieben, eine heiße Zitrone aus frisch gepresstem Saft oder ein leckerer Biofertigtee, am liebsten mit einem Spruch am Beutelchen. Wenn der Dampf nach oben steigt, ich meine Hände an der Tasse wärme .... hm, da spüre ich wie ich ruhiger werde ... und gar nicht mehr an das Wetter draußen denke.
* ~ *
4. Mit netten Menschen treffen
Wenn ich mich mit meinen Herzmenschen treffe, wenn wir erzählen, verfliegt die Zeit im nu und das Wetter ist auf einmal gar nicht mehr so wichtig. Das tut soooooooo gut!
* ~ *
5. Was aus der Natur nach drinnen holen:
Vor einigen Jahren holte ich mir all die Blüten und Blätter aus meinem Garten hinein, die sich noch zeigten. So wohltuend war diese Pracht. Der November kann auch richtig schön sein. Vor einigen Tagen holte ich mir die letzten Rosen ins Büro. "Parole", so heißt diese große Duftrose, blühte noch wunderbar auf und duftete herrlich:
Wenn ich was Schönes auf dem Schreibtisch habe, worauf ich schauen kann, geht es mir schon besser. In einem Glas habe ich Lavendelblüten gesammelt. Zwischendurch zerreibe ich einige Blüten und der Duft des Lavendels macht mich auch froh.
* ~ *
6. Arbeit, die dem Herz gut tut!
Ein Hingucker auf dem Schreibtisch ist auch mein Tischkalender. Die stimmungsvollen Fotographien und tiefsinnigen Texte tun mir einfach gut. Deswegen mache ich sie ja. :-)
Einmal im Jahr öffne ich meinen Webshop zum Verkauf der Kalender. Gerade jetzt ist es wieder soweit - seit Anfang November 2017 sind die Tore geöffnet bis 6. Januar 2018. Die Kalender werden sehr gerne verschenkt und mit den Jahren (ich gestalte und verkaufe sie seit 2005) hat sich eine Gruppe Menschen zusammen gefunden, die jedes Jahr wieder bestellen. Mein ganz großes Glück und mein Highlight in den dunklen Monaten. Ich liebe den Kontakt zu den Bestellerinnen, habe große Freude am Packen der Pakete und bei dem Gedanken, wie sie bei den Menschen in Deutschland und auch Europa ankommen. Manche Kalender reisen durch die Geschenke bis nach Afrika und Australien.
* ~ *
7. Raus in die Natur
Es gibt Tage, da verkneife ich mir selbst das Walken: Heute, Montag ist es um die 5 Grad, kalter Wind, es regnet an einem Stück. Aber sonst war ich an den meisten Tagen seit Mitte Januar in diesem Jahr draußen. Die Natur steigert meine Stimmung - auch im November. Ich fühle mich danach einfach wohl, erfrischt und der Kopf ist wieder frei. Natürlich bin ich auch froh, dass ich meinem Körper etwas gutes getan habe.
Hier ein paar Eindrücke vom bunten Novemberwald in Köln.
* ~ *
8. Hyggelig machen
Wenn's draußen fies wird, wird's drinnen gemütlich: Wir fahren seit 2003 nach Dänemark in Urlaub. Das momentane In-Wort "hyggelig" - es sich gemütlich, heimelig machen, das aus Dänemark stammt, ist uns daher gut bekannt. Als im Okober der kalte Wind ums Ferienhaus pfiff, wurde mir klar warum das für die Dänen so wichtig ist: Weil es draußen am Meer oder in der kargen Landschaft einfach sehr ungemütlich werden kann. Da ist die Wärme des Kaminofen drinnen ein Traum. (Eine lange heiße Dusche oder Bad tun es auch.) Ebenso schöne Deko. Kerzenschein. Eine gemütliche Couch.
Der Kaminofen ist meine Lieblingswärmequelle im Winter. Sie gibt mir Energie und Ruhe zugleich. In Dänemark sind wir auf den Geschmack gekommen und haben uns vor ich glaube 14 Jahren selbst einen zugelegt. Das Dezemberbild vom "Seelenglück" Tischkalender 2018 zeigt übrigens das Feuer darin:
* ~ *
9. Gute Filme und Serien anschauen
Ich mag die historischen Jane-Austen-Filme sehr und finde es wahnsinnig gemütlich, mir diese an fiesen kalten Tagen - ganz gemütlich auf der Couch - anzuschauen. Das Wetter muss dabei genau so sein!
Hier habe ich eine Liste meiner Lieblingsserien und Filme - als Geheimtipp für trübe Tage gemacht. Im Moment habe ich keine schöne neue Serie, aber das kann ja noch kommen!
* ~ *
Das waren meine Lieblingshilfen bei Novemberblues.
... und bald ist der November vorbei!
Ganz liebe Grüße
Ihre Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Dunkle Tage
Lieblingsserien und Filme - Geheimtipp für trübe Tage
Genau das richtige an trüben Tagen ist eine gute Unterhaltung. Ich mag gerne lustige Filme schauen oder richtig gute Serien und Historische Filme, am liebsten englische. Hier eine Sammlung meiner Lieblingsfilme und -serien (mit Link zu Amazon):
Jane Austen's Stolz
& Vorurteil - in Langfassung - mit Colin Firth (schmacht!
Die Seeszene....) - geschrieben 1813 von Jane Austen, mehrfach verfilmt.
Dies hier ist meine Lieblingsversion. (Mag an Colin Firth und Jennifer
Ehle liegen.) 5 Töchter hat die auf dem Land lebende Familie Bonet und
die sind auf Bräutigamsuche. Zwei wohlhabende Junggesellen tauchen auf,
doch die dickköpfige Elisabeth findet Marc Darcy unausstehlich.
Ebenfalls
gefällt mir "Emma" mit Gwyneth Paltrow und "Mansfield Park" von Jane
Austen, die auf der DVD
ebensfalls befindliche Verfilmung von "Stolz und Vorurteil" mit Keira
Knightliy gefällt mir nicht so gut wie die obige Version mit Colin
Firth. Und "Sinn
und Sinnlichkeit" mit Hugh Grant war auch sehr schön. Historisch.
Schöne Kleider. Englisches Landleben. Eine Liebesgeschichte. Das ist die
Mischung, die ich mag und die trifft auf die zuvor genannten zu.
Passend dazu die moderne und lustige Adaption von Stolz und Vorurteil: Schokolade zum Frühstück mit der grandiosen Renée Zellweger, Hugh Grant und Colin Firth. Die tapsige Singlefrau Brigdet sucht den Mann fürs Leben. Doch das ist schwerer als gedacht, wenn auch gleich zwei spannende Kandidaten auftauchen. Teil 2: Am Rande des Wahnsinns (im Bonusmaterial unter Marcs Favoriten interviewt Bridget Jones Colin Firth und spricht ihn auf die sexy Lake Szene aus "Stolz und Vorurteil" an - einfach klasse!) und der dritte und letzte Teil: Bridget Jones Baby. Hier wird Hugh Grant durch "McDreamy" Patrick Dempsey ersetzt.
Downton Abbey - viele Jahre unsere Highlight-Gemütlichkeitsstunden um die Weihnachtszeit. Wenn ich schon die Erkennungsmelodie höre, schalte ich auf einen wunderbaren Ruhe-Entspannungs-Vorfreude-Modus. Sechs Staffeln und Weihnachtsspecials sind erschienen. Die englische Adelsfamilie Crawley besitzt ein großes Anwesen. Im unteren Stockwerk, wo die Küche und Wirtschaftsräume sind, arbeiten ihre Angestellten, wo so manche Intriege gesponnen wird (nicht so mein Ding, aber es gehört wohl dazu). Wir erfahren vom Leben beider Welten und mit zunehmender Staffel wie die Unterschiede der Schichten immer mehr verwischen. Eine meiner Lieblingsschauspielerinnen ist "Granny", gespielt von Maggie Smith. Wenn Sie diese Serie noch nicht gesehen haben: Sie Glückliche! Dann können Sie sich auf viele schöne Stunden freuen. Ich wünschte, ich hätte das noch vor mir.
Larc Rise to Candleford: Ende des 19. Jahrhunderts beginnt für Laura der Ernst des Lebens. Von ihrem kleinen und einfachen Dörfchen Larc Rise reist sie zu einer Verwandten ins kleine Städtchen Candleford, wo sie beim Führen der Postfiliale hilft. Toll, das Land- und Stadtleben zu damaliger Zeit miterleben zu können. Unterhaltsam und - natürlich - was fürs Herz! Staffel 1 und Staffel 2 sind auf Deutsch erhältlich. Die folgenden Staffeln 3 und 4 wurden leider nicht mehr synchronisiert, sind nur auf Englisch und als Import aus England erhältlich. Ich habe mir die Dritte Staffel noch geholt, doch ist es recht mühsam ohne super Englischkenntnisse anzuschauen. Vielleicht werden sie noch synchronisiert. Das wäre toll!
Elisabeth Gaskell's Cranford beschreibt das Leben von älteren Singledamen im verschlafenen englischen Örtchen Cranford um 1840. Herrliche Kostüme, unterhaltsame Geschichten rund um die Menschen und den Ort im Wandel der Zeit. Ich habe die Zeit mit diesen Damen soooo genossen und war traurig, dass es viel zu schnell vorbei ging. Seufz. Soooo schön!
North & South - stammt auch aus der Feder Elisabeth Gaskells und erzählt die Geschichte der im Süden Englands behütet aufgewachsenen Pfarrerstochter Margaret, die ihrem Vater in den ärmeren Norden folgt, wo die sozialen Unterschiede spürbar sind. Margaret schlägt sich auf die Seite der Arbeiterfamilien und hat fortan den attraktiven Fabrikbesitzer als Feind. Ein wunderbarer Einblick in Englands Geschichte. Toll erzählt. Und natürlich - auch was fürs Herz!
The Paradise - erzählt im Viktorianischen Zeitalter (ca. 1837-1901) die Geschichte der jungen Denise, die vom Land in die Stadt kommt, um bei ihrem Onkel im Textilgeschäft zu arbeiten, bis gegenüber das erste Kaufhaus "The Paradise" eröffnet wird. Das schwächt das Geschäft ihres Onkels und so muss sich Denise eine neue Arbeit suchen. Sie versucht es im Paradise. Wieder einmal spannende und unterhalsame Einblicke in frühere Zeiten. Nicht so gut wie die oberen Serien und Filme. Dennoch gut. Staffel 1 + 2
Call the Midwife - Staffel 1 - 5 - handelt von den Hebammen im Nonnatus-Haus in Londons Armenviertel in den 1950er Jahren. Zusammen mit Nonnen sind die jungen Frauen Ansprechpartnerinnen bei Schwangerschaft, Geburten und Säuglingspflege und wir blicken mit ihnen den den Alltag der Frauen zur damaligen Zeit. Interessant & sehr unterhaltsam.
Schon oft hatte ich etwas über die Gilmore Girls gehört, mich aber nie für die Serie interessiert. Bis letzten Herbst. Erst war es schwer reinzukommen - und dann hoffte ich, diese Serie geht ewig weiter. So schön ist es, wenn sich bei der Melodie das Zuhausegefühl einstellt und die Vorfreude steigt, was die chaotische alleinerziehende Mutter Lorelai und ihre süße Tochter Rory wieder anstellen, ob sich der Vater von Rory und Lorelai endlich wieder bekommen oder doch der Caféhausbesitzer Luke das Rennen macht? Wir erleben wie Rory größer wird, die erste Liebe... und wie es mit den vielen anderen Einwohnern des (immer jahreszeitlich geschmückten) kleinen Städtchens Stars Hollow weiter geht. Einfach anschalten und wohlfühlen! Von mir aus könnte es noch unendlich viele weitere Staffeln geben. Staffel 1 - 7 und die 2016 nach vielen Jahren Pause erschienene 8. Staffel. Bei der ist besonders spannend, wie sich die Schauspieler weiter entwickelt haben (Lorelais Darstellerin war leider beim Schönheitsdoc) und was mit den Charakteren nach all den Jahren passierte. Schöner Abschluss - oder doch kein Abschluss für immer?
Soweit meine Liiiiieblingsfilme, die mir zu solchen Zeiten einfach gut tun. Einige andere Filmtipps in dieser Kategorie Film-Tipp
Ich wünsche Ihnen unterhaltsame Stunden
Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Dunkle Tage, Film-Tipp
Novemberwald
Nebel liegt auf dem See. Ich nehme Sie mit auf den Walk durch den Novemberwald in Köln:
Kalt sind die Finger, wenn ich beginne mit Walken. Deswegen habe ich die erste Zeit Handschuhe an. Das tut gut. Und ganz wichtig in den letzten Tagen: Einen Schal, der den Nacken wärmt. Nach einer halben Stunde ist mir meist so warm, dass ich die Handschuhe ausziehen kann und die windfeste Jacke öffnen.
Was sehe ich in meiner Zeit draußen?
Am Decksteiner Weiher grasen immer größere Gruppen von Kanadagänsen. Wie lange werden sie noch hier sein? Werden Sie Richtung Süden aufbrechen? Die süßen kleinen Küken sind inzwischen stattliche Erwachsene geworden. Ich kann sie nicht mehr von ihren Eltern unterscheiden.
Viele Bäume haben ihre Blätter bereits verloren. Innerhalb weniger Tage sind manche Bäume entkleidet und zeigen ihr wunderbar verzweigtes Astsystem:
Die Kronen von den Kastanienbäumen sind fast leer geputzt. In großen Haufen auf den Alleen sind die Blätter gesammelt. Besonders Kinder und Hunde haben an diesen weichen Hügeln ihre Freude.
Jetzt beginnt die Zeit der Buchen. Ihr Laub scheint am längsten hängen zu bleiben und färbt sich von Karamell bis Zitronengelb. Besonders, wenn die Sonne gegen die Blätter scheint, wird es eine kleine Farbexplosion:
In spiralförmigen Bewegungen fällt das Laub vom Himmel.
Die Wege sind voller bunter Blätter. Besonders schön sieht es aus, wenn Tautropfen auf der Rückseite der Blätter sichtbar werden:
Es gibt Tage, da macht das Walken durch den Novemberwald Spaß, selbst bei Regen. Am Sonntag bin ich neue Wege gegangen und war sogar anderthalb Stunden unterwegs. Wow! Aber wenn die Wege matschig sind, der Wind kalt, der Himmel grau, die Autobahn durch die fehlenden Blätter auf den Bäumen lauter am Decksteiner Weiher zu hören ist - dann fällt es mir schwer, mich zu motivieren, meine Runde zu drehen.
So brauchte ich letzte Woche das erste Mal seit bestimmt einem halben Jahr wieder Musik, um mich während des Walks zu motivieren. Mit einer guten Unterhaltung geht die Zeit dann wieder im nu vorüber.
Gestern bin ich nicht gegangen, es war mir einfach zu usselig, dazu noch Terminstress. Nein, ich habe mir eine kreative Pause am Tisch mit dem Formen einer Figur gegönnt. Dazu Tee, warme Heizung, schönes Kerzenlicht und Meditationsmusik. Das war auch gut.
Bisher war die Zeit draußen immer prima, um meine Stimmung zu verbessern. Vorher das Gesicht eher ernst, anschließend fröhlich und rosige Wangen. Ich sehe immer etwas auf meiner Runde, das mich erfreut: Ein schöner Blick auf den See, die Begegnung mit einem Hund, der kurze Plausch mit anderen, die unterwegs sind, ein schöner Gedanke. Wieder zu Hause bin ich froh, dass ich gegangen bin.
Und das werde ich auch jetzt machen. Obwohl ich hier im gut geheizten Büro schon kalte Finger habe, obwohl es draußen regnet und es nur 11 Grad sind. Ich ziehe mir meine Walkinghose an, schnappe mir eine Regenjacke und eine warme Fleecejacke, Stöcke und Schuhe - und gehe los. Ich bin dankbar, wie spürbar fit ich geworden bin. Treppen komme ich mit ruhigem Atmen hoch, wo ich vorher in der 5. Etage noch mit Schnaufen ankam. Toll, so kleine Veränderungen zu spüren. So, jetzt aber los!
Ihre Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Walking
Neuigkeiten - Urlaubsbericht als Adventskalender - Start Kalenderverkauf am 28.10.2017 - Kaufmöglichkeiten - Neu im Shop
Ein sonniges Hallo aus Köln!
Was in der Zwischenzeit so los war. Urlaubsbericht als Adventskalender
Die letzten Wochen sind dahin gerast. Nach den herrlichen zwei Wochen Ferien bei meiner Großmutter im späten Sommer folgten intensive Büroarbeit für die Shoperöffnung und Urlaubsvorbereitungen.
Danach haben wir wieder einmal Dänemarks Nordseeküste besucht. Ich wünschte mir für diese Zeit so sehr Erholung und wollte an mir selbst arbeiten.
Mein Plan ging auf, aber völlig anders als geplant. Und weil dieser Urlaub so ereignis- und erkenntnisreich war (hoffe, beim nächsten Mal wird es ruhiger) wurde daraus ein langer Bericht für den Blog. Ich habe ihn in 24 leicht konsumierbare Einzelstücke aufgeteilt. Und im Advent wird jeden Tag ein neuer Teil der Geschichte hier erscheinen: Wenn einer eine Reise tut ...
Die letzten zwei Wochen ging es mit voller Kraft daran, den Webshop für die Eröffnung vorzubereiten. Nun sind die Kalender gepackt. Schöne Briefmarken eingekauft. Die neuen Kalender im Shop eingepflegt und viele weitere Schritte unternommen. An was man als Shopbetreiberin so alles denken muss ... ein Menge!
Am Samstag, den 28. Oktober ist es endlich soweit: Der Kalenderverkauf in meinem Webshop Einfach anders startet.
Zur Eröffnung gibt es ein Präsent für Sie: Wenn Sie bis einschließlich
Montag, den 6. 13. November 2017 (verlängert!)
bestellen, erhalten Sie sechs Geschenkkarten im Wert von 3 Euro von mir
geschenkt!
So sehen die neuen Tischkalender aus:
Auf dem Weg zu mir selbst. Tischkalender 2018
Die Texte:
- Ich lerne immer besser mit schwierigen Gefühlen umzugehen. Bei anderen und bei mir selbst.
- Ich nehme mir ein Herz und zeige mich wie ich wirklich bin.
- Ich verbinde mich mit meiner inneren Kraft.
- Ich heile mich selbst.
- Jeder Schritt bringt mich weiter.
- Wir können nicht alles kontrollieren. Lass los. Sei frei. Fließe.
- Wenn ich weiß, warum etwas wichtig für mich ist, dann schaffe ich es auch.
- Durch mein Vorangehen verändere ich die Welt. Nicht durch Worte.
- Ich fühle in mir Frieden und Liebe, gleich wie sich andere fühlen oder wie sie über mich urteilen.
- Meine heutigen Gedanken gestalten mein Morgen.
- Ich habe den Mut zu sagen, wovon ich träume.
Seelenglück. Tischkalender 2018
Die Texte:
- Ich bin ein glückliches und freies Leben wert.
- Meinungen ändern sich. Auch wenn ich heute keine Unterstützung finde: Morgen kann das anders sein.
- Ein "Nein" nach außen bedeutet ein "Ja" zu mir selbst.
- Ich kann etwas tun um meine Situation zu verbessern.
- Ich erkenne die Möglichkeiten.
- Gleich wie ich bin: Ich verdiene meine Liebe.
- Entspannung heilt mich.
- Atme.
- Jeder gibt sein Bestes. Ich auch.
- Wie ich mich selbst behandle hat Einfluss auf mein Wohlbefinden.
- Wir sind nie alleine, sondern stets begleitet und beschützt.
- Wirksame Veränderung beginnt mit unserer Motivation.
Ich freue mich auf Ihre Bestellung. Zum Shopstart werde ich die Kalender verlinken, dann können Sie sich die Seiten genau anschauen.
Die Kalender gibt es auch bei Amazon zu kaufen. Hier die Links:
Sie können also über meinen Webshop bestellen und über Amazon. Was ist der Unterschied?
- Amazon verschickt, wenn Sie an Prime teilnehmen, die Kalender kostenlos.
- Wenn Sie nicht an Prime teilnehmen, jedoch noch andere Produkte bei Amazon direkt kaufen, liefert Amazon ab 29 Euro Warenwert versandkostenfrei. Ich versende ab 50 Euro versandkostenfrei.
- Sie erhalten in meinem Webshop mehr Produkte, zum Beispiel Minikarten, Verwöhnpaket, Impulse, Geschenkkarten. Diese gibt es nur bei mir und nicht bei Amazon.
- Die Sendungen, die ich in meinen Webshop für Sie packe, sind einfach besonders. Schon der Karton macht Freude beim Empfang und der Inhalt auch. Mit Liebe und kleiner Überraschung gepackt. Sie haben während des Bestellprozesses direkt Kontakt mit mir via Mail. Diese Individualität und Besonderheit gibt es nicht bei Amazon.
- Ich kann mir vorstellen, dass Amazon schneller verschickt als ich und die Zahlungsbedingungen sind bei Amazon bei vorhandenem Kundenkonto schon hinterlegt. Lastschriften sind dort möglich. Das geht bei mir nicht. Ich biete Überweisung und Paypal per Vorkasse an.
Warum biete ich die Kalender über Amazon an?
Weil ich, so wie ich den Webshop mit dieser Individualität betreibe, an meine Grenzen stoße. Ich liebe den Mailkontakt mit meinen Kundinnen, die Pakete so zu packen, dass es Freude macht, die Ware auszupacken, Bildchen auf den Karton zu malen, schöne Briefmarken auszusuchen, mich per Mail auszutauschen. Das macht einfach Spaß. Allerdings komme ich an meine Leistungsgrenzen. Ich kann keine Masse machen. Und will es auch nicht.
Deswegen habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, wo ich mehr Menschen ansprechen kann, ohne selbst proportional mehr Arbeit zu haben. Amazon bietet mir die Möglichkeit, neue Kunden zu gewinnen, mehr Menschen anzusprechen und verschickt die Ware direkt an die Kunden. Das ist eine große Arbeitserleichterung für mich. Es gibt unterschiedliche Ansichten über den Internetriesen. Ich versuche die Vorteile für mich als Einzelunternehmerin zu nutzen. Es ist mein Ziel mit den Kalendern mehr Umsatz zu machen, das ist über Amazon möglich. Zu schön wäre es, wenn ich davon wirklich leben könnte. Dann wären Ressourcen für weitere Produkte da, fürs Schreiben, für Investitionen in Technik, für Marketing, für weitere Verkaufsplattformen. Das ist jetzt der erst Schritt und ich freue mich, dass ich ihn geschafft habe.
Fühlen Sie sich frei, dort zu bestellen, wo Sie mögen: Bei mir im Shop ist es persönlich und individuell. Sie werden nicht viele Sendungen wie meine bekommen. :o) Bei Amazon ist es neutral und bequemer.
Neu im Shop
Dieses Jahr gibt es die Impulse und auch das Verwöhnpaket zum Verschenken. Im Verwöhnpaket sind beide Kalender und die monatlichen Impulse enthalten zu einem 3 Euro günstigeren Preis als beim Einzelkauf. Für die Monatlichen Impulse liegt eine neue schicke Gutscheinkarte bei. Sieht klasse aus, finde ich. :-) (Tut gut, auch auf sich selbst stolz zu sein.) Verwöhnpaket anschauen
Der Webshop öffnet am 28. Oktober 2017 und wird am 6. Januar 2018
schließen. Anschließend wird es die Kalender 2018 weiter über Amazon zu
kaufen geben. Ich biete dieses Jahr keinen Schlussverkauf an. Als
besonderes Geschenk gibt es Geschenkkarten gratis zur Bestellung dazu,
wenn Sie bis 6. 13.11.2017 bestellen. (verlängert) :-)
Bei den Geschenkkarten ist auch diese Karte dabei, die Sie sonst nur in Verbindung mit dem geschenkverpackten Kalender erhalten:
Am 28.10.2017 geht es los! Ich freue mich auf Ihren Besuch und den Kontakt mit Ihnen! Klick zum Shop
Ganz herzliche Grüße
Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Kalender, Kalender, Shop
Ich bin ein Eichhörnchen - und sammle schöne Momente. Durch den Herbstwald walken
Es macht Freude, durch den bunten Herbstwald zu walken. Die Temperaturen sind zwischen 10 und 20 Grad. Genau nach meinem Geschmack. Gut, dass die heißen Tage vorbei sind.
Kann es schöner draußen zu dieser Jahreszeit sein? Blauer Himmel, Sonnenstrahlen, buntes Laub. Nach unserem Urlaub an der See startete ich früh am Morgen voller Vorfreude auf den bunten deutschen Herbst. Wo wir waren, gab es kaum Laubbäume und hier - welche eine Pracht.
Überrascht wurde ich gleich mit dem Start eines Heißluftballons in der Nähe meines Parkplatzes an der Gleuler Straße.
Was für ein Erlebnis, das Ausbreiten und Aufblasen der Hülle miterleben zu können.
... und dann hob er ab in den Himmel. Ein besonderer Moment für mich. Ich könnte mir nicht vorstellen, mitzufahren, ich vermute, die Höhe würde mir schon Herzrasen beschehren, aber es anzusehen, war beeindruckend.
Ganz beseelt ging ich dann los und spürte: Diesen besonderen Moment, wo ich den Ballonstart habe beobachten können, würde ich so gerne festhalten. Wie schnell ist er vorbei gegangen. Aber wie? Und dann hatte ich die Idee:
Ich bin ein Eichhörnchen. Ich sammle keine Nüsse, sondern schöne Momente. Und das war ein solcher Moment, der in meiner innere Schatzkammer aufbewahrt wird. Wie schön, dieser Gedanke!
Beschwingt ging ich weiter. Genoss die Aussicht auf den Decksteiner Weiher, in dem sich die bunten Bäume und das Blau des Himmels spiegelten.
Spürte die Wärme der frühen Sonnenstrahlen auf meinem Rücken und hörte das Rascheln der trockenen Blätter unter meinen Füßen. Ein Traum.
Der Morgentau auf den Wiesen machte mir meine Schuhe nass, doch der Spaziergang durch das Gras war es wert, glitzern die Tropfen in der Sonne doch wie tausende Edelsteine.
Beobachtete das Fallen einzelner Blätter bei kleinen Windböen. Es sah aus, als schneit es Blätter.
Die auf den Wiesen weidende Schafe geben ein stimmungsvolles Bild ab. So gemütlich wie sie in der Sonne liegen, sich wärmen und auf dem Gras kauen, als wäre es ein gut schmeckender Kaugummi.
So viele schöne Momente, die meine Seele froh machen. Auch wenn es regnet oder bedeckt ist, mag ich draußen walken gehen. Dann schauen sich die wenigen Spaziergänger und Sportler eher in die Augen, man nickt sich aufmunternd zu. So schön das Gefühl, etwas für mich zu tun - für meinen Körper und meine Seele. Denn nach dem Walken bin ich oft viel besser gestimmt als zu dem Zeitpunkt wo ich aus meinem Auto steige.
Soweit die Eichhörnchen-Momente bei meinem Walken. Es ist mir gelungen, den Staffelstab nach dem Urlaub wieder aufzunehmen. Ein Glück. Einfach weiter machen und nicht lange nachdenken. In diesem Sinne hoffe ich, dass es mir immer wieder so gelingt und wenn nicht, dass ich nach einer längeren Pause den Anfang wieder schaffe.
Ich wünsche Ihnen von Herzen viele schöne Momente in unserer farbenfrohen Natur
Anja Kolberg
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Buchvorstellung: "Halali" von Ingrid Noll
Hurra, ein neuer Roman von Ingrid Noll. Der wollte mit nach Dänemark an die Nordsee fahren und dort verschlungen werden. Ein vergnüglicher Zeitvertreib waren die viel zu schnell verstreichenden Stunden mit ihm!
Ich habe schon sehr sehr lange keinen Roman mehr gelesen, weil ich mich nicht konzentrieren konnte und ich so schnell abgelenkt bin. Ein heftiger Sturm, gegen die Scheiben klatschender Regen, eine nach drinnen geholte bequeme Sonnenliege mit Decke und einer heißen Tasse Tee - und dieses wunderbare Buch schafften dann die Wende: Ruckzuck war das Buch durch. Ich mag Bücher, die nicht allzu dick sind, dieses hat 320 Seiten. Als ich es ausgelesen hatte, war ich traurig, dass die Geschichte zu Ende erzählt war, so gerne hätte ich mit Holda noch Zeit verbracht.
Die Geschichte: Ihrer Enkelin Laura erzählt die 82jährige Holda von ihren Erlebnissen als junge Frau in den frühen 50er Jahren. Als Kind aus der Eifel in die große Stadt Bonn gekommen findet sie eine Anstellung als Sekretärin im Innenministerium und privat ein winziges Zimmerchen zum Schlafen. Mit ihrer Kollegin Karin beobachtet sie Merkwürdiges und von Neugier getrieben geraten beide in Gefahr. Es wäre kein typischer Ingrid Noll Roman, wenn es nicht auch einem Mann an den Kragen geht.
Ein herrlicher Satz: "Wir schwiegen eine Weile und gruselten uns."
Ingrid Noll selbst beschreibt ihr Buch so treffend wie es besser nicht sein kann: "Kein üblicher Agentenroman, vielmehr eine Zeitreise und eine Geschichte über das Lebensgefühl junger Frauen in den fünfziger Jahren."
Meisterlich wie die Autorin regionale Begriffe, Arbeitsleben, Musik, Essen, Kleidung, Ausdrucksweise sowie Lebensart und gesellschaftlichen Regeln der Nachkriegsjahre mit einer spannenden Geschichte verknüpft. Ein unterhaltsamen Zeitgemälde! Danke, liebe Ingrid Noll, dass Sie schreiben! Bitte weiter so! Anja Kolberg
Autorin: Ingrid Noll
Titel: Halali
ISBN: 978-3-257-06996-9
Verlag:
Diogenes
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Buch: Schmöker
Herzgold - Zeit bei meiner Familie
Ich möchte von vielen schönen Tagen berichten, die ich bei meiner Familie verbringen konnte. Nicht oft öffnen sich solche Zeitfenster, wo wir an den Ort und zu den Menschen zurück kehren können, wo wir Kind waren. Glücklich und unbeschwert.
Zwei Teile sind daraus geworden:
- Herzgold - Zeit bei meiner Familie (dieser hier)
- Der schöne Garten & Naschen aus dem Landhausgarten
Onkel und Tante nahmen eine Auszeit an der See. So war ich mit meiner anderen Tante in der Zeit bei meiner Oma. Sie ist 92 Jahre und wer meinen Blog schon gelesen hat, weiß wie wichtig sie mir ist. Ein wenig besorgt war ich vorher wegen der Pflege, die meine Großmutter inzwischen braucht, ob ich das wirklich schaffe, auch wenn ich nicht alleine war. Vor vier Jahren, als ich das letzte Mal bei ihr in Ferien war, ging es ihr noch richtig gut. Ich habe zwar gekocht, aber sie hat die Wäsche noch gemacht und war noch munter zu Fuß unterwegs. War ich früher diejenige, der sie eine Wärmflasche gemacht hat, wenn ich Bauchweh hatte, so habe ich das jetzt für sie gemacht.
Die 14 Tage bei meiner Großmutter sind im nu verflogen. Mit säckeweise Herzgold bin ich zurück gekommen. Unbezahlbar waren die gemeinsamen Stunden. Die Pflege meiner 92jährigen Oma fiel mir leichter als gedacht. Ein schönes Gefühl, gebraucht zu werden. Wir waren ein tolles Team: Oma, meine Tante, unser Nachtwächter ;o) (Mann von meiner Tante) sowie zehn Hühner und ein Hahn. Wir haben uns gegenseitig gut getan.
Als Abendvertreib - Oma kann kein Fernsehen mehr gucken - habe ich 62 Fotoalben durchstöbert. Ich bin dabei auf Bilder gestoßen, die ich auch im Rahmen meiner Recherche für die Familienchronik noch nicht gesehen hatte - unter ihnen auch wunderschöne schwarz-weiße Fotographien wie diese drei:
- Vermutlich zur Zeit der vorletzten Jahrhundertwende - ein Pferd mit Planwagen steht vor einem verschieferten zweistöckigen Bauernhaus. Daneben einige Männer in Arbeitskleidung, ein weiteres Pferd wird von einem Mann gehalten. Links im Bild zwei Frauen in langen schwarzen Kleidern mit langer weißer bzw. schwarzer gestärkter Schürze, zwischen ihnen ein Kleinkind.
- Auf dem frisch abgeernteten Getreidefeld eine Brotzeit: Männer und Frauen in Arbeitskleidung sitzen auf einem Pferdewagen und davor auf dem Boden. Ein Mann steht in der Mitte des Bildes mit Pfeife im Mund, die Hand in die Hüfte gestemmt. Neben ihm liegt ein Mann auf mit Stroh bedeckten Boden, vor ihm eine große weiße Emaillekaffeekanne und ein Korb mit Essen. Im Hintergrund Wiesen, Hügel, Obstbäume, Wald.
- Ein Liefer-Lkw mit Aufschrift "Butter Eier Import" steht ca. 1920 vor dem Fachwerkhaus, in dem mein Großvater aufgewachsen ist. Junge Männer und Frauen posieren um das Gefährt., sitzen auf dem Führerhaus, den Radständen und stehen daneben.
Alle drei Zeitdokumente sind so toll, ich würde sie mir glatt vergrößern und aufhängen. Immer leichter fällt es mir, die Kleinigkeiten auf den Fotos wahrzunehmen, das damalige Leben zu lesen. Was für ein spannendes "Stöbern in der Vergangenheit" wie Oma es so treffend benannte. Wann ergibt sich schon mal die Gelegenheit, so viele Alben in Ruhe durchzuschauen? Meine Großmutter kannte die meisten Fotos und obwohl sie nicht mehr gut sehen kann, konnte sie mir meist sagen, wer darauf zu sehen ist.
Was kann ich noch aus dem Füllhorn der Erlebnisse berichten? Ich fand ein altes Liederbuch, brachte es mit runter ins Wohnzimmer. Früher wurde viel in ihrer Familie gesungen, wenn sie abends zusammen saßen, erzählt meine Oma immer wieder. Ich las vor, welche Titel ich fand und Oma sagte fast jedes Mal: "Das kennen wir doch" und stimmte das Lied an. Die meisten Texte kannte sie noch und es war beeindruckend, wie sie die Melodie hält. Weder meine Tante noch ich konnten mithalten. Dieser Gesangsabend hat meiner Oma besonders gut gefallen.
Mehrmals hat sie das Schlaflied "Wer hat die schönsten Schäfchen" gesungen und - was mich ganz besonders freut - ich habe es auf Video aufgenommen. Oma hatten wir vom Rollstuhl in einen großen Ohrensessel umgesetzt, sie trägt ihr weißes Haar in einer ganz kurzen frechen Frisur, weil die Dauerwelle im dünnen Haar nicht mehr hält. Über ihre Beine hatten wir eine dunkelblaue Decke gelegt und über den lilafarbenen Pullover trägt sie wie immer eine wärmende, graue selbstgestrickte Stola.
Sie saß da wie die perfekte Märchenoma und ich war ganz beglückt, dann auch noch das Video mit dem Schlaflied aufnehmen zu können. Sie hat es extra nochmal in die Kamera gesungen, damit ich es meinen Cousinen und Cousins, ihren Urenkeln und meinen Tanten schicken kann. So haben wir alle eine wundervolle Erinnerung. Ich habe beim Filmen ganz still da gesessen, mir sind die Tränen die Wangen herunter gelaufen, so liebevoll und goldig war das. Ebenfalls aufgenommen habe ich ihr endlich Abendgebet, das sie immer für die Enkel betet. Bisher hatte ich es nur in Bruchstücken gehört und war nie schnell genug mit dem Video.
Können Sie nachempfinden, warum ich mich so reich beschenkt fühle? Bei Oma kann ich einfach sein. Ich bin - obwohl ich in die Rolle der Helfenden rutschte und 47 Jahre alt - einfach Enkelin und fühle mich grenzenlos wohl. Welche ein Geschenk! Ich bin dem Himmel so dankbar, dass ich diese Zeit mit ihr und auch meiner Tante erleben durfte. Ich könnte noch stundenlang weiter schreiben. So viel gibt es zu erzählen. Im Kalenderentwurf für 2019, den ich nächsten Sommer machen werde, ist sicherlich ein Bild aus dem wundervollen Garten dabei. Seufz. So schön!
Wie das Kalenderblatt von September 2017 stimmt: "Herausforderungen machen mich stärker." Ich fühle mich jetzt sicherer, neuen Herausforderungen zu begegnen. Ich habe das Gefühl, ich kann Dinge leisten, die ich mir vorher nicht zutraute. Das alles noch als Zugabe. Was für ein Glücksfall!
Ich freue mich nun auf den am ersten Oktober beginnenden Verkauf der Kalender in meinem Webshop. Auf die neuen Titel können Sie sich schon freuen. Sie heißen: "Seelenglück" und "Auf dem Weg zu mir selbst." Wer die Kalender vorher kaufen möchte, findet sie schon bei Amazon. Einfach "Kalender Anja Kolberg 2018" eingeben und sie werden aufgerufen. Hier der zweite Artikel:
Herzliche Grüße von einer glücklichen
Anja Kolberg
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Der schöne Garten & Naschen aus dem Landhausgarten
Während meines Aufenthaltes bei meiner Familie habe ich auch die Zeit im wunderschönen Garten genossen. Seit den 50er Jahren, als meine Urgroßeltern ihn anlegten, ist er stetig gewachsen und hat sich verändert. Als mein Onkel und meine Tante das Haus von meinen Großeltern übernahmen haben die beiden weiter daran gearbeitet und daraus ein Schmuckstück gemacht, wo die Seele staunt und atmet. Ich sehe und spüre, dass sie Freude an der Arbeit im Garten haben. Der Gemüsegarten ist heute noch an der gleichen Stelle wie vor über 60 Jahren.
Für mich ist es ein besonderer Ort. Die Geräusche, die Düfte, die Stimmung, alles ist mir aus meiner Kindheit vertraut. Ich fühle mich dort wohl und kann einfach sein. Ein großes Glück.
Im ersten Artikel Herzgold - Zeit bei meiner Familie fanden Sie ja schon einige Blüten aus dem Garten - hier einige weitere Impressionen und vom Raum drumherum:
An den Garten grenzen viele Wiesen mit einigen Pferden. Weiteroberhalb beginnt der Wald.
Nebenan auf der Weide steht ein alter Apfelbaum.
Überall stehen Stauden, wie dieser Sonnenhut oben am Hühnerpirk.
Clematis rankt mit wildem Wein an einem Bogen empor.
Diese Aster hält sich gut und lange in der Vase und säht sich selbst aus. Ich habe Samen mit nach Hause genommen.
Am Himmel waren immer wieder Greifvögel zu sehen und vor allen Dingen zu hören. Ein toller Klang. So viel Himmel sehe ich in Köln selten. Die Vögel bei ihrem Flug zu beobachten, war toll.
Morgens lies ich die Hühner raus, gab ihnen Wasser und tagsüber manchmal Leckereien, auf die sie unruhig warteten. Sie machen so beruhigende Geräusche. Abends lies ich sie wieder in den Stall bzw. waren sie schon drinnen. Es gab Futter und frisches Wasser und ich sammelte die Eier ein.
Toll, die unterschiedlichen Farben. Beliebtes Spiel am Abend: Eierbingo. Wer errät wieviel Eier die Hühner gelegt haben. :-)
Drei Teiche hat mein Onkel in all den Jahrzehnten angelegt. In einem blühte diese herrliche Seerose.
Jede Morgen machte ich eine Kanne Tee - mit Quellwasser aus dem Wald und frischer Pfefferminze aus dem Garten. Auf der Wiese war frischer Breitwegerich, den ich so gegessen habe. Der schmeckt unglaublich gut.
Überhaupt lässt es sich wunderbar naschen aus dem Landhausgarten:
Ein großer Gemüsegarten verwöhnte unseren Magen. Hier Pflücksalat und Schnittlauch.
Frischer Mangold. Lecker! Daraus habe ich dieses Gericht gemacht:
Mangold in der Pfanne geschmort mit einer Tomate, Rosinen und gerösteten Mandelkernen. Dazu Reis.
Jeden Morgen naschte ich die frisch erblühten Kapuzinerkresse-Blüten. Süß, scharf, würzig.
Rote Beete. Die Blätter eignen sich - zusammen mit Banane bestens für einen grünen Smoothie. Allerdings wird der dann aufgrund der Mischung von rot und grün...
... braun wie Cappucchino. Oma und Tante probierten auch mal mutig davon. :-)
Aus der Knolle und Apfel entsteht ein köstlicher und gesunder Salat:
Soße: Olivenöl, Pfeffer, Salz, Zitrone, Agavensirup.
Leibspeise in den letzten Wochen: In der Pfanne kurz geschmortes Gemüse. Hier Paprika, Tomate, Zucchini, Zwiebel und Möhre. Am liebsten mag ich Zucchini, Tomate und Banane. Lecker!
Ein Teil vom Kräuterbeet. Der Löwenzahn ganz unten ist ein prima Nährstofflieferant und wegen seiner Bitterstoffe besonders gesund. Auch er kam in den Smoothie:
Hier habe ich Melone als Obst dazu genommen. Lecker!
Ganz schön grün und gesund und lecker!
In einem Heft fanden wir ein Rezept von Möhrenpesto. So frisches und tolles Grün wie im Garten werde ich in Köln nicht bekommen. Also ausprobiert.
Sieht toll aus, oder? Möhrengrün wurde mit gerösteten Mandeln, Öl, Pfeffer und Salz püriert.
Das waren einige Eindrücke von meiner wundervollen Zeit mit Oma, Tante, Onkel, Hühnern und Garten auf dem Land. Ich bin so dankbar und glücklich, dass ich diese Zeit erleben konnte. Für nix in der Welt ist sie aufzuwiegen. Das war meine Sternschnuppe in diesem Jahr.
Hier der anderen Teie: Herzgold - Zeit bei meiner Familie
Mehr Land- und Gartenberichte gibt es in der Rubrik Blog - Garten & Natur
Viel Freude beim Stöbern
Ihre Anja Kolberg
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Einfach weiter gehen - den Sommer überstehen
Im Frühling war ich unsicher, ob ich es schaffen würde in den heißen Sommermonaten weiter möglichst täglich walken zu gehen. Das Problem: Wenn es zu warm ist, schmerzen meine Beine. Sie werden schwer und schwellen an. Dann habe ich überhaupt keine Lust, zu gehen. Bislang war ich mittags um den See gegangen, immer dann wenn ich gerade eine Pause von der Arbeit brauchte und Erholung vom Sitzen am Schreibtisch. Und mittags im Sommer ist es nunmal besonders warm ...
Hier in Köln fühlt es sich die letzten Tage nach Frühherbst an, die Gänse am Weiher üben den Formationsflug gen Süden, der erste für mich typische herbstliche Morgentau benetzte die Wiese. Die noch kommenden heißen Tage sind also gezählt. Und wissen Sie was? Ich habs wahrhaftig geschafft und eine Lösung gefunden, im Sommer das Walken nicht aufzuhören. Das war nämlich meine Befürchtung: Wenn ich meinen Rhythmus unterbreche, wird die Hürde wieder anzufangen zu hoch und ich höre auf, meinem Körper durch die Walkingrunde Gutes zu tun.
Wie ich das geschafft habe, trotz Hitze weiter zu gehen? Ich bin morgens früh gegangen. Erst mit dem Hund eine Runde Gassi gegangen. (Ich nehme sie nicht mit zum Walken, weil sie die weite Strecke mit 14 Jahren nicht mehr schaffen würde und ich durch ihr intensives Schnüffeln, das eine gefühlte Ewigkeit dauern kann, auch null Spaß dran hätte.) Dann raus an den Weiher. Die Morgensonne ist selbst das große Stück ohne Schatten um sechs oder sieben Uhr noch erträglich und angenehm. Die waldigen Abschnitte eine herrliche Abkühlung. Ich bin so stolz auf mich, dass ich durchgehalten habe und eine Lösung entwickelt, die für mich praktikabel ist.
So viel Schönes und Interessantes erlebe ich jeden Tag, wenn ich draußen in der Natur bin: Kleine flauschige Küken von Gänsen und Enten betrachten. Kleine Gänschen die versuchen wie die Großen Grasshalmspitzen zu naschen und dabei in die Höhe hüpfen...
Schnecken mit unglaublich interessanten Gehäusen beim Kreuzen des Weges beobachten. Hunde beobachten - da geht mir das Herz auf - und mich kurz mit ihren zweibeinigen Begleitern austauschen, wenn es passt. Den Ruf des Greifvogels über den Bäumen hören. Anderen ein Kompliment für ihr hübsches Outfit machen und so Freude bereiten oder die gleichen Gesichter sehen und grüßen. Die Wolken am Himmel und die Schattenspiele der Sonne auf dem Weg beobachten:
Die Schwäne auf dem See zählen. Bei 50 habe ich aufgehört:
Walking bei Sommerregen geht auch. Er tut nicht weh, ich bin abwaschbar und es macht echt Spaß, dann draußen zu sein. Beim letzten Mal bin ich bis auf die Unterhose nass geworden. Ich sage Ihnen: Ich fühlte mich wie eine Abenteuerin. :-)
Und zu naschen gibt es auch einiges. Warum Superfoods und künstliche Nahrungsergängzungmittel übers Internet bestellen, wenn ich das natürlichste, frischste und beste direkt am Wegesrand pflücken und direkt verspeisen kann? Gerade habe ich schwarze Holunderbeeren direkt vom Baum probiert. (Holunderbeeren können zu Erbrechen, Magen-Darmbeschwerden führen. Deswegen vor dem Verzehr kochen, wenn viele gegessen werden. Mehr hier.) In den letzten Wochen habe ich zum Beispiel die Fruchtstände vom Spitzwegerich probiert, Kleeblüten, die intensiven Blüten der Schafsgarbe, mich an Brennesseln gepiekst und mich nicht davon abbringen lassen, deren Spitzen und Samen weiter zu pflücken und zu essen.
Besser kann es doch nicht sein, als meinen Körper mit Wildkräutern zu versorgen! Natürlich schaue ich, dass die mir bekannten Pflanzen weit ab der Straße stehen, in einer Höhe sind, wo sie nicht von Hunden angepinkelt worden sind oder dass keine Tiere mehr drauf rumkriechen. Der Geschmack der Wildkräuter ist oft sehr intensiv. Bitter vor allen Dingen - und gesund.
Mir fällt auf, wie viel mehr ich Düfte wahrnehme. Das hat nicht immer was positives. So ist es zum Teil eine echte Herausforderung weiter zu atmen, wenn an mir jemand vorbei joggt, der von einer riesigen Parfüm- oder Deowolke umgeben ist. Gut, dass das auf die meisten Menschen nicht zu trifft. Ebenso lässt sich der Zigarettenqualm noch wahrnehmen, selbst wenn kein Raucher mehr zu sehen ist, der ihn hinterlassen hat. Dafür freut sich meine Nase über den Duft der Blüten, an denen ich schnuppere.
Zum Beispiel die große Gruppe von "Großem Heinrich" der am Wegesrand unzählige Bienen, Hummeln und Schmetterlinge anzog.
Meinen Beinen geht es immer besser. Deswegen habe ich ja mit dem Walken nach gefühlten 16 Jahren wieder angefangen. Sie schmerzen weniger und das ist ein ganz großes Glück. Zudem habe ich auch gut abgenommen. Dazu werde ich in einem anderen Beitrag berichten.
In diesem Sinne: Bis bald!
Ihre Anja Kolberg
P.S.: Hier berichte ich über meine anderen Walkingerfahrungen und warum ich damit angefangen habe: Blog - Körper & Schmerzen. Einfach runterscrollen, sind von aktuell nach älter sortiert.
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Das Arbeitsleben ist bunt
Gerade sprach ich mit einer Supportmitarbeiterin. Zum Schluss fragte sie, ob sie noch etwas für mich tun kann. Ich sagte: "Ja, bitte das Wetter in Köln ändern. Heute regnet es ununterbrochen." "Oh, damit kann ich ihnen nicht dienen, hier in Irland regnet es auch den ganzen Tag." Ein wunderbares Gespräch über Irland entwickelte sich. Diese Frau aus Deutschland lebt und arbeitet seit sieben Jahren auf der Insel. Ist das nicht ein Traum? Ich wollte schon lange so gerne mal dorthin, wenn ich an die grüne Natur denke, geht mir das Herz auf. Sie gab mir Tipps für einen grünen Urlaub, einfach klasse.
Ist es nicht toll wie bunt die Arbeitswelt heutzutage ist?
Vor einiger Zeit hatte ich zufällig Kontakt mit einer ehemaligen Klientin. Ich rief eine Servicetelefonnummer an, schilderte mein Anliegen und auf einmal fragte mich die nette Dame am Telefon "Haben Sie Frauencoaching gemacht? Ich glaube ich kenne Sie." Ich war verdutzt, fragte nach dem Namen und zack erinnerte ich mich an meine Klientin. Wie toll war dieser Zufall!! Sie lebt und arbeitet heute auf Mallorca. Es war wie ein Sechser im Lotto, dass ich sie am Telefon hatte. Einmal weil sie eigentlich Pause gehabt hätte und zum anderen, weil in einem Callcenter ja nicht nur eine Person arbeitet, also an genau sie zu kommen, war wirklich etwas besonderes. Nach den vielen Jahren treffen wir uns so wieder! Ein besonderer Glücksmoment für uns beide, wir haben uns so gefreut.
Auch sie ist ein Beispiel dafür, dass Arbeiten heutzutage nicht mehr nur in Deutschland im "Nine-to-five-Job" (also täglichen Job von morgens neun bis abends fünf) möglich ist. Unsere Arbeitswelt ist viel bunter und vielseitiger geworden. Arbeiten statt im Büro in Stadt xy ist heute von zu Hause ("Homeoffice") aus möglich. Auch arbeiten im Ausland aus - zum Beispiel als "Freelancer" (wenn man zum Beispiel eine Dienstleistung anbietet wie Webseitengestaltung, was alles übers Internet abgewickelt werden kann) oder als Mitarbeiter eines deutschsprachigen Callcenters ist keine Seltenheit mehr. Das nur ein Bruchteil der beruflichen Lösungen, die heute möglich sind.
Viele Türen stehen uns heute offen, anders zu arbeiten, so wie es zu unseren Wünschen passt. Und das finde ich wunderbar. Ich spüre, wie sich mein Herz weit öffnet und die Flügel ausstreckt, Energie und Freude an diesen Möglichkeiten tankt!
Ich fände es wunderbar, eine zeitlang im Ausland zu leben und zu arbeiten. Das könnten einige Monate sein oder auch ein Jahr. Was mich daran reizt? Vor allen Dingen die Natur. Ich liebe die Urlaubszeit in Dänemark. Die Nähe zur Nordsee, Stürme, die am Himmel vorbei segelnden Möven, die salzige Luft, die Stille und Einsamkeit sind genau mein Ding. Die Vorstellung, dort länger als drei Wochen Urlaub zu sein und frei zu arbeiten, erfüllt mich mit Glück. Also zu schreiben oder Menschen übers Internet zu coachen, zu begleiten.
Spannend fände ich auch, eine längere Zeit in England zu leben, um besser Englisch sprechen und verstehen zu können. Warum? Weil ich spüre, dass ich hier eine Grenze habe, die mir den direkten und leichten Zugang zu viel Wissen blockiert. Zum Beispiel auf englischen Webseiten recherchieren, englische Fachliteratur zu lesen (ohne direkt abzubrechen, weil ich es so anstrengend finde) oder auch Videos, Vorträge usw. anzuschauen oder gar an Workshops auf Englisch teilzunehmen, ohne auf eine Übersetzung angewiesen zu sein. Die Ursprache ist eben immer noch etwas anderes als die deutsche Übersetzung.
Ich spreche und verstehe nicht so gut Englisch wie ich möchte. Ist einfach so. Ich hatte Schulenglisch, war glaube ich eine zwei, bis zur zehnten Klasse und dann im Abendstudium zur Betriebswirtin zwei Stunden pro Woche Fachenglisch. Auch wenn ich da eine eins hatte, sagt das nix über meine praktische Erfahrung aus. Beruflich habe ich kein Englisch gebraucht und wenn, dann war ich eher gehemmt, als frei fließend zu sprechen. Und das hätte ich gerne anders. Ich glaube, dafür wäre es gut, eine zeitlang in England zu leben und im Idealfall dort stark in Kontakt mit Menschen zu sein, um die Sprache zu üben und meine Hemmungen zu verlieren. Das wäre eine große Bereicherung für mich.
Soviel zu meinen Träumen. Sie mir bewusst zu machen und auszusprechen ist ein wichtiger Schritt.
Einen beschwingten Tag aus Köln
Anja Kolberg
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Berufl. Orientierung
Hineingepresst & ausgebrochen
Hineingepresst in eine Form,
damit wir passen.
Hineingepresst in
eine Form
ohne das Leben ganz zu atmen.
Hineingepresst,
um zu
Funktionieren.
Hineingepresst in eine Form,
damit ihr uns
aushalten könnt.
Hineingepresst.
Wo ist mein Atem
Wo ist mein Leben
Wo ist mein
Ich
Hineingepresst in eure Form
nicht meine
Dringeblieben.
Nicht ausgebrochen.
Um dazu zu gehören.
Gemocht
zu werden.
Unglücklich.
Unzufrieden.
Zeit die Form zu verlassen
Euch zu konfrontieren
mit meinem Ich
Euch
zuzumuten,
mich auszuhalten
Und wenn nicht ihr,
dann andere die
passen
zu meinem ganzen Ich.
Ich bin bereit für
eure Reaktionen
und auch die Freiheit
auszuhalten.
Bleib
halt still
sei ruhig
sei brav
hör auf
zu
sein
wie du bist
Du bist zuviel
zuviel für mich
mehr als ich aushalten kann
Mehr
als die Regeln geben
Geh in die Form
sei schön brav
dann muss ich auch nicht
raus
aus meiner
Ich will nicht mehr
Teil dieser Form
noch irgend einer anderen sein
Mich
zwängen
Mich zwingen
was ich nie war
was ich nicht bin
will
leben
atmen
fließen
sein
raus mit meinen Gefühlen
raus
mit meinen Gedanken
endlich ich
ganz und gar ich
Es ist Zeit
raus aus der Form
raus aus der Strenge
raus aus dem alten Leben
Wagen
zu leben
Wagen
zu sein
Ganz und gar ich
Rücksichtlos
Ich
Frei sein
ich selbst sein
ganz und gar
mich selbst leben
mich
selbst lieben
Keine Fragen
Antworten.
Keine Zweifel
Sicherheit.
Keine Angst
Wut
Energie Bewegung.
Ich
ganz ich
ohne Zweifel
Vertrauen.
Nicht zu viel für dich
nicht zu viel für mich
genau
richtig!
Keine Kontrolle.
Ich.
Für das wilde Kind in uns allen. Raus aus der Form. Rein in die
Freiheit.
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Thema: Blog - 2017, 2. Halbjahr, Blog - Inneres Kind
So sein wie ich bin.
Am liebsten hätte ich Gewissheit, wie mein Leben weiter verläuft. Sicherheit, für jede Situation mit einer perfekten Lösung gewappnet zu sein. Doch leider funktioniert das Leben nicht so. Zumindest meines nicht. Keine Kontrolle.
Die einzige Kontrolle, die ich habe, ist die über mich selbst. Für mein Wohlbefinden zu sorgen, so gut ich es kann. Auch das klappt nicht immer, meine Gedanken und meine Phantasie - was alles passieren könnte - gehen gerne mit mir durch - nicht in die positive Richtung. Dann wünsche ich mir die coole Gelassenheit derjenigen, die sich keine Gedanken machen.
Ich verarbeitete vor einiger Zeit ein Problem, das mich sehr beschäftigte, erzählte meinem Mann davon. Er guckte mich mit großen Augen an und meinte nur: 'Da denke ich schon lange nicht mehr drüber nach. Das habe ich längst abgehakt. Wenn du jetzt nicht mehr davon angefangen hättest, hätte ich nicht mehr dran gedacht.' Na prima! So einfach hätte ich es auch gerne. Mein Kopf funktioniert aber nicht so. Und damit muss ich wohl klar kommen, wohl auch weil das Problem mich mehr betraf als meinen Partner.
Mich akzeptieren - so wie ich bin. Mit all dem Grübeln, Reflektieren. Das hat ja auch sein Gutes, nämlich eine Tiefsinnigkeit, zu der mich meine Nachdenklichkeit führt. Eigentlich ist das spannend, gar nichts schlimmes dran zu finden, wenn ich es nicht als solches bewerte.
Ich kann nicht erwarten, dass andere Verständnis dafür haben, wie ich ticke. Dass andere sich meine Gedanken machen. Dass andere so funktionieren, wie ich das gerne hätte. Aber ich kann das tun. Verständnis für mich haben. Mich mit meinen Sorgen beschäftigen, mir gute Gedanken machen. Für mich da sein.
Ich bin für mein Wohlbefinden verantwortlich. Wenn ich liebevoll mit mir umgehe, tun das andere auch bzw. ich bin davon nicht mehr abhängig.
Wenn ich nicht mehr die Kontrolle über alles haben will, mir verzeihe schwach zu sein, Fehler zu machen, Ängste und Sorgen haben zu dürfen, können andere auch lockerer werden. Loslassen.
Einem anderen ganz nahe sein. Wagen, geliebt zu werden. Zulassen, dass jemand mein wahres Ich sieht mit all meiner Verletzlichkeit. Ohne Sicherheit, ob der andere mich liebt wie ich bin oder mein wahres Ich ablehnt.
Ich kann mich verstellen, in der Hoffnung, dem anderen dann zu gefallen. Aber will ich so leben? Nein, will ich nicht. Ich will geliebt werden, so wie ich bin. Das erfordert Mut. Mut, mich so zu zeigen, wie ich wirklich bin. Offenheit, geliebt zu werden, so wie der andere es kann, nicht so wie ich es möchte.
Vor allen Dingen braucht es die Liebe von mir selbst zu mir - gleich wie ich bin.
Anja Kolberg
P.S. Diesen Text schrieb ich im November 2015. Heute fand ich ihn wieder. Ich hätte ihn gestern geschrieben haben können. Hier jetzt auch für Sie. Vielleicht finden Sie sich selbst darin wieder.
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